• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Therapie der sekundären Hämochromatose: Schlusswort" (13.11.2009)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Therapie der sekundären Hämochromatose: Schlusswort" (13.11.2009)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

764 Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 106

|

Heft 46

|

13. November 2009

M E D I Z I N

DISKUSSION

Vorbeugung kostengünstiger

In dem Artikel wird nicht auf die Möglichkeit eingegan- gen, bei chronischer Transfusionsbedürftigkeit eine Ei- senüberladung gar nicht erst entstehen zu lassen! Durch Therapie mittels Erythrozytenaustausch könnte eine Ei- senüberladung mit allen daraus resultierenden Folgeschä- den ohne wesentliches Risiko für den Patienten verhin- dert werden, wie dies etwa in Italien seit vielen Jahren üb- lich ist (1). Erythrozytenaustauschbehandlungen können etwa durchgeführt werden bei Sichelzellanämien, insbe- sondere in der Krise, Thalassämien oder kombinierten Hämoglobinopathien. Erythrozytenaustauschbehandlun- gen können von frühester Kindheit an erfolgen, ohne dass eine dadurch verursachte Beeinträchtigung der Gesund- heit des Patienten, zusätzlich zum Risiko durch die Gabe von Blutprodukten, befürchtet werden muss (2).

Die Kosten pro Jahr für eine Therapie mit Deferasi- rox liegen zwischen 17 872,79 € und 47 207,54 €, für eine Therapie mit Deferoxamin zwischen 10 439,07 € und 35 798,62 € und für eine Therapie mit Deferipron bei 8 740,78 € (3). Demgegenüber liegen die Kosten für einen Erythrozytenaustausch ohne Berücksichti- gung der zu transfundierenden Erythrozytenkonzentra- te je nach verwendetem System im mittleren bis oberen dreistelligen Eurobereich! Damit stellt die Erythrozy- tenaustauschbehandlung auch bei einer angenomme- nen Behandlungsfrequenz von 1×/Monat eine kosten- günstige Alternative für die Therapie mit Eisenchelat- bildnern dar.

Durch Erythrozytenaustausche kann kostengünstig und nebenwirkungsarm eine sekundäre Hämochromato- se verhindert werden, ohne den Patienten unter Umstän- den schon in jungen Jahren dem Risiko eines zusätzli- chen Medikamentes auszusetzen!

Abschließend sei noch der Hinweis erlaubt, dass eine nicht invasive Quantifizierung des Lebereisengehaltes mittels Biosuszeptometrie (SQUID) zuverlässig möglich ist. Diese Methode ist in Deutschland derzeit nur in Hamburg etabliert, die Kosten werden meines Wissens auf Antrag von der gesetzlichen Krankenkasse übernom- men.

DOI: 10.3238/arztebl.2009.0764a Jürgen Otto

Maarweg 165, 50825 Köln-Braunsfeld E-Mail: med@dhzcologne.de

LITERATUR

1. Cabibbo S, et al.: Chronic red blood cell exchange to prevent clinical complications in sickle cell disease; Transfus Apher Sci. 2005: 32(3):

315–21.

2. Velasquez MP, et al.: Erythrocytapheresis in children with sickle cell disease and acute chest syndrome. Pediatr Blood Cancer. 2009:

53(6): 1060–3.

3. KBV Wirkstoff AKTUELL; Ausgabe 05/2008.

4. Gattermann N: The treatment of secondary hemochromatosis [Therapie der sekundären Hämochromatose]. Dtsch Arztebl Int 2009;

106(30): 449–504.

Interessenkonflikt

Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des In- ternational Committee of Medical Journal Editors besteht.

Schlusswort

Kollege Otto weist zu Recht darauf hin, dass die Biosus- zeptometrie mittels SQUID („superconducting quantum interference device“) eine gute Methode ist, um den Le- bereisengehalt zu bestimmen. Der Nachteil der Methode liegt darin, dass die Anschaffung der Ausrüstung sehr teuer ist und weltweit nur vier SQUID-Geräte in Betrieb sind (eines davon in Hamburg). Herr Otto hat auch recht, dass eine Prävention der Eisenüberladung grundsätzlich besser ist als deren Behandlung. Unstrittig ist auch, dass die Therapie mit Eisenchelatoren teuer ist. Es ist jedoch nicht richtig, Erythrozytenaustauschbehandlungen als probates Mittel zur Vermeidung der Eisenüberladung bei chronisch transfusionsbedürftigen Patienten darzustel- len. Bei Patienten mit Sichelzellenanämie ist diese Maß- nahme nützlich, um den Anteil der HbS-tragenden Ery- throzyten zu senken und dadurch klinische Komplikatio- nen zu verhindern. Im Gegensatz zur alleinigen Transfu- sionsbehandlung wird durch die gleichzeitige Entfer- nung kranker Erythrozyten natürlich auch einer Eisen- überladung entgegengewirkt. Allerdings lässt sich bei Patienten mit chronischem Knochenmarksversagen, zum Beispiel älteren Patienten mit myelodysplastischen Syndromen (MDS) (die in Mitteleuropa und Nordameri- ka viel häufiger anzutreffen sind als Patienten mit Si- chelzellenanämie oder Thalassämie) die gewünschte Vermeidung einer Eisenüberladung nicht durch Erythro- zytenaustauschbehandlung realisieren. Wenn diese Pa- tienten sich wegen ihrer ineffektiven Erythropoese alle zwei bis drei Wochen mit einem auf 8–9 g/dL abgesun- kenen Hb-Wert vorstellen, nützt es ihnen wenig, eigene Erythrozyten gegen fremde auszutauschen. Um den Hb- Wert substanziell anzuheben, müssten auch bei einer Austauschtransfusion deutlich mehr Erythrozyten trans- fundiert als apheresiert werden – mit entsprechender Ei- senbelastung.

DOI: 10.3238/arztebl.2009.0764b Prof. Dr. med. Norbert Gattermann

Klinik für Hämatologie, Onkologie und klinische Immunologie Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Moorenstraße 5, 40225 Düsseldorf E-Mail: Gattermann@med.uni-duesseldorf.de

LITERATUR

1. Gattermann N: The treatment of secondary hemochromatosis [Therapie der sekundären Hämochromatose]. Dtsch Arztebl Int 2009;

106(30): 449–504.

Interessenkonflikt

Prof. Gattermann hat von Novartis Pharma GmbH Honorare für Vorträge, Rei- sekostenübernahme und Studienunterstützung erhalten.

zu dem Beitrag

Therapie der sekundären Hämochromatose

von Prof. Dr. med. Norbert Gattermann in Heft 30/2009

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Eine Frage für die Zukunft ist, warum bei Patienten, die eine Strahlentherapie erhalten, nicht in Form von systemati- schen Feldrandbiopsien vor Beginn nachgewiesen wird,

Perito- neale Mesothelzellen produzieren auf eine Vielzahl von Stimuli – unter anderem eben bei portal bedingtem Aszites unabhängig vom Bestehen einer peritonealen Malignität –

Bei frühzeitiger Anwen- dung, intensivem Training und ausreichender Dauer (Wochen bis Monate) der Behandlung können Stam- meln und Stottern wesentlich gebessert und nicht

Erst wenn mit inhalativen Steroiden (nach deren Dosiserhöhung) keine Kontrolle der Symptome mehr erreicht werden kann, spricht sich Glassroth für die Kombination der

In Deutschland entwickeln mindestens sechs Prozent der erwachsenen Bevölkerung im Lau- fe ihres Lebens einen Diabetes, von denen wieder bei 40 Prozent eine diabe- tische

Für den Hinweis, dass man zu Beginn ei- ner harnsäuresenkenden Dauertherapie einschleichend dosieren sollte, um eine abrupte Senkung der Harnsäure mit dem Risiko, einen

Wenn finanzielle Argumente ange- führt werden, dann sollte man sich auch darüber im Klaren sein, dass die Behandlung der postzosterischen Neuralgie hohe Kosten verursacht.. So

Bei schwerer nächtlicher Hypertension sollte keine abendliche Gabe erfolgen und die abendliche Gabe von Fludrocortison (Astonin H) oder Desmopressin ist in diesem Fall natür- lich