A 618 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 13|
30. März 2012 Bundesgesundheitsminister DanielBahr (FDP) hat sich in einer Bun- destagsdebatte über die hohen Rücklagen in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nicht eindeutig für eine Abschaffung der Praxisgebühr ausgesprochen. Die Diskussion darüber sei „berech- tigt“, betonte Bahr lediglich, eine Abschaffung sicher „am unbürokra- tischsten“. Der Minister verwies auf den Koalitionsvertrag mit der Union und erklärte: „Wir werden in Ruhe in diesem Jahr debattieren.“
Eindeutiger äußerte sich die libe- rale Bundestagsabgeordnete Chris- tine Aschenberg-Dugnus: „Die FDP will die Abschaffung der Praxisge- bühr.“ Die zugedachte Funktion, die Zahl der Arztbesuche zu redu- zieren, habe diese „ganz sicher nicht erfüllt“. Hinzu kämen Belas- tungen der Praxen durch den büro- kratischen Aufwand in Höhe von rund 360 Millionen Euro pro Jahr.
Johannes Singhammer (CSU), hatte zuvor vor einer Abschaffung der Praxisgebühr gewarnt. „Lasst uns sorgfältig umgehen mit diesen Rücklagen.“ Auch Jens Spahn (CDU) riet, nicht übermütig zu wer- PRAXISGEBÜHR
Bundestagsabgeordnete sind gespalten
den. Harald Weinberg (Die Linke) forderte hingegen ein Ende der Pra- xisgebür: „Die Linke will, dass die- ses Abkassieren ein Ende hat.“
Ähnlich äußerte sich Birgitt Ben- der, gesundheitspolitische Spreche- rin der Grünen: „Die Praxisgebühr
Zahl der Woche
31,9
Prozent der Geburten in deutschen Krankenhäusern erfolgten 2010 per Kaiserschnitt. 1991 waren es 15,3 Prozent.
Quelle: Statistisches Bundesamt
„Wir wollen eine eigene Gruppe für die hausärztlichen Internisten inner- halb des hausärztlichen Versor-
gungsbereichs mit eigenem Leis- tungsspektrum und einer eigenen Vergütung.“ Dies forderte der Prä- sident des Bundesverbands Deut- scher Internisten (BDI), Dr. med.
Wolfgang Wesiack. Vorbild sind die Regelungen für Kinderärzte, für die ein eigener Leistungsbereich in der hausärztlichen Versorgung existiert.
Viele junge Internisten würden nicht in die Niederlassung gehen, weil sie die Rahmenbedingungen mit pauschalierten Verträgen und eingeschränktem Leistungskatalog abschreckten, erklärte Dr. med. Wolf von Römer, Erster Vizepräsident des BDI. „Die Internisten finden sich dort nicht wieder, wenn sie ihr Handwerkszeug nicht mit in die Niederlassung nehmen können.“
Mit den zehn Euro Praxisgebühr hat sich die Zahl der Arztbesuche nicht verringert.
Foto: dpa
Gegen Engpässe in der hausärztli- chen Versorgung:
Die Internisten wol- len verstärkt in die
Lücke springen.
Foto: BilderBox
nutzt nichts, ärgert alle, und man muss befürchten, dass sie Arme vom Besuch beim Arzt abhält“, be- gründete sie ihre Position. Auch die SPD ist für eine Abschaffung, wie Dr. med. Karl Lauterbach klar-
machte. Rie
Durch ein erweitertes Leistungs- spektrum könnten dann auch schwerwiegendere Erkrankungen besser ambulant behandelt und vie- le Klinikeinweisungen vermieden werden. So könnten etwa techni- sche Leistungen wie Elektrokardio- gramme, Ultraschall und Lungen- funktionstests von internistischen Hausärzten durchgeführt werden.
„Dafür wollen wir dann auch eine Einzelleistungsvergütung und keine Pauschalierung“, so Wesiack.
Der BDI sieht gute Chancen, sich mit der Forderung durchzusetzen.
Pro Jahr würden 3 000 Internisten, aber nur 300 Hausärzte ausgebildet.
Wegen bestehender Engpässe brau- che man im hausärztlichen Bereich vermehrt Internisten. mei AMBULANTE VERSORGUNG