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Ostdeutschland

2 Berufsidentität als Gegenstand der Analyse des institutionellen Übergangs von der Kindertagesstätte zur Grundschule

2.2 Analyse der Ausgangslage (M.S.)

2.3.2 Ergebnisse der quantitativen Bestandsaufnahme

2.3.2.10 Probleme in der Kooperation (C.N.)

Die Erzieherinnen und Grundschullehrerinnen wurden nach den Problemen der Zu-sammenarbeit mit der jeweils anderen Institution befragt84. Hierbei lassen sich die hemmenden Faktoren einerseits in Wahrnehmungsfaktoren der eigenen und der anderen

83 Everett Hughes hat dies 1971 in Bezug auf die „bescheidenen“ und die „stolzen“ Berufe festgestellt.

84 Mehrfachantworten möglich; Kumulation der Antworten „stimmt völlig“ und „stimmt überwiegend“.

Institution – im Sinne reziproker Wahrnehmungen – klassifizieren und andererseits als strukturelle Rahmenbedingungen beschreiben.

Abbildung 28: Probleme in der Kooperation (strukturelle Rahmenbedingungen)

Zeit– und Personalknappheit kennzeichnen die strukturellen Rahmenbedingungen, die beide Berufsgruppen übereinstimmend als die größten Probleme in der Kooperation angeben.

Die befragten Erzieherinnen geben zu etwa 40 Prozent Personal- und Zeitprobleme in ihrer Kindertagesstätte an, die die Kooperation mit der Grundschule hemmen. Die Ein-schätzung des Zeitproblems der Grundschulen aus Sicht der Erzieherinnen ähnelt der ihrer eigenen Situation; demnach schätzen 36 Prozent der Erzieherinnen ein, dass Zeit-probleme der Grundschulen ebenfalls ein Hindernis innerhalb der Kooperation sind.

Darüber hinaus sehen 29 Prozent der Erzieherinnen im Personalmangel der Grundschu-le – im Kontrast zu 38 Prozent im Personalmangel der Kindertagesstätte – einen Prob-lemfaktor der Zusammenarbeit. Die Erzieherinnen schätzen demnach die Personalsitua-tion der Grundschulen etwas weniger problematisch ein als die in den Kindergärten.

Nach Einschätzung der befragten Grundschullehrerinnen (47 Prozent) ist die fehlende Zeit in den Grundschulen ebenfalls ein Problem bei der Kooperation mit den Kinderta-gesstätten. Der Personalmangel in der Grundschule wird von 33 Prozent der Grund-schullehrerinnen als kooperationshemmend eingeschätzt. Ähnlich sieht die

Einschät-38% 39%

29%

36%

31% 33% 33%

47%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

Kita fehlt Personal Zeitprobleme der Kita Grundschule fehlt

Personal Zeitprobleme der Grundschule Kumulation der Antworten: "Stimmt llig"; "Stimmt überwiegend"

Aus Sicht der Kitapädagoginnen (n=610) Aus Sicht der Grundschulpädagoginnen (n=140)

zung der Zeit- und Personalressourcen durch die Lehrerinnen für die Kindertagesstätte aus. Dass Zeitmangel das Hauptproblem der Schulen in der Kooperation mit Kinderta-gesstätten darstellt, ist möglicherweise auch mit der hohen Anzahl der kooperierenden Kindertagesstätten (vgl. Abschnitt 2.3.2.2) erklärbar.

Abbildung 29: Probleme in der Kooperation (reziproke Wahrnehmungen)

Vor allem Erzieherinnen sehen einen weiteren Problemfaktor innerhalb der Kooperation zwischen Kindergarten und Grundschule im fehlenden Wissen der Pädagoginnen über die jeweils andere Institution. 29 Prozent der Erzieherinnen geben an, dass die Grund-schullehrerinnen nicht genügend über die Arbeit in einer Kindertagesstätte wissen und 22 Prozent von ihnen schätzen ein, dass ihr Wissen über die pädagogische Arbeit der Grundschule nicht ausreicht. Erstaunlich ist, dass das Problem der Unwissenheit über die Arbeit der jeweils anderen Institution die Grundschulpädagoginnen überwiegend nicht sehen. Lediglich zwei Prozent geben an, dass ihnen Wissen über die Arbeit des Kindergartens fehlt. Sie scheinen im Umkehrschluss davon auszugehen, genügend Wis-sen über die Arbeit in Kindertagesstätten zu haben. Und nur vier Prozent der Lehrerin-nen schätzen ein, dass den ErzieherinLehrerin-nen Wissen über die pädagogische Arbeit der Schule fehlt. Die Grundschullehrerinnen gehen demnach davon aus, dass Erzieherinnen über Wissen zur Arbeit der Grundschulen verfügen.

Ein weiterer die Kooperation erschwerender Faktor ist nach Einschätzung der Erziehe-rinnen das unterschiedliche Bildungsverständnis von ErzieheErziehe-rinnen und

Grundschulleh-12%

0,2%

19%

29%

22%

4% 2% 4%

0%

10%

20%

30%

40%

Kein Interesse

der Grundschule Kein Interesse

des Kindergartens Unterschiedliches

Bildungsverständnis Grundschulpädagoginnen fehlt Wissen über die Kitaarbeit

Kitapädagoginnen fehlt Wissen über die Arbeit der

Schule

Kumulierte Häufigkeit der Antworten: "Stimmt llig"; "Stimmt überwiegend"

Aus Sicht der Kitapädagoginnen (n=610) Aus Sicht der Grundschulpädagoginnen (n=140)

rerinnen. Insgesamt 19 Prozent der befragten Erzieherinnen geben an, dass im unter-schiedlichen Bildungsverständnis der beiden Berufsgruppen Probleme in der Koopera-tion liegen. Dagegen halten nur vier Prozent der befragten Grundschullehrerinnen ein unterschiedliches Bildungsverständnis für problemerzeugend hinsichtlich der Zusam-menarbeit.

Interessant ist hier der Bezug zu den Angaben der Erzieherinnen und Grundschullehre-rinnen auf die Frage nach den Gelingensbedingungen in der Kooperation. 81 Prozent der Erzieherinnen und 73 Prozent der Grundschullehrerinnen gaben als Bedingung ge-lingender Kooperation an, Kenntnis über die Arbeit des Kooperationspartners zu haben.

Ein gemeinsames Bildungsverständnis war nach Einschätzung der Kindergartenpäda-goginnen (90 Prozent) und GrundschulpädaKindergartenpäda-goginnen (80 Prozent) ebenfalls eine wich-tige Bedingung für das Gelingen einer Kooperation. Ein Vergleich mit den Angaben des Items „Gelingensbedingungen in der Kooperation“ (vgl. 2.3.2.10) macht deutlich, dass die Grundschulpädagoginnen die Bedingung guter Zusammenarbeit erfüllt sehen und keine Wissensdefizite in Bezug auf die Arbeit der Erzieherinnen wahrnehmen. Die Grundschullehrerinnen gehen auch von einem ähnlichen Bildungsverständnis von Er-zieherinnen und Grudschullehrerinnen aus, während sich in den Angaben der Erziehe-rinnen eine deutliche Kluft zwischen wünschenswerten Gelingensbedingungen und tat-sächlicher Erfahrung der Kooperation auftut.

Offensichtlich sind die von den Erzieherinnen als wichtig eingeschätzten Gelingensbe-dingungen der Kooperation, wie an ihren Angaben zu Problemen in der Kooperation zu erkennen ist, aus ihrer Sicht häufiger nicht erfüllt, währenddessen die Grundschulpäda-goginnen die Bedingungen offenbar als häufiger erfüllt ansehen.

Zwölf Prozent der Erzieherinnen geben an, dass die Grundschule kein Interesse an der Zusammenarbeit mit der Kindertagesstätte hat. Im Gegensatz dazu sind die befragten Lehrerinnen nicht auf Desinteresse der Erzieherinnen gestoßen. Einige Erzieherinnen haben demnach die Erfahrung gemacht, dass Grundschulen kein Interesse an einer Zu-sammenarbeit mit dem Kindergarten zeigen. Das könnte daran liegen, dass eine Grund-schule nicht mit ihnen zusammenarbeiten will, da sie schon mehrere Kooperationskin-dergärten hat.

Aus der Analyse der Angaben zu den Problemursachen lässt sich der Rückschluss zie-hen, dass es aus Sicht der Kindergartenpädagoginnen eines sehr viel stärkeren fachli-chen Austausches über die pädagogische Arbeit bedarf, als das aus Sicht der

Grund-schullehrerinnen der Fall ist. Das entspricht auch dem empirischen Befund, dass die Erzieherinnen lediglich zu 21,3 Prozent angeben, dass gemeinsame Fortbildungen exis-tieren und nur zu 33 Prozent angeben, dass gemeinsame pädagogische Beratungen statt-finden (vgl. Pkt. 2.3.2.3). Damit decken sich unsere Ergebnisse mit den Erkenntnissen aus den Praxismodellprojekten wie beispielsweise TranskiGs85: Der Verständigung zwischen den Kindergarten- und Grundschulpädagoginnen kommt aus Sicht der Erzie-herinnen eine zentrale Schlüsselfunktion zu.