M E D I Z I N
Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 101⏐⏐Heft 44⏐⏐29. Oktober 2004 AA2953
entnommenen archivierten menschli- chen Geweben“ vorbereitet. Jenseits all dieser Ämter, Funktionen und wissen- schaftlichen Leistungen, die ihm allent- halben große Anerkennung eingebracht haben, ist Doppelfeld ein Mensch geblie- ben, dem Erfolg und Einfluss nicht zu Kopf gestiegen sind. Er ist stets ein freundlicher und sachlicher Diskussions- partner und trägt in den vielen Gremien, in denen er tätig ist, seine Argumente wohl überlegt und sprachlich exzellent formuliert vor. Ich habe ihn immer als ei- nen absolut zuverlässigen, loyalen und warmherzigen Menschen erlebt, der sei- ne Ziele zwar konsequent verfolgt, aber dies nie zu Lasten anderer. Er kann aber auch kämpfen, wenn es um die Durchset- zung wichtiger Ziele und vor allem um den Sieg der Gerechtigkeit geht. Seine Interessen, die weit über die Medizin hin- aus gehen und von den Rechtswissen- schaften über die Geschichte und Kunst- geschichte bis zu ethischen Fragen, politi- schen Entwicklungen und sportlichen Ereignissen reichen, erlauben ihm, viele Dinge aus der wohlwollenden Distanz ungewöhnlicher Perspektiven zu be- trachten, was in der Gremienarbeit, aber auch in privaten Gesprächen,stets außer-
ordentlich anregend ist und nicht selten neue Einsichten ermöglicht. Eine ent- scheidende Unterstützung war und ist ihm seine Frau Elisabeth, die viele seiner Interessen mit ihm teilt, ihn auf vielen Reisen begleitet und als einfühlsame Ge- sprächspartnerin unentbehrlich ist.
Stil und Diskussionskultur als Markenzeichen
In der medizinisch-wissenschaftlichen Redaktion des Deutschen Ärzteblattes hat Doppelfeld auf eine progressive Wei- terentwicklung gedrängt. Zu verdanken ist ihm die Einführung eines systemati- schen Review-Verfahrens, die Anhebung des wissenschaftlichen Niveaus, die Ge- winnung kompetenter Fachredakteure und die kontinuierliche Einbeziehung ethischer und rechtlicher Gesichtspunk- te in die Redaktionstätigkeit.
Ein besonderes Erlebnis waren ohne Ausnahme die jährlichen Fachredakteurs- konferenzen des Deutschen Ärzteblattes in Köln. Aus den Gesprächen beim ge- selligen Beisammensein am Vorabend entwickelten sich manche Kooperatio- nen und Freundschaften. Stil und gute
Diskussionskultur der von ihm straff ge- leiteten Fachredakteurskonferenzen hat Elmar Doppelfeld geprägt.Am Tisch wa- ren nahezu alle klinischen Disziplinen der Medizin vertreten, und aus den zum Teil kritischen Fragen, Kommentaren, Antworten und Diskussionen entwickel- te sich regelmäßig eine hochkarätige
„Lernveranstaltung“, sodass jeder Teil- nehmer bereichert nach Hause fuhr.
So bleibt am Ende das Bedürfnis, ihm sehr herzlich zu danken, und zwar für sehr Vieles, was sich in einem Satz aus- drücken lässt, der bei verdienten Persön- lichkeiten des öffentlichen Lebens als höchste Anerkennung gilt:
„Elmar Doppelfeld hat sich um die deutsche und europäische Ärzteschaft sehr verdient gemacht“.
Die folgenden Beiträge im medizinisch-wissenschaftlichen Teil des Deutschen Ärzteblattes sind Prof. Dr. med. Elmar Doppelfeld gewidmet.
❚Zitierweise dieses Beitrags:
Dtsch Arztebl 2004; 101: A 2952–2953 [Heft 44]
Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. med. Dr. phil. Helmut Remschmidt Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
Philipps-Universität Marburg Hans-Sachs-Straße 4–8, 35033 Marburg
AUSGEWÄHLT UND KOMMENTIERT VON H. SCHOTT AUSGEWÄHLT UND KOMMENTIERT VON H. SCHOTT
MEDIZINGESCHICHTE(N))
Zitat:„Bei allen gefährlichen Erkran- kungen muß man auf jede zur rechten Zeit kommende Reifung aller Aus- scheidungen oder auf gute Apostasen [1], die zur Krise führen, achten. [...]
Der Arzt soll sagen, was vorher war, erkennen, was gegenwärtig ist, vor- aussagen, was zukünftig sein wird.
Diese Kunst muß er üben.
Auf zweierlei kommt es bei der Be- handlung der Krankheiten an: zu nüt- zen oder wenigstens nicht zu schaden.
Unsere Kunst umfaßt dreierlei: die Krankheit, den Kranken und den Arzt. Der Arzt ist der Diener der Kunst. Der Kranke muß gemeinsam mit dem Arzt der Krankheit widerste- hen.“
Antike Medizin Ärztliche Kunst
Hippokratische Schrift „Epidemien“, 1. Buch (um 410 vor Christus). In: Hippokrates: Schriften. Die Anfänge der abendländischen Medizin. Herausgegeben von Hans Diller. Hamburg 1962, Seite 21. – [1] Absonderung, Abszess. Hier wird der berühmte Grundsatz der hippo- kratischen Medizin „nicht schaden“ (lateinisch: nil no- cere) formuliert.
Naturforschung Mikroskopie
Zitat: „Das Mikroskop ist ganz für- trefflich, und so bequem als möglich, du kannst alles auf alle Weise drunter bringen und ich habe es noch wenig geübt. Die duncklen Obieckte beson- ders freun mich mit ihren natürlichen leibhafften Farben. Es wird uns grose Freude machen. [...]
Wie wäre es wenn meine liebe die- sen Nachmittag gleich nach Tische zu mir käme? Es ist so schön Wetter und du köntest dich mit dem Mikroscop un-
terhalten. Auf den abend lüd ich die Imhof und Herders. [1] [...]
Ich bitte um dein Mikroscop ich will es mit deminigen verbinden und einige Beobachtungen machen ich habe Infusions Thiergen [2] von der schönsten Sorte. Heute Abend sehe ich dich bey der Imhof. Ich gehe noch erst in die Commödie, halte sie aber nicht aus. Liebe mich.“
Johann Wolfgang von Goethe an Charlotte von Stein am 1. September 1785, am 3. Januar und 16. März 1786. Aus: Der sympathetische Arzt-Texte zur Medizin im 18. Jahrhundert. Herausgegeben von Heinz Schott.
München 1998, Seite 79. – [1] Johann Gottfried Herder (1744–1803), Philosoph und Theologe. [2] Infusi- onstierchen, Infusionen: Seinerzeit beliebte Studien- objekte. – Nach Einführung der Mikroskopie im 17.
Jahrhundert profitierte in der zweiten Hälfte des 18.
Jahrhunderts die Naturforschung von verbesserten zu- sammengesetzten Mikroskopen. Goethe (1749–1832) ist ein prominentes Beispiel für die „Salonmikrosko- pie“ in der gesellschaftlichen Oberschicht, bei der sich Forscherdrang, Belustigung und Gesellschaftsspiel mischten.