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Biographiestudie (Kapitel 3)

I. Außenansichten: Determinanten des Erzieherinnenberufes Erzieherinnenberufes

1 Institutionskunde der Kindergartenpädagogik

1.2 Kindergartenpädagogik in der DDR (C.N.)

1.2.2 Konfessionelle Kindergärten in der DDR (C.N.)

1.2.2.4 Die Ausbildung (C.N.)

tigt werden sollten (ebd.: 203ff.). Den Unsicherheiten in der pädagogischen Arbeit soll-te die vom Deutschen Caritasverband, Zentralssoll-telle Berlin (Ost), eingerichsoll-tesoll-te „Arbeits-gruppe Kindergartenplanung“ durch die Erstellung von Arbeitsmaterialien entgegen wirken (ebd.: 205). In dieser Arbeitsgruppe, der alle für den Kindergarten verantwortli-chen Referentinnen aus den Diözesen und den Jurisdiktionsbezirken und Vertreterinnen der Kindergartenleiterinnen sowie Vertreterinnen der Ausbildungsstätten angehörten, wurde für die Arbeit in katholischen Kindergärten ein Rahmenplan erarbeitet. Die Erar-beitung fand mit der Unterstützung von Fachreferent/Innen aus der Bundesrepublik Deutschland statt. Zu diesem Rahmenplan wurden von Mitte bis Ende der 1980er Jahre

„Arbeitshilfen für den katholischen Kindergarten“ entwickelt. Sie enthielten Aspekte katholischer Kindergartenarbeit wie Raumgestaltung, Altersmischung, verschiedene pädagogische Ansätze und Konzeptionen, Teamarbeit, Elternarbeit, Freispiel und Be-obachtung. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe flossen sowohl in das Ausbildungskon-zept der Kindergärtnerinnen als auch in die Weiterbildungen ein. Aufgrund der nicht zur Verfügung stehenden Literatur wurde eine Materialsammlung für die Arbeit im Kinder-garten zusammengestellt. Diese Materialsammlung wurde im Auftrag der Kirche ge-druckt und stand mit dem Vermerk: „Nur für den innerkirchlichen Dienstgebrauch“

allen katholischen Kindergärten zur Verfügung. Die Materialsammlung enthielt metho-dische und didaktische Anregungen (ebd.: 363; Hartmann/Rahner 1997: 95f.).

bildung war die Befähigung der Seminaristinnen zur Arbeit in Einrichtungen der Kin-der- und Jugendhilfe39 der Katholischen Kirche in der DDR. Im Zentrum der Ausbil-dung stand die Vorbereitung der Absolventinnen auf die Praxis in katholischen Kinder-gärten (ebd.: 299ff., 335). Dabei kam der Persönlichkeitsentwicklung der Erzieherin besondere Beachtung zu: „(...) Ihre menschliche und religiöse Haltung wirkt durch ihr Vorbild und das Zusammenleben mit den Kindern den ganzen Tag über tief auf die Kinder ein, zumal diese im vorschulischen Alter durch Erlebnisse und Erfahrung mehr lernen als durch Unterweisung oder Unterricht“ (Caritasverband Thüringen Kindergar-ten, Akte Kindergarten In: ebd.: 202). Den Seminaren waren Internate angegliedert, in denen die Seminaristen gemeinsam lebten.

Die Ausbildung dauerte vier Jahre und gliederte sich in drei Abschnitte:

Im ersten Jahr absolvierten die Auszubildenden die Aspirantur. Hier lebten die Aspiran-tinnen in Gruppen von ca. 12-15 Personen in verschiedenen Einrichtungen, zumeist von Ordensschwestern geleitet. In diesem Jahr wurden die Aspirantinnen in berufsspezifi-schen und allgemeinbildenden Fächern unterrichtet. Außerdem sollten die Aspirantin-nen durch praktische Tätigkeiten in verschiedeAspirantin-nen Arbeitsbereichen und durch ein Le-ben in der Gemeinschaft auf die Ausbildung vorbereitet und zum kirchlichen Dienst hingeführt werden (ebd.: 292).

Daran schloss sich eine zweijährige Ausbildung im Seminar an. Ziel dieser zwei Jahre war es, berufsspezifisches Wissen und Handlungskompetenzen zu vermitteln sowie die Persönlichkeit zu fördern. Im Zentrum der Ausbildung standen die pädagogischen Fä-cher im Zusammenhang zu den allgemeinbildenden FäFä-chern, um fachübergreifendes Denken bei den Auszubildenden zu fördern. In diesem Abschnitt der Ausbildung absol-vierten die Auszubildenden unterschiedliche Praktika in verschiedenen pädagogischen Arbeitsfeldern (Hartmann/Rahner 1997: 97f.).

Im letzten Jahr der Ausbildung durchliefen die Auszubildenden das Anerkennungsjahr.

Das Anerkennungsjahr wurde in einer katholischen sozialpädagogischen Einrichtung absolviert, mit dem Ziel, die eigene pädagogische Arbeit im konkreten Arbeitsfeld zu

39 Erzieherinnen arbeiteten in kirchlichen Kinderkrippen, Kindergärten Kinderhorten, Heimen für Kinder mit und ohne Behinderung, in Tagesstätten für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung, in Kur- und Erholungsheimen, in der offen pastoralen Kinder- und Jugendarbeit, in Internaten von kirchli-chen Ausbildungsstätten und in Heimen für Erwachsene mit geistiger Behinderung.

reflektieren. Die Auszubildenden kamen in regelmäßigen Abständen in das Seminar (Kroll 1998: 347).

Ein Bestandteil der Ausbildung war eine religionspädagogische Ausbildung, die „missio canonica“40, übersetzt „kirchliche Sendung“, mit der die Erzieherinnen in der ersten und zweiten Klasse Religionsunterricht41 erteilen durften, weswegen diese Missio auch

„kleine Missio“ genannt wurde (ebd.: 340).

Der Abschluss der katholischen Ausbildung umfasste beide Berufsbezeichnung: „Kin-dergärtnerin/Erzieherin im kirchlichen Dienst“ (ebd.: 361).

Innerhalb der Ausbildung kam es immer wieder zu organisatorischen Veränderungen.

Die wesentlichen Themen und Inhalte der Erzieherinnenausbildung blieben über die Jahre erhalten (ebd.: 336). Die Lehrgebiete gliederten sich in der gesamten Zeit bis 1989 in drei Schwerpunkte:

I. Theoretische Fächer

II. Künstlerisch-technische Fächer III. Praxis

Die Ausbildung umfasste jährlich ca. 32 Wochen mit ca. sechs bis acht Unterrichtsstun-den (ebd.).

Als Beispiel ist der Fächerkatalog des Seminars in Michendorf aufgeführt. Er gliederte sich in acht übergeordnete Lehrbereiche, denen jeweils verschiedene Fächer zugeordnet waren, die wiederum den drei Schwerpunkten untergeordnet wurden. Die Tabelle ver-deutlicht die Anteile der jeweiligen Lehrbereiche am Stundenvolumen der Ausbildung und darüber hinaus den Stundenumfang der einzelnen Fächer.

40 Zur „Missio“ gehörte eine Prüfung, die die Prüfungsleistungen der in der Ausbildung erbrachten Prü-fungsleistungen im Alten Testament und Neuen Testament sowie eine mündliche Prüfung, die in einem der drei Fächer Dogmatik, Moral oder Religionspädagogik abzulegen war (Kroll 1998: 346).

41 Der Religionsunterricht in der DDR fand nicht in der Schule, sondern am Nachmittag in den Räumen der Pfarrgemeinden statt. Religionsunterricht war Katechese und nicht vergleichbar mit dem heutigen Religionsunterricht in Schulen.

Abbildung 5: Lehrbereiche und Fächerkatalog des Seminars in Michendorf

Lehrbereiche und Fächerkatalog Stunden/Bereich Stunden/Fach I. Theoretische Fächer

1. Lebenslage und Lebensweise 288

Psychologie 224

Gesundheitslehre 64

2. Theologische, philosophische und anthropologische Fragen

192

Religion 192

3. Rahmenbedingungen ---

4. Rechtsgrundlagen 128

Recht- und Verwaltungskunde 128

5. Handlungstheorien 192

Pädagogik (Erziehungslehre) 128

Religionspädagogik 64

6. Handlungskonzepte, Handlungsmethoden 1376

Methodik 192

Praxislehre 96

Deutsch 128

Jugendliteratur 96

Naturkunde 32

Kulturkunde 32

II. Künstlerisch-technische Fächer

Chor und Musik 192

Kinderspiel und -arbeit 128

Bewegungsspiel 32

Bildnerisches Gestalten 256

Textiles Gestalten 128

Gymnastik/ Rhythmik 64

III. Praxis 7. Praxis

Kindergarten, Frohe Herrgottstunde42, Kinderhort, Kinder-heim, RKW Kindergartenpraktikum im 1. Jahr 8 Wochen Kinderheim-praktikum im 2. Jahr 6 Wochen

RKW43 (zw. 1. und 2. Jahr) 2 Wochen

8. Personorientierte Angebote 64

Geschichte/

Geistliche Angebote 64

Quelle: Kroll 1998: 336ff.

42 Frohe Herrgottstunden: religiöse Kleinkinderstunde oder Vorschulkreis (drei bis sechs Jahre). Die Kin-der kommen wöchentlich für einige Stunden oKin-der einen ganzen Tag zu Spiel und Katechese in Räumen der Pfarrgemeinde zusammen.

43 Religiöse Kinderwoche (RKW) ist eine Woche, die in den Pfarrgemeinden in den Sommerferien statt-findet. Meist findet die Kinderfreizeit mit dem Schwerpunkt einer jährlich wechselnden thematischen Katechese in den Räumen der Pfarrgemeinden statt. Einige Gemeinden fahren mit den Kindern von der ersten bis zur achten Klasse in eine Begegnungsstätte.