• Keine Ergebnisse gefunden

Ostdeutschland

2 Berufsidentität als Gegenstand der Analyse des institutionellen Übergangs von der Kindertagesstätte zur Grundschule

2.2 Analyse der Ausgangslage (M.S.)

2.3.2 Ergebnisse der quantitativen Bestandsaufnahme

2.3.2.8 Ziele der Kooperation (C.N.)

Bei der Darstellung der Ergebnisse hinsichtlich der Frage nach den Zielen der Koopera-tion zwischen der Kindertagesstätte und der Grundschule wurde die Einschätzung der Kindergartenpädagoginnen und die der Grundschullehrerinnen um die der Eltern erwei-tert. Die Aussagen über Ziele der Zusammenarbeit geben wichtige Hinweise auf die Gründe und die Intention der Zusammenarbeit.

Es wurden drei Ebenen der Ziele der Zusammenarbeit von Kindergarten und Grund-schule unterschieden: die konzeptionelle, die kindzentrierte und die Feedback-Ebene. In der vorliegenden Ergebnispräsentation werden die Items dargestellt, die von den drei Gruppen – Kindergartenpädagoginnen, Schulpädagoginnen und Eltern – als „sehr wich-tig“ bei der Kooperation eingeschätzt werden.

Konzeptionelle Ziele der Kooperation

Abbildung 24: Ziele in der Kooperation (konzeptionell)

Die Hälfte der befragten Erzieherinnen gibt als sehr wichtiges Ziel in der Kooperation an, dass die die Kinder aufnehmende Grundschule die Arbeitsformen, Methoden und/oder Rituale des Kindergartens, also die den Kindern bekannten Arbeitsformen,

49%

43%

76%

32% 30%

60%

50%

62% 58%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Grundschule übernimmt Arbeitsformen, Methoden und/oder Rituale, die die Kinder schon kennen

Kita übernimmt Arbeitsformen, Methoden und/oder Rituale der Schule, um die Kinder vorzubereiten

Bildungsverständnisse von Kita und Schule gleichen sich an

Häufigkeit der Nennungen: "Sehr wichtig"

aus Sicht der Kitapädagoginnen (n=660) aus Sicht der Grundschulpädagoginnen (n=140) aus Sicht der Eltern (n=960)

übernimmt. 50 Prozent der befragten Eltern schätzen dies ebenfalls als sehr wichtiges Ziel ein. Der Anteil der Grundschullehrerinnen, die das Ziel der Übernahme der Ar-beitsformen, Methoden und/oder Rituale des Kindergartens durch die Grundschule als sehr wichtig einschätzen, liegt lediglich bei 32 Prozent der befragten Grundschullehre-rinnen.

Demgegenüber halten 43 Prozent der befragten Erzieherinnen die Übernahme der schu-lischen Arbeitsformen durch den Kindergarten für ein sehr wichtiges Ziel der Zusam-menarbeit mit der Grundschule. Die Zustimmung zu dieser Einschätzung fällt bei den Grundschulpädagoginnen mit 30 Prozent geringer aus. Dies lässt die Interpretation zu, dass aus Sicht der Erzieherinnen die Übernahme der schulischen Methoden und Ar-beitsformen in den Kindergarten durchaus als im Interesse der Kinder liegend erachtet wird. Hinter dieser Einschätzung mag aber auch der Wunsch stehen, dass eine tät über den Institutionenwechsel hinaus anzustreben sei. Diese Ansicht der Kontinui-tätswichtigkeit wird offensichtlich nicht im gleichen Maße von Grundschulpädagogin-nen geteilt. (Auch könnten manche GrundschullehrerinGrundschulpädagogin-nen meiGrundschulpädagogin-nen, ErzieherinGrundschulpädagogin-nen hät-ten nicht die Kompehät-tenz, schulische Arbeitsformen zu vermitteln.)

Die Elternperspektive zeigt bei der Einschätzung der Übernahme der Arbeitsformen, Methoden und/oder Rituale der Grundschule durch den Kindergarten eine deutliche Differenz gegenüber der Einschätzung der Erzieherinnen und der Grundschullehrerin-nen. 62 Prozent der befragten Eltern geben die Übernahme der schulischen Arbeitsfor-men durch den Kindergarten als sehr wichtiges Ziel der ZusamArbeitsfor-menarbeit der Institutio-nen an. In der unterschiedlichen Einschätzung des Zieles der Übernahme der schuli-schen Arbeitsformen durch den Kindergarten – insbesondere von Eltern und Erziehe-rinnen – zeichnet sich möglicherweise eine Problemkonstellation ab, bei der im Hinter-grund der Einschätzung dieses Kooperationszieles durch die Eltern Erwartungen der Eltern an den Kindergarten wirksam sind. Durch die Erwartungen der Eltern bezüglich der Übernahme schulischer Arbeitsformen wird womöglich offen oder verdeckt Erwar-tungsdruck auf die pädagogische Arbeit der Erzieherinnen in Bezug auf den Übergang der Kinder zur Grundschule ausgeübt. Die Motivation der Eltern ist vermutlich der Wunsch nach einem reibungslosen Übergang der Kinder im Sinne einer schnellen Schulorientierung sowie nach Erfolg und gutem Fortkommen ihrer Kinder in der Schu-le.

Im qualitativen Teil der Übergangsstudie wird herauszuarbeiten sein, welche Arbeits-formen, Methoden und Rituale die beiden Institutionen Kindergarten und Grundschule als so relevant einschätzen, dass sie in den jeweils eigenen Kontext übernommen wer-den. Da im Kindergarten eher informelle Bildungsprozesse und in der Schule eher for-melle Bildungsprozesse im Vordergrund stehen, interessieren uns die gegenseitig zu übernehmenden Arbeitsformen, Methoden und Rituale.

Zu großen Teilen (58-76 Prozent) geben alle drei befragten Gruppen – die Erzieherin-nen, die Grundschullehrerinnen und die Eltern – an, dass das Bildungsverständnis der Akteure beider Institutionsformen sich angleichen müsse. Da es sich um eine Antwort auf eine suggestiv gestellte Frage handelt, wird den Antwortenden durch die Fragestel-lung unterstellt, dass sie davon selbstverständlich ausgehen, dass das Bildungsverständ-nis beider Institutionen nicht identisch sei und sich angleichen könne. Dass sich das Bildungsverständnis der Akteure in Kindertagesstätten und Grundschulen angleicht, erachten 76 Prozent der Erzieherinnen und 60 Prozent Grundschullehrerinnen als „sehr wichtig“. Dieses Ergebnis legt nahe, dass die Erzieherinnen sich wünschen, dass die Grundschullehrerinnen sich stärker als bisher mit den elementarpädagogischen Konzep-ten auseinandersetzen, um ein gemeinsames Bildungsverständnis zu entwickeln, dieses Ansinnen jedoch von den Grundschullehrerinnen nicht im gleichen Maße geteilt wird.

Im qualitativen Teil der Übergangsstudie wird es auch darum gehen, herauszuarbeiten, aus welchem Grund ein gemeinsames Bildungsverständnis von Kindergarten und Grundschule insbesondere für die Erzieherinnen wichtig ist. Möglicherweise gehen die Erzieherinnen davon aus, dass die bisherigen Unterschiede beim Bildungsverständnis der beiden Institutionen die Kooperation erschweren.

Ziele der Kooperation im Hinblick auf die Kindzentrierung Abbildung 25: Ziele in der Kooperation (kindzentriert)

Fast übereinstimmend ist es für alle drei befragten Gruppen – die Erzieherinnen, die Grundschullehrerinnen und die Eltern – von höchster Wichtigkeit, dass die Kinder die Schule vor dem Übergang kennenlernen, um dadurch sicherer zu werden. Diesem Ziel entspricht das in Punkt 2.3.2.3 „Inhalte der Zusammenarbeit“ dieser Arbeit aufgeführte Ergebnis der Befragung der Erzieherinnen und Grundschullehrerinnen, die zu über 90 Prozent angaben, Schnuppertage/-stunden durchzuführen. Der räumlichen Komponente wird demzufolge von allen befragten Akteuren eine hohe Wichtigkeit eingeräumt.

Ebenfalls mit hohem Prozentwert schätzen alle drei Gruppen – die Erzieherinnen, die Grundschullehrerinnen und die Eltern – ein, dass es für den Übergang der Kinder sehr wichtig ist, dass die Grundschullehrerin die Kinder und ihre Fähigkeiten vor dem Über-gang kennt. Allerdings wird von allen drei befragten Gruppen dem Kennenlernen des Schulgebäudes, eine noch größere Bedeutung beigemessen.

Es ist festzustellen, dass es bei den Erzieherinnen, Grundschullehrerinnen und Eltern offenkundig eine Priorität der Übergangsgestaltung zugunsten der sich für die Kinder verändernden räumlichen Situation gibt. Diese Priorität ist vermutlich darin begründet, dass die Schulgebäude meist größer als die Gebäude der Kindertagesstätten sind und die Kinder sich ohne Begleitung ihrer Eltern in der Schule zurechtfinden müssen. Um

si-95%

71%

86%

74%

91%

60%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Kinder lernen die Schule kennen und sind

dadurch sicherer Pädagogin der Schule kennt die Kinder und deren Fähigkeiten

Häufigkeit der Nennungen "Sehr wichtig"

Aus Sicht der Kitapädagoginnen (n=660) Aus Sicht der Grundschulpädagoginnen (n=140) Aus Sicht der Eltern (n=960)

cherer zu werden, sollten die Kinder schon möglichst vor dem Schulanfang das Schul-gebäude kennenlernen.

Ziele der Kooperation im Hinblick auf Feedback

Die Frage, inwieweit es für Erzieherinnen und Lehrerinnen wichtig ist, eine Einschät-zung der eigenen Arbeit durch die Pädagoginnen der jeweils anderen kooperierenden Institution zu bekommen, ist Gegenstand der folgenden Ergebnisdarstellung. Außerdem wird auch hier die Einschätzung der Eltern berücksichtigt.

Abbildung 26: Ziele in der Kooperation (Feedback)

69 Prozent der Erzieherinnen schätzen ein, dass es für sie sehr wichtig ist, eine Rück-meldung zu ihrer pädagogischen Arbeit durch die Grundschullehrerinnen zu bekom-men. Erstaunlich dagegen ist, dass nur 58 Prozent der Erzieherinnen angeben, für die Lehrerinnen sei ein Feedback zu deren Arbeit durch die Erzieherinnen ebenfalls sehr wichtig ist. Auch von den befragten Grundschullehrerinnen ist ein etwas größerer Anteil (57 Prozent) der Meinung, Erzieherinnen sollten eine Rückmeldung zu ihrer pädagogi-schen Arbeit durch die Grundschullehrerinnen bekommen. Nur 53 Prozent der Grund-schullehrerinnen halten Rückmeldungen zu ihrer eigenen pädagogischen Arbeit von Seiten der Kindergartenpädagoginnen für sehr wichtig.

57 Prozent der Eltern schätzen ein, es sei sehr wichtig, dass die Erzieherinnen Rück-meldungen zu ihrer pädagogischen der Arbeit durch die Grundschullehrerinnen

be-69%

57% 58%

57% 53%

53%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Kita erhält Rückmeldung zu ihrer

pädagogischen Arbeit von Schulpädagoinnen Grundschule erhält Rückmeldung zu ihrer pädagogischen Arbeit von Kitapädagoginnen

Häufigkeit der Nennungen "Sehr wichtig"

Aus Sicht der Kitapädagoginnen (n=660) Aus Sicht der Grundschulpädagoginnen (n=140) Aus Sicht der Eltern (n=960)

kommen. Etwas geringer ist mit 53 Prozent der Anteil der Eltern, die meinen, es sei sehr wichtig, dass die Grundschullehrerinnen Rückmeldungen zu ihrer pädagogischen Arbeit durch die Erzieherinnen erhalten sollen. Etwas über die Hälfte der befragten Eltern hält demnach ein gegenseitiges Feedback der Akteure der Institutionen Kindergarten und Grundschule für ein sehr wichtiges Ziel der Kooperation. Ein größerer Anteil der Eltern gibt an, speziell der Kindergarten – im Gegensatz zur Schule – sollte eine Rückmeldung zur pädagogischen Arbeit bekommen. Der Grund hierfür liegt vermutlich darin, dass die Eltern ihren Fokus auf die schulvorbereitende Arbeit des Kindergartens sowie auf die daraus resultierende Anschlussfähigkeit der Grundschule an den Kindergarten richten.

Möglicherweise entsteht dadurch eine spezifische durch die – den Eltern eigenbiogra-phisch bekannten – Arbeitsweisen der Grundschule dominierte Erwartungshaltung der Eltern den Erzieherinnen gegenüber.

Alle drei befragten Gruppen schätzen, auch wenn die differierende Prozentzahl gering ist, ein, dass es für Erzieherinnen wichtiger als für Grundschullehrerinnen ist, eine Rückmeldung ihrer pädagogischen Arbeit zu bekommen. Die Grundschulpädagoginnen erachten es für nötig, dass die Kindergartenpädagoginnen ein Feedback von ihnen erhal-ten. Das deutet darauf hin, dass die Lehrerinnen auf der Ebene der professionellen Pä-dagoginnen die Institutionen besser miteinander verzahnen wollen. Möglich ist eben-falls, dass die Lehrerinnen mit der schulvorbereitenden Arbeit der Erzieherinnen unzu-frieden sind und sie davon ausgehen, dass sich durch eine Rückmeldung die Vorberei-tung der Kinder auf die Schule verbessert. An dieser Stelle sei auf den Umstand hinge-wiesen, dass die Grundschule die die Kinder aufnehmende Einrichtung ist und aufneh-menden Einrichtungen, beispielsweise auch weiterführende Schulen, Berufsschulen, Hochschulen und Universitäten, Wert darauf legen, dass ihnen durch die abgebenden Institutionen, z.B. Grundschulen, Realschulen, Gymnasien gut zugearbeitet wird.

Angesichts der Ergebnisse des Items „Ziele in der Kooperation (Feedback)“ ist bei Er-zieherinnen bezüglich ihrer pädagogischen Arbeit möglicherweise eine größere Unsi-cherheit als bei Lehrerinnen gegeben. Anderenfalls ist es ebenfalls möglich, dass diese Ergebnisse auf Offenheit und Veränderungsbereitschaft der Erzieherinnen hinweisen.