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4 Vegetation und Falterwelt

4.2 Erlenwälder

Stellario nemorum-Alnetum glutinosae lohM. 1957, Piceo-Alnetum glutinosae ruBn. 1954, Pruno-Fraxinetum oBerd. 1953FFH-LRT 91E0 – Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fra-xinus excelsior

Lebensraumkürzel: CFAS, CFAln inc, CFAP, CAFP

Schon seit langer Zeit ist die Schwarz-Erle im Hoch-harz vertreten. Nach BeuG et al. (1999) beginnt die geschlossene Alnus-Kurve in der Zeit des Kiefern-Hasel-Eichenmischwaldes mit hohen Ulmenanteilen (Pollenzone Vb). An der Grenze zur Zone X zieht sich dann aber auch die Schwarz-Erle mit Hasel, Eiche, Linde und Esche aus dem Hochharz weitgehend zurück. Verblieben sind sie in azonalen Gesellschaften der Bruch- und Schluchtwälder.

Nach Karste et al. (2011) sind die Erlenbrüche des Untersuchungsgebietes in die „echten“ Brüche der Alnetea glutinosae und die Erlenwälder der Carpino-Fagetea zu gliedern. Zu ersteren gehören demnach die nur kleinflächig vorhandenen Urtico-Alnetum glutinosae (scaM. 1935) fuK. 1961 (Brennessel-Erlenbruch) und Sphagno-Alnetum glutinosae allorGe ex leMée 1939 (Torfmoos-Erlenbruch). Sie sind ob ihrer sehr geringen Ausdehnung ohne eine spezifische Bedeutung für die Schmetterlingsfauna des Gebietes und wurden darum nicht untersucht.

Weit verbreiteter sind der Hainmieren-Schwarzer-lenwald (Stellario nemorum-Alnetum glutinosae) und der Fichten-Erlenwald (Piceo-Alnetum glutinosae) als Erlenauwälder. Jene azonalen Erlenwaldgesell-schaften bedecken besonders Quellbereiche und Sickerstellen an den Bächen im Untersuchungsgebiet und sind hier bis etwa 650 mNN, am Nordhang des Großen Winterberges auch bis über 700 mNN ver-breitet. Karste et al. (2011) sprechen von etwa 22 ha Hainmieren-Schwarzerlenwaldes im Nationalparkge-biet Sachsen-Anhalts. Die Erlenwälder sind dabei oft als streifenförmige Bänder ausgebildet und nur selten finden sich flächige Waldstücken mit einer Größe von über einem Hektar.

Viel weniger verbreitet ist das oft forstlich begrün-dete Piceo-Alnetum auf stark vernässten Standor-ten, wie z. B. im Ilsetal. Linienhafte Mischbestände von Alnus und Picea entlang von Bachläufen finden sich z. B. auch an der Holtemme (Abb. 4.2-1). In der Krautschicht sind Deschampsia cespitosa (L.) Palisot

de Beauvois, Oxalis acetosella, Calamagrostis villosa, Trientalis europaea L., Dryopteris dilatata, Dryopteris carthusiana (villars) H. P. fuchs-ecKert und Anemone nemorosa L. verbreitet (Karste et al., 2005).

Zu den natürlicherweise ins Untersuchungsgebiet gehörenden Erlenwäldern haben sich auch einige der älteren Erlenanpflanzungen entwickelt, die bei Karste et al. (2011) als solche und nicht als Erlenwälder aus-gewiesen sind. Dazu gehören z. B. die Erlengehölze auf der Feuersteinwiese und das Grauerlengehölz im Wormketal unterhalb des Steuerkopfes (Abb. 4.2-2).

Eine weitere, im Nationalpark seltene Erlenwaldge-sellschaft stellt das Pruno-Fraxinetum dar, in welchem allerdings Fraxinus excelsior sehr stark zurücktritt.

Es findet sich im unteren Teil des Eckertales schon außerhalb des Hauptuntersuchungsgebietes sowie als schmaler Streifen entlang des Wormsgrabens an den Hohnewiesen bei Drei-Annen-Hohne (Abb. 4.2-3). In jenem an Corylus avellana L. und Calamagrostis arun-dinacea (L.) A. W. roth reichen Bestand wurden auch lepidopterologische Untersuchungen durchgeführt.

Die wesentlichen, zur Feststellung der zur cha-rakteristischen Fauna der Erlenwälder des Bearbei-tungsgebietes gehörenden Schmetterlinge führenden Erhebungen wurden im Stellario-Alnetum (CFAS) sowie im Alnus incana-Alnus glutinosa-Bestand des Wormketals (CFAln inc) durchgeführt. Zwar gibt es in der typischen Fauna große Übereinstimmungen zwi-schen beiden Erlenwaldausbildungen, jedoch auch Unterschiede. Hier ist nicht immer klar, inwieweit diese aus den unterschiedlichen floristischen Ausstattungen und veränderten abiotischen Bedingungen resultie-ren, oder ob es sich um Artefakte aus unzureichender Untersuchungstiefe handelt. Trotzdem wird hier bei Bedarf innerhalb der typischen Fauna zwischen bei-den Erlenwaldlebensräumen differenziert, auch, um noch Untersuchungsbedarf anzuzeigen.

Zur typischen Fauna der Erlenwälder zählen folgende Arten:

Arten der Baumschicht

Phyllonorycter froelichella, Phyllonorycter kleemannella, Phyllonorycter stettinensis°, Argyresthia brockeella,

Argy-Abb. 4.2-1: Erlensaum an der Holtemme beim Vitikopf (Foto: T.

Karisch).

Abb. 4.2-2: Frühjahrsaspekt im Grauerlengehölz im Wormketal unterhalb des Steuerkopfes (Foto: T. Karisch).

Abb. 4.2-3: Blick in das den Wormsgraben bei Drei-Annen-Hohne säumende Pruno-Fraxinetum (Foto: T. Karisch).

resthia goedartella, Stathmopoda pedella, Tortrix viridana, Apotomis betuletana (eingestreute Birken), Assara terebrella (eingestreute Fichten), Ochropacha duplaris, Geometra papi-lionaria, Alcis repandata, Cabera pusaria, Pungeleria cap-reolaria (eingestreute Fichten), Thera variata, Eupithecia lanceata (Fichten), Eupithecia tantillaria (Fichten im Bestand), Euchoeca nebulata, Lymantria monacha, Panthea coeno-bita (schwach), Acronicta alni°, Cosmia trapezina, Orthosia gothica und Anaplectoides prasina.

Arten der Krautschicht

Pharmacis fusconebulosa (Farne), Elachista apicipunctella°, Elachista subalbidella° (bisher nur an den Regensteiner Köpfen gefunden, ob weiter verbreitet, müssen künftige Kartierungen zeigen), Helcystogramma rufescens (schwach), Aethes cni-cana (nicht im Piceo-Alnetum), Paramesia gnomana, Bactra lancealana, Crambus lathoniellus, Agriphila straminella, Udea lutealis, Anania lancealis, Anania stachydalis, Pleuroptya rura-lis, Xanthorhoe spadicearia, Xanthorhoe montanata, Epirrhoe alternata, Lampropteryx suffumata, Cosmorhoe ocellata°, Eulithis populata° (evtl. zugeflogen), Ecliptopera silaceata, Dysstroma citrata, Dysstroma truncata, Colostygia pectina-taria, Hydriomena impluviata, Euphyia unangulata, Perizoma alchemillata, Eupithecia vulgata, Idaea biselata, Idaea aver-sata, Hypena proboscidalis, Protodeltote pygarga, Hoplodrina octogenaria (schwach), Mythimna impura, Ochropleura ple-cta (schwach), Diarsia mendica, Diarsia brunnea und Xestia rhomboidea° (schwach).

Arten der Kryptogamenvegetation

Scoparia ambigualis und Dipleurina lacustrata, Atolmis rubricollis, Eilema depressa, Eilema lurideola und Eilema complana.

Bisher vor allem im Stellario-Alnetum wurden Caryo-colum cassella (Krautschicht), Epinotia tetraquetrana (Baumschicht), Eudonia truncicolella (Moosschicht), Catoptria margaritella (Moosschicht), Catoptria falsella (Moosschicht), Udea prunalis (Kraut-, Baumschicht), Hypomecis punctinalis (Kraut-, Baumschicht), Ectropis crepuscularia (Kraut-, Baumschicht), Aethalura punctu-lata (Baumschicht), Camptogramma bilineata° (Kraut-schicht), Gandaritis pyraliata (Krautschicht), Hydriomena furcata (Kraut-, Baumschicht), Aplocera praeformata (Krautschicht), Brachylomia viminalis (Baumschicht), Apamea scolopacina (Krautschicht), Graphiphora augur (Krautschicht), Eugnorisma depuncta (Krautschicht) und Xestia c-nigrum (Krautschicht) festgestellt.

Ecliptopera capitata war vor allem im Grauerlenge-hölz zu finden, dürfte aber nach Kenntnis ihrer Ökolo-gie aus anderen Gebieten auch im Stellario-Alnetum zu erwarten sein, soweit dort Impatiens noli-tangere vor-kommt. Auch Olindia schumacherana (Krautschicht) ist vermutlich nicht auf das Grauerlengehölz beschränkt.

Für das Piceo-Alnetum scheinen bisher zudem Yponomeuta evonymella (Baumschicht) und Trisateles emortualis° als sehr charakteristisch.

Zur Schmetterlingsfauna der Erlenwälder gehören durchaus einige Arten, die als Charakterarten einzel-ner zugehöriger Pflanzengesellschaften bezeichnet werden können.

Yponomeuta evonymella (schwache lokale Charakterart) Epinotia tetraquetrana (vermutlich Charakterart?) Xanthorhoe biriviata (vermutlich Charakterart) Großes Sandtal (CFAS)

Vegetationsaufnahmen aus dem Stellario nemorum-Alnetum glutinosae im Großen Sandtal haben Karste et al. (2005) publiziert. Danach zählen Calamagrostis arundinacea, C. villosa, Circaea lutetiana, Impatiens noli-tangere, Oxalis acetosella, Deschampsia cespi-tosa, Dryopteris dilatata, Urtica dioica und Senecio her-cynicus zu den steten Vertretern der Gefäßpflanzenflora in der Krautschicht. Vereinzelt treten Chrysosplenium oppositifolium, Carex remota L., Ranunculus repens L., Lysimachia nummularia L., Trientalis europaea, Galium saxatile L., Stellaria graminea L., S. nemorum, Juncus effusus L., Epilobium montanum L., E. parviflorum v.

schreBer, Rubus idaeus und Mycelis muralis hinzu.

Physiognomisch bestimmen im Frühjahr die blühenden Hain- und Wiesen-Sternmieren das Bild, während im Sommer die Horste der Rasenschmiele besonders ins Auge fallen. Während einer Begehung am 28. Juli 2012 konnte Verfasser in der Krautschicht weiterhin häufiger verschiedene Farne, Equisetum spp. und Crepis palu-dosa, vereinzelt Scutellaria hastifolia L., Viola spec., Ajuga reptans L. und Valeriana excelsa Poiret, flecken-weise Calamagrostis villosa und Scirpus sylvaticus L.

sowie im Saumbereich des Erlenwaldes Impatiens noli-tangere, Urtica dioica und Cirsium palustre (L.) scoP. beobachten.

Die Schmetterlingsfauna des Stellario-Alnetum im Großen Sandtal ist weitgehend typisch. Als bemerkens-wertere Elemente seien hier nur Elachista luticomella (an Deschampsia cespitosa), Eudonia mercurella, Aglais urticae (vermutlich nur Gast) und Euphyia bian-gulata genannt.

Wormketal

Das Alnetum hier gliedert sich in einen sehr stauden-reichen nördlichen und einen mit Phragmites australis (cavanilles PaloP) v. steudel bestandenen zentralen und südlichen Teil. Im „Phragmito-Alnetum“ dominiert unter den gepflanzten Alnus incana (L.) Moench und einzelnen Alnus glutinosa das Schilf, einzelne Hoch-staudenflecken dazwischen zeigen Chaerophyllum hirsutum L., Urtica dioica, Scrophularia nodosa L., Cir-sium oleraceum (L.) scoP., Stachys sylvatica, Equise-tum sp., Rumex sp., Festuca gigantea, Deschampsia cespitosa; in Richtung Weg und Bach wächst auch Rubus idaeus-Gestrüpp.

Stark beschattete Abschnitte im staudenreichen Alnetum sind mit Urtica dioica, Lunaria rediviva L.,

Galium aparine L., Chaerophyllum temulum L. sowie Stellaria aquatica (L.) scoP. bewachsen. Das lichtere, staudenreiche Alnetum ist botanisch sehr artenreich.

Unter für die Falterfauna interessanten Arten finden sich u. a. Urtica dioica, Stachys sylvatica, Chaerophyl-lum temuChaerophyl-lum, Deschampsia cespitosa, Silene dioica (L.) clairville und Impatiens parviflora A. P. de can

-dolle (Aufnahmedatum: 16.Juni 2012) (Abb. 4.2-1).

Die Schmetterlingsfauna des Erlenwaldes im Wormketal ist sehr artenreich. So konnten hier auch zahlreiche Spezies beobachtet werden, die in anderen Erlenwaldgesellschaften bisher übersehen wurden oder tatsächlich fehlen. Genannt seien: Elachista adscitella, Syndemis musculana, Catoptria permutatellus, Xan-thorhoe designata, Lampropteryx otregiata, Eustroma reticulata, Mesotype didymata, Eupithecia pulchellata, Eupithecia subfuscata, Hydrelia flammeolaria, Furcula bicuspis, Arctia caja, Autographa gamma, Autogra-pha pulchrina, Shargacucullia scrophulariae, Xylena vetusta und Oligia strigilis. Für Denisia similella bleibt zu untersuchen, ob sich die Larven in verpilzten Stäm-men angrenzender Fichten entwickeln, oder ob sie auch an Erlen vorkommen. Chrysoteuchia culmella besie-delt die Untersuchungsfläche im Wormketal vermutlich wegen der größeren grasigen Abschnitte. Ans Rubus idaeus-Gestrüpp dürften Thyatira batis und Habrosyne pyritoides gebunden sein. An Weiden lebt die Raupe von Tethea or. Wahrscheinlich in allen Erlenwäldern kommt der Sichler Drepana curvatula vor, wenngleich bisher nur im Grauerlengehölz der Nachweis gelang.

Hylaea fasciaria prasinaria gehört wie Hyloicus pinastri zu jenen Elementen, die ihr Vorkommen im Erlenwald vereinzelt eingestreuten Fichten verdanken.

Wormsgraben (Zilierbach) bei Drei-Annen-Hohne Während Alnus glutinosa die Baumschicht in jenem Bestand des Pruno-Fraxinetum bildet, der im schma-len Streifen den Bachlauf des Wormsgrabens an der Hohnewiese säumt, wachsen in der Strauchschicht vor allem Prunus padus L., Corylus avellana L. und Sambucus racemosa L. Die Krautschicht wird hier von Mercurialis perennis, Urtica dioica, Festuca gigantea, Calamagrostis villosa, C. arundinacea (L.) A. W. roth, Ranunculus platanifolius, Luzula luzuloides, Scirpus sylvatica, Deschampsia cespitosa, Stellaria graminea, Dryopteris filix-mas und anderen Stauden gebildet.

Randlich stehen einzelne Sorbus aucuparia (Abb. 4.2-3, Aufnahmedatum: 04. August 2012).

Verschiedene Randeinflüsse, die auf die Flora des sehr schmalen Pruno-Fraxinetum wirken, bedingen auch in der Schmetterlingsfauna Veränderungen bzw.

neue Arten im Vergleich zur typischen Fauna der Erlen-wälder. Es seien nur einige Arten, wie Aleimma forss-kaleana (Raupe an Ahorn), Acleris sparsana (Raupe polyphag an Laubgehölzen) und die als Raupe an Haselnuss lebenden Pandemis corylana bzw. Epinotia tenerana genannt. Interessant war der Einzelfund von Alcis deversata. Charakteristisch für das Pruno-Fra-xinetum, allerdings eher in submontaner oder colliner Lage, dürfte hingegen Craniophora ligustri sein. Ein besonders hübscher Vertreter der örtlichen Schmetter-lingsfauna ist der Braune Bär (Arctia caja).

Holtemme

An der Holtemme wurde gelegentlich ein schmales, künstlich begründetes Piceo-Alnetum besucht. Der Fichtenbestand ist aufgelichtet worden und darum etwas reicher an Calamagrostis villosa und z. T. auch Scirpus sylvatica. Blöcke und Wurzelstümpfe sind gut bemoost und manche auch schon wieder von jungen Fichten besiedelt. Blechnum spicant (L.) A. W. roth, Dryopteris carthusiana agg. und Vaccinium myrtillus L. breiten sich langsam aus, und in Lücken steht hier und dort ein Senecio ovatus. In Grabennähe ist zudem Festuca gigantea häufiger (Aufnahmedatum: 01. Juli 2012).