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5 EINFLUSS DER VAKZINATION AUF DEN MODERHINKE-STATUS

5.1.2 Zusammensetzung der Vakzine und Impfregime

Zur Impfstoffherstellung kamen nur Stämme zum Einsatz, die bei der Serotypisierung eindeutig positiv reagierten und keine Kreuzreaktionen zeigten.

Isolate, die diese Kriterien erfüllten (vgl. Tab. 24 u. 25) dienten in einer Konzentration von jeweils 0,5 x 109 Keimen/ml als Antigene für die Herstellung der jeweiligen bestandsspezifischen Vakzine.

Herde 1:

Wie aus Tabelle 24 ersichtlich ist, gelang für Betrieb 1 die Anzucht von 19 D.

nodosus-Isolaten, die von drei unterschiedlichen Schafen stammten (Tier I, VI und VII). Der Buchstabe hinter der Tiernummer weist auf die Bezeichnung der Primärkultur hin. Von Tier I, einem hochgradig an Moderhinke erkrankten Lamm, konnte die größte Zahl an Stämmen kultiviert werden (n = 12). Allerdings wurden alle aus der Primärkultur Ia hervorgegangenen Isolate durch die Serotypisierung in Hannover eindeutig der Serogruppe B zugeordnet, weshalb es sich bei diesen Kulturen mit hoher Wahrscheinlichkeit um denselben Bakterienstamm handelte.

Die Tiere mit den Tiernummern VI und VII waren akut an Moderhinke erkrankte Muttertiere.

Insgesamt gelang bei elf der 19 vorliegenden Isolate eine eindeutige Serotypisierung mittels Objektträgeragglutination, die übrigen acht wiesen entweder Kreuzreaktionen auf oder zeigten keinerlei Reaktion (vgl. Tab. 24).

Resultierend aus diesen Ergebnissen wurde für Betrieb 1 unter Verwendung der Serogruppen A, B, G, H, und I eine pentavalente Vakzine mit einem Gesamtkeim-gehalt von mindestens 2,5 x 109 Keimen/ml hergestellt.

Tab. 24: Dichelobacter nodosus-Isolate aus Herde 1

mittels

n.d.: in Rodleben erfolgte keine erneute Typisierung der in Hannover eindeutig typisierten Stämme - : es fand mit keinem der zur Verfügung stehenden Seren eine Agglutination statt

Reaktionen mit mehreren Seren sind durch / voneinander getrennt

Herde 2:

In dieser Herde konnten von zwei der insgesamt vier beprobten Schafe zwölf Isolate gewonnen werden. Beide Schafe befanden sich zum Zeitpunkt der Probenahme in Stallhaltung. Bei Tier III handelte es sich um ein ca. 10 Wochen altes Lamm, bei dem das Klauenhorn an allen vier Gliedmaßen unterminiert war. Tier IV war ein Bock mit starken Veränderungen an einer Hinterklaue. Von diesem Tier war eine Kultivierung des direkt im Stall auf Nährböden aufgestrichenen Materials (IV b) möglich, aber

auch von der im Stall entnommenen Tupferprobe (IV Tupfer, vgl. Kap. 5.1.1) konnten Reinkulturen von vier D. nodosus-Isolaten gewonnen werden.

Die in Hannover durchgeführte Serotypisierung führte bei keinem der Isolate zu einer Agglutinationsreaktion mit den zur Verfügung stehenden Seren. In Rodleben führte die Objektträgeragglutination dagegen bei acht Stämmen zu einem eindeutigen Ergebnis, zwei Isolate zeigten Kreuzreaktivität mit zwei verschiedenen Serogruppen und zwei der Stämme waren nicht typisierbar.

Jeweils ein Stamm der Serogruppen B, E, G und I diente als Grundlage für die Herstellung eines quadrivalenten Impfstoffs mit einem Gesamtkeimgehalt von mindestens 2,0 x 109 Keimen/ml (vgl. Tab. 25).

Tab. 25: Dichelobacter nodosus-Isolate aus Herde 2

mittels

Objektträgeragglutination ermittelte Serogruppe/n Tier-Nummer/

Bezeichnung der Primärkultur

Bezeichnung des D.

nodosus-Isolates Hannover Rodleben

Einsatz des Bakterienstammes für die Impfstoffherstellung

III c 20.1 - -

22.1 - B 9

22.2 - I

IV b 1.1 - G 9

1.2 - I

2.2 - G

3.1 - I 9

3.2 - E 9

IV Tupfer 4.1 - -

4.2 - E

4.3 - H/I

4.4 - E/M

- : es fand mit keinem der zur Verfügung stehenden Seren eine Agglutination statt Reaktionen mit mehreren Seren sind durch / voneinander getrennt

Auf dieser Grundlage wurde für beide Herden eine formolinaktivierte Adsorbatvakzine hergestellt, deren Herstellungsprozess sich aus Abbildung 15 ersehen lässt. Als Adjuvans diente Aluminiumhydroxid.

Vorbereitende

Abb. 15: Herstellungsablauf für die bestandsspezifischen Vakzinen

Die Sterilitätsprüfung der Impfstoffe erfolgte durch die Firma Dr. Felgenträger & Co.

nach Ph. Eur. mit Thioglykolat- und Sojapepton-Caseinpepton-Medium über 14 Tage.

Impfregime und Tierzahlen:

Für einen Vergleich zwischen kommerzieller und bestandsspezifischer Vakzine stand ein Datensatz von 637 Tieren (DS 2, vgl. Abb. 9) zur Verfügung, die regelmäßig geimpft und untersucht wurden. Zusätzlich wurde in beiden Herden jeweils eine kleine Gruppe (n = 29) von Tieren untersucht, aber nicht geimpft, um als Kontroll-gruppe Aufschluss über die Beeinflussung der Infektion durch Umweltfaktoren wie z.B. Klima, Fütterung, Bodenbeschaffenheit und Behandlungsmaßnahmen durch den Besitzer zu geben.

In beiden Herden kamen sowohl Footvax® (ESSEX Tierarznei, München) als auch der jeweilige bestandsspezifische Impfstoff (Dr. Felgenträger & Co., Rodleben) zum Einsatz. Genaue Tierzahlen pro Betrieb und Impfstoff sind in Tabelle 27 dargestellt.

Aus betriebstechnischen und praktischen Gründen wurden in Herde 1 zunächst alle Tiere aus der Haltungsform „Auslauf“ mit der stallspezifischen Vakzine geimpft, und anschließend die im Stall gehaltenen Schafe mit Footvax®. In Herde 2 wurde der Impfstoff jeweils nach ca. 50 Tieren gewechselt.

In Herde 1 blieben alle Tiere des Bestandes, die nicht in die Untersuchung eingingen ungeimpft, in Herde 2 erhielten hingegen alle Tiere, die nicht Bestandteil der Untersuchung waren eine Vakzinierung mit Footvax®.

Die Ausgangssituation ist in Form der Moderhinke-Prävalenzen in den Tabellen 28 und 29 in Bezug auf Rasse und Haltungsform dargestellt.

Tab. 26: Dosis der eingesetzten Impfstoffe und Applikationsmaterial eingesetzter Impfstoff Dosis/Tier Applikation mittels Footvax® 1 ml Impfpistole (Socorex, Lausanne)

stallspezifische Vakzine 2 ml Einwegspritzen (10 ml, BD, Heidelberg)

Tab. 27: Tierzahlen in den geimpften Gruppen und den Kontrollgruppen, DS 2 er-weitert um die Kontrollgruppe (n=695)

Betrieb n Footvax® n stallspezifisch Kontrollgruppe Summe

1 185 162 29 376

2 139 151 29 319

Summe 324 313 58 695

Tab. 28: Moderhinke-Prävalenz für die verschiedenen Rassen, DS 2, US 1

Rasse n gesamt n erkrankt Prävalenz

Merinofleischschaf 347 77 22,19 %

Merinolandschaf 115 23 20,00 %

Schwarzköpfiges Fleischschaf 175 29 16,57 %

Tab. 29: Moderhinke-Prävalenz für die verschiedenen Haltungsformen, DS 2, US 1 Haltungsform Betrieb n gesamt n erkrankt Prävalenz

Auslauf 1 162 52 32,10 %

1 185 25 13,51 %

Stall

2 105 39 37,14 %

Weide 2 185 13 7,03 %

Unabhängig vom eingesetzten Impfstoff erfolgte die Applikation subkutan am Hals der Schafe, ungefähr eine Handbreit hinter dem Ohr. Beim ersten Besuch fand die Injektion auf der rechten, beim zweiten auf der linken Halsseite statt.

Die Kanülen (BD Microlance™3/ 1,2 x 40 mm) wurden nach maximal zehn Tieren gewechselt.