tionen unmittelbar durch den ersten Blut/Membran-Kontakt ausgelöst wurden, was ebenfalls für eine ur- sächliche Rolle des AN69-Dialysa- tors spricht.
Dr. Hampel zitiert eine Kasu- istik von Wenzel-Seifert et al. (1) zum Nachweis, daß anaphylaktoide Reaktionen bei mit ACE-Inhibitoren behandelten Patienten auch mit an- deren Dialysemembranen auftreten können. Dabei handelt es sich um ei- ne 76jährige Patientin, die im Rah- men einer hypertensiven Nephropa- thie terminal niereninsuffizient ge- worden war. Medikamentös war zu- letzt mit Digitoxin, Furosemid und Enalapril behandelt worden. Bei der Patientin bestand ferner eine allergi- sche Diathese, im Rahmen derer sie eine Reihe von anaphylaktoiden Zwischenfällen während der Dialy- sebehandlung erlitt. Good-Clinical- Practice voraussetzend, möchte ich allerdings davon ausgehen, daß der ACE-Hemmer nach der ersten hypo- tensiven Episode mit Reanimation von den Autoren abgesetzt worden ist. Dennoch kam es im folgenden bei der Dialyse mit den unterschied- lichsten Membranmaterialien zu im- mer heftigeren Reaktionen, an deren Folgen die Patientin letztendlich ver- starb. Ich glaube nicht, daß dieser spezielle Fall einer Patientin mit all- ergischer Diathese als Beweis dafür geeignet ist, daß ACE-Hemmer mit verschiedenen anderen Dialysemem- branen zu anaphylaktoiden Zwi- schenfällen Anlaß geben können.
Dr. Hampel weist weiter darauf hin, daß nach Verresen et al. (2) ein bestimmtes aufwendiges Spülpro- gramm (sogenanntes Biopriming) das Auftreten solcher Reaktionen verhindern konnte. Diese Aussage ist korrekt, muß allerdings insofern eingeschränkt werden, als Dr. Verre- sen lediglich bei zwei Patienten die- ses Spülverfahren angewandt hat.
Ferner möchte ich in diesem Zusam- menhang auf einen Bericht von Po- tier et al. (3) aus Cherbourg auf- merksam machen, der an einem gro- ßen Patientenkollektiv eindeutig be- legen konnte, daß besagtes Spülpro- gramm keineswegs in der Lage ist, anaphylaktoide Reaktionen bei AN69-Dialysatoren und ACE-Hem- mer-Therapie zu verhindern.
Ferner gibt es keinen Grund, die Aufrichtigkeit von Tielemans et al.
(4) anzuzweifeln, die in einer multi- zentrischen, retrospektiven Studie darauf hinweisen, daß die beschrie- benen Zwischenfälle nicht nur von einem, sondern von mehreren Zen- tren in Westeuropa beobachtet wor- den waren. Woher weiß Dr. Hampel, daß nicht in allen Zentren AN69- Membranen eingesetzt worden wa- ren. Eine solche Aussage ist nur dann glaubhaft, wenn eine entspre- chende Quellenangabe erfolgt.
Es ist durchaus richtig, daß der Pathomechanismus dieser Reaktio- nen (AN69-Membranen und ACE- Hemmer-Therapie) derzeit noch un- bekannt ist. Die Schlußfolgerung von Dr. Hampel, das Medikament sei deshalb im Zweifelsfalle wegzulas- sen und die Membran beizubehal- ten, erscheint mir allerdings zu pau- schal. So wie es heute eine Vielzahl von antihypertensiven Behandlungs- Optionen für den Dialysepatienten gibt, stehen auch dem Nephrologen eine ganze Reihe von gut erprobten High-flux-Dialysatoren für die extra- korporale Therapie zur Verfügung, und es sollte von den individuellen Gegebenheiten abhängig gemacht werden, ob man auf den ACE-Hem- mer oder den AN69-Dialysator ver- zichten möchte.
Literatur
1. Wenzel-Seifert, K.; Sharma, A, M.; Keller, F.:
Repeated dialysis anaphylaxia. Nephrol Dial Transplant 5: (1991) 821-824
2. Verresen, L.; Waer, M.; Vanrenterghem, Y.;
Michielsen, P.: ACE-inhibitors an anaphy- lactoid reactions to high-flux membrane dia- lysis. Lancet 336 (1990) 1360-1362 3. Potier, J.; Freida, P.; Albraouoi, H.: Preventi-
on of hypersensitivity with AN69, Abstr. in:
Contemporary Management of Renal Failure (Hospal), Jamtien, Thailand, 1992
4. Tielemans, C.; Vaherweghem, J. L.; Blum- berg, A.; Cuvelier, R.; De Fremont, J. F.; De- hout, F.; Dupont, P.; Richard, C.; Stolear, J. C.; Wens, R.: Lancet (Letter) 337 (1991) 371
Privatdozent
Dr. med. Roland M. Schaefer Abteilung Nephrologie
Medizinische Universitätsklinik Josef-Schneider-Straße 2 W-8700 Würzburg
Lohnt sich die
Nachuntersuchung von Magengeschwür-
Patienten?
Seit Jahren wird gefordert, zur Differenzierung zwischen benignem und malignem Ulkus sowohl bei der Erstuntersuchung als auch im Rah- men der Therapiekontrolle ausgiebig endoskopisch zu biopsieren. Einige Autoren gehen noch weiter und empfehlen eine Nachuntersuchung der Ulcus-ventriculi-Patienten nach sechs Monaten, um ein Restrisiko ei- nes übersehenen exulzerierten Kar- zinoms auszuschließen. Japanische Autoren haben wiederholt auf den malignen Zyklus des Magenfrühkar- zinoms hingewiesen, bei dem ein in einer karzinomatös veränderten Schleimhaut entstandenes peptisches Geschwür unter einer konservativen Therapie vollständig abzuheilen ver- mag.
Die Autoren analysierten ihre Daten von 913 Magengeschwüren bei 773 Patienten, die während eines Beobachtungszeitraumes von drei Jahren endoskopiert worden waren.
Im Rahmen der follow-up-Untersu- chungen wurden zehn Magenkarzi- nome gefunden, von denen fünf sich nicht als kurativ resektabel erwiesen.
Fünf weitere Karzinomfälle wurden im Rahmen der Nachuntersuchun- gen nicht erfaßt. Bei der Erstunter- suchung konnten 63 Magenkarzino- me unter dem Aspekt eines benignen Ulkus diagnostiziert werden, davon neun nur durch die Biopsie.
Die Autoren kommen zu dem Schluß, daß für jeden Fall eines ku- rablen Magenkarzinoms etwa 250 follow-up-Endoskopien erforderlich sind, ein Aufwand, der in keinem günstigen Kosten-Nutzenverhältnis steht, so daß Nachsorgeuntersuchun- gen nicht gerechtfertigt erscheinen.
W
Bytzer, P.: Endoscopic Follow-up Study of Gastric Ulcer to Detect Malignancy: Is It Worthwhile? Scand. J. Gastroenterol. 26:
11: 1193-1199, 1991.
Department of Medical Gastroenterology, Odense University Hospital, DK-5000 Odense, Dänemark.
Dt. Ärztebl. 90, Heft 1/2, 11. Januar 1993 (51) A1-51