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4 Vegetation und Falterwelt

4.4 Fichtenwälder und -forste

4.4.11 Fichtenbruchwälder

Calamagrostio villosae-Piceetum (r. tx. 1937) hartM. ex schlüt. 1966, Sphagnum-Variante, „Sphagno-Piceetum“

sensu stöcKer 1997, Übergangsgesellschaft zum Vaccinio uliginosi-Piceetum R. tx. 1955, (Bazzanio-Piceetum Br.-Bl. et siss. 1939 in Br.-Bl. et al. 1939)

FFH-LRT 9140 – Bodensaure Fichtenwälder Lebensraumkürzel: VPPS

Fichtenauwälder umkränzen die Niederungen der Hochmoore gegen den waldbedeckten Abhang hin oder füllen versumpfte Talgründe (drude, 1902). Die vege-tationskundliche Fassung des Moor-Fichtenwaldes oder Fichtenwaldbruches erfolgte im Hochharz unter-schiedlich. So unterscheidet stöcKer (1967) zwischen einer Torfmoos-Variante des Reitgras-Fichtenwaldes und einem Fichten-Bruchwald. Der Torfmoos-Reitgras-Fichtenwald ähnelt äußerlich der typischen Variante dieser Waldgesellschaft sehr. Auch die Krautschicht stimmt vom Aufbau weitgehend mit der des typischen Reitgras-Fichtenwaldes überein, d. h., vor allem Calam-agrostis villosa, Trientalis europaea, Vaccinum myr-tillus, Deschampsia flexuosa, Dryopteris austriaca s. l., Oxalis acetosella und Luzula sylvatica kommen sehr stet darin vor. Die Torfmoos-Variante des Reit-gras-Fichtenwaldes stockt auf Stagnogley bzw. Stag-nogley-Podsol und ist darum durch das zusätzliche Auftreten von Sphagnen (Sphagnum robustum agg., S. girgensohnii russoW, S. capillifolium (ehrh.) hedW., S. recurvum-Komplex) sowie von Calliergon strami-neum (Brid.) KindB., Polytrichum commune hedW. und Mnium hornum hedW. charakterisiert. hullen, MederaKe

& dörinG-MederaKe (1992) führen diese Sphagnum-reiche Ausbildungsform des Reitgras-Fichtenwaldes ebenfalls auf. Sie weisen zusätzlich auf das häufige Vorkommen von Molinia caerulea (L.) Moench hin, wel-ches auffälligerweise in den Vegetationsaufnahmen stöcKers (1967) (noch?) nicht erwähnt wird.

Im Fichten-Bruchwald sensu stöcKer (1967) ver-schwinden Galium saxatile und Oxalis acetosella als stete Gefäßpflanzen aus der Feldschicht und Dryop-teris austriaca s. l. wird deutlich seltener. Dafür tritt zu den für den Torfmoos-Reitgras-Fichtenwald typischen Sphagnum-Arten noch Sphagnum riparium ÅnGstr. hinzu. Weiterhin erreicht Drepanocladus exannulatus (schiMP.) Warnst. eine Stetigkeit von III. Nach stöcKer (1967) sind die solcherart charakterisierten Fichten-Bruchwälder sehr markante Waldtypen des Hochharzes, die in kontinentaleren Gebirgen des Hercynicums sowie der Sudeten stark zurücktreten. Die Fichten-Bruchwäl-der treten nach seinen Angaben besonFichten-Bruchwäl-ders am unteren Ende größerer Blockrinnen sowie in den Einzugsgebie-ten der Bäche auf (Abb. 4.4.11-1).

stöcKer (1997) differenziert diese Fichten-Bruch-wälder von einem Moor-Fichtenwald, welcher im Prinzip die Zwischenbereiche zwischen den nassen Reitgras-Fichtenwäldern und den Rauschbeeren-Fichtenwäldern einzunehmen in der Lage ist (Abb.

4.4.11-2). Als Übergangsgesellschaft beherbergt die-ser Moor-Fichtenwald noch hauptsächlich Vaccinium myrtillus und V. vitis-idea neben etwas Calamagros-Abb. 4.4.10-1: Erst kürzlich aufgelichtetes „Piceetum nudum“ an

den Feuersteinwiesen (Foto: T. Karisch).

Abb. 4.4.11-1: Fichtenbruchwald im Quellgebiet der Ilse unter-halb des Brockenbetts (Foto: T. Karisch).

Abb. 4.4.11-2: Fichtenbruchwald am Moorrand im Bodetal (Foto:

T. Karisch).

tis villosa, Deschampsia flexuosa und öfters Lycopo-dium annotinum, während sich schon Moorarten, wie Carex echinata J. A. Murray, Eriophorum vaginatum L., Sphagnum magellanicum Brid., S. fallax und Polytri-chum strictum Brid. einzustellen beginnen.

Die Fassung des „Moorfichtenwaldes“ als Bazza-nio-Piceetum in Karste et al. (2011) geht mit der Torf-moos-Form des Karpathenbirken-Fichtenwaldes im Sinne von stöcKer (1967) sowie dem Wollgras-Moor-Fichtenwald bei stöcKer (1997) konform. An der Ver-breitung des Mooses Bazzania trilobata orientiert, weisen Karste et al. (2011) große Fichtenwaldflächen zwischen Goethemoor und Kesselklippe, um das Sat-telmoor an der Heinrichshöhe, im Quellgebiet der Ilse unterhalb des Brockenbettes sowie im Jakobsbruch, am Pferdekopf sowie an den Hohneklippen als Moor-fichtenwald aus. Für die lepidopterologischen Studien wurden allerdings vor allem die Fichten-Bruchwälder im Sinne stöcKers untersucht, da hier eine stärkere Differenzierung der Fauna zu der des Reitgras- oder Rauschbeeren-Fichtenwaldes zu erwarten war.

Für den Fichtenbruchwald typische Schmetter-lingsarten gibt es nur wenige. Diese verteilen sich zu gleichen Teilen auf im Raupenstadium an Fichte bzw.

Heidelbeere fressende Spezies.

Arten der Baumschicht

Pseudohermenias abietana und Hylaea fasciaria prasinaria.

Arten der Krautschicht

Syngrapha interrogationis und Xestia speciosa.

Unter den typischen Schmetterlingsarten gibt es keine Charakterarten für diese Pflanzengesellschaft.

Ilsequellgebiet unterhalb des Halberstädter Loches

Auf stark quellmoorigem Standort stockt hier ein lich-ter Fichtenwald mit recht schlechtwüchsigen, 8–15 Meter hohen Bäumen, von denen die älteren inzwi-schen abgestorben sind. Der Boden zeigt eine dicke Sphagnum-Auflage. Dazwischen wächst an alten Stümpfen sowie um die Baumfüße herum Vaccinium myrtillus. Im Sphagnum selbst stehen noch einige Calamagrostis villosa-Pflanzen bzw. Molinia caerulea, und überall verstreut ist Trientalis europaea zu beob-achten. Sehr quellnasse Stellen zeigen einen lockeren Bewuchs mit Carex leporina L. und C. echinata sowie etwas Eriophorum vaginatum. In Richtung der offenen Moorflächen finden sich dann auch Eriophorum angus-tifolium-reiche Fichtenwaldbereiche (Aufnahmedatum:

25. Juli 2012).

4.4.12 Rauschbeeren-Fichtenwälder Vaccinio uliginosi-Piceetum R. tx. 1955 FFH-LRT 9140 – Bodensaure Fichtenwälder Lebensraumkürzel: UUUU

Im Übergangsbereich von Reitgras- oder Block-Fich-tenwald zu den Hoch- und Zwischenmooren tritt eine Fichtenwaldvegetation in Erscheinung, in der die Fichte nur niedrigwüchsig ist und lichte Gehölzstrukturen bil-det (Abb. 4.4.12-1, 4.4.12-2). Dominant sind oft die Beersträucher, zu denen sich an den den Mooren

zuge-Abb. 4.4.12-1: Schlechtwüchsige Fichten in Beerstrauchbestän-den der Moorränder kennzeichnen das Vaccinio uliginosi-Picee-tum am Brockenbett (Foto: T. Karisch).

Abb. 4.4.12-2: Vaccinium uliginosum (dunkelgrün) und V. myrtillus (hellgrün) mischen sich in der Krautschicht des Rauschbeeren-Fichtenwaldes am Brockenbett mit Trichophorum cespitosum (Vordergrund) und Eriophorum vaginatum (weiße Samenstände) (Foto: T. Karisch).

wandten Stellen Vaccinium uliginosum L. zu Vaccinium myrtillus und V. vitis-idaea hinzugesellt. Carex echinata und Eriophorum vaginatum durchstechen oft die Moos-polster, in denen z. B. Hylocomium splendens (hedW.) schiMP., Pleurozium schreberi, Polytrichum strictum, Rhy-tidiadelphus loreus, Bazzania trilobata, Sphagnum fallax und S. magellanicum bestimmend sind (stöcKer, 1997).

Gegen die Moorränder oder in Fichtengruppen auf den Mooren selbst finden sich dann noch Empetrum nigrum L., Andromeda polifolia L., Trichophorum cespitosum (L.) C. J. hartMan, Vaccinium oxycoccos L. und gelegentlich Calluna vulgaris sowie von den Moosen Aulacomnium palustre (hedW.) schWäGr., Sphagnum angustifolium (russoW) c. e. o. Jensen und S. russowii Warnst. häu-figer. Hier trifft man dann auch besonders die von s

-cKer (1997) erwähnten bultartigen Strukturen an.

Karste et al. (2005) veröffentlichten Vegetations-aufnahmen von einem Rauschbeeren-Fichtenwald am Nordwesthang des Brockens knapp unterhalb der Bahn-linie. Sehr stet treten hier Vaccinium myrtillus, V. uligi-nosum, Deschampsia flexuosa, Eriophorum vaginatum, Melampyrum pratense L. und Trientalis europaea auf, aber auch Vaccinium vitis-idaea, Carex nigra und Dry-opteris dilatata sind noch regelmäßig zu finden.

Die Schmetterlingsfauna des Vaccinio uliginosi-Piceetum ist sehr reichhaltig, besonders bei den Klein-schmetterlingen. Vermutlich trägt hierzu nicht nur ein relativer Pflanzenreichtum bei, sondern auch der Struk-turreichtum in dieser Gesellschaft. Folgende Arten können als typisch für den Rauschbeeren-Fichtenwald herausgestellt werden:

Arten der Baumschicht

Tortrix viridana (am Brockenbett, Raupe vielleicht an Sorbus, oder, wie hoffMann (1888) vermutet, auch an Vaccinium?), Pseudargyrotoza conwagana (Raupe hier ausnahmsweise auch an Sorbus?), Pseudohermenias abietana, Epinotia pyg-maeana, Dioryctria abietella und Hylaea fasciaria prasinaria.

Arten der Krautschicht

Stigmella myrtilella°, Nematopogon robertella, Sterrhopteryx standfussi, Plutella xylostella, Elachista albidella, Coleophora alticolella (Juncus), Neofaculta infernella, Phiaris metallicana, Phiaris schulziana, Syricoris bipunctana, Ancylis myrtillana, Crambus lathoniellus, Ematurga atomaria, Parietaria vittaria, Scopula ternata, Ecliptopera silaceata°, Dysstroma truncata, Rheumaptera subhastata, Autographa gamma, Syngrapha interrogationis (vermutlich stärker als es nach den Ergebnis-sen scheint), Xylena solidaginis, Apamea crenata, Apamea rubrirena, Apamea remissa, Orthosia gothica, Diarsia brun-nea, Noctua pronuba, Noctua fimbriata, Noctua janthina°, Eurois occulta und Xestia speciosa.

Arten der Kryptogamenvegetation Catoptria margaritella

Drei Dinge sind es, die bei der Betrachtung der hier genannten typischen Elemente der Fauna des Vaccinio uliginosi-Piceetum ins Auge fallen. Zum einen berei-chern vergleichsweise viele Arten den Faunenbestand, deren Raupen an Fichten fressen, und die, wie Dio-ryctria abietella oder Hylaea fasciaria prasinaria, eher für die Fichtenforste charakteristisch sind. Vielleicht liegt eine Ursache im physiologischen Stress, welchen die Fichten auf den Grenzstandorten am Moorrand erleiden und die sie attraktiver für Fressfeinde macht.

Zum anderen ist natürlich der Anteil an Arten der Zwergstrauchheiden sehr hoch (Stigmella myrtilella,

Sterrhopteryx standfussi, Neofaculta infernella, Phiaris metallicana, Phiaris schulziana, Syricoris bipunctana, Ancylis myrtillana, Ematurga atomaria, Parietaria vitta-ria, Scopula ternata, Rheumaptera subhastata, Syn-grapha interrogationis, Xylena solidaginis, Orthosia gothica, Eurois occulta, Xestia speciosa und vermut-lich noch weitere), ja wahrscheinvermut-lich am höchsten im Vergleich aller Lebensräume im Bearbeitungsgebiet.

Immerhin stehen mit Vaccinium myrtillus, V. vitis-idaea, V. uliginosum und Calluna vulgaris und gelegentlich sogar Vaccinium oxycoccos alle für die Schmetterlings-raupen attraktiven Arten hier wenigstens stellenweise zur Verfügung.

Und schließlich sei auch für dieses Habitat auf das verbreitete Auftreten von boreo-montanen Arten hinge-wiesen, zu denen Sterrhopteryx standfussi, Elachista albidella, Neofaculta infernella, Phiaris metallicana, Phi-aris schulziana, Ancylis myrtillana, Parietaria vittaria, Rheumaptera subhastata, Scopula ternata, Syngrapha interrogationis, Xylena solidaginis, Apamea rubrirena und Xestia speciosa zählen. Sie bedingen eine hohe Schutzwürdigkeit dieser Pflanzengesellschaft auch aus lepidopterologischer Sicht.

Vier Schmetterlingsarten sind es, die nach gegen-wärtiger Kenntnis als Charakterarten des Rauschbee-ren-Fichtenwaldes angesehen werden können.

FFH-LRT 7110 – Lebende Hochmoore Lebensraumkürzel: YHS

Vom Acker- und Bruchberggebiet südlich von Altenau im Westen bis zum Hohnekamm bei Schierke im Osten erstreckt sich das Moorgebiet des Harzes. Hier liegen sie, mal ganz klein und versteckt, mal groß und flä-chenhaft, die Perlen des Untersuchungsgebietes. Als Vorkommen seltener, nordischer Pflanzenarten und großer Besonderheiten in der Schmetterlingsfauna wurden sie seit jeher sowohl von Botanikern als auch von Schmetterlingsfreunden be- und untersucht.

Erste vegetationskundliche Beschreibungen lieferte z. B. huecK (1928). Durch Jensen (1961, 1987, 1990) erfolgten umfangreiche Untersuchungen der Moore im Westharz, durch ellWanGer (1995, 1996, 1997a, b) solche in den Mooren des Brockengebietes. Über die Entwicklung der Moore seit dem Ende der letzten Eis-zeit publizierten BeuG et al. (1999) und schließlich wid-mete BauMann (2009) eine umfangreiche Schrift bisher festzustellender Veränderungen in der Moorvegetation im Nationalpark Harz. Damit kann aus vegetations-kundlicher Sicht auf ein umfangreiches Datenmaterial zurückgegriffen werden, um die Zusammensetzung der hochkomplexen Hoch- und Zwischenmoore aus-führlich darzustellen. Leider zeigt sich aber gerade hier eine Schwäche des charakterartenbasierten Systems

der Pflanzensoziologie, wenn es um die Frage der tref-fenden Abbildung von Schmetterlingslebensräumen durch Pflanzengesellschaften geht. Während sich aus vegetationskundlicher Sicht nämlich ein Hochmoor nur verhältnismäßig grob anhand seiner Gefäßpflanzen-flora gliedern ließe und eine Ausweisung von Pflan-zengesellschaften anhand dieser Arten oftmals daran scheitert, dass jene sowohl in Hoch- als auch in Zwi-schenmooren und überdies noch in anderen Assoziati-onen verbreitet sind und darum nicht als Charakterarten taugen, sind gerade die Gefäßpflanzen entscheidend für die Zusammensetzung der Schmetterlingsfauna dieses Lebensraumtypes. So greift der Vegetations-kundler oft auf die Gliederung der Moorgesellschaften anhand der dort vorkommenden Moosarten zurück.

Den hier zur Charakterisierung ausgewählten Spezies

„folgen“ aber keine Schmetterlingsarten, wenngleich gelegentlich bei den Scopariinae die Möglichkeit zu sol-chen Fällen besteht, welche durch die Schwierigkeiten der Larvensuche in diesen kleinflächigen Assoziationen aber nicht letztendlich zu klären ist.

Und so muss sich der Autor hier der schwierigen Aufgabe widmen, anhand der o. g. vorliegenden Vege-tationsstudien, Pflanzengesellschaften der Hochmoore oder Ausbildungsformen derselben so zusammenzu-stellen, dass diese Aussagekraft für die Schmetter-lingsfauna gewinnen. Da es sich hier um ein Problem handelt, welches bei einer Vielzahl phytophager Insek-tengruppen in gleicher Art auftritt, so soll an dieser Stelle angeregt werden, künftige Moorkartierungen sowie Monitoringvorhaben in der Vegetation der Moore auch auf jene Vegetationseinheiten abzustellen, die von Bedeutung für die Schmetterlingsfauna sind. Nur wenn entsprechend der vegetationskundlichen Arbei-ten KarArbei-ten vorliegen, die später einmal Veränderungen in diesen lepidopterologisch bedeutsamen Vegetati-onseinheiten erkennen lassen, können Faunenverän-derungen erkannt und interpretiert werden.

Für den Überblick über die Hochmoorvegetation wird an dieser Stelle weitgehend auf den Inhalt der entsprechenden Veröffentlichung (Karisch 1999a) zurückgegriffen. Die Interpretation des schematischen Vegetationsprofiles (Abb. 4.5-1) durch einen Moor-komplex im Brockengebiet folgt dabei im Wesentlichen ellWanGer (1995, 1996, 1997a), wenngleich versucht wurde, ergänzend die Angaben von BauMann (2009) zu berücksichtigen. Hingewiesen sei an dieser Stelle noch darauf, dass, im Gegensatz z. B. zu den Mooren im Erzgebirge, im Harz die Moorkiefer nicht mehr auf-tritt. Pinus wurde allerdings noch in Pollenzone IX a in Makrofossilien des Sonnenberger Moores nachgewie-sen (BeuG et al. 1999).

Links im Profil erkennbar sind trockene, bultförmige Torflager, welche anthropogene Degenerationsstadien, z. B. infolge der Wanderwegführung oder aber des früheren Torfabbaus sein können. Auf diesen Flächen stocken auch häufiger Vaccinium vitis-idaea (z. B. gern an sonnigen, trockeneren Rändern) und Calluna vulga-ris. Daneben finden sich hier oft einzelne, kümmernde Fichten. Solche trockenen Torflager, die besonders häufig beispielsweise auf dem Hochmoor zwischen Heinrichshöhe und Brocken anzutreffen sind, ent-sprechen in ihrer Vegetationszusammensetzung

weit-gehend den heidelbeerreichen Ersatzgesellschaften auf flachgründigen Standorten innerhalb der Fichten-waldzone, die von schuBert et al. (1995) dem Vacci-nio-Callunetum zugerechnet werden. Auf flacheren, feuchten Bulten beginnen sich Vaccinium myrtillus und Vaccinium uliginosum zu mischen. Die Vegetation die-ser bisher genannten Standorte wird dem Piceo-Vac-cinietum uliginosi oBerd. 1992 zugeordnet. Es ist eine Gesellschaft, die die Grenzstandorte zwischen Hoch-moor und Wald einnimmt. Während die Fichte, wie schon genannt, kümmerlich gedeiht, fehlt den Mooren des Untersuchungsgebietes die im Westharz vorkom-mende Betula pubescens. ellWanGer (1995, 1997a) unterscheidet zwei Subassoziationen: eine typische und eine von Deschampsia flexuosa. BauMann (2009) diffe-renziert zwischen einer typischen und einer Vaccinium uliginosum-Variante. Dabei ist letztere frei von anderen Zwergsträuchern. Sie kommt im Untersuchungsgebiet allerdings nicht vor. In den mineralbodenwasserbeein-flussten Zonen des Piceo-Vaccinietum uliginosi fin-den sich neben fin-den schon genannten Pflanzenarten u. a. Melampyrum pratense und Trientalis europaea.

Wenig verbreitet sind in dieser Assoziation im Untersu-chungsgebiet Andromeda polifolia und Trichophorum cespitosum. Der Deckungsgrad der Moosschicht kann im Piceo-Vaccinietum uliginosi stark schwanken (zwi-schen 5 und 90 %). Häufiger sind Sphagnum russowii und S. girgensohnii sowie „Waldmoose“, darunter z. B.

Dicranum scoparium.

Das Hochmoor ist oft von Nieder- und Zwischen-moorbereichen umgeben. Es handelt sich um mit Carex nigra oder Molinia caerulea bestandene Bereiche oder um mit Eriophorum angustifolium honcKeny bewach-sene Flächen. Eriophorum angustifolium prägt die nähr-stoffärmsten Bereiche, während in nährstoffreicheren Abschnitten Arten wie Carex rostrata J. S. stoKes in WitherinG, Carex nigra, Molinia caerulea und Cala-magrostis villosa dominieren (Caricetum nigrae [s. auch Abschnitt 4.6.3], Caricetum rostratae [Abschnitt 4.6.2]).

Viola palustris L. und Trientalis europaea gehören hier zu den weiteren steten Gefäßpflanzenarten des Cari-cetum nigrae. Die wichtigsten Moose sind daselbst Sphagnum fallax und Polytrichum commune. ellWan

-Ger (1995, 1996) unterscheidet zwei Varianten die-ser Assoziation: eine von Nardus stricta und eine von Carex rostrata, in welcher, wenn auch selten, Galium saxatile auftritt. An dieser Stelle sei auch auf das z. T.

als Kontaktgesellschaft zum Caricetum nigrae vorkom-mende Juncetum squarrosi (Abschnitt 4.6.4) hingewie-sen. Die Eriophorum angustifolium-Gesellschaft stockt

Abb. 4.5-1: Schematischer Schnitt durch ein Hochmoor im Bro-ckengebiet (Zeichnung: T. Karisch).

auf Standorten, deren Grundwasserstand sehr hoch ist.

Die Standorte der Gesellschaft sind als primär anzu-sehen. Legt man die Vegetationstabellen ellWanGers (1997a) zugrunde, so kann man die benannte E. angus-tifolium-Gesellschaft in den Varianten von Sphagnum cuspidatum hoffM. (z. B. an Schlenkenrändern), S.

fallax und S. auriculatum schiMP. dem Sphagno-Erio-phoretum angustifolii (huecK 1925) R. Tx. 1958 emend.

succ. 1974 zuordnen. BauMann (2009) gliedert indes davon abweichend. Die Bestände der Gesellschaft mit durchschnittlich sechs Arten sind sehr artenarm, Vac-cinium oxycoccos kommt jedoch regelmäßig vor. Eine stärkere Zunahme von Arten wie Trientalis europaea, Molinia caerulea und Calamagrostis villosa signalisiert einen stärkeren Einfluss von Mineralbodenwasser.

Solche Bereiche gehören dann nach BauMann (2009) entsprechend der Gliederung nach Jensen zum Molinia caerulea-Niedermoor-Stufenkomplex. Das Pfeifengras tritt zudem auf minerotrophen, wasserdurchsicker-ten Torfkörpern in der Subassoziation von Sphagnum papillosum des Sphagnetum magellanici (siehe weiter unten) auf. In jener Subassoziation findet sich auch eine Variante von Eriophorum angustifolium.

Auf Abb. 4.5-1 rechts von den Eriophorum angusti-folium-Beständen folgt eine Eriophorum vaginatum-reiche Gesellschaft, die Eriophorum vaginatum-Polytrichum commune-Gesellschaft (nach ellWanGer, 1995, 1996).

Sie ist eine recht stabile Gesellschaft, die besonders an Hangmooren und oft auf gestörten Flächen, wie alten Torfstichen, auftritt und neben dem Scheidigen Wollgras Schlängelschmiele, Siebenstern und gele-gentlich Moosbeere als Gefäßpflanzen aufweist. Oft wachsen auch zahlreiche, aber kümmerlich entwickelte Pflanzen der Heidelbeere. Die Moose bilden einen geschlossenen Rasen, der meist von Sphagnum fallax dominiert wird und in dem sich Polytrichum commune und Sphagnum russowii hochstet finden. Eriophorum

vaginatum wächst allerdings nicht nur in der genannten Gesellschaft, sondern kommt auch in Beständen des Sphagnetum magellanici sowie hochstet in ombrotro-phen Stillstandskomplexen (z. B. im Hochmoor an den Kesselklippen) vor, die der Dicranella cerviculata-Erio-phorum vaginatum-Gesellschaft zuzurechnen sind.

Es schließen sich Hochmoorbereiche an, die von Torfmoosen sowie Calluna vulgaris, Empetrum nigrum, Vaccinium oxycoccos, Eriophorum vaginatum und Andromeda polifolia bestimmt werden (Abb. 4.5-2). Sie gehören zum Sphagnetum magellanici (Malc. 1929) Kästn. et flössn. 1953 (Kürzel YHS), also zu der die Hochmoorbulten der Brockenmoore bestimmenden Vegetationseinheit. Sie findet sich besonders im Goe-themoor sowie in den Mooren am Königsberg, seltener im Moor zwischen Heinrichshöhe und Brocken und am Brockenbett. Acht bis neun Pflanzenarten prägen durchschnittlich das Bild dieser Gesellschaft, wobei ver-schiedene Sphagnum-Arten unterschiedliche Subas-soziationen des Sphagnetum magellanici bestimmen.

Empetrum nigrum wächst in der typischen Subvariante der Subassoziation von Sphagnum rubellum Wilson und in den Subassoziationen von Sphagnum fuscum (schiMP.) h. KlinGGr. und S. capillifolium auf ombro-trophen Standorten sowie darüber hinaus in der o. g.

Dicranella cerviculata-Eriophorum vaginatum-Gesell-schaft und dem Piceo-Vaccinietum uliginosi. Das Vor-kommen von Vaccinium uliginosum im Sphagnetum magellanici deutet auf einen Übergang zum Vaccinio uliginosi-Piceetum (siehe oben). In der Subassoziation von Sphagnum capillifolium treten Eriophorum vagina-tum und Vaccinium myrtillus stärker hervor und auch Calluna vulgaris wird gefördert. Vaccinium uliginosum und V. vitis-idaea hingegen fehlen völlig.

Im Profilschema in Abb. 4.5-1 nicht dargestellt sind die ebenfalls unter dem Sphagnetum magellanici einzu-ordnenden Trichophorum cespitosum-Bestände (Kürzel

Abb. 4.5-2: Blühende Andromeda polifolia im Sphagnetum magellanici des Goethemoores (Foto: T. Karisch).

YHS_T), die heute große Moorflächen (z. B. an den Kesselklippen und auf dem Königsberg) dominieren (Abb. 4.5.-3). Es handelt sich dabei nach ellWanGer

(1995, 1997a) um Stillstandskomplexe des Sphagnetum magellanici, die früher im Gebiet viel seltener waren.

Sie werden von ihm als eigene Trichophorum cespito-sum-Fazies zur Subassoziation von Sphagnum tenel-lum (Brid.) Brid. des Sphagnetum magellanici gestellt.

Hier verortet sie auch BauMann (2009) großenteils, weist aber wegen der größeren standörtlichen Potenz von Trichophorum cespitosum auch noch eine Fazies mit dieser Art für die Subassoziation von Sphagnum rubel-lum aus. Die Hinzustellung der Dominanzbestände von T. cespitosum zum Eriophoro-Trichophoretum caespi-tosi (zlatn. 1928) rüB. 1933 emend. dierss. in oBerd. 1977 mag nach BauMann (2009) für Süddeutschland zutreffen, ist aber wegen Unterschieden in der Verge-sellschaftung der charakteristischen Arten für die Ver-hältnisse im Harz falsch. Zwischen den Horsten von Trichophorum cespitosum wachsen regelmäßig Vacci-nium oxycoccos, Eriophorum vaginatum und Calluna vulgaris, allerdings nur mit sehr geringer Deckung.

Wenngleich später die wichtigsten lepidopterolo-gisch untersuchten Moore separat hinsichtlich ihrer Vegetation besprochen werden, so soll nur an dieser Stelle eine umfassendere Schilderung der Fauna der Hochmoore überhaupt erfolgen, um den Rahmen der Darstellung nicht zu sprengen. Dabei geht der Autor auf Besonderheiten in der Besiedlung einzelner Vege-tationsformen der Hochmoore ein, so dass sich der geneigte Leser einen Überblick zur Fauna der einzel-nen Hochmoore dann anhand der o. g. Vegetationsbe-schreibungen selbst verschaffen kann.

Die Hochmoore sind ein Mosaik aus verschiedenen Pflanzengesellschaften und damit war von vornherein eine deutlich reichhaltigere Schmetterlingsfauna zu erwarten, als dies beispielsweise bei gefäßpflanzen-armen Fichtenwäldern der Fall ist. Zur typischen Lepi-dopterenfauna der Hochmoore gehören die folgenden Schmetterlingsarten:

Arten der Baumschicht

Arten der Baumschicht