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Welche Therapie bei frühem Parkinson?

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ARS MEDICI 4 ■ 2006

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F O R T B I L D U N G

Welches ist die beste medikamentöse Therapie bei Parkinsonerkrankung im Frühstadium?

Eine kurze evidenzbasierte Antwort.

A M E R I C A N FA M I LY P H Y S I C I A N

Eine Rubrik in der Fachzeitschrift «American Family Physi- cian» greift Fragen auf, die dem «Family Physicians Inquiries Network» (FPIN, http://www.fpin.org/) aus der Praxis ge- stellt werden und bemüht sich um eine möglichst knappe evidenzbasierte Antwort. Hier gelten die Ausführungen der medikamentösen Behandlung bei Patienten, die noch nicht lange an Parkinsonsymptomen leiden.

Vom Morbus Parkinson mit den Leitsymptomen Ruhetremor, Rigor und Bradykinesie ist über ein Prozent der über 65-jäh- rigen betroffen. Als «früher» Parkinson definiert ist eine Erkrankungsdauer von weniger als 5 Jahren oder ein Krank- heitsstadium, bei dem sich unter Levodopatherapie noch keine motorischen Nebenwirkungen eingestellt haben. Eine medikamentöse Therapie sollte beginnen, wenn die Parkin- sonsymptome anfangen, eine Einschränkung im Alltagsleben, eine motorische Behinderung oder eine Beeinträchtigung der Lebensqualität zu verursachen.

Eine systematische Review hat im Jahr 2003 insgesamt 49 ran- domisierte kontrollierte Studien zur Pharmakotherapie bei fast 10 000 Parkinsonpatienten evaluiert. Als Einschränkun- gen fand die Studie die Heterogenität bei der Definition des Frühstadiums der Krankheit und der motorischen Fluktuatio- nen, unterschiedliche Messmethoden anhand eines verbreite- ten Beeinträchtigungsscores («Unified Parkinson Disease Rating Scale [UPDRS]) sowie den Einsatz von Levodopa bei Bedarf in den Behandlungsarmen mit Dopaminagonisten. Die Review fokussiert auf die Frage, ob Levodopa allein oder in Kombination mit einem Dopaminagonisten Vorteile bietet, und kommt zum Schluss, dass zwischen diesen beiden Be- handlungsmodalitäten keine statistisch signifikante Differenz besteht. Ausserdem bestätigte die Untersuchung, dass die Monotherapie mit Levodopa durch die Entwicklung von

motorischen Fluktuationen («On-off»-Phänomene) und Dy- skinesien begrenzt wird. Sie stimmt darin mit einer früheren Cochrane-Review überein.

Eine grosse randomisierte kontrollierte Studie verglich bei frühem Parkinson den Dopaminagonisten Bromocriptin(Par- lodel®) direkt mit Levodopa(Madopar®, Sinemet®) über einen 10-Jahres-Zeitraum. Nach 3 Jahren hatten die Bromocriptin- Patienten niedrigere Behinderungsscores, nach 9 Jahren war der Unterschied jedoch nicht mehr signifikant, und die Mor- talität war in beiden Gruppen gleich.

In zwei Cochrane-Reviews hatten Patienten nach dreijähriger Levodopabehandlung eine höhere Wahrscheinlichkeit für Dyskinesien (number needed to harm [NNH] = 4) und Dysto- nie (NNH = 5) als die Studienteilnehmer im Bromocriptin- arm, aber in der Bromocriptingruppe gab es mehr Aussteiger wegen intolerabler Nebenwirkungen (NNH = 4).

Neuere randomisierte Studien haben die Dopaminagonisten Pramipexol(Sifrol®) und Ropinirol(Requip®) mit Levodopa ver- glichen und sind zum Schluss gekommen, dass die Levodopa- behandlung mit mehr Dyskinesien und motorischen Fluktua- tionen einhergeht (NNH = 3–4). Nach 48 Monaten war das Auftreten von behindernden Dyskinesien ungewöhnlich und in den beiden Gruppen nicht verschieden. Pramipexol führte jedoch eher zu Somnolenz (NNH = 7) als Levodopa. Levo- dopa war in der Vebesserung des UPDRS-Scores effektiver (9,2 vs. 4,5 Punkte nach 2 Jahren; p < 0,001), war aber Ropinirol in der günstigen Beeinflussung täglicher Aktivitäten nicht überlegen. Eine Metaanalyse berichtete, dass die Therapie mit Pramipexol oder mit Ropinirol im Vergleich zu Levodopa

Welche Therapie bei frühem Parkinson?

■■

■ Bei frühem Parkinson können verschiedene Wirk- stoffprinzipien die Symptome und die Lebensqualität günstig beeinflussen, aber alle haben gewichtige Nebenwirkungen.

■■

■ Es gibt keine zwingende Evidenz zu Gunsten einer einzelnen therapeutischen Option, weshalb die Therapie individualisiert werden soll.

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doppelt so häufig mit Nebenwirkungen wie Halluzinationen, Somnolenz und Ödemen einhergeht. Ein weiterer Dopamin- agonist, Pergolid (Permax®), ist aus der Parkinsontherapie ausgeschieden, da er mit restriktiven Herzklappenstörungen in Verbindung gebracht wird.

Randomisierte kontrollierte Studien fanden, dass der MAO-B- Hemmer Selegilin(Jumexal®, Selegilin Helvepharm, Selegilin- Mepha®) die Parkinsonsymptome bessert und den Bedarf für Levodopa um 9 bis 12 Monate hinauszuzögern vermag. Eine offene Studie wollte für Selegilin eine Erhöhung der Mortalität nachgewiesen haben, dies hat sich in ramdomisierten Studien und einer Metaanalyse jedoch nicht bestätigt.

Anticholinergika sind wegen ihrer neuropsychiatrischen Nebenwirkungen heute in der Parkinsontherapie zu vermei- den. Zwei Cochrane-Reviews sind ausserdem zum Schluss gekommen, dass es für den Einsatz von Betablockern oder Amantadin (Symmetrel®, PK-Merz®) in der Therapie von Parkinsonsymptomen keine ausreichende Evidenz gebe. Die Kombination von Levodopamit dem COMT-Hemmer Entaca- pone(Stalevo®) wird heute empfohlen bei Patienten, die gegen Ende des Levodopadosierungsintervalls eine symptomatische Verschlechterung erfahren. Der Wechsel zu dieser Kombination kann es erlauben, die Levodopadosis zu reduzieren, scheint aber nicht mit einer Verbesserung des UPDRS-Scores einher- zugehen. Wegen der höheren Kosten und des fehlenden Nach- weises eines besonderen Nutzens im Frühstadium wird das Kombinationspräparat für die initiale Therapie nicht empfoh- len, hält der «Family Physicians Inquiries Network»-Beitrag fest.

Eine autoritative Antwort zur «besten Anfangsbehandlung»

bei M. Parkinson scheint es nicht zu geben. Die «American As- sociation of Neurology» (AAN) empfiehlt, die Wahl nach der Notwendigkeit einer Verbesserung der motorischen Behinde- rung (besser unter Levodopa) oder nach der geringeren Häu- figkeit von motorischen Komplikationen (weniger unter Do- paminagonisten) auszurichten. Die AAN sieht auch hinsicht- lich der motorischen Komplikationen für Levodopa mit verzögerter Freisetzung gegenüber der Galenik mit rascher Freisetzung keinen Vorteil.

Sicher hat man sich jedesmal zu vergegenwärtigen, dass der Auslöser für eine Pharmakotherapie bei Morbus Parkinson die Interferenz mit den Alltagsaktivitäten und mit der Beeinträch- tigung der Lebensqualität sein muss und dass gerade dies in- dividuell sehr verschieden ist und von der subjektiven Fähig- keit abhängt, Abweichungen vom Normalzustand zu ertragen.

In der Regel wird man zuerst einen Dopaminagonisten einset- zen, um die spätere Behandlungsdauer mit Levodopa mög- lichst lang zu erhalten; auch Selegilin ist eine akzeptable Al- ternative. Welchen Wirkstoff man auch einsetzt: die Anfangs- dosis sollte tief gewählt werden, und die Titration hat langsam

zu erfolgen. ■

Quelle:

Lori M. Dickerson et al. (Department of Family Medicine, Medical University of South Carolina, Charleston/USA): Treatment of early Parkinson’s disease. American Family Physician 2005; Vol. 72 No. 3 (1. August 2005).

Halid Bas Interessenkonflikte: keine.

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