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Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 26, 2. Juli 1999
V E R S I C H E R U N G E N
D
ie Altersvorsorge rückt mehr und mehr ins Zen- trum des öffentlichen Interesses. Von den 18- bis 29jährigen Deutschen be- schäftigt sich schon jeder zwei- te mit der Einkommenssiche- rung im Alter. Mehr als 40 Pro- zent haben bereits entspre- chende Maßnahmen für das Alter getroffen. Ein Haupt- grund ist, daß das gesetzliche Rentensystem unter Druck steht und seine Finanzierung immer schwieriger wird. Heu- te glauben nur noch 15 Pro- zent der Bevölkerung, daß die gesetzliche Rente ihnen zum Zeitpunkt ihres Ruhestandes einen ausreichenden Lebens- unterhalt garantieren wird.1998 gaben die Deutschen deshalb vier Prozent mehr als im Vorjahr für ihre private Altersversorgung, für die Ab- sicherung bei Berufsunfähig- keit oder für den Hinterblie- benenschutz aus – trotz eines schwierigen Umfelds. Denn auch das vergangene Jahr war geprägt von hoher Ar- beitslosigkeit und stagnieren- den Arbeitseinkommen. Da- her war der Spielraum zur Ei- genvorsorge für viele Bun- desbürger eher begrenzt.
Auf der anderen Seite je- doch ist die Vorsorgebereit- schaft der Bürger recht hoch.
Die private Rente – ob gegen Einmalbetrag oder laufende Beträge – erweist sich immer stärker als das Vorsorgepro- dukt der Zukunft. „Die starke Zunahme der Abschlüsse ge- gen Einmalbetrag markiert ei- ne wichtige Strukturverände- rung im Geschäft der deut- schen Lebensversicherer“, sagt Dr. Gerhard Rupprecht, Allianz-Leben-Chef und Prä- sidiumsmitglied im Gesamt- verband der Deutschen Ver- sicherungswirtschaft. Gegen Einmalbetrag werden nach seiner Darstellung in Deutsch- land zum ganz überwiegenden
Teil Verträge mit sofortiger Rentenzahlung abgeschlos- sen. Diese Policen bieten dem Kunden folgendes Leistungs- paket: Zum einen schützen sie ihn vor dem Kapitalmarktrisi- ko; seine monatliche Rente ist weitgehend unabhängig vom Auf und Ab der Börsen. Zum anderen schützen sie ihn auch vor dem Risiko eines vorzeiti- gen Kapitalverzehrs, denn die Privatrente wird – anders als etwa die Raten aus einem Ent- nahmeplan einer Bank oder Fondsgesellschaft – garantiert ein Leben lang gezahlt. Ange- sichts der steigenden Lebens- erwartung und der wachsen- den Zahl von Singles tritt gera- de der letzte Aspekt immer mehr in den Vordergrund.
Neben der privaten Ren- tenversicherung war 1998 auch die Berufsunfähigkeits- versicherung wieder beson- ders gefragt. Mehr als dop- pelt so viele Verträge wie 1997 konnten abgeschlossen werden. Noch besser als die selbständige Berufsunfähig- keitsversicherung schnitt die Zusatzversicherung gegen Be- rufsunfähigkeit ab. Zur Zeit sind 11,5 Millionen Lebens- versicherungsverträge mit die- sem Schutz versehen.
Eine wichtige Rolle spielen die Lebensversicherer in der betrieblichen Altersversor- gung. Ende letzten Jahres gab es 5,4 Millionen Direktversi- cherungen. Die Direktversi- cherung wird vor allen Dingen im Bereich der kleinen und mittleren Betriebe (Hand- werk und kleinere gewerbli- che Betriebe) abgeschlossen.
Nach Ansicht der Lebens- versicherer ist für dieses Jahr kein konjunktureller Schub zu erwarten. Dennoch geben ihnen die Zahlen des ersten Quartals Grund zur Freude:
Die Beitragseinnahmen stie- gen bei laufender Beitrags- zahlung um knapp neun Pro- zent, bei den Einmalbeträgen um satte 43 Prozent. Man rechnet damit, daß der Ge- samteinnahmenzuwachs fünf Prozent (im Vorjahr vier Pro- zent) betragen wird. rco
Online-Tips kosten Geld
In Heft 21/1999 berichte- te das Deutsche Ärzteblatt, daß man sich unter „www.
aspect-online.de“ eine Über- sicht über preisgünstige Au- toversicherungen verschaffen könne, und zwar unentgelt- lich. So stand es in der Pres- semitteilung. Ein Leser be- richtete jedoch, er habe 20 DM für den Service zahlen müssen.
Eine Nachfrage ergab nun: Wer den Dienstleister
aspect-online anklickt und das Angebot nutzen will, kann dies nur unentgeltlich tun, wenn er seine Adresse speichern läßt. Möchte er dies nicht, so muß er 20 DM für die Auskunft bezahlen. Ein Spre- cher von aspect-online erklär- te gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt: „95 Prozent aller Kunden lassen sich bei uns re- gistrieren. Wir garantieren, daß sie keinen Versicherungs- außendienst ins Haus ge- schickt bekommen.“ rco
Rente auch für drei Monate
Auch wenn eine Mutter ihren blinden Sohn, der in ei- nem Blindeninternat lebt, im Laufe eines Jahres lediglich drei Monate lang zu Hause betreut, steht ihr dennoch neben dem Pflegegeld der Pflegekasse für diese Zeit auch die Zahlung von Ren- tenversicherungsbeiträgen zu.
Es ist dafür nicht erforder- lich, „zwei Monate am Stück“
zu pflegen. (Landessozialge- richt Bremen, Az.: S 25 P
17/97) WB
Klausel erweitert
Das Problem „Haarwild“
spielt bei der Autoversiche- rung eine besondere Rolle.
Die Allianz und die Vereinte Versicherung erweitern bei neu abgeschlossenen Teil- kasko-Versicherungen die Wildschadenklausel auf Pfer- de, Rinder, Schafe und Zie- gen. Bisher war ein Schaden- ersatz in der Auto-Teil- und damit auch in der Vollkasko- Versicherung auf die Folgen eines Zusammenstoßes des versicherten Fahrzeugs mit Haarwild nach dem Bundes- jagdgesetz beschränkt. In der Vollkasko-Versicherung gibt es zudem neuerdings bei Schäden in den ersten sechs Monaten nach Erstzulassung des Autos bei Diebstahl oder Totalschaden eine Neupreis- entschädigung. rco
Lebensversicherung
Zufrieden trotz
schwierigem Umfeld
Volle Höhe
wird nicht garantiert
Die Stiftung Warentest hat im Finanztest-Sonderheft
„Versicherungen“ darauf hingewiesen, daß manche Kun- den, die eine private Rentenversicherung abgeschlossen haben, eine falsche Vorstellung von den Leistungen haben.
Sie meinen, die Zahlung aus der privaten Rentenversiche- rung sei in voller Höhe sicher. Stiftung Warentest weist je- doch darauf hin, daß das nicht stimmt: „Alle Unternehmen garantieren nur einen Teil der Rentenzahlung, die sie den Kunden in Aussicht stellen.“ Als Gründe werden genannt, daß auch im Fall privater Rentenversicherungen die stei- gende Lebenserwartung zu Buche schlage. Außerdem hän- ge die Höhe des nicht garantierten Rententeils davon ab, wie erfolgreich ein Unternehmen wirtschafte. Rie