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Archiv "Therapie des idiopathischen Parkinson-Syndroms: Schlusswort" (18.01.2008)

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54 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 318. Januar 2008

M E D I Z I N

Ist das Parkinsonrisiko reduzierbar?

Die Parkinsonkrankheit als neurodegenerative Er- krankung trifft nach dem 65. Lebensjahr europaweit jeden 50. Bürger. Damit lohnen Präventionsüberle- gungen.

200 Jahre nach der Erstbeschreibung wissen wir wenig über die Auslöser – von einigen Sonderformen abgesehen. Es ist keine ursächliche kurative Therapie bekannt. Die neurologischen Folgen degenerierter do- paminerger Neuronen lassen sich durch Medikamente mindern, die leider oft mit Nebenwirkungen einher- gehen.

Ein Drittel der an Morbus Parkinson Erkrankten leidet an Depressivität, im späteren Krankheitsverlauf bekommt ein weiteres Drittel kognitive Probleme – bis hin zur Demenzentwicklung. Das fordert eine in- terdisziplinäre Präventionsforschung. Handelt es sich zur Hälfte nicht um ein idiopathisches Krankheitsphä- nomen – zumindest bei Frauen?

Von der Hormongabe bei Frauen ab der Menopause ist bekannt, dass sie bei rechtzeitigem Therapiebeginn mit einer Reduktion des Parkinsonrisikos um circa 50 % assoziiert ist (1). Das bestätigt indirekt eine neue Publikation aus der Mayo-Klinik in Rochester in ei- ner renommierten neurologischen Zeitschrift (2): Un- ter-sucht wurden Frauen, die vor der Menopause eine einseitige (n = 1 252) oder beidseitige (n = 1 075) Ovarektomie (ohne Krebsindikation) erhielten. Diese Gruppe entwickelte postoperativ nach mittlerer Beob- achtung von 25 bis 30 Jahren häufiger Parkinsonismus (RR 1,68) als ein gleichaltriges Kontrollkollektiv (n = 2 368). Es zeigte sich ein linearer Trend: Je jün- ger die Frauen bei der Ovarektomie waren und somit die Menopause vorverlegt wurde, desto mehr stieg das Parkinsonrisiko an – signifikant bei Operation mit 42 Jahren und jünger. Bei Ovarektomie beidseits vor dem 45. Lebensjahr zeigten sich neben höherer Gesamt- mortalität vor allem vermehrt neurologische und psy- chiatrische Erkrankungen. Dazu gibt es eine wenig bekannte Monografie (3).

Fazit: Besteht längerfristig Östrogenmangel – hier

„semiexperimentell“ iatrogen vorzeitig ausgelöst – dann fehlt die Neuroprotektion mit der Folge eines er- höhten Parkinsonrisikos.

DOI: 10.3238/arztebl.2008.0054a

LITERATUR

1. Currie LJ et al.: Postmenopausal estrogen use affects risk for Par- kinson disease. Arch Neurol 2004; 61: 886–8.

2. Rocca WA et al.: Increased risk of parkinsonism in women who underwent oophorectomy before menopause. Neurology 2007; 69:

1084–93. www. neurology.orig./rocca@mayo.edu

3. Behl C: Estrogen-Mystery Drug for the Brain? The Neuroprotective Activities of the Female Sex Hormone. Wien, New York: Springer 2001.

Prof. Dr. med. J. Matthias Wenderlein Universität Ulm

Prittwitzstraße 41 89075 Ulm

E-Mail: wenderlein @gmx.de

Schlusswort

Herr Professor Wenderlein greift das wichtige und in- teressante Thema der neuroprotektiven und präventi- ven Maßnahmen zum Eingriff in die pathophysiologi- schen Prozesse der Parkinson-Krankheit auf. Bis heu- te gibt es keine kurative und keine klar bewiesene neu- roprotektive Therapie, obwohl hinsichtlich der letzte- ren zahlreiche Substanzen immer wieder diskutiert werden.

Hinsichtlich der zitierten interessanten Studien zum Einfluss der postmenopausalen Östrogentherapie und der iatrogenen Menopause auf das Parkinson-Ri- siko sind auch folgende Aspekte erwähnenswert:

Die Arbeit von Currie et al. deutet darauf hin, dass das Risiko, an M. Parkinson zu erkranken, durch die postmenopausale Einnahme von Östrogenen reduziert werden kann. Dies scheint allerdings nur für die natür- liche Menopause zu gelten. Eine Studie von Popat et al. zeigte für die Hormongabe bei Patientinnen nach Hysterektomie mit oder ohne Ovarektomie im Gegen- teil sogar ein erhöhtes Risiko für die Parkinson- Krankheit. Die Ovarektomie an sich scheint indes mit einem erhöhten Risiko für Parkinson-Syndrome ein- herzugehen, wie die von Herrn Professor Wenderlein zitierte Studie von Rocca et al. zeigt. Ob Östrogene tatsächlich einen neuroprotektiven Einfluss auf dopa- minerge nigrostriatale Neurone in-vivo bei Parkinson- patienten haben, kann die zitierte Studie allerdings nicht beantworten. DOI: 10.3238/arztebl.2008.0054b

LITERATUR

1. Popat RA, Van Den Eeden SK, Tanner CM, McGuire V, Bernstein AL, Bloch DA, Leimpeter A, Nelson LM: Effect of reproductive factors and postmenopausal hormone use on the risk of Parkinson disease.

Neurology 2005; 65: 383–90.

Anschrift für die Verfasser Dr. med. Lars Wojtecki Institut für Neurologie

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Moorenstraße 5, 40225 Düsseldorf E-Mail: wojtecki@uni-duesseldorf.de

Interessenkonflikt

Die Autoren beider Beiträge erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

zu dem Beitrag

Therapie des idiopathischen Parkinson-Syndroms

von Dr. med. Lars Wojtecki, Dr. med. Martin Südmeyer, Prof. Dr. med. Alfons Schnitzler, in Heft 37/2007

DISKUSSION

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