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Archiv "Zeitenwende in der Medizin (II): Ärgerlich" (29.05.1985)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

BRIEFE AN DIE REDAKTION

Wie die

Faust aufs Auge

Das paßte ja wie die Faust aufs Auge! Da mühte sich Herr Dr. Weinberger in sei- nem Artikel ... um eine menschenbewußte Durch- leuchtung der Sinnhaftig- keit heutigen ärztlichen Handelns — und auf der fol- genden Seite im Artikel

„Zur Fortbildung" (Prof.

Dr. Hesch et al. „Präven- tion der Osteoporose") ist gleich der Satz zu lesen:

„Die Menopause ist für die Frau in der heutigen Ge- sellschaft kein sinnhaftes Ereignis mehr, ...". Wer darf eigentlich über wen bestimmend feststellen,

Schwarz- weiß-Wieder- gabe des Titelbildes von Heft 8/1985

was sinnhaftes Ereignis ist und was nicht?

Ich erspare mir eine analy- sierende Betrachtung in der Hoffnung, daß sich noch mehr Stimmen ge- gen diesen medizinischen Zeitgeist erheben.

Heidelore Wannowius- Hof mann

Schillerstraße 89 6101 Roßdorf

Ärgerlich

... Hier wird in einem Auf- wasch das Problem der Abtreibung (das für den Planeten Erde zum Kern-

problem wird, wenn die Menschheit nicht dem Vor- bild Chinas folgt) mit dem Drogenproblem und einer (mir bisher nur im Nazi- reich begegneten und da- mals von Ärzten nicht deut- lich widersprochenen)

„Euthanasie" vermanscht, und es werden dann Scharlatane mit „alternati- ver Medizin" und sozial- psychiatrischen Stationen in einen Topf geworfen.

Am Ende des sogenannten

„Fische-Zeitalters" stehen wir als Bewohner dieser kleinen Raumstation Erde wahrlich vor größeren Pro- blemen. Unter der effizien- ten, absolut todbringen- den Bedrohung Tausender Atomwaffen bedrückt mich für meine Kinder und En- kel vor allem die Frage nach dem ersten Idioten, der auf irgendeinen roten Knopf drückt. Damit wären wir zwar die Kosten fürs Leichenbegängnis los, je- doch auch die Aussichten auf Huxley's brave neue Welt.

Es wird im allgemeinen von älteren Ärzten so ge- tan, als sei die frühere Zeit besser gewesen, als habe man damals eine wissen- schaftlichere Medizin be- trieben. Ich kann mich noch des Herumgepant- sches mit Arsen und Quecksilber erinnern, ich bin heute noch erstaunt, wie Dermatologen Farb- stoffe und Salbengrundla- gen verwenden, die bereits Ende des letzten Jahrhun- derts aus der Erfahrungs- heilkunde stammen und bisher kaum einer wissen- schaftlichen Bewertung unterzogen wurden.

Es sind stets die Außensei- ter der Medizin gewesen, die der Therapie eine bes- sere Richtung gegeben ha- ben. Semmelweiss, Koch, Metchnikoff usf. Jedesmal sind jedoch die Orthodo- xen aufgestanden und ha- ben verbissene Rückzugs- gefechte geführt, bis eines Tages (nach Absterben der

Ordinarien) die Lehrmei- nung mit der Erfahrungs- medizin übereinstimmte.

Es ist erstaunlich, wie selt- sam hochmütig-allwissend sich Mediziner heute noch verhalten. Die Ethik be- ginnt bei der Prävention für den Arzt. Aber was weiß der Arzt heute über ge- sunderhaltende Ernährung?

Kümmert er sich um seine Raucher, um seine (staat- lich geduldeten, die Branntweinsteuer erhö- henden) Kneipenbrüder und -schwestern? Weiß er, wieviel Sauerstoff durch Bewegung in die Lungen seiner Patienten gelangt und wie die Luft beschaf- fen ist in der Großstadtstra- ße? Kennt er die psychi- schen Lasten in Familie, Beruf und Freizeit? Be- lehrt er seine Schäfchen über Urlaubsgestaltung?

Ich habe eher den Ein- druck, der orthodoxe Me- diziner macht es wie alle anderen auch, die in die- sem Gesellschaftssystem mitmischen wollen: Mitma- chen, anpassen, mit dem Finger auf die anderen, vor allem die aufmüpfigen Jungen zeigen. Haltet den Dieb, dort sind die Ha- schisch-Wassermänner, dort sind die Abtreiber, dort die Töter auf Verlan- gen!

Die essentiellen Probleme kann man auf diese Weise sehr hübsch und immer wieder zusammen mit Me- dien und Politikern ver- schleiern und verharmlo- sen. Smog, Abgas, Gift im Boden, Zersiedlung, Über- völkerung, Hunger in der Welt, sauberes Wasser, sterbender Wald, Atomra- keten, Überrüstung, über- flüssige Ideologie-Streite- reien? Das alles ist in dem Zeitenwende-Artikel ... gar nicht einmal erwähnt wor- den. Dabei sind es aus- schließlich diese Proble- me, die unsere brave neue Welt quälen, die wir ge- meinsam lösen müssen, ohne deren rasche Lösung die paar Randprobleme von Außenseitern, Ver-

Zeitenwende

in der Medizin (II)

Zu dem gleichnamigen Artikel von Dr. med. Friedrich Weinberger in Heft 8/1985, Seite 480 ff.:

1654 (6) Heft 22 vom 29. Mai 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

(2)

Zeitenwende

rückten und Scharlatanen, von Abtreibern, Sterbehel- fern, Geist-, Psycho- und Wunderheilern ohne je- de bleibende Bedeutung sind ... Dieser ärgerliche Artikel ... hat mich gute 2 Stunden meines knappen Lebens gekostet!

Dr. med.

Herbert Neumeyer Bahrenfelder Steindamm 110 2000 Hamburg 50

Abstrakt formuliert

Die Polemik ... entwickelt diffus und eklektisch ein ahnungsvolles Bild der Entwicklung der Medizin und der Weltgeschichte überhaupt. Was haben et- wa Schwangerschaftsab- brüche (in der Klinik) und Gen-Technologie (im La- bor) oder Psychiatrie-Miß- brauch (im Osten) und Dro- genkonsum (im Westen) miteinander gemein? Der Verfasser behauptet, daß dahinter eine einzige böse Macht stecke, die in den Köpfen der Beteiligten all- mählich an die Stelle der Hippokratischen Ethik tre- te. Es leuchtet aber nicht ein, wenn hier Dinge in ei- nen Topf geworfen wer- den, die miteinander kaum etwas zu tun haben. Wenn ein Patient gleichzeitig an einer Pneumonie, einer Ti- biafraktur und an Migräne leidet, so isolieren wir auch nicht besondere Pa- rameter dieser verschiede- nen Krankheiten und ent- wickeln daraus eine neue (Meta-)Krankheit. Der Ver- fasser wirft der „Alternati- ven Medizin" „Hokuspo- kus" vor — er selbst bewegt sich auf astrologischem Boden (zum Beispiel „Zeit- alter des Wassermanns").

Keinesfalls ist die Hippo- kratische Ethik am Ende.

Es ist nur so — und dies ist ein allgemeines Problem der Ethik — daß die ethi- schen Werte und Normen abstrakt formuliert sind.

Wie man sich im konkreten Fall verhalten soll, wird darin nicht mitgeteilt (An- wendungsproblem). Dies bedeutet für die Praxis, daß manchmal verschiede- ne Handlungen möglich sind, wobei man sich auf denselben Wert berufen kann. Beispielsweise kön- nen sowohl Gegner wie Befürworter der Schwan- gerschaftsabbrüche sich auf Hippokrates berufen (selbst die von ihm aus- drücklich tabuisierte Ent- fernung des Blasensteins mit chirurgischen Mitteln läßt sich legitimieren, in- dem man ihre zeitbeding- ten Implikationen berück- sichtigt und sich auf das übergeordnete „nil noce- re" beruft). Welche Inter- pretation von Normen und Werten jeweils en vogue ist, ist eine vielschichtige Frage, deren Komplexität der Verfasser nicht ge- recht wird.

Was der Autor offenbar meint wird klarer, wenn man einmal bei Friedell — auf den er sich explizit stützt — nachliest. Dort ist nämlich von einem Stadi- um die Rede, das zwischen dem Zeitalter der Fische und dem Heraufdämmern der Wassermannzeit liegt — dies sei „der Bolschewis- mus". Ist dieses Gespenst gemeint, wenn der Verfas- ser inkommensurable Er- scheinungen als Ausdruck hintergründiger „böswilli- ger Herrschaftsinstinkte"

begreift?

Dr. med. Wolfgang Wölk Veghestraße 36

4400 Münster

Irrtum

Wie aus dem Beitrag ...

ersichtlich, hat die World Medical Association im Ok- tober 1983 auf Betreiben der Amerikaner das „Gen- fer Gelöbnis" geändert.

Der Schutz des Lebens

„von der Empfängnis an"

wurde zu einem Schutz

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

1656 (8) Heft 22 vom 29. Mai 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

Die Hypertonie, insbesondere ein nur leicht erhöhter Blutdruck, wird von vielen Patienten nicht wahrgenommen. Und doch sollte jeder Patient, bei dem ein Bluthochdruck festgestellt wird, behandelt werden, um das Risiko von Folgeerkrankungen zu vermindern. Auch wenn die therapeutisch notwendigen Ver- änderungen der Lebensweise wie Reduktion des Übergewichts, salzarme Kost und Rauchverbot für viele Patienten einen gewis- sen Druck bedeuten. Auch wenn die medikamentöse Therapie durch subjektiv unangenehme Nebenwirkungen bestimmter Antihypertonika eine zusätzliche Belastung mit sich bringen

kann.

Dank des hochspezifischen Wirkmechanismus — Hemmung des Angiotensin-Converting-Enzyms (ACE) — ist PRES weitgehend

frei von subjektiven Nebenwirkungen. Viele Patienten berich- teten sogar von gesteigertem Wohlbefinden unter PRES.* Eine Tatsache, die der Einnahmezuverlässigkeit und damit der Patientenführung dient.

Der ACE-Hemmer PRES ®

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Zusammensetzung:1 Tabl. PRES' 5 mg enth. 5 mg, 1 Tabl. PRES 10 mg enth. 10 mg, 1 Tabl. PRES 20 mg enth. 20 mg Enalaprilhydrogenmaleat. Anwendungsgebiete: Bluthochdruck, entweder allein oder in Kom- bination mit einem Ojerenken als Zusatzmedikation bei Patienten mit Herzinsuffizienz, die nicht ausreichend auf Herzglykoside und/oder Diuretika ansprechen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Enalaprilhydrogenmaleat : beidseitige Nierenartenenstenose oder Nierenarterienstenose einer Einzel- niere, Nierenarterienmenose nach Nierentransplantation. Schwangerschaft, Stillzeit, Kinder ; primärer Hyperaldosteronismus. Bei Aonenmenose mit Vorsicht. Nutzen-Risiko-Abwägung bei Patienten mit gestör- ter Immunreaktion oder mit Kollagenkrankheiten, besonders bei eingeschränkter Nierenfunktion oder immunsuppressiver Therapie. Nebenwirkungen: Schwindel, Kopfschmerz, seltener Müdigkeit. Schwä- chegefühl_ Orthostatische Hypotonie bei reninahhängigem schweren Hochdruck und Herzinsuffizienz. Selten Ubelkeit, Diarrhoe. Exantheme. angioneuronsches Odem. Muskelkrämpfe und Husten. in Einzelfällen vor- übergehende Geschmacksveränderungen. Veränderungen der Laborwerte von klinischem Belang traten sel- ten unter PRES auf. Geringfügige Senkungen von Hämoglobin, Hamatokrit sowie Erhöhungen der Leberen- zyme wurden beobachtet, ebenso in sehr seltenen Fällen eine Verminderung der Zahl der weißen Blutkörper- chen, Preteinurie und Hyperkaliernie. besonders bei Nierenerkrankungen. Ein ursächlicher Zusammenhang mit der PRES-Therapie wurde nicht festgestellt.

Dieckmann Arzneimittel GmbH, 4800 Bielefeld 1

Wechselwirkungen: Kombination mit anderen Annhypertonika kann blutdrucksenkende Wirkung von PRES verstärken, insbesondere Krimbination mit Diuretika. Bei Gabe von Kaliumsalzen oder kaliumsparen- den Diuretika sorgfältige Kontrolle des Patienten und der Kaliumspiegel. insbesondere bei gleichzeitig einge- schränkter Nierenfunktion. Bei Lithiumtherapie Kontrolle der Lithiumkonzentration. Eine gleichzeitige Ver- abreichung von Immunsuperesspie, Zytostatika oder systemischen Korsikaiden kann zu einer Verminderung der Anzahl der weißen Blutkörperchen führen. Kombinationsbehandlung mit Kalziumantagonisten wird der- zeit nicht empfohlen. Eine gleichzeitige Verabreichung von Schmerzmitteln oder nicht-steroidalen Antirheu- mauka kann den blutdrucksenkenden Effekt von PRES vermindern. Bei gleichzeitiger Allopurinol-Gabe sind die Leukozytenzahlen im Blut au kontrollieren. Die Wirkung von Alkohol kann verstärkt werden. Dosierung:

PRES kann vor, mit und nach den Mahlzeiten eingenommen werden. Leichte Hypertonie, renovaskuläre Hypertonie. Patienten mit Diuretika-Varbehandlung: Initial 10 mg einmal täglich : Mittelschwere bis schwere Hypertonie: initial 20 mg einmal täglich. Herzinsuffizienz: initial 10 mg 12 x 5 mg). Ubliche Dosis liegt für alle Indikationen zwischen 10 bis 40 mg einmal täglich. Erhaltungsdosis richtet sich nach dem Ansprechen des Blutdrucks bzw. der Besserung der Herztätigkeit. Dosierung bei eingeschränkter Nieren- funktion reduzieren, s. ausführliche Gebrauchsinformation. Handelsformen und Preise: PRES 5 mg: 30 (N1)/50 (N21/100 IN31 Tabletten DM 55,10/88,20/161.45 ; Anstaltspackungen. PRES 10 mg: 30 IN11/50 (N2)/100 (N3) Tabletten DM 63.10/99,00/188,15 : Anstaltspackungen. PRES 20 mg: 30 (N11/50 (N21/

100 (N3) Tabletten DM 72,15/113.30/213,40: Anstaltspackungen. Stand 11/84

Dieckmann Arzneimittel Bielefeld

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