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Archiv "Krankenversicherung: Mehr Engagement der Krankenkassen erwartet" (15.07.2002)

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ie Versicherten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) er- warten eine aktivere Rolle ihrer Krankenversicherung bei der Gestal- tung des Leistungsangebots, der Ge- sundheitsförderung, der Beratung und in der Vertragspolitik mit den Leistungs- erbringern. Die meisten Versicherten verteidigen das Solidaritätsprinzip als tragendes Gestaltungsprinzip der Kran- kenversicherung. Ein grundlegender Systemwechsel und eine Privatisierung des Krankheitsrisikos werden dagegen abgelehnt. Dies ist die Quintessenz ei- ner Umfrage, die die Einstellung der Mitglieder zu ihren Krankenkassen und zu den Reformoptionen untersuchte.

Sozialwissenschaftler des Wissen- schaftlichen Instituts der AOK (WidO), Bonn, haben bei ihrer Befragung aller- dings die Themen exakt auf den Forde- rungskatalog der Krankenkassen abge- stellt und die Fragen zum Teil suggestiv formuliert. Dementsprechend positiv fiel sie für Ortskrankenkassen aus.

84 Prozent der Befragten sind mit dem Finanzierungs- und Strukturprinzip der Gesetzlichen Krankenversicherung einverstanden. Lediglich 6,3 Prozent hal- ten nichts von einer solidarisch finan- zierten Krankenversicherung. Diese Meinung ist unabhängig vom Einkom- men der Versicherten. Eine individuelle- re Vorsorge der Versicherten gegen das Krankheitsrisiko wird ambivalent einge- schätzt: Fast 38 Prozent der GKV-Mit- glieder stimmen zu, 30,4 Prozent lehnen ab, und ein Drittel (31,8 Prozent) urteilt mit „teils, teils“. Eine mehr eigenfinan- zierte Absicherung des Krankheitsrisi- kos wird von der jüngeren Generation

(der unter 20-Jährigen) mit fast 50 Pro- zent am häufigsten befürwortet. Schüler und Auszubildende folgen mit 42,7 Pro- zent vor den Höherverdienenden (41,5 Prozent) und den Selbstständigen (40,2 Prozent). Dagegen lehnen die Senioren (60 Jahre und älter) und Versicherte, die bereits gesundheitlich angeschlagen sind, eine eigenfinanzierte, individuelle Vorsorge mit 38,2 Prozent beziehungs- weise 37,8 Prozent ab.

Gesundheitsförderung

Immer mehr Versicherte wünschen, dass sich die Krankenkassen im Bereich der Gesundheitsförderung und der Prä- vention stärker als bisher engagieren. 73 Prozent meinen, dass sich die Kranken- kassen stärker auch im betrieblichen Ge- sundheitsschutz und bei Gesundheits- förderungsmaßnahmen der Unterneh- men beteiligen sollten. Bei Arbeitern und Versicherten in einer Lohn- und Ge- haltsklasse bis zu 1 500 Euro monatlich liegt die Zustimmung bei rund 77 Pro- zent. Nahezu 60 Prozent der Versicher- ten erwarten von den Krankenkassen, dass sie wie bisher Kurse, Beratung und Informationen zur Gesundheitsförde- rung anbieten. Der Befragung zufolge, die Anfang 2002 durchgeführt wurde, fühlen sich die meisten Versicherten über die politischen Absichten, die Disease-Management-Programme für drei Krankheitsbilder kurzfristig einzu- führen, informiert. 98,6 Prozent empfin- den es als „wichtig“ oder als „sehr wich- tig“, dass die Kassen chronisch Kranke intensiv betreuen und die Behandlung optimal organisieren. Fast 94 Prozent der Befragten halten es für „wichtig“, dass ihre Krankenkasse die Patienten umfassend über Erfolgsaussichten und Behandlungsalternativen berät. Image-

faktoren einer Krankenkasse spielen bei den Versicherten offenbar eine eher un- tergeordnete Rolle: 57,3 Prozent der Be- fragten meinen, es sei wichtig, dass es sich bei der von ihnen gewählten Kran- kenkasse um eine etablierte Versiche- rung „mit einem guten Namen“ handelt.

Fast drei Viertel der Befragten mei- nen, dass ihre Krankenkasse stärker als bisher Kooperationen mit Ärzten und anderen Leistungserbringern testen sollte, damit die Zusammenarbeit opti- miert werden kann. Rund zwei Drittel der Befragten (64,4 Prozent) unterstüt- zen ihre Kasse darin, dass sie sich um ei- ne bessere Verzahnung von ambulanten und stationären Leistungen bemühen sollte. Die Zustimmung sinkt allerdings dort, wo der Versicherte der medizi- nischen Leistungsempfehlung und der Kompetenz der Krankenkassen ver- trauen soll. So sind es zwar noch 55 Pro- zent der gesetzlich versicherten Mitglie- der, die auf eine stärkere Unterstützung bei der Auswahl eines geeigneten Kran- kenhauses bauen, wenn die Kranken- kasse jedoch selbst zum Anbieter ärzt- licher Leistungen werden soll, stimmt nur noch ein Viertel (24,7 Prozent) der Kassenmitglieder zu.

Die überwiegende Mehrheit der Versicherten befürwortet eine stärkere Rolle ihrer Krankenkassen bei Ver- trags- und Honorarabschlüssen mit den Ärzten. 77 Prozent pflichten ihrer Krankenkasse bei, „schlecht arbeitende Ärzte“ von der Versorgung auszuschlie- ßen. 73 Prozent meinen, dass die Kran- kenkasse die Bezahlung mit jedem Arzt einzeln vereinbaren sollte. Zwei Drittel der Befragten (63 Prozent) urteilen, dass die Krankenkasse künftig „guten“

Ärzten mehr bezahlen sollte als „weni- ger guten“.

Fast 60 Prozent der Mitglieder befür- worten eine Stärkung der Rolle des Hausarztes und würden sich auch einem Einschreibesystem für die hausärztliche Versorgung stellen. 48 Prozent halten eine solche Reformoption für sinnvoll, 27 Prozent sind unentschieden, und rund 15 Prozent lehnen eine gestärkte Haus- arztrolle mit Einschreibeverfahren ab.

Das Ansehen der Hausärzte ist bei den Befragten hoch. Fast 80 Prozent teilen die Aussage, der Hausarzt sei der Arzt des Vertrauens und kenne seinen Patien- ten am besten. Dr. rer. pol. Harald Clade P O L I T I K

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 28–29½½½½15. Juli 2002 AA1945

Krankenversicherung

Mehr Engagement der Krankenkassen erwartet

AOK-Forschungsinstitut befragt Versicherte zu Reformoptionen.

Klaus Zok: Erwartungen der Versicherten an die Gesetz- liche Krankenversicherung. Bevölkerungsumfragen zum Versicherungsverständnis bei GKV-Mitgliedern, Wissen- schaftliches Institut der AOK, Bonn, Arbeit und Sozial- politik, Heft 3–4/2002, Seite 29 ff.

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