Krankenkassen-Papier
Die Veröffentlichung des BDO/
BdB-Krankenkassen-Papiers zur Veränderung des Kassenarzt- rechts war Gesprächsthema der Life-Sendung „Kontakte" des Westdeutschen und Norddeut- schen Rundfunks am 10. März 1974. In dem Zwölfminutenge- spräch konnten natürlich nicht alle Problempunkte des brisan- ten Papiers aufgegriffen und die zum Teil grundgesetzwidrigen Forderungen der Kassen einer ausführlichen Kritik unterzogen werden. Moderator Peter Paul Henckel konfrontierte den Ver- treter des Bundesverbandes der Ortskrankenkassen, Hans Töns, mit dieser Frage: „Sind die Kassenärztlichen Vereinigungen gegenüber den Krankenkassen im geltenden Kassenarztrecht überprivilegiert?" Klar war, daß eine dem Kassenvertreter so in den Mund gelegte Frage ent- sprechend beantwortet wurde.
Nach Töns wollen die Kranken- kassen mit der Verwirklichung ihrer Vorschläge nur in einem
„Randbereich" direkten Einfluß
— sprich mehr Macht-Möglich- keiten — erhalten, nämlich bei Ärzten, Krankenhäusern und In- stituten, die nicht Mitglieder der Kassenärztlichen Vereinigungen sind. Das konnten auch kaschie- rende Worte wie beispielsweise
„Partnerschaftsangebot" nicht übertünchen. Dr. Rainer Hess, Kassenärztliche Bundesvereini-
gung, verwies hingegen auf die Rechtslage und die historische Entwicklung des Verhältnisses zwischen Ärzteschaft und Kran- kenkassen: Allzu leicht werde übersehen, daß der Gesetzge- ber dadurch einen Interessen- ausgleich geschaffen hat, daß er einerseits den KVen den Si- cherstellungsauftrag übertragen hat, die Kassenärzte aber ande- rerseits zum Verzicht veranlaß- te, ihre Ansprüche gegenüber dem Vertragspartner nicht mit Kampfmitteln durchzusetzen.
Das Begehren der Krankenkas- sen, mit dirigistischen Mitteln in das geltende Kassenarztrecht einzugreifen, wies Hess mit dem Argument ab, das Bundesverfas- sungsgericht habe entschieden, daß eine Regelung durch die Feststellung von Verhältniszah- len nur so lange eben gegen die Verfassung verstoße, wie durch andere marktkonforme Mittel die kassenärztliche Versorgung sicherzustellen sei. Und diese Maßnahmen seien von den Kas- senärztlichen Vereinigungen so erfolgreich durchgeführt wor- den, daß im Jahr 1973 erstmals wieder ein großer „Überhang", eine Vermehrung der Zahl der Kassenärzte um über 900 erzielt worden ist! Auch die Tatsache, daß die Zahl der Allgemeinärzte im letzten Jahr erstmals seit lan- gem wieder zugenommen habe, spricht dagegen, die Nieder- lassungsfreiheit zu beschrän- ken. HC
Die Information:
Bericht und Meinung HÖRFUNK UND FERNSEHEN
Sonntag, 28. April
11.00 Legasthenie — Ursache und Behandlung
Süddeutscher Rundfunk, 3. Programm
In 25 Hörfunksendungen und zusätzlich im Herbst in sechs Fernsehsendungen wird ein Trainingsprogramm vom Süd- deutschen Rundfunk und vom Südwest- funk ausgestrahlt zum Erkennen und zur Behandlung der Legasthenie. In der ersten Folge wird unter der Leitung von Reinfried Hörl ein Einführungsgespräch stattfinden. Anschließend wird Profes- sor Michael J. W. Angermaier die Frage stellen „Muß heute von einer Epidemie der Legasthenie gesprochen werden?"
11.30 Psychologie für Nichtpsycho- logen
Thema: Symbol
Süddeutscher Rundfunk, 2. Programm
Professor Dr. Joachim Scharfenberg
16.00 Multiple Sklerose — lautlos, vieldeutig, totgeschwiegen
— Aspekte einer Krankheit Hessischer Rundfunk, 2. Programm
Anneliese Steinhoff
Montag, 29. April
20.15 Am Alter stirbt man nicht Aus der Reihe: Das dritte Le- ben (2)
Wer länger leben will, muß rechtzeitig Vorkehrungen treffen: durch körperli- ches und seelisches Training. Wer erst kurz vor der Pensionierung daran denkt, daß er den Ruhestand möglichst lange genießen will, für den kommt auch ärztliche Kunst, kommen Pillen und Hormonpräparate zu spät.
21.45 Essen wir Gift? — Dokumen- tation über die Qualität unse- rer Nahrung
Erstes Fernsehen
Hannelore Schmid und Josef Riedl
Der Trend in der Ernährung heißt „Zu- rück zur Natur", und das Geschäft mit Gesundkost bringt hohe Profite. Man- gelhaft informierte Verbraucher akzep- tieren dieses Schlagwort heute genau-
so unkritisch wie vor Jahren den Sie- geszug der Chemie. Die Sendung möchte einige Fragen zu dieser Proble- matik nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft durchleuchten.
22.05 Röntgentagung — Kongreß- bericht aus Baden-Baden Deutschlandfunk
22.15 Trübe Wasser — Grenzen der Umweltbelastung
Westdeutsches Fernsehen Die Abwässer von mehr als 50 Prozent der Bundesbürger werden unzurei- chend oder überhaupt nicht gereinigt.
Der Reinigungseffekt auch der besten Kläranlage liegt nur bei 80 bis 90 Pro- zent. Es bedarf großer technischer, wis- senschaftlicher und finanzieller An- strengungen, wenn das dicke Ende der Industrialisierung noch einige Jahr- zehnte hinausgeschoben werden sollte.
Welchen Beitrag Wissenschaft und Technik tatsächlich leisten müßten, zeigt diese Sendung.
22.50 Was Blinde sehen Erstes Fernsehen Gerd Kairat
Wie sieht die Welt eines Menschen aus, der nie etwas gesehen hat, der keine Farben kennt? Welche Bilder sieht ein
DEUTSCHES .ÄRZTEBLATT Heft 17 vom 25. April 1974 1219
Die Information:
Bericht und Meinung
HÖRFUNK UND FERNSEHEN
Blinder im Traum? Was bleibt dem, der durch Unfall oder Krankheit sein Au- genlicht verliert? In der Bundesrepublik gibt es über 60 000 Blinde. Wo und wie leben sie?
Dienstag, 30. April
10.10 Patient im Mutterleib - Die Medizin entdeckt die Unge- borenen
Deutschlandfunk Lajos Schöne
18.45 Schwangerschaftsabbruch und Studentinnen - Ergeb- nisse einer Umfrage unter 4800 Studentinnen in Schles- wig-Holstein
Norddeutscher Rundfunk, 3. Programm
Professor Dr. Dr. Reinhard Wille
19.15 Die ersten 365 Tage im Le- ben eines Kindes - Aus der Reihe: Die Sprechstunde Ratschläge für die Gesund- heit
Bayerisches Fernsehen
21.00 Einführung in das Nervensy- stem „Schaltplan des Gei- stes": 2. Reize und Spannun- gen: Das Nervensignal Bayerisches Fernsehen Helmut Grünewald
An Modellen und mit Experimenten werden die elementaren Funktionen des Nervensystems erklärt: Aktionspo- tential und lonenaustausch. Neben der Einführung in die „Sache" gibt der Au- tor aber gleichzeitig einen lebendigen Anschauungsunterricht komplizierter wissenschaftlicher Erkenntnismetho- den.
21.00 Querschnittgelähmte Unfall- opfer und ihre Rehabilitation
„22 Wochen an die Decke geschaut"
Norddeutsches Fernsehen Claudia Straßmann und Rei- mund Ulbrich
Der Anteil der Achtzehn- bis Fünfund- zwanzigjährigen an Verkehrsunfällen in der Bundesrepublik nimmt ständig zu.
Fast jeder dritte Schwerverletzte ist in diesem Alter. Die Aufnahmen entstan- den im Rehabilitationszentrum Heidel- berg und im Berufsförderungswerk bei Heidelberg.
21.15 Früherkennung und Behand- lung der Geschwulsterkran- kungen in der DDR
Die Robert-Rössle-Klinik der Akademie der Wissenschaf- ten in Berlin-Buch
Radio Bremen, 2. Programm Karl-Heinz Wenzel
Mittwoch, 1. Mai
18.30 Atmen, um zu leben - Aus der Reihe:
Betrifft: Gesundheit Norddeutsches Fernsehen H. Wirz-Hilf und Dr. W. Nagel Der Film erläutert die Funktion der äu- ßeren Atmung bei der Versorgung der Körperzellen mit Sauerstoff und be- schäftigt sich mit Störungen der At- mungsfunktion durch verschiedene Krankheiten, zeigt ihre Ursachen und Möglichkeiten der Heilung.
22.05 Molekularbiologen ent- schlüsseln die Geheimnisse der Gene „Perlenkette des Lebens"
Bayerischer Rundfunk, 2. Programm
Wolfgang Rieger
Der Autor berichtet über die neuesten Forschungsergebnisse der internationa- len Molekularbiologie, speziell über die organische Reproduktion und die Ge- setzmäßigkeiten der Vererbung.
Donnerstag, 2. Mai
16.00 Die Diätetik - Aus der Rei- he: Wege zur Gesundheit RIAS, 2. Programm Gerd Klaass
16.20 Ärztin sucht Arbeiter zwecks Heirat
Erstes Fernsehen Ann Schäfer
Immer noch gilt der Grundsatz: Eine Frau heiratet nicht unter ihrem sozialen Niveau. Das „gehört" zu den gesell- schaftlichen Regeln. Wie geht es aber einer Frau, die mit Zivilcourage gegen diese Normen verstößt? Die Autorin re- cherchierte für ihren Film lange nach diesen typischen Fällen.
16.30 Erbkrankheiten - Aus der Reihe: Sprache des Lebens
- Vererbungsforscher be- richten über ihre Arbeit
17.30 Arzneimittelentwicklung mit verdecktem Risiko - Aus der Reihe: Forschungsbe- richte aus der DDR
Deutschlandfunk Karl-Heinz Wenzel
21.00 Legasthenie - Ursache und Behandlung
Südwestfunk, 3. Programm
Freitag, 3. Mai
14.05 Probleme unserer Zeit -Was wollen die Vereinten Nationen mit einer Weltbe- völkerungskonferenz errei- chen?
Deutschlandfunk Hermann Schubnell
17.30 Aufbruch zu einer humanen Medizin „Der entfremdete Patient"
Deutschlandfunk Joseph Scholmer
Samstag, 4. Mai
9.05 Geburt - noch immer ein Risiko - Mütter- und Säug- lingssterblichkeit in der Bundesrepublik
Norddeutscher Rundfunk, 1. Programm
Inge Stolten
17.10 Gibt es noch menschliche Freiheit? Gespräch zwischen Medizinern, Pädagogen und Theologen
Deutschlandfunk
Leitung: Stanis-Edmund Szy- dzi k
18.05 Krankheiten erkennen oder Gesundheit sichern? - Die Herausforderung in der Vor- sorgemedizin
Süddeutscher Rundfunk, 2. Programm
Jürgen-Peter Stössel
1220 Heft 17 vom 25. April 1974