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Archiv "Neues Projekt der Krankenkassen: Mit Krankenhausindex zu mehr Transparenz" (03.03.1988)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

AKTUELLE POLITIK

Neues Projekt der Krankenkassen:

Mit Krankenhausindex zu mehr Transparenz

Im verborgenen werkelt das Wissenschaftliche Institut der Ortskran- kenkassen (WidO) schon seit geraumer Zeit an einem "Schlachtplan", der die Krankenhäuser künftig noch mehr durchleuchten und den Kran- kenkassen als Vertragspartei bei den Vertrags- und Budgetverhand- lungen auf die Sprünge helfen soll. Konkret: Mit einem speziellen "WI- dO-Krankenhausindex" soll - so die ehrgeizige Eigendarstellung der AOK -Statistiker- mehr Transparenz in die weit hinter den aktuellen Ge- schehnissen herhinkenden Krankenhausstatistiken gebracht werden.

M

it Hilfe von korrelierten Statistiken sollen die Krankenkassen künftig

"Munition" für die all-

jährlich neu aufgelegten, immer rigi- der werdenden Verhandlungsstrate- gien für die Pflegesatzrunden erhal- ten. Eine Projektstudie, schlicht als

"Kurzinformation zum Projekt Krankenhausindex" betitelt, läßt er- ahnen, was das AOK-Institut beab- sichtigt:

e

Offenbar nach dem Vorbild des bereits vor sieben Jahren gestar- teten und inzwischen allseits akzep- tierten , , WidO-Arzneimittelindex'' - ein gemeinsames Projekt des WidO, des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI) und der Bundesvereinigung Deut- scher Apothekerverbände (ABDA) - soll der AOK-"Krankenhausin- dex" die Routinedaten konzeptions- und zielorientiert aufbereiten und Zusatzinterpretationen liefern. Das Projekt wird schon seit Anfang 1985 aus Mitteln des Bundesarbeitsmini- steriums finanziell gefördert. In der Pilotphase, die Mitte 1988 ausläuft, stellt das Blüm-Ministerium öffent- liche Gelder bereit. Die Spitzenver- bände der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung (PKV) haben während der Aufbau- und Förder- phase eine Vereinbarung "über die Kooperation im Rahmen des Kran- kenhausindex getroffen''.

Die AOK-Experten sind zuver- sichtlich, daß das neue Statistikin- strument zu einem "Renner" wer- den wird. Sie haben bereits verkün-

det, daß die Krankenkassenverbän- de ab Juli 1988 den Index aus Eigen- mitteln weiterführen werden. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), die zur Mitarbeit animiert wurde, hat inzwischen - wohl aus der Befürchtung, die Zahlen könn- ten auch gegen die Krankenhäuser und die Krankenhausverwaltungen aktiviert werden - ihre Beteiligung im Rahmen der V erbändefinanzie- rung widerrufen.

I Die sechs Projektziele

Das Ortskrankenkassen-Institut umreißt die Projektziele wie folgt:

C> Analyse und statistische

Fortschreibung (,,Indexierung'') der Kostensituation der Krankenhäuser und der Ausgabenentwicklung der gesetzlichen Krankenkassen für den stationären Behandlungssektor, auf- bereitet nach Klinikträger, Fachab- teilungen und Krankenhausgröße;

C> Analyse des Wandels der

Morbiditätsstruktur der stationär versorgten Patienten;

C> Veränderung der Patienten-

struktur der Krankenhäuser, der be- handelten Krankheiten und anderer Kosten- und Ausgabeneinflußfakto- ren im stationären Sektor;

C> Berechnung von Indices der

wichtigsten Ausgabenbestimmungs- größen im stationären Bereich (Ver- änderung der Pflegesätze, der Zahl der Berechnungstage, strukturelle Verschiebungen zwischen den ein-

zeinen Krankenhäusern, auch Re- gionen-übergreifend);

C> Analyse und Indexierung

der Kostenveränderungen, unter- teilt nach kostenwirksamen Men- genveränderungen und Preisverän- derungen;

C> Nach Bedarf auch weitere

Differenzierung und Fortschreibung nach einzelnen Kostenarten (etwa:

Personal-, Sachkosten u. a.). Darüber hinaus werden die auch von der DKG erfaßten Grunddaten (etwa: Einweisungshäufigkeit, Ka- pazitätsauslastung, Verweildauer) ausgewertet.

I Sonderanalysen beabsichtigt

Neben einer Globalanalyse des Gesamtbereiches des stationären Sektors soll es mit Hilfe des "WidO- Krankenhausindex" möglich sein, differenzierte Teilentwicklungen auch mit Hilfe von Sonderanalysen statistisch transparent zu gestalten und Interpretationen folgen zu las- sen. In einem Probelauf hat das AOK-Institut erste "exemplari- sche'' Gesamtdaten auf der Basis des Jahres 1986 im Vergleich zum Jahr 1985 ermittelt:

~ Danach haben insbesondere private und freigemeinnützige Kran- kenhäuser überdurchschnittlich zur Steigerung der Pflegesätze und zum Ausgabenanstieg ~er Krankenkas- sen beigetragen. Uberdurchschnitt- lich hoch sind die Pflegesätze in Fachkrankenhäusern für Psychiatrie und Neurologie (

+

5,4 Prozent) und in Belegkrankenhäusern ( + 4,35 Prozent) gestiegen, wohingegen die Pflegesätze bundesweit im Schnitt nur um 3,3 Prozent wuchsen (die Ausgaben in 1986 gegenüber 1985 um

+

5,2 Prozent).

Kräftig ,,zugelangt'' haben auch die Krankenhäuser mit einer Be- triebsgröße zwischen 300 und 400 so- wie zwischen 800 und 1000 Planbet- ten. - Viel "Zukunftsmusik" wird außerdem verbreitet: So heißt es, WidO sei in der Lage, jeweils sechs Wochen nach Abschluß eines Quar- tals die Gesamtentwicklung bei den allgemeinen Pflegesätzen nachzu- vollziehen und die wichtigsten Aus- Dt. Ärztebl. 85, Heft 9, 3. März 1988 (17) A-497

(2)

Durchschnittliche Verweildauer in Akut-Krankenhäusern

1986 1985

()Erleo MW

lin Tagen!

1982 1983 1984 Ouelle:DKG

gabeneinflußgrößen, differenziert nach verschiedenen Krankenhaus- gruppierungen, darzustellen.

In die Pflegesatzrunden sollen so die AOK-Zusatzdaten „einge- speist" , die Kosten- und Leistungs- nachweise der Krankenhäuser durch die Daten der „Gegenseite" über- prüft und differenzierte Budgetpro- gnosen ermöglicht werden.

Den Krankenkassen auf regio- naler Ebene und den Landesverbän- den der Krankenkassen sowie den Spitzenverbänden der gesetzlichen Krankenversicherung sollen Hand- reichungen für die Entwicklung spe- zieller Verhandlungsstrategien und -taktiken sowie für die Marschrich- tung bei den Empfehlungsrunden der Konzertierten Aktion gegeben werden.

Das AOK-Institut arbeitet zur Zeit an einer „Komponentenzerle- gung" im Bereich des Ausgaben- und Kostenindex. Bis Mitte 1988 soll eine Strategie zur Auswertung von Leistungsdaten entwickelt und auf

Bei der Altersgruppe bis Mitte 40 Jahre dauert ein durchschnittlicher Kranken- hausaufenthalt weniger als zwei Wochen, bei höherem Lebensalter verlängert sich die Liegedauer zunehmend. Die in den letzten Jahren erzielte Verkürzung der durchschnittlichen Verweildauer schlägt bei älteren Patienten besonders deutlich zu Buche, trotzdem dauert ein Kranken- hausaufenthalt bei über 65jährigen doppelt so lange wie bei Jugendlichen

ein Konzept einer „Krankenhausko- stenfunktion" zurückgegriffen wer- den können, hofft man in Bonn.

Auch ist eine Berichterstattung über die eingegangenen Budgetforderun- gen der Krankenhausträger beab- sichtigt. Nach Abschluß der Pflege- satzrunden soll ein „Krankenhaus- index-Jahresbericht" verfaßt wer- den (mit differenzierter Gesamt- übersicht und gezielter Kranken-

Methadon

ist keine Hilfe

Die Diskussion der Frage, ob ei- ne Ersatzbehandlung Opiatabhängi- ger mit Methadon zweckmäßig, er- forderlich, gefährlich, sinnvoll, un- sinnig ist, wird trotz des Votums des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesärztekammer noch eine Wei- le weitergehen, vor allem weil AIDS als Argument herhalten kann. Zu Recht? Man sollte mal einige Fakten heranziehen.

In einer ärztlichen Tageszeitung spricht Dr. Silvia Schattenfroh von 60 000 bis 100 000 Heroinabhängi- gen in der Bundesrepublik, für die nur 2000 bis 3000 Therapieplätze mit einer Erfolgsquote von 0,3 Prozent bestehen. Zunächst einmal: Die ge- schätzte Zahl der Heroinabhängigen

— das wären drei bis sechs Promille der Bevölkerung zwischen 15 und 30 Jahren. Kann diese Schätzung real sein? Zweitens: Das Diakonische Werk berichtet, daß jährlich „weit über 10 000 Drogenabhängige.

. . . über das Netz der Drogenhilfen erreicht" werden. Diese evangeli- sche Einrichtung ist Träger von 254 Beratungsstellen, 32 Fachkliniken, 100 Therapiezentren, 1550 Selbsthil- fegruppen (Pressedienst der Deut- schen Hauptstelle gegen Suchtgefah- ren 1/88). Man kann also nicht sa- gen, daß in der Drogenhilfe nur Mi- nimales vorhanden sei — es gibt ne- ben dem Diakonischen Werk ja noch mehrere große Träger.

Und AIDS? Es fällt auf, daß der Anteil der Risikogruppe „Fixer" an den AIDS-Erkrankten in der Bun- desrepublik nicht hoch ist: Er liegt um die zehn Prozent. In USA-Bal-

hausberichterstattung). Ähnliches haben das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI), Köln, und die Kassenärztliche Bun- desvereinigung im vertragsärztlichen Sektor für die Leistungserstellung der Ärzte — „Honorarindex" — An- fang dieses Jahres mit den Ersatz- kassenverbänden vereinbart (vgl.

DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 5/1988). Dr. Harald Clade

lungsgebieten beispielsweise gibt es erheblich höhere Anteile. Dies mag damit zusammenhängen, daß das Ritual des „needle sharing" hierzu- lande nicht verbreitet ist, anders als in den festgefügten Gruppen etwa bei den sozial bedrängten Schwarzen und Hispanics in New York-Harlem oder der Bronx. Deutsche Wohl- standsfixer können sich „ihre eigene Nadel" leisten. Sie sind des Lesens mächtig und so auch für die AIDS- Aufklärung erreichbar, was in Har- lem kaum möglich ist.

Und bei den stationären Ein- richtungen der Drogenhilfe in der Bundesrepublik Deutschland nimmt, wie ebenfalls die Hauptstel- le gegen Suchtgefahren berichtet, der Anteil der HIV-Positiven unter den Klienten ständig ab. Im Jahre 1984 lag er bei dreißig, jetzt zwi- schen fünf und fünfzehn Prozent.

Offenbar geschieht bei den Fixern das gleiche, was schon seit Jahren bei den Homosexuellen zu beobach- ten war: Die AIDS-Aufklärung zeigt Wirkung. AIDS wird also als Argument für Methadon zusehends stumpf.

Beim Nachdenken über diese Fakten und Zahlen drängt sich übri- gens eine Frage auf: Wo sind eigent- lich die Heroinabhängigen von 1975 oder 1978 geblieben? Sie haben sich ja nicht ausnahmslos zu Tode ge- spritzt; von Abhängigen in entspre- chendem Alter hört man jedoch kaum. Hört ein Fixer irgendwann sowieso auf, auch ohne Methadon?

Geht er zu anderen Drogen über, von Alkohol bis Kokain? Was sind im Falle einer abgebrochenen Dro- genkarriere die Spätfolgen physi- scher und psychischer Art? Eine Studie über diese Fragen wäre drin- gend erforderlich. bt A-498 (18) Dt. Ärztebl. 85, Heft 9, 3. März 1988

Referenzen

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