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Archiv "Ambulante Versorgung: Internisten machen gegen das Hausarztmodell mobil" (06.07.2001)

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riedensschlüsse zwischen zwei Par- teien, die es nicht miteinander kön- nen, haben nur selten einen längeren Haltbarkeitswert. Dies trifft auch für die Allgemeinärzte und Internisten zu. De- ren Vereinbarung zur Gliederung der ambulanten Versorgung vom August 1999 ist heute kaum noch das Papier wert, auf dem der Kompromiss unter der Vermittlung des damaligen KBV-Vorsit- zenden Winfried Schorre niedergelegt wurde. Der Berufsverband Deut- scher Internisten (BDI) mäkelt nicht etwa an Details der Vereinba- rung herum – er stellt inzwischen die gesamte hausärztliche Philoso- phie in Frage.

Bereits auf dem 104. Deutschen Ärztetag in Ludwigshafen im Mai dieses Jahres haben die Vertreter der Inneren Medizin die Offensive eingeleitet. Auf Antrag von bayeri- schen und hessischen Delegierten forderte der Ärztetag (per Vor- standsüberweisung) den Vorstand der Bundesärztekammer auf, in den kommenden beiden Jahren Stel- lung zu acht detaillierten Fragen zu neh- men. Die Stellungnahme soll sich auf ei- ne wissenschaftlich fundierte Erhebung des Versorgungsbedarfs stützen. Von ihren Ergebnissen soll es abhängen, heißt es in dem Antrag weiter, ob die Unterstützung der Allgemeinmedizin fortgesetzt werden soll.

Jetzt, wenige Wochen nach dem Ärz- tetag, leitet der BDI den zweiten Teil seiner Kampagne gegen die vom Ge- setzgeber forcierte Trennung in einen hausärztlichen und fachärztlichen Be- reich ein. „Ist die Hausarzt-Philosophie noch zukunftsträchtig?“ fragt Dr. med.

Gerd Guido Hofmann, seit Mai 2000

Präsident des Berufsverbandes Deut- scher Internisten. Der bayerische Fach- arzt für Innere Medizin verweist auf die Erfahrungen in jenen europäischen Ländern, die auf das Hausarzt-Modell gesetzt haben. Ihnen allen sei gemein- sam, dass sie den Mangel an gesund- heitlichen Leistungen „deutlich ver- schärfen und eine staatliche Zuteilungs- medizin generiert haben“. Die Steue- rung der Patientenströme über eine

Trennung von hausärztlicher und fachärztlicher Versorgung ist nach Hof- manns Auffassung rückwärts gewandt und berücksichtige nicht den Wunsch des mündigen Patienten. Der BDI-Prä- sident verweist in diesem Zusammen- hang auf eine breite Umfrage der Ge- meinschaft Fachärztlicher Berufsver- bände (dazu DÄ, Heft 25/2001), deren Ergebnis wenig schmeichelhaft für den

„hausärztlichen Lotsen durch das Ge- sundheitssystem“ ausgefallen ist.

Der Allgemeinarzt, meinen Hofmann und der Ärztliche Geschäftsführer des BDI, Prof. Dr. med. Peter Knuth, über- einstimmend, sei noch nicht einmal an- satzweise in der Lage, die heutige Medi-

zin zu überblicken. „Wie soll er dann die Funktion des Lotsen ausfüllen?“ fragt Knuth. Die großen Volkskrankheiten, die es heutzutage zu behandeln gelte, seien überwiegend Krankheitsbilder der Inneren Medizin. „Für Bluthochdruck, Diabetes und KHK sind wir die Speziali- sten“, sagt Hofmann. „Für die andere große Volkskrankheit, die Rückenlei- den, sind die Orthopäden zuständig, und Krebserkrankungen gehören zu den On- kologen.“ Für den BDI stelle sich da die Frage: Was bleibt für die Allgemeinme- dizin? So seien die obligaten Weiterbil- dungsinhalte der Allgemeinmedizin zur Erkennung und Behandlung von Volks- krankheiten viel zu gering, um den An- spruch des Lotsen mit Überweisungs- vorbehalt zu rechtfertigen.

Der BDI bezweifelt die Sinnhaftig- keit der Weiterbildungsoffensive in der Allgemeinmedizin noch vor einem wei- teren Hintergrund: Das Fach sei für jun- ge Ärztinnen und Ärzte nach wie vor nicht attraktiv und würde noch mehr an Zulauf verlieren, wenn sich der jetzt er- kennbare Trend zu einem Ärzte- mangel fortsetze. Mit der Förde- rung der Allgemeinmedizin, glaubt Hofmann, habe die Politik aufs falsche Pferd gesetzt: „Wie soll das funktionieren, wenn ab 2006 nur noch Allgemeinärzte die hausärzt- liche Versorgung sicherstellen sol- len? Die haben doch jetzt schon Probleme mit ihren geringen Zah- len.“

Der BDI plädiert stattdessen für eine Steuerung der medizinischen Abläufe durch den Arzt, zu dessen Fachgebiet das jeweilige Krank- heitsbild originär gehört. Nur so könne eine durch Leitlinien gestützte und auf Evidenz basierte Medizin auch unter wirtschaftlichen Aspekten praktiziert werden.

Unabhängig davon betrachtet es der BDI für die Internisten als unerträglich, durch die Trennung der Versorgungsbe- reiche auf Teile ihres medizinischen Wis- sens und Könnens verzichten zu müssen.

Doch auch der Berufsverband der All- gemeinärzte Deutschlands (BDA) habe sich von der damaligen Vereinbarung mit dem BDI und der KBV verabschie- det, weil er den dort zugesagten Verzicht auf Technik nun nicht mehr respektieren

wolle. Josef Maus

P O L I T I K

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 27½½½½6. Juli 2001 AA1799

Ambulante Versorgung

Internisten machen gegen das Hausarztmodell mobil

Der BDI glaubt, dass der Facharzt für Innere Medizin am besten die Behandlung von Volkskrankheiten sicherstellen kann. Hausarztsysteme seien längst überholt.

BDI-Präsident Dr. med. Gerd Guido Hofmann und Prof. Dr. med.

Peter Knuth stellen die Hausarzt-Philosophie in Frage.

Foto: Johannes Aevermann Foto: Archiv

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