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Archiv "Ersatzkassen: Damoklesschwert" (04.02.2000)

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A-205

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Se eiitte e e eiin nss

Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 5, 4. Februar 2000

D

ie Verbände der Ersatzkas- sen sehen in der zu Jahres- beginn in Kraft getretenen GKV-Gesundheitsreform 2000 kei- nen Anlass zum Jubeln. Im Gegen- teil. Der neue amtierende Vorsit- zende des Verbandes der Ange- stellten-Krankenkassen, Lutz Frei- tag, Ressortchef für Sozial- und Gesundheitspolitik der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft, mo- nierte in Berlin Schwachpunkte, die auch von der Ärzteschaft kriti- siert worden sind. Freitag vermisst eine gestaltende, durchgreifende Strukturreform, die auch das Pro- blem der Überkapazitäten und der Ungleichgewichte in allen Lei- stungsbereichen anpackt, vor al- lem im Krankenhausbereich. Im

„Rumpfgesetz“ würden zentrale Probleme ausgeklammert (weil zu- stimmungspflichtig) und an Sym- ptomen herumkuriert, ohne die ei- gentlichen Strukturverwerfungen und die Ursachen der Kostenschü-

be in den Griff zu bekommen. Aus der Sicht der Ersatzkassen sind sek- torale Budgets lediglich kurzfristig wirkende Maßnahmen, ohne sekto- renübergreifende Lösungsansätze voranzubringen. Getrennte Finan- zierungstöpfe für die vertragsärztli- che Versorgung, für die Arznei- und Heilmittelversorgung sowie für den Krankenhausbereich ließen notwendige Finanzverschiebungen nach der Devise „Geld folgt der Leistung“ nicht zu. Die Folge: die Kosten anheizenden Abschottungs- strategien und Grabenkriege zwi- schen den Leistungssektoren.

Bereits im Startjahr des Geset- zes sehen die Ersatzkassen die Bei- tragssatzstabilität erneut gefähr- det: So sei die Finanzierungsrech- nung unzureichend, baue auf spe- kulative Struktureffekte und brin- ge die Zahlerkassen beim West- Ost-Finanztransfer in Existenznot.

Über den Kassenfinanzen schwebe deshalb das „Damoklesschwert der

unzureichenden (Gegen-)Finan- zierung“. So würden bei unbe- grenztem Leistungsumfang und bei uneingeschränkten Leistungsan- sprüchen neue Leistungen einge- führt für beispielsweise die „Sozio- therapie“ zugunsten von Versi- cherten mit schweren psychischen Erkrankungen (Kosten: 125 Mil- lionen DM), die Reanimation der Gesundheitsförderung sowie die Einführung von versicherungs- fremden Leistungen (zum Beispiel:

Förderung der Patienten- und Ver- braucher-Organisationen) bei re- duzierten Zuzahlungen im Bereich Rehabilitation, die die Kassen zu- sätzlich mit rund 800 Millionen DM belasten werden. Die Öffnung des Budgetdeckels für Kranken- häuser wird die Ausgaben um rund 1,2 Milliarden DM über das Grundlohnlimit treiben. Also:

nicht finanzierte Mehrbelastungen von mehr als zwei Milliarden DM im Jahr 2000. Dr. Harald Clade

Damoklesschwert

P

atient (1. Januar bis 31. De- zember 2000): Venus, Jupi- ter und Bundesgesundheits- ministerium können sich nicht ir- ren: 2000 wird Ihr Jahr! Was Ihnen jetzt begegnet, wird Ihre ange- schlagene Stimmung verbessern.

Sie haben sich in letzter Zeit oft als Kostenfaktor gefühlt, als Budget- schmarotzer, als Familienballast in der GKV. Nun wird alles anders.

Man wird Ihre Rechte als Patient stärken. Es wird ein Gesetz geben, das Ihren Namen trägt.

Sie können sich vor Aufmerk- samkeit nicht retten. Neue Men- schen treten in Ihr Leben: Mitar- beiter von Verbraucherzentralen, Krankenkassen, Ärztekammern und kommerziellen Diensten reißen sich in Beratungsstellen um Sie – oder um einen Teil des Gel- des, das dafür zur Verfügung steht.

Jupiter stimmt Sie in den ersten

drei Dekaden freundlich, sodass Sie häufiger offenherzig plaudern.

Sie werden deshalb gern für Pati- entenbefragungen unter die Lupe genommen. Das ist jetzt Mode.

Man will wissen, ob Sie in der Praxis immer pünktlich an der Rei- he sind, welches Managed-Care- Modell Sie bevorzugen und ab wel- chem GKV-Beitragssatz Deutsch- land in die Voll-Arbeitslosigkeit sinken wird. Aussagen sind gefor- dert, und zwar zu Dingen, über die Sie noch nie nachgedacht haben.

Uranus im dritten Haus gibt Ihnen die Kraft, das alles durchzustehen.

In der vierten Dekade stoppt Sie allerdings Merkur. Es ist un- möglich, über alle Zweifel hinweg- zusehen. Plötzlich fragen Sie sich, was das alles eigentlich kostet und wer das zahlt – etwa Sie? Beküm- mert stellen Sie fest, dass die Medi- en voll sind von lobenden Berich-

ten über die Fortschritte beim Pati- entenschutz – aber dass Sie noch immer Mühe haben, in der neuen Stadt einen guten Hausarzt zu fin- den. Und warum, so schluchzen Sie auf einmal überfordert, warum fragt man Sie, welche Leistungen die GKV übernehmen soll und welche eine Zusatzversicherung – wo es doch Menschen gibt, die dafür bezahlt und gewählt werden, sich an diese Arbeit zu machen?

Mars verleiht Ihnen eine Ein- gebung. Sie notieren für alle, die es nötig haben, die letzten Zeilen Ih- res Jahreshoroskops: „Der Le- bensschwerpunkt wird noch ein- mal geprüft. Wo gilt es, eine andere Gewichtung zu finden? Vergessen Sie nicht, den Partner einzubezie- hen. In Beziehungen ist ein re- spektvoller Umgang miteinander Garant für zukunftsträchtige Lö- sungen.“ Sabine Rieser

Sternzeichen: Patient

Ersatzkassen

Glosse

Referenzen

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