Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 7|
18. Februar 2011 [86]B E R U F
BARMER-GEK-ARZTREPORT
Mindestens einmal im Jahr zum Arzt
Trotz Praxisgebühr war im Jahr 2009 nahezu jeder Deutsche min- destens einmal beim Arzt. Während neun von zehn Männern medizini- schen Rat suchten, waren es bei den Frauen sogar 96 Prozent, wie aus einer Untersuchung der Barmer- GEK hervorgeht. Insgesamt lag der Durchschnitt bei 93 Prozent.
Mehr als 40 Prozent der Patien- ten besuchten im Jahresverlauf vier oder mehr Arztpraxen, nur knapp jeder sechste begnügte sich mit ei- nem einzigen Arzt seines Vertrau- ens. Die im Untersuchungszeitraum am häufigsten gestellte ambulante Diagnose lautete dem Bericht zu- folge Bluthochdruck. Circa 25,7 Prozenten der Patienten im Bundes- gebiet leiden demnach unter dieser Krankheit, darunter überproportio- nal viele Ostdeutsche. Bei knapp ei- nem Viertel der Bundesbürger wur- den laut Studie Rückenschmerzen diagnostiziert, in 18,5 Prozent der Fälle akute Entzündungen der Atemwege. Weitere 7,8 Prozent der Patienten litten unter Fettleibigkeit.
Die Barmer-GEK hatte für die Untersuchung die ambulanten Da- ten von 8,2 Millionen Versicherten der ehemaligen Gmünder Ersatz- kasse (GEK) aus den Jahren 2004 bis 2009 ausgewertet und auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet.
Die durchschnittliche Zahl der Arztbesuche pro Kopf wurde in der seit 2006 jährlich vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung er- stellten Studie wegen veränderter Datengrundlagen erstmals nicht ausgewiesen. Studienleiter Thomas Grobe zufolge ist aber davon auszu- gehen, dass es seit dem Rekordhoch von 18 Arztbesuchen im Jahr 2008
„auf keinen Fall einen Rückgang“
gegeben hat. Damals hieß es, in keinem anderen Land gingen die Menschen so häufig zum Arzt wie in Deutschland. dapd
KLINISCHE PRÜFUNGEN
Prüfarztkurs für Orthopäden und Unfallchirurgen
Das 2010 neu gefasste Medizin- produktegesetz enthält die techni- schen, medizinischen und Infor- mationsanforderungen für das In- verkehrbringen von Medizinpro- dukten (durch Herstellung oder Einfuhr) im europäischen Wirt- schaftsraum. Davon sind nicht nur die Hersteller und Importeure, son- dern vor allem auch die an den klinischen Prüfungen beteiligten Ärzte betroffen. Mit sechs Straf- vorschriften gehört das Medizin- produktegesetz zum Nebenstraf- recht und hat für die an klinischen Prüfungen beteiligten Ärzte auch rechtliche Implikationen.
Die AFOR-Stiftung bietet nun mit einem neuen Prüfarztkurs Or- thopäden und Unfallchirurgen die Möglichkeit, sich fachbezogen als Prüfarzt nach den neuen EU-weit geltenden Richtlinien für die Durch-
führung klinischer Studien zu quali- fizieren. Ziel des Kurses ist es, die Teilnehmer mit der Anwendung der neuen Leitlinie für klinische Stu - dien vertraut zu machen. Es werden sowohl die grundlegenden Kennt- nisse zu Fragen wie Ethik und Recht als auch praktische Fähigkei- ten zu Studienplanung und -design, Biometrie, Datenmanagement, Ana- lyse und Ergebnisauswertung an- hand von Seminarvorträgen und praktischen Übungen unter beson- derer Berücksichtigung orthopä- disch-unfallchirurgischer Aspekte in klinischen Studien vermittelt.
Der Kurs findet am 18. und 19.
März in der Berufsgenossenschaft- liche Unfallklinik Murnau statt. Die Teilnahmegebühr beträgt 120 Euro.
Anmeldung: AFOR-Stiftung, Katrin Zenk, E-Mail: katrin.zenk@afor.org, Internet: www.afor.org WZ
PSYCHISCHE BELASTUNGEN
Betriebliche Gesundheitsförderung immer wichtiger
Angesichts zunehmend höherer An- forderungen am Arbeitsplatz und damit einhergehender psychischer Erkrankungen wird eine betriebli- che Gesundheitsförderung nach ei- ner Auswertung der Techniker- Krankenkasse (TK) immer wichti- ger. Demnach werden mittlerweile bei jedem fünften Erwerbstätigen psychische Störungen diagnosti- ziert. Die Fehlzeiten wegen psy- chischer Erkrankungen stiegen in den letzten vier Jahren um 33 Pro- zent, die Verordnungsmenge von Antidepressiva um 41 Prozent.
Immer mehr Menschen fühlten sich ausgebrannt, vor allem Füh- rungskräfte und engagierte Mitar- beiter. Während sich große Firmen der TK zufolge seit Jahren für die
Gesundheit ihrer Mitarbeiter en- ga gieren, setzen mittelständische Unternehmen betriebliches Ge- sundheitsmanagement nur zöger- lich um. „Aber auch für kleine Be- triebe lohnen sich Investitionen in Gesundheit und Zufriedenheit der Belegschaft, denn es sind Investi- tionen in die Zukunft“, betonte TK- Vorstandschef Norbert Klusen.
Basis für die Auswertungen sind nach Angaben der Krankenkasse die routinemäßig erfassten Ar - beitsunfähigkeitszeiten, Zeiten des Krankengeldbezugs, Arzneiverord- nungen und ambulant-ärztlich do- kumentierte Diagnosen von 3,4 Millionen Erwerbspersonen – Be- rufstätige und Empfänger von Ar- beitslosengeld I. dapd