\ PRÄVENTIONS-WOCHE '95
Eine Initiative der deutschen Ärzteschaft POLITIK
LEITARTIKEL
Arzt iche Präventionswoche '95
Eine Chance
für die gesamte Arzteschaft
In der kommenden Woche fällt der Startschuß zur ersten Ärztlichen Präventionswoche. Der zentralen Auftaktveran- staltung in Baden-Baden werden zahlreiche Aktionen in den Ländern folgen, initiiert von den Landesärztekammern und Kassenärztlichen Vereinigungen. Noch nie zuvor hat es eine
so breit angelegte gemeinsame Aktion zu diesem Thema ge- geben. Entsprechend aufmerksam werden die Medien die Präventionswoche verfolgen. Die Chancen, die ärztliche Kom- petenz auf dem wichtigen Feld der Prävention zu demonstrie- ren, stehen also gut — vorausgesetzt, die Ärzte machen mit.
W
enn es um die Kompetenz in gesundheitlichen Fragen geht, stehen die Ärzte hoch im Kurs. Repräsentative Umfragen beweisen das immer wie- der. Wer sich beispielsweise vor An- tritt einer Reise gegen bestimmte In- fektionskrankheiten impfen lassen möchte, geht mit diesem Anliegen ganz selbstverständlich zum Arzt.Doch wie steht es mit der kontinuier- lichen Gesundheitsvorsorge?
Hier tun sich Ärzte und Patien- ten — zumindest mehrheitlich — noch recht schwer. Die Ärzte, weil sie auf- grund ihrer Aus- und Fortbildung noch zu sehr auf die kurative Medizin ausgerichtet sind; die Patienten, weil sie vielfach keinen Grund zur Vorsor- ge sehen, solange es ihnen gutgeht.
Vor diesem Hintergrund ist die Präventionswoche ein längst überfäl- liger Schritt in dem Bemühen, das Be- wußtsein für den individuellen und gesamtgesellschaftlichen Wert einer gezielten und kompetenten Präven- tion zu stärken. Bei Ärzten und Pati- enten gleichermaßen, muß hinzuge- fügt werden.
Die Initiatoren der Präventions- woche, die Bundesärztekammer und die Kassenärztliche Bundesvereini- gung, liegen auch mit der Auswahl der Themen durchaus richtig.
Ernährung, Nikotinentwöhnung und Impfvorsorge mögen zwar unter Präventionsexperten als „Allerwelts- anliegen" angesehen werden, weil sich bereits zahllose andere „Anbie- ter" darum kümmern. Doch für eine
gezielte Ansprache breiter Bevölke- rungsschichten eignen sie sich nun ei- mal besser als vieles andere.
Schließlich kommt es neben dem Was auch entscheidend auf das Wie an. Und hier haben die ärztlichen Spitzenorganisationen bemerkens- werte Vorarbeit geleistet. In der
2t - 28. Oktober 1995
Präventionswoche soll der Arzt nicht mit allgemeinen Appellen, bei den Patienten mehr Augenmerk auf die Vorsorge zu richten, allein gelassen werden. Vielmehr liegen ausgearbei- tete und wissenschaftlich evaluierte Programme vor, mit deren Hilfe der Präventionsgedanke am Beispiel der drei Schwerpunktthemen konkret in die Praxis umgesetzt werden kann.
Über die Präventionsbeauftrag- ten in den Landesärztekammern und Kassenärztlichen Vereinigungen sind die Programme zur Vorbereitung der Ärzte regional gestreut worden. Etli- che tausend Ärzte haben die entspre- chenden Lehrmaterialien („Frei von Tabak", „Gesund essen" und „Vor In- fektionen schützen") direkt bei der Bundesärztekammer bestellt.
Die Woche selbst wird durch viel- fältige Aktivitäten in den Ländern be- gleitet — angefangen bei Plakataktio- nen über Symposien und öffentliche Großveranstaltungen bis hin zu regel- mäßigen Berichten von verschiede- nen Fernsehsendern. Für den rechten Aufmerksamkeitswert dürfte somit gesorgt sein. Doch alles wäre nichts, wenn sich die eigentlichen Träger der Präventionswoche, nämlich die Ärzte in Praxis und Klinik, nicht selbst aktiv beteiligten.
Die Prävention, so Dr. Karsten Vilmar, der Präsident der Bundesärz- tekammer, und Dr. Ulrich Oesing- mann, für Präventionsfragen zustän- diges Vorstandsmitglied der Kas- senärztlichen Bundesvereinigung, übereinstimmend, darf nicht mehr länger den Werbestrategien der Kran- kenkassen überlassen werden. Die kommende Woche wird zeigen, ob dies der Ärzteschaft gelingt.Wie auch immer Mit einem einmaligen Kraft- akt wollen es die Initiatoren der Präventionswoche so oder so nicht bewenden lassen. Der Anspruch
„Prävention in ärztlicher Hand" geht über den Tag hinaus. Josef Maus Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 41, 13. Oktober 1995 (17) A-2703