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4 Vegetation und Falterwelt

4.9 Wiesen und Rasen

An Wiesen und Rasenflächen ist das Untersuchungs-gebiet arm. Sieht man von der Brockenkuppe ab (vgl.

Abschnitt 2.3.1), so sind ausgedehntere Flächen lediglich auf dem Grenzstreifen zwischen dem Großen Winter-berg und dem Dreieckigen Pfahl, im Tal der Kalten Bode oberhalb von Schierke, den Feuerstein- und Hohnewie-sen, am Forsthaus Hohne, am Molkenhaus, im Bereich der Plessenburg, westlich der Scharfensteinklippen und am Trompeterkopf zu finden. Vermutlich nahmen Wiesen und Weiden in früheren Zeiten, als die Bergeshänge und -gipfel durch die übermäßige Holznutzung für Köhlerei und Bau weitgehend entblößt waren, deutlich größere Flächen als heute ein.

4.9.1 Borstgrasrasen

Nardo-Juncetum squarrosi nordh. 1922, Hyperico maculati-Polygaletum vulgaris PrsG. 1950 in KlaPP 1951, Diphasiastro alpini-Nardetum strictae PrsG. 1953

FFH-LRT 6230 – Artenreiche montane Borstgrasrasen Lebensraumkürzel: OOV

Nardus stricta bildet oft recht eintönige, aber aufgrund der Wuchsform des Grases leicht zu erkennende Rasen.

Sie finden sich auf Äsungsflächen des Rotwildes, ent-lang von Pfaden, auf Schneisen, in gestörten Mooren und auf degradierten Bergwiesen. Hauptbestandsbild-ner ist Nardus stricta, dem sehr stet Potentilla erecta beigemischt ist. Stet finden sich in den reicheren Borst-grasrasen ebenso Galium saxatile, Arnica montana, Carex pilulifera und Polygala vulgaris L., während die von hundt (1964) entsprechend erwähnte Antennaria dioica (L.) J. Gaertner im Untersuchungsgebiet nicht mehr vorkommt (Kison & WernecKe 2004).

Die meisten Borstgrasrasen treten nur kleinflächig in Erscheinung. Sie gehören zumeist zum

Nardo-Jun-cetum squarrosi, sind oft von flachen Vaccinium myr-tillus-Büschen durchsetzt und von Galium saxatile durchzogen.

Zu den Borstgrasrasen des Brockens schreibt tacKenBerG (1996), dass sie sich nur verstreut und kleinflächig auf ehemals stark betretenen Flächen, z. B. entlang der Wanderwege, finden (Abb. 4.9.1-1).

Die Rasen wachsen hier auf flachgründigem Ranker oder etwas tiefgründigeren, podsolierten Braunerden und zeigen ein stetes Auftreten von Vaccinium myrtil-lus, Calluna vulgaris, Carex pilulifera und Anthoxant-hum alpinum.

Dem Nardo-Juncetum squarrosi floristisch sehr nahestehend ist das Diphasiastro-Nardetum strictae vom Brockengipfel, welches sich nur durch das Auftre-ten von Diphasiastrum alpinum von vorheriger Gesell-schaft unterscheidet und keine separate Betrachtung aus Sicht der Schmetterlingsfauna verdient (Abb.

4.9.1-2). Karste & schuBert (1997) gehen von deutlich größeren Flächenanteilen an Borstgrasrasen auf der Brockenkuppe aus, so lange diese noch überall von Touristen betreten werden durfte, d. h. bis zum Jahr 1961. Dies mag auch für die Schmetterlingsfauna, z. B.

das Auftreten des Brocken-Mohrenfalters, von Bedeu-tung gewesen sein.

Mit floristisch artenreichen Borstgrasrasen ist das Untersuchungsgebiet nicht sehr reich gesegnet. Sie werden von Karste et al. (2011) zum Hyperico macu-lati-Polygaletum vulgaris gestellt. Neben Hypericum maculatum v. crantz und Polygala vulgaris treten hier auch Festuca rubra, Deschampsia flexuosa, Antho-xanthum odoratum (bzw. A. nipponicum), Danthonia decumbens (L.) A. P. de candolle, Agrostis capillaris, Briza media L., Luzula campestris (L.) A. P. de candolle

und Campanula rotundifolia L. steter auf. Weitere Kul-turrasenarten fehlen völlig oder sind nur dann zu fin-den, wenn sich solche artenreichen Borstgrasrasen am Rande von Bergwiesen ausgebildet haben. Es handelt sich dann aber oft auch bereits um zur Nardus stricta-Subassoziation des Meo-Festucetum zu stellende Bestände (siehe Abschnitt 4.9.2).

Namentlich jene Borstgrasrasen, die nennens-werte Flächen von mehreren Dutzend Quadratmetern bedecken, haben eine artenreichere Schmetterlings-fauna. Darunter befinden sich einige Spezies, die als typisch für die Nardus stricta-Fluren angesehen wer-den können.

Abb. 4.9.1-1: Diphasiastro-Nardetum auf der Brockenkuppe

(Foto: T. Karisch). Abb. 4.9.1-2: Flachbärlapp am Südhang des Brockengipfels nahe

der Bahnlinie (Foto: T. Karisch).

Arten der Krautschicht (~ = nur bei Vorhandensein von Vac-cinium auftretend)

Epichnopteryx plumella°, Plutella xylostella (nur in altimontaner bis subalpiner Lage), Syricoris lacunana, Phiaris metallicana~

(ab altimontaner Höhenstufe), Phiaris palustrana°, Syricoris bipunctana~ , Crambus lathoniellus, Pieris brassicae (Nah-rungsgast), Pieris napi (Nah(Nah-rungsgast), Lycaena virgaureae, Inachis io (Nahrungsgast), Aglais urticae (Nahrungsgast), Ere-bia ligea, [EreEre-bia epiphron], Ematurga atomaria~, Xanthorhoe quadrifasciata (lokal), Epirrhoe tristata, Epirrhoe alternata, Entephria caesiata~ (ab montaner Stufe), Eulithis populata~, Gandaritis pyraliata, Ecliptopera silaceata, Dysstroma trun-cata, Hydriomena furcata~, Mesotype didymata~, Odezia atrata (nur Hyperico maculati-Polygaletum vulgaris), Parase-mia plantaginis, Autographa gamma, Apamea monoglypha, Apamea rubrirena, Mythimna impura, Cerapteryx graminis, Noctua pronuba, Noctua comes, Epipsilia latens (Blockfelder auf Brocken und Hohnekamm) und Xestia c-nigrum.

Arten der Kryptogamenvegetation

Eilema depressa (vermutlich nur von mit Flechten bewach-senen Fichtenstämmen aus der Umgebung stammend), Eilema lurideola und Eilema complana (montane Stufe).

Epichnopteryx plumella ist bisher nur von den Borst-grasrasen auf der Brockenkuppe bekannt geworden.

Ob die Art auch auf anderen Nardus stricta-Rasen regelmäßig auftritt, muss noch untersucht werden.

Als Habitat einiger Besonderheiten in der Fauna des Untersuchungsgebietes hatten bzw. haben die Borst-grasfluren auf dem Brocken besondere Bedeutung. So lebte dort Erebia epiphron in der im Hochharz ende-mischen Nominatunterart als perialpisch-montanes Ele-ment. Ebenfalls perialpisch verbreitet, aber in der collinen bis subalpinen Zone vorkommend, ist Epipsilia latens, welche zudem von schönBorn in den Blockfeldern des Hohnekammes nachgewiesen wurde. Weiterhin kom-men in den Borstgrasrasen, nakom-mentlich in montaner oder subalpiner Stufe, zwei weitere boreo-montane Spezies vor: Entephria caesiata und Apamea rubrirena. Unter den geschilderten Gesichtspunkten zählen die Nardus stricta-Fluren zu den besonders schützenswerten Lepi-dopterenhabitaten, insbesondere dann, wenn es sich um großflächige und pflanzenartenreichere Ausbildungs-formen bzw. Gesellschaften handelt.

Eigene Charakterarten haben die Borstgrasrasen des östlichen Hochharzes nicht. Vielleicht zählte früher jedoch einmal Erebia epiphron dazu, was sich anhand der historischen Angaben heute nicht mehr eindeutig belegen lässt.

Bodetal oberhalb Schierke, zwischen Schluftwie-sen und Bode

Während den Südrand des Nardetum die Kalte Bode mit Scirpus sylvaticus-Beständen am Ufer bildet, wird der Rasen im Norden vom Meo-Festucetum gesäumt.

Dieser Borstgrasrasen ist arm an Pflanzenarten. Nar-dus stricta ist die mit Abstand häufigste, die immer mal wieder von Deschampsia flexuosa und Galium saxatile durchsetzt wird. Fleckenartig finden sich kleine, flache Polster von Vaccinium myrtillus und hier und dort ein Blatt eines verschwindenden Buschwindröschens. In Lücken der Nardus-Decke wachsen Moose (Aufnah-medatum: 16. Juni 2012).

Unterhalb Hexenaltar

Das lepidopterologisch untersuchte Nardetum am Hexenaltar (Abb. 4.9.1-3, Abb. 4.8.3-4) wird entspre-chend der Vegetationskartierungen im Hochharz (NP Verwaltung Harz, in litt. 2012) dem Lycopodio alpini-Nardetum strictae zugerechnet. Es handelt sich um eine relativ ausgedehnte Nardus stricta-Flur, die von flachen Polstern von Calluna vulgaris oder Vaccinium myrtillus durchsetzt wird. Dazwischen finden sich über-all auch Horste von Deschampsia cespitosa. Wei-terhin konnte der Autor viel Deschampsia flexuosa, Anthoxanthum odoratum s. l., Agrostis capillaris sowie vereinzelt Luzula multiflora, Luzula luzuloides, Trien-talis europaea, Bistorta officinalis und Scorzoneroides autumnalis (L.) Moench beobachten. Galium saxatile durchzieht den Borstgrasrasen und ist häufig.

Um das Nardetum verstreut liegen kleine Blockfel-der, die in den Boden eingesenkt sind. Sie selbst mit mit vielen Flechten und Vaccinium myrtillus bewach-sen, zwischen den Blöcken stehen auch Calamagrostis villosa sowie kleine Gruppen von Senecio hercynicus.

Am südlichen Abhang der Teufelskanzel hingegen domi-nieren noch bis zu den Bahngleisen die Deschampsia cespitosa-Rasen, in denen nur stellenweise kleine Calamagrostis villosa-reiche Segmente an das Trien-tali-Calamagrostietum villosae erinnern (Aufnahmeda-tum: 25. Juli 2012).

Von dieser Lokalität stammt einer der oben bereits erwähnten Nachweise von Epipsilia latens im Unter-suchungsgebiet. Darüber hinaus entspricht die Fauna des Borstgrasrasens weitgehend der als typisch her-ausgearbeiteten.

Alter Goetheweg

Ein weiterer Borstgrasrasen befindet sich am ziem-lich steilen Südwesthang des Brockens in etwa dort, wo früher der Alte Goetheweg hinab zum Brocken-moor führte. Vergleichbar wie am Hexenaltar ist das Nardetum auch hier von Vaccinium myrtillus und Cala-magrostis villosa durchsetzt, und Deschampsia flexu-osa wächst reichlich. Daneben finden sich Flecken des Vaccinio-Callunetum (z. T. mit Vaccinium vitis-idaea) (Aufnahmedatum: 25. Juli 2012).

Eckertalsperre beim Denkmal

Das hier vorzufindende Nardetum kann zum Hyperico maculati-Polygaletum vulgaris gestellt werden, da die namensgebende Polygala vulgaris reichlich vorkommt.

Überhaupt ist dieser Borstgrasrasen recht artenreich, was an der früheren Nutzung als sommerliche Rinder-weide liegen mag, die bis in den 1960er Jahre erfolgte Abb. 4.9.1-3: Borstgrasrasen unterhalb des Hexenaltars (Foto: T.

Karisch).

(Quitt, mdl. 2012). So finden sich neben Nardus stricta einzelne Hieracien, Deschampsia flexuosa, Danthonia decumbens, Calluna vulgaris, Veronica officinalis L., Campanula rotundifolia und örtlich Stellaria graminea.

Durchzogen wird auch dieser ganze Borstgrasrasen von Galium saxatile (Aufnahmedatum: 28. Juli 2012).

Die Lepidopterenfauna des Borstgrasrasens wurde nur gelegentlich bei Tagesexkursionen erfasst.

Bactra lancealana kommt hier unerwartet vor, wobei dem Autor nicht klar ist, ob diese Art an jenem Platz in Ermangelung von Juncus effusus als Raupe an Juncus squarrosus frisst. Agriphila straminella dürfte hingegen bei genauerer Nachsuche nicht nur hier, sondern auch noch in vielen anderen Borstgrasrasen zu finden sein.

Sandbeek am Toten Weg

Wo der Tote Weg zur Ulmer Linie abknickt, befindet sich am Nordende eines ehemaligen Holzlagerplatzes ein Borstgrasrasen, dessen flächenmäßige Ausdeh-nung in den letzten 20 Jahren zurückging. Wie überall im Hochharz anzutreffen, wird auch dieses Nardetum von flachen Vaccinium myrtillus-Polstern durchsetzt.

Hier wachsen zudem wenige Exemplare von Cytisus scoparius (L.) J. H. F. linK, die aber durch Wildverbiss sehr niedrig gehalten werden. Moospolster sind reich-lich und teilweise auch mit Galium saxatile besetzt.

Im Borstgrasrasen selbst kommen nach NP Harz (in litt. 2012) noch Juncus squarrosus, Deschampsia fle-xuosa, Carex pilulifera, Calamagrostis villosa, Luzula campestris und Calluna vulgaris vor (Abb. 4.9.1-4).

Eana argentana, Clepsis rogana, Eudonia sudetica, Agriphila straminella und Crocallis elinguaria sind jene Arten der Schmetterlingsfauna des Borstgrasrasens am Sandbeek, die zusätzlich zu den typischen Spezies dieses Lebensraumtypes nachgewiesen wurden. Wei-terführende Kartierungen werden hier zu erweiterten Kenntnissen führen.

Königsberg

Ein besonders schön ausgebildeter Borstgrasrasen (nach Karste et al. 2011: Hyperico maculati-Polygale-tum vulgaris) bedeckt das Gipfelplateau des Königs-berges (Abb. 4.9.1-5). Umrahmt wird diese Fläche von kleinen bis mittelgroßen Fichten, welche durch Wildverbiss so zurechtgestutzt sind, dass der unkun-dige Betrachter das Werk eines Gärtnermeisters ver-muten mag. Der Borstgrasrasen ist wíederum von flachem Vaccinium myrtillus-Gesträuch durchsetzt,

welches entscheidend zur Bereicherung der Schmet-terlingsfauna des Territoriums beiträgt. Im Rasen selbst wurden durch herdaM (NP Harz, Karste in litt. 2012) Nardus stricta, Festuca rubra, Deschampsia flexuosa, Calamagrostis villosa, sehr viel Galium saxatile, Antho-xanthum alpinum, Agrostis capillaris, Carex pilulifera, Luzula sudetica (WilldenoW) J. a. schultes und Carex leporina L. erfasst.

Die Schmetterlingsfauna des Borstgrasrasens auf dem Gipfel des Königsberges ist noch unzureichend bekannt. Der schwierige Auf- und besonders Abstieg mit Leuchtausrüstung und Notstromgenerator hielten den Verfasser von verstärkten Lichtfängen an dieser Stelle ab, da ein nächtlicher Abbruch bei ungünstiger Witterung nicht möglich ist. Immerhin scheint die Fauna nach gegenwärtiger Kenntnis weitgehend der typischen zu entsprechen. Erhöht ist lediglich der Anteil an Arten, die vor allem in hochmontaner Lage vorkommen (z.

B. Clepsis rogana oder Eudonia sudetica). Eher von den angrenzend gelegenen kleinen Klippen dürfte die auf dem Königsberg nachgewiesene Eudonia murana stammen. Catoptria permutatella, Neofaculta infernella und Eurois occulta hingegen gehören zu den Indigenen dieses Borstgrasrasens.

Südwestlich Rabenklippe

Das hier besuchte Nardo-Juncetum squarrosi zwischen Brockenbahn und Rabenklippe (Abb. 4.9.1-6) ist wie die meisten anderen Borstgrasrasen sehr artenarm.

Am Ostrand erblickt man ein vom Rotwild zertretenes Ufer eines kleinen Bächleins, wo jetzt das

Granitge-Abb. 4.9.1-4: Nardetum am Oberlauf des Sandbeeks (Foto: T.

Karisch).

Abb. 4.9.1-5: Borstgrasrasen auf dem Gipfel des Königsberges (Foto: T. Karisch).

stein ins Tageslicht blinzelt. In jener zertrampelten Flä-che wächst vor allem Agrostis capillaris sowie hier und da auch noch eine Nardus stricta-Pflanze. Gen Wes-ten am sanft geneigWes-ten Hang entlang schließen sich reichere Borstgrasbestände an. Deutlich fallen die vie-len kleinen Bulte des Grases ins Auge, dazu oft die kleinen Blüten von Galium saxatile. Auch Halme von Agrostis capillaris und Anthoxanthum odoratum recken sich empor und örtlich stehen Horste von Carex lepo-rina. Ins Nardetum eingestreut ist auch hier ein kleiner Bereich mit flachen Vaccinium myrtillus-Sträuchern.

Dort, wo das Wild weniger zugange ist, geht das Nar-detum in Deschampsia flexuosa-Vaccinium myrtil-lus-Fluren über. Ansonsten bleibt die Pflanzenpracht bescheiden: Blechnum spicant, Calamagrostis villosa, Luzula multiflora, Juncus squarrosus und an einer Stelle noch ein Horst von Trichophorum cespitosum (Aufnahmedatum: 29. Juni 2012).

Bei der bisher einzigen Tagesexkursion wurden nur Clepsis rogana und Crambus lathoniellus gefunden.

Sicherlich können bei verstärkten Untersuchungen noch deutlich mehr Arten nachgewiesen werden, ver-mutlich ist die Schmetterlingsfauna dieses Borstgras-rasens wegen der Kleinheit seiner Ausdehnung und Armut an Gefäßpflanzenarten aber doch vergleichs-weise artenarm.

4.9.2 Bärwurz-Rotschwingelwiesen Meo-Festucetum rubrae J. et M. Bartsch 1940 FFH-LRT 6520 – Bergmähwiesen

Lebensraumkürzel: MAPM

Als vergleichsweise niedrige Rasen, die aus den Hal-men zarter Gräser bestehen, von großen, gelben Blüten der Arnika durchsetzt sind und in denen die filigranen, fein geteilten Blätter der einen würzigen Duft verströ-menden Bärwurz ein dichtes Geflecht bilden, zeigen sich die artenreichen Bergwiesen im Gebiet. Sie sind ein Relikt aus jenen Zeiten, da sich die Zahl der Rinder in überschaubaren Grenzen hielt, der Bauer das Gras noch mit der Sense schnitt und der Einsatz des Güllewagens unbekannt war.

Bärwurz und Rotschwingel sind die Namensgeber dieser Pflanzengesellschaft, der fast alle montanen Frischwiesen im Untersuchungsgebiet zuzurechnen sind, insofern es sich nicht um Ansaaten oder Borst-grasrasen handelt (Abb. 4.9.2-1, 4.9.2-2).

Die erste umfangreiche Besprechung des Meo-Festucetum findet sich bei hundt (1964), der sie aller-dings im Trisetetum flavescentis subsummiert und als nach der Heumahd blütenreiche Wiesen charak-terisiert. Durch Trisetum flavescens (L.) Palisot de

Beauvois, Geranium sylvaticum L., Centaurea pseudo-phyrgia C. A. v. Meyer und Carum carvi L. werden sie von den collinen Wiesen abgegrenzt. Hyperium macu-latum und Meum athamanticum zeigen eine schlech-tere Nährstoffversorgung an. Für Harz und Thüringer Wald ist im Gegensatz zum Erzgebirge das Auftreten von Lathyrus linifolius (reichard) Bässler, Poa chaixii villars und Ranunculus polyanthemos ssp. nemoro-sus (A. P. de candolle) schüBler & G. M. v. Martens typisch, wobei letztgenannte Art im Untersuchungsge-biet kaum vorkommt (Kison & WernecKe, 2004). Über-all im Trisetetum flavescentis häufig sind nach hundt (1964) auch Festuca rubra, Alopecurus pratensis L., Agrostis capillaris. Trisetum flavescens ist in den Harz-wiesen selbst recht spärlich, dafür tritt Agrostis capilla-ris aber vergleichsweise häufiger auf.

hundt (1964) unterscheidet eine Subassoziation von Bistorta officinalis an Quell- und anderen feuch-ten Standorfeuch-ten, wo sich Lychnis flos-cuculi L., Myosotis scorpioides agg., Galium uliginosum L., Deschamp-sia cespitosa, Bistorta officinalis, Trollius europaeus L. und Chaerophyllum hirsutum L. zahlreicher einfin-den. Unter den Gräsern dominieren hier Festuca rubra, Agrostis capillaris und Alopecurus pratensis und mit einem Deckungsgrad von bis zu 5 Prozent wachsen Holcus lanatus, Anthoxanthum odoratum, Tristetum fla-vescens, Dactylis glomerata, Helictotrichon pubescens (W. hudson) PilGer, Poa trivialis L. und Poa pratensis Abb. 4.9.1-6: Nardo-Juncetum squarrosi zwischen Brockenbahn

und Rabenklippe (Foto: T. Karisch).

Abb. 4.9.2-1: Blick über die Feuersteinwiesen (Foto: T. Karisch). Abb. 4.9.2-2: Harzer Rotvieh bei der Beweidung der Feuerstein-wiesen (Foto: T. Karisch).

L. Mit durchschnittlich 33 bis 34 Pflanzenarten ist die-ser Wiesentyp sehr artenreich.

Eine Subassoziation von Nardus stricta ist nach hundt (1964) durch das Zurücktreten von Alopecurus pratensis, Trisetum flavescens und Agrostis capillaris bei Zunahme von Festuca rubra und Nardus stricta gekennzeichnet. Es handelt sich um flache, kurze Rasen mit viel Meum athamanticum, Arnica montana, Galium saxatile, Hypericum maculatum und Briza media.

Ansonsten finden sich hier stet wenig anspruchsvolle Wiesenarten wie Lotus corniculatus, Knautia arvensis (L.) T. coulter, Trifolium dubium J. siBthorP, Dactylis glomerata, Scorzoneroides autumnalis, Ranunculus acris, Rumex acetosa, Alchemilla vulgaris agg., Luzula campestris, Campanula rotundifolia, Leucanthemum vulgare (vaillant) Monnet de laMarcK, Veronica cha-maedrys, Plantago lanceolata L. und Achillea millefo-lium (Abb. 4.9.2-3). Eine Variante mit Bistorta officinalis wächst auf frisch-feuchten Wiesenabschnitten, wäh-rend die Variante mit Hieracium pilosella trockene Stel-len anzeigt und im Hochharz nur mit eingeschränktem typischem Artenspektrum zu finden ist.

Eine neuerliche umfassende Bearbeitung der Har-zer Bergwiesen unternahm Bruelheide (1995). Er unter-scheidet mehrere Varianten des Meo-Festucetum, von denen die trennartenlose Variante und die Deschampsia caespitosa-Variante im Untersuchungsgebiet auftreten.

Die trennartenlose Variante wird dabei durch weniger als zwei Arten aus der Arrhenatherum elatius- oder der Deschampsia cespitosa-Gruppe charakterisiert und zeigt bei Schierke eine Subvariante von Deschampsia flexuosa auf Böden mit einem etwas höheren Humus-gehalt, geringerer Basensättigung und einem weiteren C/N-Verhältnis. Diese Subvariante leitet zu den Borst-grasrasen über. Die Deschampsia cespitosa-Variante des Meo-Festucetum findet sich nach Bruelheide (1995) über Braunerde oder allochthoner Brauner Vega, z. T.

auch Gley, und hat eine gute Wasserversorgung. Auch hier gibt es eine Deschampsia flexuosa-Subvariante.

Die Deschampsia cespitosa-Variante entspricht weit-gehend der Bistorta officinalis-Subassoziation des Tri-setetum flavescentis bei hundt (1964).

Für die Deschampsia flexuosa-Subvarianten ver-merkt Bruelheide (1995) noch das Auftreten einer Ausbildungsform mit Arnica montana. Auf Bergwiesen-brachen entwickelt sich eine Galeopsis tetrahit agg.-Ausbildung. Auf Feuchtwiesenbrachen wird Filipendula ulmaria z. T. dominant.

Unter Berücksichtigung der Schmetterlingsfauna scheint eine solcherart starke Differenzierung der Vegetation des Meo-Festucetum nicht notwendig, um Gesetzmäßigkeiten in der Besiedlung aufzuzeigen.

Hier reicht eine Unterscheidung zwischen der typischen Variante und der zum Nardetum überleitenden Subas-soziation auf der einen und der Feuchtwiesensubas-soziation von Deschampsia cespitosa resp. Bistorta officinalis auf der anderen Seite.

Erwartungsgemäß wird das Meo-Festucetum von einer reichen Schmetterlingsfauna besiedelt. Unter den nachgewiesenen Arten sind dabei auch viele, die als typisch für diese Pflanzengesellschaft herausge-stellt werden können.

Arten der Krautschicht

Ectoedemia septembrella°, Eucalybites auroguttella, Depres-saria pulcherrimella°, Elachista atricomella°, Coleophora mayrella°, Eulamprotes unicolorella°, Eulamprotes atrella°, Acompsia cinerella, Adscita statices, Zygaena viciae, Zyga-ena filipendulae°, Aethes smeathmanniana, Eana osseana, Paramesia gnomana, Syricoris lacunana, Phiaris palustrana°, Stenoptilia pterodactyla, Crambus perlellus, Agriphila stra-minella, Udea lutealis, Deilephila porcellus, Thymelicus syl-vestris, Ochlodes venata, Pieris rapae (Nahrungsgast), Pieris napi (Nahrungsgast), Argynnis paphia, Argynnis aglaja, Bolo-ria selene, Vanessa cardui (nur Nahrungsgast?), Inachis io (Nahrungsgast), Aglais urticae (Nahrungsgast), Lasiommata maera, Coenonympha pamphilus, Aphantopus hyperan-tus, Maniola jurtina, Erebia ligea, Erebia medusa, Thyatira batis°, Habrosyne pyritoides°, Alcis repandata, Xanthorhoe montanata, Epirrhoe tristata, Epirrhoe alternata (schwach),

Abb. 4.9.2-3: Meum athamanticum und Arnica montana in einer Nardus stricta-reichen Variante des Meo-Festucetum im Bereich der Schluftwiesen (Foto: T. Karisch).

Cosmorhoe ocellata (schwach), Eulithis populata (schwach), Gandaritis pyraliata, Colostygia pectinataria, Hydriomena fur-cata, Aplocera praeformata, Odezia atrata, Scopula immu-tata, Idaea aversata, Diacrisia sannio, Autographa gamma, Deltote deceptoria, Charanyca trigrammica°, Rusina ferrugi-nea, Apamea monoglypha, Apamea rubrirena, Oligia strigilis, Oligia latruncula, Photedes minima, Ceramica pisi, Mythimna impura, Cerapteryx graminis, Ochropleura plecta, Diarsia mendica, Diarsia brunnea, Anaplectoides prasina (vermutlich aus Waldrandbereichen zugeflogen), Xestia c-nigrum und Agrotis exclamationis.

Arten der Kryptogamenvegetation

Scoparia pyralella, Eudonia mercurella, Eilema lurideola und Eilema complana.

Weitere Schmetterlingsarten wurden auf dem Meo-Festucetum regelmäßig beobachtet, fliegen aber von angrenzend vorhandenen oder eingeschlossenen Lebensräumen ein. Dazu gehören die Art der Rude-ralfluren Epiblema foenella (Raupe an Artemisia vul-garis), der Vertreter der Hochstaudenfluren Epiblema hepaticana (Senecio ovatus), die Spezies von Rubus Thyatira batis° und Habrosyne pyritoides sowie jene Falterarten, deren Raupen an Bäumen fressen: Bra-chylomia viminalis (Salix), Panthea coenobita (Picea), Atolmis rubricollis (Flechten an Laubhölzern) sowie Eilema depressa (Flechten an Fichtenstämmen).

Eine Differenzierung innerhalb der Schmetterlings-fauna zwischen der typischen Ausbildungsform des Meo-Festucetum sowie jenen von Nardus stricta bzw.

Deschampsia cespitosa ist anhand der gegenwärtig vorliegenden Daten nicht möglich. So diese überhaupt vorhanden ist, könnte der Nachweis hierüber nur über sehr detaillierte und langjährige Studien bzw. die Suche nach den Raupen erfolgen.

Auffällig ist die Armut der Bärwurz-Rotschwin-gel-Bergwiesen an nur montan verbreiteten Schmet-terlingsarten. Lediglich Eana osseana, Lasiommata maera, Erebia ligea und Apamea rubrirena können hierzu gerechnet werden.

Aufgrund der Besonderheiten in der Vegetation ließ sich innerhalb der Schmetterlingsfauna des Meo-Fes-tucetum eine Reihe von Arten finden, die als Charakter-arten dieser Pflanzengesellschaft angesehen werden

Aufgrund der Besonderheiten in der Vegetation ließ sich innerhalb der Schmetterlingsfauna des Meo-Fes-tucetum eine Reihe von Arten finden, die als Charakter-arten dieser Pflanzengesellschaft angesehen werden