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ür die Behandlung des Morbus Parkinson gilt L-Dopa nach wie vor als eines der wirksamsten Medi- kamente, das deshalb auch häufig zuerst eingesetzt wird.Die mögliche Induktion von Dyskinesien ist eine der bekannten Nebenwirkungen von L-Dopa. Insbesondere bei jüngeren Patienten treten die nicht reversiblen Bewe- gungsstörungen oftmals frü- her auf als bei älteren. L-Do- pa wird deshalb im Frühsta- dium von zunehmend mehr Ärzten mit großer Zurück- haltung eingesetzt.
Als erster Dopamin-Ago- nist hat jetzt ReQuip®(Ropi- nirol) die Zulassung für die Monotherapie im Frühstadi- um der Parkinson-Erkran- kung erhalten und könnte da- mit L-Dopa ersetzen. Außer- dem wurde das Medikament für die Therapie des M. Par- kinson in Kombination mit
L-Dopa zugelassen, nachdem sich in klinischen Studien ge- zeigt hatte, daß bei Kombina- tion der beiden Substanzen die Dosis von L-Dopa redu- ziert werden kann.
Niedergelassenen Fach- ärzten und Kliniken werde das Medikament ab dem 2. Quar- tal zur Verfügung stehen, teilte SmithKline Beecham anläß- lich der Neueinführung von ReQuip®in München mit.
Ropinirol ist ein Dihydro- Indol-Derivat und strukturell dem physiologischen Agoni- sten Dopamin ähnlich. Im Unterschied zu den bisheri- gen Dopamin-Agonisten bin-
det Ropinirol nicht an andere postsynaptische zentralner- vöse Rezeptoren und hat da- mit auch keine antiserotoner- ge oder antiadrenerge Akti- vität. Nach Angaben des Un- ternehmens weist der neue Dopamin-Agonist somit ein
„saubereres“ Wirkprofil auf als die Vergleichssubstanzen.
Sowohl im Tiermodell als auch in den klinischen Studi- en träten unter Ropinirol kaum Bewegungsstörungen auf, berichteten die Neurolo- gen Prof. Werner Poewe (Innsbruck) und Prof. Heinz Reichmann (Dresden) über- einstimmend. Die klinischen
Untersuchungen erstreckten sich sowohl auf die Monothe- rapie im Frühstadium wie auch auf die Therapie im fort- geschrittenen Stadium in Kombination von L-Dopa.
Insgesamt wurden in Studien 1 360 Patienten behandelt.
In der Monotherapie ver- besserte sich die Motorik der Patienten unter ReQuip®si- gnifikant mehr als unter Pla- zebo. Auch in einer Ver- gleichsstudie mit dem Stan- dardmittel Bromocriptin ver- besserte sich die Motorik si- gnifikant. Nur bei schweren Erkrankungen war L-Dopa besser wirksam als ReQuip®. Die häufigste Nebenwir- kung in der Monotherapie war Übelkeit zu Beginn der Behandlung, die sich aber durch ein langsames Aufti- trieren umgehen läßt. In der Kombination mit L-Dopa traten Dyskinesien und Übel- keit auf. Jürgen Stoschek
A-1077 Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 16, 18. April 1997 (61)
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