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Archiv "Integrierte Versorgung: Selbstläufer braucht Zeit" (03.06.2005)

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er Medizinische Dienst der Kran- kenkassen beabsichtigt, sich an der gesundheitspolitischen Dis- kussion zur Integrierten Versorgung zu beteiligen. Im Rahmen der Jahresta- gung der MDK-Gemeinschaft stellte sich Ende Januar ihre sozialmedizini- sche Expertengruppe „Versorgungs- strukturen“ (SEG-3) mit dem Thema

„Perspektiven integrierter Ver- sorgung“ vor. Der eher positiv gefärbte Tenor der Diskussion war, dass durch das In-Kraft- Treten des GKV-Modernisie- rungsgesetzes (GMG) mit dem

§ 140 ff. ein größerer Gestal- tungsspielraum für die Vertrags- partner entsteht. Die Anschubfinan- zierung, die der Gesetzgeber durch Ab- zug von Gesamtvergütungs- und Kran- kenhausbudgetanteilen von maximal einem Prozent eingeführt hat, soll dazu beitragen, entsprechende Modelle zu entwickeln und zu etablieren. Medizi- nische Versorgungszentren (MVZ) wer- den die Versorgungslandschaft im am- bulanten Sektor nachhaltig ändern, zum Beispiel durch die Öffnung der Krankenhäuser für die ambulante Ver- sorgung. Das MVZ wird als ein „Modell der Zukunft“ bezeichnet.

Klinische Behandlungspfade

Die Erstellung von Behandlungs- pfaden für die Integrierte Versorgung, die wesentliche Elemente des Qua- litätsmanagements und der evidenzba- sierten Medizin beinhalten, wird als un- erlässlich angesehen. Klinische Pfade stellen Potenziale zur Ergebnisverbes- serung dar, um Doppelleistungen zu vermeiden. Ein standardisiertes Vorge- hen sollte für jeden Vertragspartner bindend sein. Dieses Vorgehen kann nur dann dem Patienten gerecht wer-

den, wenn die individuellen Gegeben- heiten berücksichtigt werden.

Die Techniker Krankenkasse (TK) ist mit dem Aufbau eines integrierenden Modells für ihre Versicherten pragma- tisch vorgegangen. Die Motivation des Patienten zur Teilnahme an der Inte- grierten Versorgung wird als ein zentra- ler Erfolgsfaktor für die Weiterentwick-

lung neuer Versorgungsformen angese- hen. Der Patient muss überzeugt werden, sich von den ihm bekannten, konventio- nellen Versorgungsstrukturen zu lösen, um sich in innovative Versorgungspro- zesse zu begeben. Auch der Mehrwert und Nutzen der Integrierten Versorgung, insbesondere die Qualitätsverbesserung, muss für den Patienten eindeutig erkenn- bar sein. Eventuelle Ängste vor einer ra- tionierten Medizin müssen genommen werden. Das Vorgehen der TK bestand darin,die Angebote von Leistungserbrin- gern zu sichten. Allerdings gab es weni- ger konkrete und umsetzbare Angebote als erwartet. Viele Konzepte enthielten wenig neue Ansätze, waren lokal ausge- richtet, primär ökonomisch orientiert, und die Erfolgsmessung war unzurei- chend dargestellt. Nur diejenigen Kon- zepte der Leistungserbringer erhielten eine Chance, die nachweislich „viele“ Pa- tienten der TK „erfolgreich“ behandelt hatten. Die Umsetzung der Integrations- versorgung erfordert neue interne Lö- sungen für organisatorische Fragestel- lungen. So sind die Sachbearbeiter seit Monaten bis zu 80 Prozent ihrer Arbeits- zeit mit Aufgaben des logistischen Auf- baus beschäftigt, wie mit internen Pro-

zessen, Abrechnungen, Datenannahme, Qualitätssicherung.

Der Münchner Gesundheitsökonom Prof. Dr. rer. pol. Günter Neubauer setzt auf die Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs im Gesundheitswesen, das durch Definitions- und Qualitäts- transparenz von Leistungseinheiten und Leistungswettbewerb um Versicherte und Patienten verbessert werde. Dies seien die Instrumente, um die Wirt- schaftlichkeit zu verbessern. Das Ziel müsse der Qualitätswettbewerb der Kassen sein. Zur Lösung der Konflikte von „Qualität und Ausgaben“ werden sich immer häufiger Krankenversiche- rungen und Leistungserbringer zu In- teressensgemeinschaften zusammen- schließen, die mit anderen Interessens- gemeinschaften in Leistungswettbe- werb treten. Der alte Konflikt zwischen den Leistungserbrin- gern als Vertreter der Qualität und den Krankenkassen als Ver- treter der Ökonomie müsse in ei- nem produktiven Leistungswett- bewerb von Interessensgemein- schaften um Versicherte und Pa- tienten umgeleitet werden. Ob dies wirklich ein Weg sein kann, der sich durchsetzen wird, wird sich zeigen.

Resümee der Tagung: Der Aufbau der Integrierten Versorgung braucht Zeit. Im Jahr 2004 wurden erste Erfah- rungen der Integrierten Versorgung ge- sammelt. Im Laufe des Jahres 2005 ist mit einer dynamischen Entwicklung zu rechnen. Die Integrierte Versorgung wird nicht die Regelversorgung erset- zen, aber ergänzen können. Ihr späterer Anteil an der Regelbetreuung wird je- doch auf zehn Prozent eingeschätzt. Er wird möglicherweise steigen, unter- stützt durch die technische Vernetzung mittels der Patientenakte. Kooperation und Arbeitsteilung werden einen höhe- ren Stellenwert bekommen.

Die bis Ende 2006 befristete An- schubfinanzierung und Wettbewerbs- vorteile für die neuen Versorgungsfor- men sollen diese so attraktiv machen, dass sie nach einiger Zeit den Anspruch erheben können, neben der bisherigen Regelversorgung zu stehen. Erfolgrei- che Konzepte werden Vorbildcharakter haben und werden sich auch durch Etablierung von Nachahmer-Modellen durchsetzen. Dr. med. Annegret Schoeller P O L I T I K

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A1564 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 22⏐⏐3. Juni 2005

Integrierte Versorgung

Selbstläufer braucht Zeit

Der Medizinische Dienst (MDK) will einen Beitrag zur Diskussion über neue Versorgungsformen leisten.

Nur diejenigen Konzepte der Leistungserbringer erhielten eine Chance, die nachweislich „viele“

Patienten der Techniker Krankenkasse

„erfolgreich“ behandelt hatten.

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