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4 Vegetation und Falterwelt

4.3 Buchenwälder

Die mitteldeutsche Bergstufe ist von Natur her der Standort des Buchenwaldes. Mischt sich die Buche im submontanen Bereich noch unter die Eiche, so bede-cken die eigentliche Montanstufe die Buchenwälder bzw. die Buchen-Tannen-Mischwälder. Mit steigender Höhe nimmt der Anteil der Fichte dann immer mehr zu (ellenBerG 1996). Auf basenarmen Silikatgesteinen mit Braunerdeauflage finden sich artenarme Rotbuchen-wälder des Unterverbandes Luzulo-Fagenion. Diese sind es folglich auch, die auf Granit bzw. Quarzit das natürliche Endstadium der Waldentwicklung im Unter-suchungsgebiet bilden würden. Solche Buchenwälder finden sich im Hochharz immerhin schon seit etwa 3.000 Jahren, während zuvor die Buche nur sehr spär-lich in die Wälder eingestreut gewesen zu sein scheint (BeuG et al. 1999).

Von den meisten Flächen, auf denen heute die Buche die Wälder bilden würde, ist sie allerdings mitt-lerweile verschwunden. Dies ist überwiegend auf die menschliche Einflussnahme im Harzwald zurückzu-führen. So war die Buche bis zum 16. Jahrhundert die bevorzugte Baumart zur Erzeugung sogenannter har-ter Kohle, die für die Hüttenindustrie benötigt wurde.

Neben dem verstärkten Einschlag führte in der Fol-gezeit die sogenannte kleine Eiszeit dazu, dass die Buchen mit wenig förderlichen klimatischen Einflüssen zu kämpfen hatten, kaum noch fruktifizierten und lang-sam von der Fichte verdrängt wurden. Im 17. Jahrhun-dert hatte sich die Hüttenindustrie dann weitgehend auf die weiche Holzkohle der Fichte eingestellt. Da zudem der Fichtenanbau leichter war als die Anzucht von Rotbuchen, die zudem unter Mäusefraß, erhöhtem Wildbiss zu gräflichen Zeiten und Spätfrösten zu lei-den hatten, wurlei-den die Fichten beim Wiederaufforsten bevorzugt. Fichtenholz war auch besser als Bau- und Grubenholz nutzbar (v. Kortzfleisch 2008). Darum gibt es heute nur kleine, mit Rotbuchenwald bestandene Flächen im Untersuchungsgebiet des Hochharzes. Sie erstrecken sich überwiegend in submontaner Lage an den Nordhängen der Berge im Übergang zum Nordhar-zer Vorland und reichen nur im Ecker- und Ilsetal wei-ter in die Berge hinein, ohne hier allerdings wesentlich über 500 mNN hinaufzusteigen. Eine weitere Buchen-waldinsel stellt der Oberhang des Elendstales dar.

Verglichen mit vielen anderen Waldgesellschaften ist die Schmetterlingsfauna der Buchenwälder relativ reich, deren Differenzierung zwischen den

Buchen-waldassoziationen aber gering. Darum sollen hier zunächst jene Arten genannt werden, die nach gegen-wärtigem Untersuchungsstand als charakteristisch für alle Buchenwaldgesellschaften angesehen werden können:

Arten der Baumschicht

Stigmella tityrella°, Taleporia tubulosa, Phyllonorycter maes-tingella, Yponomeuta evonymella (an Sorbus oder Padus in den Beständen oder an deren Rand), Paraswammerdamia lutarea (an Sorbus oder Padus in den Beständen oder an deren Rand), Argyresthia goedartella (an beigemischten Bir-ken oder Erlen), Ypsolopha parenthesella, Diurnea fagella°, Crassa unitella, Apoda limacodes (nur collin), Archips xylo-steana (beigemischte Laubhölzer), Pandemis cerasana, Spilo-nota ocellana°, Epinotia tedella (eingestreute Fichten), Ancylis mitterbacheriana, Cydia triangulella (bis submontane Stufe, an Quercus, woran die Raupe in höherer Lage lebt, bedarf noch der Klärung), Dioryctria abietella (eingestreute Fichten), Laothoe populi (eingestreute oder randliche Salix, Populus), Hyloicus pinastri (eingestreute Fichten), Tetheella fluctuosa (Betula), Ochropacha duplaris (Alnus), Watsonalla cultraria, Geometra papilionaria, Alcis repandata, Cabera pusaria, Cabera exanthemata (Salix), Campaea margaritata, Hylaea fasciaria prasinaria (eingestreute Fichten), Puengeleria capre-olaria (eingestreute Fichten), Dysstroma citrata (ab montane Stufe), Dysstroma truncata, Thera variata, Hydriomena fur-cata, Eupithecia lanceata (eingestreute Fichten), Eupithecia tantillaria (eingestreute Fichten), Euchoeca nebulata (Alnus), Cyclophora linearia, Notodonta dromedarius (an eingestreu-ten Birken, Erlen, evtl. auch Weiden), Ptilodon capucina, Stauropus fagi, Nola confusalis°, Pseudoips prasinana, Lym-antria monacha, Panthea coenobita (eingestreute Fichten), Colocasia coryli, Tiliacea aurago°, Orthosia gothica, Orthosia cerasi, Polia hepatica und Polia nebulosa.

Arten der Krautschicht

Helcystogramma rufescens, Paramesia gnomana, Syricoris lacunana, Orthopygia glaucinalis (Raupe an abgestorbenen Pflanzenresten; nur colline Stufe), Chrysoteuchia culmella, Crambus lathoniellus, Agriphila straminella (nicht im heidel-beerreichen Hainsimsen-Buchenwald), Pleuroptya ruralis, Habrosyne pyritoides, Idaea biselata, Idaea aversata, Xan-thorhoe spadicearia, XanXan-thorhoe quadrifasciata, XanXan-thorhoe montanata, Epirrhoe tristata, Epirrhoe alternata, Epirrhoe mol-luginata, Epirrhoe galiata, Lampropteryx suffumata, Eulithis populata, Colostygia olivata, Colostygia pectinataria, Perizoma alchemillata, Hypena proboscidalis, Phragmatobia fuliginosa (nur collin), Protodeltote pygarga, Rusina ferruginea, Euplexia lucipara, Apamea monoglypha, Apamea lithoxylea° (colline bis submontane Stufe), Apamea crenata, Apamea rubrirena (lichtere Stellen), Apamea illyria° (schwach), Apamea sco-lopacina, Mythimna ferrago (schwach), Mythimna impura, Ochropleura plecta (schwach), Diarsia mendica, Diarsia brun-nea, Noctua pronuba, Anaplectoides prasina, Xestia c-nigrum und Xestia rhomboidea.

Arten der Kryptogamenvegetation

Dipleurina lacustrata, Eudonia truncicolella, Agriphila falsella, Atolmis rubricollis, Eilema depressa (Flechten an eingestreu-ten Ficheingestreu-ten), Eilema lurideola und Eilema complana.

4.3.1 Hainsimsen-Buchenwälder Luzulo luzuloides-Fagetum Meusel 1937 FFH-LRT 9110 – Hainsimsen-Buchenwald Lebensraumkürzel: CCLL

Der Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum) ist die dominierende Laubwaldgesellschaft im Untersu-chungsgebiet. Im sachsen-anhaltischen Teil des Nati-onalparkes Harz bedeckt sie etwa 480 ha (Karste et

al. 2011). Die größten Bestände stocken auf dem Ilse-Syenogranit bzw. auf Kammquarzit, finden sich aber auch – sicherlich durch forstliche Maßnahmen gefördert – selbst in tieferen Lagen auf Mergel (Abb. 4.3.1-1).

Schon 1955 charakterisiert Meusel die Bodenflora der azidiphilen Hainsimsen-Buchenwälder des Harzes sehr treffend. Danach kommen Luzula luzuloides, L.

pilosa (L.) WilldenoW, Calamagrostis arundinacea und Deschampsia cespitosa neben Oxalis acetosella, Majanthemum bifolium und Veronica officinalis L.

sowie Gymnocarpion dryopteris (L.) neWMan, Dryop-teris carthusiana agg. und Athyrium filix-femina (L.) A.

W. roth vor.

Etwas genauer fällt die pflanzensoziologische Charakterisierung des Luzulo-Fagetum durch PfluMe

(1999) aus. Die Assoziation wird demnach durch Vor-herrschaft der Buche in der Baumschicht und Prä-senz der Luzula luzuloides-Gruppe (mit L. luzuloides, Calamagrostis arundinacea, Dicranella heteromalla (hedW.) schiMP., Pohlia nutans (hedW.) lindB., Poly-trichum formosum hedW. und Isopterygium elegans (Brid.) lindB.), partiell der Carex remota-Gruppe (C.

remota L., Festuca gigantea, Poa trivialis und Juncus effusus), verbreitet der Dryopteris carthusiana-Gruppe (D. carthusiana (villars) h.-P. fuchs-ecKert, D. dila-tata (G. f. hoffMann) A. Gray, Gymnocarpium dryop-teris und Athyrium filix-femina) und regional der Milium effusum-Gruppe bei gleichzeitigem Fehlen der Grup-pen des Fagion sylvaticae gekennzeichnet. PfluMe

(1999) verweist auf den Schwerpunkt der Gesellschaft im Oberharz in Lagen über 400 m. Die pH-Werte lie-gen mit einem Median von 3,5–4,1 (KCl) niedriger as in anderen Wäldern.

PfluMe (1999) gliedert die Buchenwälder des Harzes in Subassoziationen von Milium effusum L., Dryopteris sowie Vaccinium myrtillus. Während die Subassoziation von Milium effusum nicht im Oberharz und auch nicht auf stark versauerten Standorten, son-dern besonders im südöstlichen und mittleren Unter-harz auftritt, kommt die Dryopteris-Subassoziation im Hochharz sehr verbreitet und in ausgedehnten Bestän-den auf absonnigen, stark geneigten Hängen vor. Die Vaccinium myrtillus-Subassoziation wird im folgenden Abschnitt separat dargestellt. Die Fazies von Circaea lutetiana mit der namensgebenden Art, Carex sylva-tica, Deschampsia cespitosa, Stachys sylvasylva-tica, Impa-tiens noli-tangere und Brachypodium sylvaticum (W.

hudson) Palisot de Beauvois findet sich nicht nur im Galio-Fagetum (siehe folgender Abschnitt), sondern ist gleichermaßen an feuchten Standorten des Luzulo-Fagetum, wie z. B. im Ilsetal zu beobachten.

Die Schmetterlingsfauna des Luzulo-Fagetum entspricht weitgehend der für alle Buchenwaldgesell-schaften typischen. Vergleichsweise wenige Arten wurden bisher gefunden, die eine nähere Beziehung zum Hainsimsen-Buchenwald haben könnten. Künftige Untersuchungen könnten jedoch auch bei diesen noch einige herausstellen, die als typisch für alle Buchen-waldgesellschaften herhalten können.

Arten der Baumschicht

Nematopogon swammerdamella, [Epirrita chrystyi] und Eupi-thecia lariciata (normalerweise an Lärche, aber sehr wahr-scheinlich auch an eingestreuten Fichten).

Arten der Krautschicht

Phlyctaenia coronata, Mesoleuca albicillata°, Cosmorhoe ocellata°, Gandaritis pyraliata (schwach), Ecliptopera capi-tata (mit Quellstellen oder Bachläufen), Eupithecia pulchel-lata, Rivula sericealis°, Diachrysia chrysitis°, Plusia putnami (schwach), Autographa gamma (schwach), Autographa pulchrina, Trisateles emortualis°, Hoplodrina octogenaria, Hoplodrina blanda°(schwach), Oligia latruncula°, Lacanobia thalassina, Pachetra sagittigera° und Xestia triangulum.

Nachfolgend seien jene Schmetterlingsarten aufgelis-tet, die als Charakterarten des Hainsimsen-Buchen-waldes gelten können, wahrscheinlich aber auch im Waldmeister-Buchenwald und möglicherweise sogar im Buchen-Fichtenwald gleichermaßen vorkommen und folglich keine ganz starke Bindung an nur eine Buchenwaldgesellschaft aufweisen.

Charakterarten des Luzulo-Fagetum Stigmella tityrella (bis zur montanen Stufe?),

Nematopogon swammerdammella (lokale Charakterart) Parornix fagivora (Charakterart, bis submontane Stufe) Phyllonorycter maestingella (schwache Charakterart) Ypsolopha parenthesella (Charakterart)

Crassa unitella (Charakterart) Harpella forficella (Charakterart)

Apoda limacodes (Charakterart, nur collin) Ancylis mitterbacheriana (Charakterart) Cydia fagiglandana (Charakterart)

Orthopygia glaucinalis (Charakterart, nur colline Stufe) Watsonalla cultraria (auch CCAA, CCL+Fi)

Udea olivalis (lokale Charakterart) Anania coronata (lokale Charakterart) Aglia tau (Charakterart, bis submontan) Watsonalla cultraria (Charakterart)

Xanthorhoe quadrifasciata (lokale Charakterart, nur bis submontane Stufe),

Epirrita chrystyi (Charakterart) Cyclophora linearia (Charakterart) Colocasia coryli (Charakterart)

Phlogophora scita (Charakterart, Steilhangvariante mit Farnen)

Tiliacea aurago (Charakterart)

Xestia triangulum (schwache Charakterart) Xestia rhomboidea (schwache Charakterart)

Für das Calamagrostio-Fagetum können mindestens folgende Spezies als Leitarten gelten:

Charakterarten des Calamagrostio-Fagetum

Phyllonorycter maestingella (schwache Charakterart, auch im Schluchtwald)

Ancylis mitterbacheriana (Charakterart, auch im Schlucht-wald)

Cydia fagiglandana (Charakterart, auch Schluchtwald) Watsonalla cultraria (Charakterart)

Köhlerholz

Der hier stockende Buchenwald wurde in die lepidop-terologischen Untersuchungen einbezogen, um die Zusammensetzung der Schmetterlingsfauna in ver-schiedenen Höhenstufen im Hochharz feststellen zu können. Der Wald hat eine femelartige Struktur. Neben sehr alten, ca. 175jährigen Buchen finden sich viele jüngere von etwa 70 Jahren (Abb. 4.3.1-1). Karste et al. (2011) unterscheiden für das Köhlerholz zwischen einem Luzulo luzuloides-Fagetum und einem Galio odorati-Fagetum, letzteres im Bereich der Bergkuppe auf etwas nährstoffreicherem Standort.

Die Krautschicht im Bereich des Leuchtstandortes ist aufgrund des lichteren Waldcharakters relativ üppig ausgebildet, deckt aber nie mehr als 75 %. Dabei kann Luzula luzuloides sehr häufig sein und selbst Flächen zu 15–65 % decken. Weiterhin sind Deschampsia flexuosa (L.) trinius und Agrostis capillaris L. zu fin-den. Zudem fallen viele kleine Fagus sylvatica-Pflänz-chen auf. Vereinzelt konnten auch Poa compressa L., Hypericium maculatum von crantz, Sorbus aucuparia und Galium saxatile beobachtet werden. Nur punktu-ell sind Oxalis acetosella und Jungpflanzen von Acer pseudoplatanus vertreten. Die Stauchschicht wird von Fagus sylvatica dominiert, Picea abies tritt stark zurück.

Die jungen Bäumchen hatten 2012 etwa 2 bis 5 Meter Höhe erreicht.

Die Schmetterlingsfauna des Köhlerholzes wurde mäßig intensiv untersucht. Hierbei konnten zusätzlich zu den typischen Buchenwaldbewohnern Phyllono-rycter sorbi (in Menge als Minen an am Rand wach-senden Ebereschen), Elachista luticomella (Mine an Deschampsia cespitosa), Carcina quercana (Raupe an eingestreuten Eichen), Coleophora flavipennella (Raupe an Quercus), Pseudatemelia josephinae°

(Raupe an Buchenlaub, vermutlich typisch für das Luzulo-Fagetum), Bryotropha senectella (Raupe an Moosen), Cnephasia stephensiana, Epagoge grotiana, Eudonia mercurella° (vielleicht auch für alle Buchen-waldgesellschaften typisch), Udea olivalis, Ectropis crepuscularia, Lomographa temerata, Euphyia unan-gulata und Phalera bucephala (Raupe an Eiche) gefun-den wergefun-den.

Plessenburg

Große, etwa 140jährige Buchen, lückig stehend, bilden diesen Buchenwald in mäßig steiler Nordhanglage mit schwacher Blockbestreuung. Da das Kronendach nicht so dicht wie in einem Buchen-Hallenwald ist, ist die Krautschicht hier vergleichsweise üppig ausgebildet (etwa 70 % Deckung, dazwischen nackte Substratauf-lage aus Buchenblättern und Bucheckern). Calam-agrostis villosa, C. arundinacea, Festuca gigantea und Deschampsia cespitosa sind überall zu sehen. An den Stammfüßen sowie auf liegendem Totholz sowie neben den vereinzelten Blöcken kommt Oxalis acetosella zur Entwicklung. An schattigen Stellen sowie den

Stamm-Abb. 4.3.1-1: Die Krautschicht im Luzulo-Fagetum des Köhler-holzes ist oftmals recht schwach ausgebildet (Foto: T. Karisch).

füßen wachsen Farne. Die Blöcke selbst sind stark bemoost, aber ohne Vaccinium myrtillus-Bewuchs.

Die Strauchschicht ist mit der Auflichtung des Waldes in den letzten Jahren deutlich stärker geworden, wäh-rend sie früher kaum entwickelt war. Sie besteht aus viel Rotbuche, die jetzt etwa 2 m Höhe erreicht hat.

Einzelne alte Buchen sind abgestorben und mit Frucht-körpern des Zunderschwammes übersät.

Kleinere Lichtungen im Buchenwald sowie die Wegränder sind mit Urtica dioica-Dominanzbeständen oder Rubus idaeus-Fluren bewachsen, in denen z. T.

auch Scrophularia nodosa zu finden ist (Abb. 4.3.1-2, 4.3.1-3).

In den Buchenwald unterhalb der Plessenburg führten den Verfasser zahlreiche Exkursionen. Indess blieben regelmäßige Nachweise von Arten, die nicht zum typischen Buchenwaldinventar gehören, eher die Ausnahme. Beispielhaft seien hierfür folglich nur Ela-chista adscitella (sonst auch in Erlenwäldern vorkom-mend, Raupe an Gräsern auf quellmoorigen Stellen), Elachista apicipunctella°, Denisia similella (zahlreich in einem Jahr beobachtet), Archips podana, Scoparia ambigualis, Aglia tau (sicherlich in den Buchenwäl-dern des Gebietes verbreiteter), Plemyria rubiginata, Arctia caja, Nudaria mundana (Einzelfund, aber auch in der Umgebung nachgewiesen; Hauptlebensräume vielleicht in felsigen Abschnitten des unteren Ilsetals), Phlogophora meticulosa (an Rubus idaeus als Raupe gefunden) und Mythimna albipuncta genannt.

Ilsetal unterhalb des Ilsesteines

Mittelalte Buchen und Fichten bilden die Baumschicht dieses Luzulo luzuloides-Fagetum, welches in steiler unterer Hanglage sowie am Talgrund stockt. Einzelne sehr alte Buchen und Fichten sind eingestreut. Ver-mutlich handelt es sich natürlicherweise eher um den Standort eines Schluchtwaldes, wie eingestreute Acer pseudoplatanus, Alnus glutinosa und Betula pendula A. W. roth vermuten lassen. Die Krautschicht ist sehr schütter und deckt nicht einmal 10 Prozent der Boden-oberfläche. Dafür finden sich streckenweise viele Moose auf Erde und Blöcken. Für die Krautschicht erwähnenswert sind Luzula luzuloides, Oxalis aceto-sella, Deschampsia flexuosa, Milium effusum, Carex sylvatica, Deschampsia cespitosa, Equisetum syl-vaticum L., Galeobdolon luteum und punktuell etwas Calamagrostis villosa. An lichteren Stellen wird die Krautschicht üppiger: Geum urbanum, Fragaria vesca, Circaea lutetiana, Mycelis muralis, Valeriana officina-lis agg., Rubus idaeus, Dryopteris spp., Sorbus-, Acer pseudoplatanus- und Fagus sylvatica-Keimlinge. In Bachnähe stehen auch Festuca gigantea, Scirpus syl-vaticus, Scrophularia nodosa, Impatiens parviflora und I. noli-tangere (Aufnahmedatum: 27. Juli 2012).

Lepidopterologisch untersucht wurde das beschrie-bene Luzulo-Fagetum bisher kaum. Während des einen Lichtfanges stellte sich ein heterogenes Gemisch rela-tiv weniger Arten ein, von denen viele typisch für die eingestreuten Fichten waren (z. B. Hypatopa binotella, Dioryctria abietella, Deileptenia ribeata, Macaria litu-rata, Puengeleria capreolaria und Thera variata), aber eigentlich nur Campaea margaritata für die Buchen-bestände. Häufige polyphage Spezies, wie Cnephasia stephensiana, Peribatodes secundaria, Alcis repan-data, Xanthorhoe montanata, Hydriomena furcata, Cosmia trapezina und Diarsia brunnea fanden sich genauso wie meist verbreitete Spezies, deren Raupen an Kräutern der Feldschicht zu finden sind: Udea oli-valis, Pleuroptya ruralis, Epirrhoe alternata, Colostygia pectinataria, Cosmorhoe ocellata Hypena proboscida-lis und Autographa pulchrina. Kühlfeuchte Buchenwäl-der in Buchenwäl-der Nähe von Bachläufen könnten ein wichtiges Habitat von Colostygia olivata sein, die vom Autor hier in einigen Exemplaren beobachtete wurde. Die in den Hochlagen des Harzes heimische Syngrapha interro-gationis wird hingegen nur zufällig hier geflogen sein.

Abb. 4.3.1-2: Blick in das Luzulo-Fagetum unterhalb der Plessen-burg mit in lichten Bereichen reicher Kraut- und Strauchschicht (Foto: T. Karisch).

Abb. 4.3.1-3: Alter, liegender Buchenstamm im Buchenwald unterhalb der Plessenburg, von Moosen überzogen und beliebter Standort von Oxalis acetosella (Foto: T. Karisch).

4.3.2 Hainsimsen-Heidelbeer-Buchenwälder Luzulo luzuloides-Fagetum Meusel 1937, Vaccinium myrtillus-Subassoziation

FFH-LRT 9110 – Hainsimsen-Buchenwald Lebensraumkürzel: CCLL_M

Der heidelbeerreiche Hainsimsen-Buchenwald wird von Meusel (1955) als charakteristisch für Standorte auf Rohhumus genannt und auf die dominierenden Deschampsia flexuosa und Vaccinium myrtillus hinge-wiesen. Auch PfluMe (1999) scheidet eine Vaccinium myrtillus-Subassoziation des Luzulo-Fagetum aus, die von den beiden eingangs genannten Pflanzenarten bestimmt wird und ansonsten sehr arm an weiteren Gefäßpflanzen in der Krautschicht ist.

Oberes Elendstal

Fährt man auf der Chaussee vom Schierker Stern nach Elend, so trifft man just vor jener nach links gewinkel-ten Haarnadelkurve, die vor dem Absturz in das tiefe Elendstal bewahrt, auf der rechten Seite in mäßig bis stark geneigter Hanglage auf einen etwa 160 Jahre alten Buchenwald. Bevor die Hand des Forstmannes jenen Bestand vor wenigen Jahren stark auflichtete, stockte hier ein typisch dunkler Buchenhochwald mit einigen eingestreuten Fichten auf Kieselschiefer (Abb.

4.3.2-1). Auf der dünnen Bodenauflage wächst viel Vaccinium myrtillus in Form von flachen Sträuchern.

Die reiche Strauchschicht wird von Picea abies sowie an lichteren Stellen von Sorbus aucuparia gebildet.

Junge Buchen sind meist ganz klein und ragen kaum über die Heidelbeersträucher hinaus. An lichten Stel-len wachsen gern Luzula luzuloides und Calamagrostis arundinacea. Felsige Hangflächen ohne viel Oberbo-den sind mit Moosen und BoOberbo-denflechten überzogen, die sich auch an alten Stümpfen hochziehen. Ca. 10 % der flacheren und bis zu 30 % der steilen Hänge sind nur mit Blätter- und Früchtestreu bedeckt. An Trampel-pfaden finden sich einzelne Habichtskräuter, darunter Hieracium murorum L.

Das Gestein steht hier am Hange sehr nahe der Oberfläche und durchdringt selbige öfters, insbeson-dere am Felsriff, welches nach ca. 100 Metern den schmalen Weg am Oberhang des Tales in Richtung Schierke versperrt. Dieses ist teilweise sehr sonnig und hat nur einen kümmerlichen Baumbewuchs. Ein paar alte, wipfeldürre Buchen stehen darauf, dazwi-schen jüngere Birken sowie in Strauchform Fagus syl-vatica, Betula pendula, Sorbus aucuparia und Populus tremula L. Die Felsen selbst sind mit viel Moos und Flechten bewachsen, wobei die Moospolster eher flach bleiben. An manchen Plätzen finden sich Agrostis capil-laris oder Deschampsia flexuosa bzw. Carex pilulifera L.; flachrückige Stellen zeigen im Mittelteil auch sehr flachen Calluna-Bewuchs (hieran Pleurota bicostella).

Galium saxatile kommt an nur wenigen Stellen vor (Aufnahmedatum: 16. Juni 2012).

Die Lepidopterenfauna des heidelbeerreichen Buchenwaldes am Oberhang des Elendstals ist gut erforscht und zeigt einige Besonderheiten. So wurden hier z. B. Triaxomera fulvimitrella (Raupe vermutlich auch an Porlingen an Rot-Buche; evtl. sogar Charak-terart entsprechender Wälder mit Altholz); Ypsolopha parenthesella (hier besonders zahlreich auftretend), Ypsolopha sequella (Raupe an Acer – bisher nicht am

Talgrund beobachtet), Pseudatemelia synchrozella (Raupe an Buchenlaub), Capua vulgana (vielleicht an Betula oder Sorbus), Udea prunalis (vom Talgrund stammend?), Charissa obscurata (vermutlich an son-nig-felsigen Abschnitten lebend), Odontosia carmelita (Raupe vermutlich an den Birken der Felsbereiche), Phlogophora scita°, Conistra vaccinii und Xestia baja erfasst.

4.3.3 Waldmeister-Buchenwälder

Galio odoratae-Fagetum souGn. et till 1959 emend. dierschKe

1989FFH-LRT 9130 – Waldmeister-Buchenwald Lebensraumkürzel: ohne

Das Galio-Fagetum wurde im Rahmen der hier vor-gelegten lepidopterologischen Untersuchungen nicht berücksichtigt, da es keine Standorte in den mittleren oder hohen Berglagen hat. Nach Karste et al. (2011) tritt es lediglich im Waldgebiet am Trompeterkopf zwi-schen Ilsenburg und Stapelburg auf und stockt hier auf nährstoffreicheren Standorten mit einer ausge-prägten Braunerdeauflage (Abb. 4.3.3-1). Zumindest die Bereiche auf der Kuppe des Trompeterkopfes sind dabei nach Ansicht des Verfassers nur mit Vorbehalt zu dieser Gesellschaft zu stellen, da dort zwar hier und da einmal Galium odoratum, Melica uniflora a. J. retzius

oder Galeobdolon luteum W. hudson zu finden sind, ansonsten aber der Charakter des über weite Flächen das Köhlerholz bildenden Luzulo-Fagetum vollkommen erhalten bleibt.

Abb. 4.3.2-1: Blick in den heidelbeerreichen Hainsimsen-Buchen-wald am Oberhang des Elendstals, 1997 vor dessen Auflichtung (Foto: T. Karisch).

Nach PfluMe (1999) ist das Galio-Fagetum durch das Auftreten von Arten der Galium odoratum- (mit G.

odoratum, Melica uniflora A. J. retzius, Cardamine bulbifera, Galeobdolon luteum W. hudson, Viola rei-chenbachiana Jordan ex Boreau) und Circaea lutetiana-Artengruppe zu charakterisieren, die meist zusätzlich zur Luzula luzuloides-Gruppe vorkommen. Die Ange-hörigen der Circaea lutetiana-Artengruppe bestimmen dabei das Bild der feuchten Fazies dieser Waldgesell-schaft.

4.3.4 Buchen-Fichtenwälder

Calamagrostio villosae-Fagetum MiKysKa 1972 FFH-LRT 9110 – Hainsimsen-Buchenwald*

Lebensraumkürzel: CCLC

* Nach Karste et al. (2011) hierher gestellt und auch bei rennWald

(2000) und schuBert (2001) zu den bodensauren Hainsimsen-Buchenwäldern (Luzulo-Fagion lohMeyer et tx. in tx. 1954 gerech-net, wird die Gesellschaft bei Billetoft et al. (2002) nicht explizit für diesen FFH-Lebensraumtyp erwähnt.

Mischbestände von Buchen und Fichten wären eigent-lich für die hochmontanen Übergangsbereiche vom Buchen- zum Fichtenwald charakteristisch, fehlen aber aus forstlichen Gründen hier vollständig. Sie wären an dieser Stelle zumeist als Calamagrostio-Fagetum aus-gebildet. Jenes tritt folglich nur im Bereich des kaltluft-beeinflussten Eckertales (hartMann & schnelle, 1970) bzw. im Tiefenbachtal sowie an der Loddenke auf. Die Wälder sind allerdings auch forstlich begründet und bildeten die standörtlich entsprechende, mutmaßliche Klimaxvegetation. Nach Karste et al. (2011) wird der rasenartige Charakter der Krautschicht von Calam-agrostis villosa und C. arundinacea bestimmt. Luzula luzuloides, L. sylvatica und Deschampsia cespitosa treten in der Häufigkeit deutlich zurück. An Stauden fin-den sich besonders Galeobdolon luteum, Oxalis ace-tosella, Anemone nemorosa, Circaea lutetiana sowie an Sporophyten Dryopteris dilatata und Gymnocarpium dryopteris.

Ob ihrer Kleinflächigkeit und der Beschränkung auf

Ob ihrer Kleinflächigkeit und der Beschränkung auf