A 1060 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 21|
25. Mai 2012D
ie Anspannung war ihr noch anzumerken, als Dipl.-Med.Regina Feldmann (59) vor die Pres- se trat. Seit dem 21. Mai ist sie der neue hausärztliche Vorstand in der Kassenärztlichen Bundesvereini- gung (KBV) und wird mit Dr. med.
Andreas Köhler die Organisation leiten. Sicher war ihr der Posten bis zum Ende nicht. „Sie haben selbst gesehen, dass es eine sehr knappe Wahl war“, war ihr erster Kommen- tar vor den Journalisten.
Doch die KV-Vorstandsvorsitzen- de aus Thüringen ist ein Profi. Sie ging umgehend dazu über zu erläu- tern, welche Themen ihr in ihrem neuen Amt besonders wichtig sind.
In erster Linie wolle sie die haus- ärztliche Versorgung stärken, was schwierig genug sei angesichts des Nachwuchsmangels und des Aus- scheidens von immer mehr älteren Ärzten aus der ambulanten Versor- gung. „Wichtig ist, dass wir Versor- gungsmodelle für die Zukunft schaf- fen“, ergänzte sie. „Ohne eine enge Verzahnung wird es nicht gehen.“
Darunter wollte sie ausdrücklich die Zusammenarbeit zwischen dem haus- und dem fachärztlichen Ver- sorgungsbereich verstanden wissen.
Feldmann gilt als sehr engagier- te, aber nicht dogmatische Vertrete- rin hausärztlicher Belange. So hat sie sich, seit 2001 im KV-Vorstand und seit 2005 Erste Vorsitzende, mehrfach gegen eine Aushöhlung
des KV-Systems durch Selektivver- träge ausgesprochen. In ihrer Vor- stellungsrede vor der Wahl wies sie darauf hin, dass sie zwar seit 1990 Mitglied im Deutschen Hausärzte- verband sei. „Seit ich die KV-Ver- antwortung übernommen habe, hat mein Herz aber immer für die KV und für die Freiberuflichkeit ge- schlagen.“
Viele Beobachter sind gespannt, wie sich die Zusammenarbeit des neuen Vorstands entwickeln wird.
Feldmanns Vorgänger, Dr. med.
Carl-Heinz Müller, und der Vor- standsvorsitzende Köhler galten als harmonisches Duo. Im thüringi- schen KV-Vorstand verlief die Zu- sammenarbeit, vor allem in der Honorarpolitik, in den letzten Jahren nicht konfliktfrei. Feldmann ist von einem guten Miteinander in der KBV überzeugt: „Herr Köhler ist sehr kompetent und fachlich ver- siert. Ich bin ein bisschen emotio- naler als er, aber wir denken grund-
sätzlich beide in die gleiche Rich- tung: Wir schätzen das KV-System, sehen aber auch die Notwendigkeit zu Veränderungen“, erläuterte sie gegenüber dem Deutschen Ärzte- blatt. „Über den Weg und die De- tails können wir diskutieren, aber ich sehe nicht, dass es dabei zu Zerwürfnissen kommen könnte.“
KBV-Vorstand Köhler erklärte, er kenne Feldmann seit längerem, schätze sie und freue sich, „dass wir ein stärkeres hausärztliches Profil
bekommen“. Gewiss habe es schon Auseinandersetzungen gegeben,
„aber wo Reibung ist, entsteht auch Wärme“. Und: „Die Frauenquote hat sich im KBV-Vorstand um 100 Prozent erhöht.“
Was Feldmann anders machen will als ihre Vorgänger? „Ich habe bisher die Honorarpolitik der KBV für Hausärzte nicht als schlecht empfunden“, sagte sie. „Wir müs- sen aber für die Zukunft ein Hono- rarsystem finden, das der hausärzt- lichen Tätigkeit entspricht. Haus- ärztliche Medizin ist sprechende Medizin, aber diesem Aspekt wird die Gebührenordnung nicht mehr gerecht. Der Zeitaufwand für Heimpatienten, für die Behandlung multimorbider Patienten oder auch für die Versorgung Älterer, die ge- rade aus dem Krankenhaus entlas- sen wurden und mit denen man die weitere Therapie besprechen muss, wird nicht vergütet.“
Nach Feldmanns Ansicht muss auch die Tätigkeit des Hausarztes anders darstellt werden: „Die KBV muss sich dafür starkmachen, dass in der Aus- und Weiterbildung ein größeres Augenmerk auf diese Fachrichtung gelegt wird.“ Das Thema Weiterbildung in der Praxis müsse man auf jeden Fall weiter diskutieren. Feldmann wird die Entwicklungen in ihrer Heimatregi- on sicher weiter mit Interesse ver- folgen – aber von Berlin aus. Am Rand der Hauptstadt gibt es bereits ein Haus, ihr Ehemann unterstützt den Karriereschritt, und die drei Kinder sind erwachsen. Zwei Töch- ter, ergänzt Feldmann nicht ohne Stolz, sind Ärztinnen und absolvie- ren gerade die Weiterbildung All-
gemeinmedizin.
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Sabine Rieser
REGINA FELDMANN
„Ohne Verzahnung geht es nicht“
Das neue KBV-Vorstandsmitglied über haus- und fachärztliche Kooperation, das Verhältnis
zu Andreas Köhler und den Umzug nach Berlin
Engagiert, aber nicht dogmatisch:
So wird der haus- ärztliche Kurs des neuen KBV-Vor- stands Regina Feld- mann beschrieben.
Foto: Jürgen Gebhardt
„ Die Frauenquote hat sich im KBV- Vorstand um
100 Prozent erhöht. “
Andreas Köhler