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Archiv "Klinische Dokumentation: Mehr Effizienz ist möglich" (26.10.2012)

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A 2124 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 43

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26. Oktober 2012

KOMMENTAR

Prof. Dr. med. Dipl.-Inform. Martin Dugas, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Medizinische Informatik, Universität Münster

W

ie kann klinische Dokumenta - tion effizienter werden? Zuge- geben: Im letzten Jahrzehnt hat es in Deutschland wichtige Fortschritte in der Informationstechnologie (IT) für das Ge- sundheitswesen gegeben. Mittlerweile setzen immer mehr Krankenhäuser eine zunehmend vollständigere elektronische Patientenakte ein, und auch bei den nie- dergelassenen Ärztinnen und Ärzten ist der IT-Durchdringungsgrad gestiegen.

Trotzdem: Die Zufriedenheit der me- dizinischen Anwender ist niedrig (1), und im internationalen Vergleich gibt es

in der Gesundheits-IT erhebliche Ver- besserungsmöglichkeiten – vor allem bei der klinischen Dokumentation.

Hauptproblem ist und bleibt, dass vielfach eine Doppeldokumentation (2) erfolgt und ein elektronischer Aus- tausch von Patientendaten zwischen verschiedenen Systemen nicht funktio- niert, weil IT-Systeme noch immer nicht intelligent eingesetzt werden. Ak- tuelle Forschungsprojekte der Medizini- schen Informatik beschäftigen sich mit diesem Problem. Daten zu ein und demselben Patienten sollen nicht mehr in getrennten Systemen (Dual-Source- Ansatz) für Klinik und Forschung erho- ben, sondern alle Daten in einer Pa- tientenakte (Single-Source-Ansatz) ver- fügbar gemacht werden. Es werden Systeme entwickelt, die eine einmalige Dateneingabe und Mehrfachnutzung der Daten ermöglichen. Oftmals sind dies integrierte Formulare in klinischen Informationssystemen, deren Daten sich geeignet auswerten beziehungs- weise transportieren lassen.

Beispielhaft kann hier das von der Europäischen Union geförderte EHR4CR-Projekt (Electronic Health Re- cords for Clinical Research) genannt werden (www.ehr4cr.eu), an dem sich elf Universitätskliniken in fünf Ländern beteiligen und dessen Pilotierung das

Institut für Medizinische Informatik (IMI) der Universität Münster koordiniert.

Ein weiteres zentrales Problem sind die derzeit inkompatiblen Datenmodelle in den Kliniken und Praxen. Medizini- sche Formulare werden individuell an die jeweilige Einrichtung angepasst, was zur Folge hat, dass zwei Kliniken bestimmte Patientendaten nicht sinn- voll austauschen können. Hier muss das Ziel sein, diese unterschiedlichen Datenmodelle zu harmonisieren. Es wäre ein wichtiger Schritt, wenn alle IT- Hersteller und Kliniken ihre jeweils ver-

wendeten (natürlich leeren!) Formulare im Internet frei zugänglich machen würden, damit eine Diskussion über sinnvolle Dokumentationsinhalte mög- lich wird. Erste Ansätze bietet hier das vom IMI geschaffene MDM-Portal (www.medizinische-datenmodelle.de), in dem medizinische Formulare in ver- schiedenen technischen Formaten (wie ODM, PDF) veröffentlicht und abgeru- fen werden können (3).

Großer Nachholbedarf besteht zu- dem bei der Ausbildung des medizini- schen Fachpersonals in Informatikver- fahren. Dies reicht von geeigneten Lehrveranstaltungen in der Aus- und Weiterbildung von Ärzten und Pflege- kräften über Schulungsmaßnahmen in Klinik und Praxis bis hin zum Zertifikat Medizinische Informatik, das nach fünf Jahren einschlägiger beruflicher Tätig- keit vergeben wird (4).

Entwicklungspotenzial bietet auch ein verstärkter Einsatz von „Clinical Decision Support“-Systemen (CDSS), die dem medizinischen Personal während des Behandlungsprozesses Hinweise zur Dia - gnostik und Therapie basierend auf den aktuellen Daten zur Verfügung stellen.

Durch den Einsatz dieser Systeme kann das medizinische Personal nicht nur ent- lastet, sondern auch die Sicherheit für den Patienten deutlich verbessert werden.

Ein weiterer Lösungsansatz zur Ent- lastung von Ärzten und Pflegekräften besteht darin, mehr Dokumentations- aufgaben auf den Patienten selbst und auf das Hilfspersonal zu verlagern. Auch hier kann beispielhaft ein IMI-Projekt genannt werden: „MoPat“ (Abkürzung für Mobile Patientenfragebögen) ist eine Webanwendung, mit der Fragebögen er- stellt und auf mobilen Endgeräten – wie einem iPad – angezeigt werden können.

Patientenfragebögen werden nicht mehr auf Papier, sondern auf Tablet-PCs aus- geteilt, so dass die Daten nach dem

Ausfüllen automatisch in das klinische Informationssystem übertragen werden.

Die Patienten füllen dies während der Wartezeit auf eine Behandlung aus, so dass kein zusätzlicher Zeitaufwand ent- steht (mopat.uni-muenster.de) (5).

Fazit: Es gibt viele Ideen, wie mit in- novativen Verfahren der Medizinischen Informatik die klinische Dokumentation besser umgesetzt werden kann. Jam- mern genügt nicht – man muss sich darum kümmern.

LITERATUR

1. Flintrop F, Korzilius H: Bürokratie in Pra- xen und Krankenhäusern: Vom Versuch, den Alltag in Ziffern zu pressen. Dtsch Arztebl 2012; 109(13): A-634–8 2. Dugas M, Roeder N: Entlastung des me-

dizinischen Personals bei der Dokumen- tationsarbeit im Krankenhaus. das kran- kenhaus 1.2011: 35–8

3. Breil B, Kenneweg J, Fritz F, Bruland P, Doods D, Trinczek B, Dugas M: Multilin- gual Medical Data Models in ODM For- mat. Appl Clin Inf 2012(3): 276–89 4. Zertifikat Medizinische Informatik der

GMDS und der GI. www.gmds.de/orga nisation/zertifikate/med_informatik.php.

Zugriff am 14.8.2012

5. Fritz F, Balhorn S, Riek M, Breil B, Dugas M: Qualitative and quantitative evalua - tion of EHR-integrated mobile patient questionnaires regarding usability and cost-efficiency. Int J Med Inform. 2012;

81 (5): 303–13

KLINISCHE DOKUMENTATION

Mehr Effizienz ist möglich

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