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Schlagrasen des Wolligen Reitgrases .1 Typische Ausbildungsform.1 Typische Ausbildungsform

4 Vegetation und Falterwelt

4.4 Fichtenwälder und -forste

4.7.3 Schlagrasen des Wolligen Reitgrases .1 Typische Ausbildungsform.1 Typische Ausbildungsform

Trientali europaeae-Calamagrostietum villosae (schlüter

1966) hilB. et WaGner 1990, typische Variante Kein FFH-Lebensraumtyp.

Lebensraumkürzel: EEET

Hochrasige Schlagfluren, kaum von blühenden Stau-den durchsetzt, sind typisch für die montanen und hochmontanen Lagen im Untersuchungsgebiet – ja, sie erreichen sogar den Brockengipfel. Diese Schlag-rasen sind dabei nicht nur für den Harz kennzeichnend, sondern gleichermaßen für die anderen Gebirge des Hercynicums sowie der westlichen Sudeten. Dabei tre-ten sie nicht nur auf tatsächlichen Schlägen auf, son-dern bedecken gleichermaßen freie Flächen, die durch Windwurf oder Borkenkäfer bzw. in der Vergangen-heit auch durch Industriegase waldfrei wurden. Jene Schlagfluren sind durch die Dominanz des Wolligen Reitgrases, Calamagrostis villosa, gekennzeichnet (Abb. 4.7.3.1-1). Weiterhin wachsen hier regelmä-ßig Deschampsia flexuosa, Galium saxatile sowie der montane Trientalis europaea. Eingestreut sind ein-zelne Stauden von Epilobium angustifolium und Digita-lis purpurea sowie Senecio hercynicus bzw. in tieferen Lagen auch Senecio ovatus, und der Farn Dryopteris dilatata bereichert zudem die Szenerie. Aufgrund der regelmäßigen Blockbestreuung im Hochharz fehlt auch Vaccinium myrtillus kaum einmal, zählt aber nicht zum charakteristischen Florenbestand. Diese Reitgrasra-sen wurden als Trientali-Calamagrostietum villosae beschrieben. Trotz ihrer großen flächigen Ausbildung und der Häufigkeit ihres Auftretens handelt es sich um Abb. 4.7.3-3: Lepidopterologische Untersuchungsfläche auf einer Schlagflur im Quitschenhai unterhalb der Strecke der Brocken-bahn (Foto: T. Karisch).

Abb. 4.7.3.1-2: „Matten“ unterhalb des Wolkenhäuschens Anfang des 20. Jahrhunderts. Hochwachsende Gräser sind aufgrund der Tritteinwirkung der Besucher nur punktuell zu finden (alte Post-karte, ca. 1920, Sammlung T. Karisch).

eine ephemere Gesellschaft, welche früher oder spä-ter wieder dem Fichtenwalde weicht. Da in der dich-ten Reitgrasdecke Fichdich-ten nur schlecht Fuß fassen können, wachsen selbige besonders auf verrottenden Stämmen bzw. Stümpfen, so sie nicht vom Forstmann künstlich eingebracht werden.

hilBiG & WaGner (1990) unterscheiden eine typische, eine Vaccinium vitis-idaea-, eine Juncus effusus-, eine Molinia caerulea- sowie eine Sphagnum recurvum-Subassoziation.

Jene von Vaccinium vitis-idaea, die von schlü

-ter (1966) aus dem Thüringer Wald mit Vegetations-aufnahmen belegt wurde, mit typischem Auftreten von Vaccinium vitis-idaea, Melampyrum pratense und Cladonia chlorophaea agg., konnte der Verfasser im Untersuchungsgebiet noch nicht beobachten. Hinge-gen kommt die Juncus effusus-Subassoziation ver-breitet an staunassen Stellen vor, wenngleich sie meist nur sehr kleinflächig auftritt. Juncus effusus, Carex leporina und Cirsium palustre gehören dabei zu den steten Arten bei gleichzeitig leicht sinkender Deckung von Calamagrostis villosa und einem Zurücktreten von Trientalis europaea. Auch Vaccinium myrtillus fehlt in solchen Beständen oft vollständig. Ebenfalls nicht sel-ten anzutreffen ist die Molinia caerulea-Subassozia-tion des Trientali-Calamagrostietum, die besonders die Randbereiche der Hangmoore einnimmt und sich gegenwärtig durch die Zunahme von Molinia caerulea infolge der atmogenen Nährstoffeinträge auszubrei-ten scheint. Die Sphagnum recurvum-Subassoziation steht entsprechend der Tabelle in hilBiG & WaGner

(1990) der Juncus effusus-Subassoziation sehr nahe und Juncus effusus erreicht hier noch eine Stetigkeit von „3“, jedoch ist der Boden mit Sphagnum recurvum-agg. (wohl zumeist S. fallax) und Polytrichum com-mune bedeckt. Vereinzelt finden sich hier auch Crepis paludosa und Viola palustris. Jene Subassoziation ist im Untersuchungsgebiet nicht besonders häufig und auch nur sehr kleinflächig an quellmoorigen Stellen in entsprechenden Reitgrasfluren oder aber an feuchten Wegrändern ausgebildet. Eine separate Untersuchung der Schmetterlingsfauna war nicht möglich.

Auf die an der Grenze zur subalpinen Zone auf der Brockenkuppe wachsenden Reitgrasrasen, untersucht von tacKenBerG (1996), soll hier noch kurz eingegan-gen werden. Sie stimmen floristisch und physiogno-misch weitgehend mit jenen in montaner Höhenstufe überein, Luzula luzuloides und Dryopteris spp. sind

als Begleitarten aber häufiger zu finden, und Rumex alpestris fehlt den Beständen tieferer Lagen. Nach tacKenBerG (1996) haben sich die Calamagrostis vil-losa-Rasen auf dem Brocken auf Flächen etabliert, die in der Vergangenheit nicht genutzt wurden. Alte Fotos (Abb. 4.7.3.1-2) zeigen, dass solche hohen Rasen durch den ungelenkten Besucherverkehr und die damit starke Tritteinwirkung auf die Vegetation noch vor 100 Jahren deutlich weniger verbreitet waren. Die Cala-magrostis villosa-Rasen stocken auf Podsol-Ranker oder podsolierten Braunerden mit einer relativ dichten und mächtigen Streuauflage.

Auf allen Flächen der Hochlagen des Untersu-chungsgebietes und in besonders augenfälliger und für die anderen krautigen Pflanzen des Offenlandes bedrohlicher Form breiten sich die Reitgrasrasen immer weiter aus. Die Ursache dafür wird in den luft-gebundenen Einträgen von ca. 30 - 50 kg Stickstoff je Hektar und Jahr (Karste, in litt. 2013) gesehen. Mah-dversuche zeigten, dass in den ersten Jahren durch die Mahd keine Zurückdrängung von Calamagrostis villosa möglich ist, sondern die Pflanze eher noch zu einer verstärkten Sprossbildung stimuliert wird (tacKen

-BerG 1996). Später lässt die Biomasseproduktion des Reitgrases nach und bei Fortsetzung der einschürigen Mahd stellt sich sukzessive ein Galio harcynici-Ave-nelletum flexuosae ein (Karste, in litt. 2013).

Das Trientali-Calamagrostietum nimmt im östlichen Teil des Nationalparks Harz nicht nur große Flächen ein, sondern zählt auch zu den Lebensräumen mit der artenreichsten Schmetterlingsfauna überhaupt.

Arten der Baumschicht (so vorhanden)

Argyresthia conjugella, Syndemis musculana, Apotomis tur-bidana (nur collin), Pseudohermenia abietana, Epinotia pyg-maeana°, Epinotia tedella, Zeiraphera griseana, Cosmotriche lobulina, Hyloicus pinastri, Hylaea fasciaria prasinaria, Puen-geleria capreolaria (vermutlich nicht in recht jungen Bestän-den), Cabera exanthemata, Thera variata, Eupithecia lariciata und Panthea coenobita° (lokal und schwach).

Arten der Krautschicht

Epichnopteryx plumella, Plutella xylostella, Neofaculta infer-nella, Eana osseana, E. argentana, Paramesia gnomana, Clepsis rogana (ab altimontane Stufe), Bactra lancealana, Apotomis sauciana (hochmontan bis subalpin), Ancylis myrtil-lana, Lathronympha strigana, Platyptilia gonodactyla, Platyp-tilia nemoralis, Hellinsia osteodactylus, Pyla fusca°, Crambus lathoniellus (in EEET_M schwach), Agriphila straminella, Udea Abb. 4.7.3.1-1: Flächenhaft ausgebildetes

Trientali-Calamagros-tietum am Renneckenberg im Jahr 1990 (Foto: T. Karisch).

lutealis, Udea alpinalis (nur altimontan und subalpin), Trichiura crataegi, Deilephila elpenor, Deilephila porcellus, Ochlodes venata, Anthocharis cardamines (nur bis submontane Höhen-stufe), Pieris rapae, Lycaena virgaureae, Inachis io, Aglais urticae, Lasiommata maera, Aphantopus hyperantus, Cro-callis elinguaria, Alcis repandata, Ematurga atomaria, Cam-paea margaritata (Raupe woran?), Parietaria dilucidaria (nur in höchsten Lagen), Lythria cruentaria (nur lokal), Xanthorhoe spadicearia, Xanthorhoe ferrugata, Xanthorhoe montanata, Xanthorhoe fluctuata, Epirrhoe tristata, Epirrhoe molluginata, Epirrhoe galiata, Entephria caesiata, Lampropteryx suffumata, Cosmorhoe ocellata, Eulithis populata, Gandaritis pyraliata, Ecliptopera silaceata (relativ schwach), Dysstroma truncata, Colostygia pectinataria, Hydriomena furcata, Rheumaptera subhastata° (sehr schwach), Euphyia unangulata (schwach), Perizoma alchemillata, Perizoma blandiata, Mesotype didy-mata, Eupithecia pulchellata (relativ schwach), Eupithecia icterata, Scopula ternata, Acronicta menyanthidis (mäßig bis schwach, ab altimontaner Stufe), Hypena crassalis (nur lokal), Spilosoma lubricipeda° (vermutlich in Saumbereichen), Para-semia plantaginis, Diacrisia sannio. Plusia putnami, Autogra-pha gamma, SyngraAutogra-pha interrogationis (nur in hohen Lagen), Abrostola tripartita (schwach), Deltote deceptoria, Rusina ferruginea, Hyppa rectilinea, Actinotia polyodon, Xylena solidaginis, Crypsedra gemmea, Apamea monoglypha, Apamea crenata, Apamea lateritia (besonders im Trienali-Calamagrostietum typicum), Apamea rubrirena, Apamea remissa, Apamea illyria°, Mesapamea secalella, Photedes minima, Lacanobia thalassina, Mamestra brassicae°, Polia hepatica, Papestra biren (ab montaner Stufe), Mythimna fer-rago, Mythimna impura, Mythimna comma, Orthosia cerasi (vielleicht nur lokal, woran?), Cerapteryx graminis, Pachetra sagittigera, Ochropleura plecta (besonders zahlreich in sub-montaner und sub-montaner Lage), Diarsia mendica (nicht ganz offene Bereiche), Diarsia brunnea, Noctua pronuba, Noctua fimbriata, Rhyacia simulans, Opigena polygona (altimontane und subalpine Stufe), Xestia speciosa (altimontane und sub-alpine Stufe), Xestia c- nigrum und Xestia baja.

Arten der Kryptogamenvegetation

Scoparia ambigualis, Dipleurina lacustrata, Eudonia sudetica, Catoptria permutatellus, Eilema depressa und Eilema com-plana (schwach, montane Stufe).

Laubgehölze, die sich als Pionierhölzer im Zuge der Sukzession in den Reitgrasrasen wieder einstellen, werden von Syndemis musculana, Argyresthia conju-gella (Sorbus), Apotomis turbidana (Betula, nur in der Hügelstufe) und Cabera exanthemata (Salix) besiedelt.

Alle anderen folgen den aufkommenden Fichtenbe-ständen, wobei Puengeleria capreolaria vermutlich nur nicht in ganz jungen Fichten vorkommt. Fleckenhaft in die Reitgrasrasen eingestreute Senecio-Hochstauden-fluren sind das Habitat von Platyptilia nemoralis, Hellin-sia osteodactylus und, in höherer Lage, Udea alpinalis.

Zur Gilde der als Raupe an Zwergsträuchern fressenden Lepidopteren gehören als typische Spezies des Trien-tali-Calamagrostietum Neofaculta infernella, Clepsis rogana, Apotomis sauciana (hochmontan bis subalpin), Ancylis myrtillana, Pyla fusca°, Trichiura crataegi, Alcis repandata, Ematurga atomaria, Parietaria dilucidaria, Entephria caesiata, Eulithis populata, Dysstroma trun-cata, Hydriomena furcata, Rheumaptera subhastata°

(sehr schwach), Scopula ternata, Acronicta menyan-thidis, Hypena crassalis, Syngrapha interrogationis, Hyppa rectilinea, Xylena solidaginis, Lacanobia thalas-sina, Papestra biren und Xestia speciosa. Dabei stellen sich die hier genannten Arten, natürlich in Abhängig-keit von der Höhenstufe, bereits dann ein, wenn die

Vaccinium myrtillus-Fluren nur geringe Flächen des Reitgrasrasens bedecken. Besondere Elemente der typischen Fauna des Trientali-Calamagrostietum sind weiterhin Perizoma blandiata – an Vorkommen von Euphrasia gebunden und Actinotia polyodon – auf das Auftreten von Hypericum perforatum angewiesen.

Trotz des Artenreichtums fanden sich keine Schmet-terlingsarten, die als Charakterarten des Trientali-Calam-agrostietum angesehen werden können. Bedeutung hat jedoch diese Vegetationseinheit als Habitat einer Reihe von Schmetterlingsarten mit Hauptverbreitung in den Gebirgen: Neofaculta infernella, Eana osseana, Clepsis rogana, Ancylis myrtillana, Udea alpinalis, Lasiommata maera, Parietaria dilucidaria, Epirrhoe molluginata, Entephria caesiata, Rheumaptera subhastata°, Scopula ternata, Parasemia plantaginis, Acronicta menyanthi-dis, Syngrapha interrogationis, Hyppa rectilinea, Xylena solidaginis, Crypsedra gemmea, Apamea rubrirena, Papestra biren und Xestia speciosa.

Hanneckenbruch

Wie in allen Reitgrasrasen bildet Calamagrostis vil-losa auch hier eine üppige Grasdecke aus. Nur alte Stümpfe tragen zusätzlich Deschampsia flexuosa und Agrostis capillaris. Dazwischen wächst reichlich Galium saxatile. Ansonsten zeigt sich hier, in vergleichsweise geringer Höhenlage von 610 mNN, zahlreich Digita-lis purpurea, während das in Lagen oberhalb von 800 mNN häufige Trientalis europaea, wie auch andere Gefäßpflanzen, nur sehr spärlich vorkommt (Aufnah-medatum: 28. Juli 2012).

Kleiner Brocken, unterhalb Rastplatz Eiserner Tisch Am ehemals mit Fichtenwald bestandenen Nordhang des Kleinen Brockens zeigt sich seit den 1960er Jah-ren ein heterogenes Bild, welches von einer ausge-dehnten Lichtungsflur mit kleineren Fichteninseln bestimmt wird (Abb. 4.7.3.1-3, 4.7.3.1-4). Der Grund hierfür ist in Windwürfen sowie in der Freihaltung einer Schneise für die Grenzsicherung zu suchen (Quitt, mdl.

2012). Große Teile des unterhalb der Straße liegen-den Schlagrasens sind dem Trientali-Calamagrostie-tum zuzuordnen, in dem Vaccinium myrtillus nicht allzu häufig ist, so dass man hier von einem Übergangsbe-reich von der typischen Ausbildungsform des Reitgras-rasens zu dessen Blaubeervariante sprechen kann. In diesem Rasen treten auch Deschampsia cespitosa, Luzula luzuloides sowie auf einzelnen Blöcken Agros-tis capillaris und Deschampsia flexuosa auf. Weiterhin sind kleine Senecio hercynicus-Hochstaudenfluren und Rubus-Flecken zu beobachten. Damit erinnert dieser Bereich der Lichtungsflur ein wenig an das Mosaik des oreomontanen Fichtenwaldes am Brocken. Nordwest-lich des Leuchtplatzes wird der Boden etwas flachgrün-diger und Deschampsia flexuosa nimmt an Häufigkeit zu. Auch Vaccinium myrtillus wird auf Blöcken, die sich flach über die Bodenoberfläche erheben, häufiger. In der ehemaligen Grenzschneise tritt die Heidelbeere flä-chig auf. Deschampsia flexuosa ist deutlich spärlicher.

Auch hier kommen inzwischen wieder kleine Fichten auf. Südlich des Rastplatzes setzt sich die Deschamp-sia flexuosa-reiche Vaccinium myrtillus-Zwergstrauch-heide fort, die hier dem Calamagrostio-Vaccinietum zugerechnet werden kann (Abb. 4.7.3.1-5) (Aufnahme-datum: 04. August 2012).

Abb. 4.7.3.1-3: Anfang der 1990er Jahre waren die Hänge unterhalb des Kleinen Brockens fast waldfrei und mit ausgedehnten Schlag-rasen bewachsen (Foto: T. Karisch).

Abb. 4.7.3.1-4: Der Blick von fast derselben Stelle wie in Abb. 4.7.3.1-3 offenbart ein schnelles Voranschreiten der Sukzession mit einer starken Zunahme des Fichtenbewuchses (Foto: T. Karisch).

Abb. 4.7.3.1-5: Karte der Vegetationszusammensetzung der Lich-tungsflur unterhalb der Schutzhütte Eiserner Tisch am Kleinen Brocken (Aufnahme: 2012, Zeichnung: T. Karisch).

Das Auftreten von Biston betularia, Acronicta psi und Pseudoips prasinana am Kleinen Brocken zeigt, dass, wenn sich Laubhölzer auf Schlagrasen einstel-len, auch vereinzelt Arten in größere Höhen folgen, die ansonsten nur in mittleren Lagen zu finden sind. Als weiterhin bemerkenswert möchte der Autor das Vor-kommen von Cochylis posterana (Raupe polyphag an Asteraceae), Eana osseana (Raupe polyphag an Grä-sern und Kräutern), Syricoris bipunctana (Art der Vac-cinium-Zwergstrauchheiden) und Cosmotriche lunigera (Art der Fichtenbestände) bezeichnen. Diasemia reticu-laris konnte 1995 in einem Exemplar beobachtet wer-den, wobei es sich hierbei eher um ein zugeflogenes Stück dieses Wanderfalters gehandelt haben dürfte.

Hartmannshai

Die Angaben zur Schlagrasenvegetation der Hartmanns-hai verdankt der Verfasser Karste (in litt. 2012; Quelle Nationalpark Harz, 2012). Der Schlag stammt aus den 1980er Jahren und wurde wieder mit Fichten aufge-forstet, die mittlerweile zu stattlichen Bäumen herange-wachsen sind und die Lichtungsflur bis auf wenige Reste verdrängt haben (Abb. 4.7.3.1-6). Das zuvor hier anzu-treffende Trientali-Calamagrostietum ist als Übergangs-bestand zum Carici piluliferae-Avenelletum flexuosa anzusehen, da sowohl Calamagrostis villosa als auch Carex pilulifera und Deschampsia flexuosa häufig vorka-men. Auch Agrostis (vermutlich A. capillaris), Deschamp-sia cespitosa und Galium saxatile wurden mit hohen Deckungsgraden erfasst, während Vaccinium myrtillus kaum in Erscheinung trat. Einzelne Hochstauden (Urtica dioica, Senecio hercynicus) komplettierten das Bild.

Die Lepidopterenfauna der Lichtungsflur im Hart-mannshai entsprach weitgehend der typischen für die Schlagrasen des Wolligen Reitgrases. Der Nachweis eines Falters von Cydia fagiglandana im Jahr 1998 zeigte, dass die Art durchaus in der Lage sein wird, der künstlich und natürlich begünstigten Wiederausbreitung der Rot-Buche im Hochharz zu folgen. Udea alpinalis war im Hartmannshai ungewöhnlich zahlreich an einem der niedrigsten Punkte des östlichen Hochharzes zu fin-den. Hingegen war es für den C-Falter einer der höchst-gelegenen Fundpunkte im Bearbeitungsgebiet.

Abb. 4.7.3.1-6: Die ehemals ausgedehnten Rasen des Wolligen Reitgrases im Hartmannshai werden vom Fichtenjungwuchs zurückgedrängt (Foto: T. Karisch).

Arten der Krautschicht

Phiaris metallicana, Phiaris palustrana°, Syricoris bipunc-tana, Parietaria vittaria (altimontan und subalpin), Xanthorhoe incursata (nur hochmontan), Epirrhoe alternata, Chloroclysta miata, Colostygia multistrigaria, Orthosia gothica, Cerastis rubricosa und Eurois occulta.

Orthosia gothica dürfte in hochmontaner Lage als Raupe an Vaccinium myrtillus zu finden sein. Mit Xan-thorhoe incursata und Chloroclysta miata gesellen sich zwei weitere boreo-montane Spezies zur typischen Fauna der Schlagfluren des Wolligen Reitgrases.

Zwei Charakterarten können für das Trientali-Calam-agrostietum myrtilletosum ausgewiesen werden.

Charakterarten Vaccinium myrtillus-Variante des Tri-entali-Calamagrostietum

Xanthorhoe incursata (schwache Charakterart, ab alti-montaner Stufe)

Chloroclysta miata (schwache Charakterart)

4.7.3.3 Flatterbinsen-Reitgrasrasen

Trientali europaeae-Calamagrostietum villosae (schlüter

1966) hilB. et WaGner 1990, Juncus effusus-Subassoziation Kein FFH-Lebensraumtyp.

Lebensraumkürzel: EEET_J

Für frisch-feuchte Standorte weisen hilBiG & WaGner (1990) eine Juncus effusus-Subassoziation des Tri-entali-Calamagrostietum villosae aus. Standörtlich bedingt, weicht in dieser Subassoziation Vaccinium myrtillus etwas zurück, wohingegen Juncus effusus hin-zutritt und oft gemeinschaftlich mit Carex leporina und Holcus mollis L. das Bild der Gesellschaft prägt. Zumeist sind diese Flatterbinsen-Reitgrasrasen an staunassen Standorten kleinflächig in die typischen Reitgrasrasen eingestreut, manchmal säumen sie auch die Lichtungs-fluren entlang der Weggräben. In nassen Senken, wie z. B. in der Umgebung des Blumentopfmoores, können sie auch größere Flächen einnehmen. Hier sind dann öfters noch Cirsium palustre und Deschampsia cespi-tosa anzutreffen (Abb. 4.7.3.3-1).

Obgleich z. B. Bactra lancealana und Photedes minima sehr charakteristisch für die Flatterbinsen-Reitgrasrasen sind, so reichen ihnen bereits geringe Bestände ihrer Raupenfutterpflanzen für ihre Existenz.

Aus jenem Grunde kommen sie in fast allen Ausbil-dungsformen des Trientali-Calamagrostietum villosae 4.7.3.2 Heidelbeerreiche Ausbildungsform

Trientali europaeae-Calamagrostietum villosae (schlüter

1966) hilB. et WaGner 1990, Vaccinium myrtillus-Variante Kein FFH-Lebensraumtyp.

Lebensraumkürzel: EEET_M

hilBiG & WaGner (1990) vermerken für alle Subasso-ziationen des Trientali-Calamagrostietum villosae (mit Ausnahme der Juncus effusus-Subassoziation) ein sehr stetes Auftreten der Heidelbeere. Auch für die oft blockbestreuten Flächen im Harz ist dies zu konstatie-ren. Eine sehr große Variabilität herrscht jedoch in Hin-blick auf die Deckungsanteile, welche die Heidelbeere erlangt. Hier existiert damit ein Kontinuum im Übergang des Reitgrasrasens in die Reitgras-Beerstrauchheide.

Letztere wird allerdings erst bei nur noch geringen Deckungsgraden von Calamagrostis villosa im vege-tationskundlichen Sinne als solche bezeichnet. Erfah-rungsgemäß reagiert die Schmetterlingsfauna in ihrer Zusammensetzung aber viel eher auf eine Zunahme der Heidelbeerbestände im Reitgrasrasen. Aus jenem Grunde wurde im Zuge der Kartierungen zur Schmet-terlingsfauna die Ausweisung einer Vaccinium myrtil-lus-Variante des Trientali-Calamagrostietum praktiziert, wenn die Heidelbeere Deckungsgrade von 2–3 und mehr erreichte (Abb. 4.7.3.2-1).

Solche heidelbeerreichen Reitgrasfluren erreichen auch die hohen Lagen am Brocken und wurden von Karste et al. (2000) westlich der Teufelskanzel erfasst.

Gegenüber Calamagrostis villosa mit Deckungsgrad 2 erreicht Vaccinium myrtillus einen Deckungsgrad von 2–3 und Deschampsia flexuosa einen Deckungsgrad von 1. Etwas stärker traten noch Luzula luzuloides und Calluna vulgaris in Erscheinung. Ansonsten war die Artenfülle in dieser Form der Lichtungsfluren sehr gering. Lediglich Trientalis europaea, Vaccinium vitis-idaea und Galium saxatile waren noch regelmäßig zu finden. Insofern stimmt der subalpine heidelbeerreiche Flügel des Trientali-Calamagrostietum mit dem des typischen Reitgrasrasens überein (siehe oben).

Da nur wenige Schmetterlingsarten der Gilde der Zwergstrauchheiden Ansprüche an eine bestimmte Mindestgröße der Vaccinium-Fluren zu stellen schei-nen, so ist der Zuwachs an typischen Arten in der heidelbeerreichen Variante des Trientali-Calamagros-tietum unerwartet gering.

Abb. 4.7.3.2-1: Vaccinium myrtillus-reiches Trientali-Calamagros-tietum am Königsbach (Foto: T. Karisch).

Abb. 4.7.3.3-1: Quellnasse Standorte am Westhang des Brockens sind von Juncus effusus-reichen Rasen von Calamagrostis villosa bestanden (Foto: T. Karisch).

vor. Gleiches könnte auch für Coleophora alticolella (Art der Krautschicht) gelten, die aber nach gegenwär-tigem Kenntnisstand als typisches Element der Jun-cus effusus-Subassoziation des Reitgrasrasens gelten muss. Charakterarten unter den Schmetterlingen feh-len hingegen dieser Subassoziation.

Hanneckenbruch

Ein üppiger Reitgras- und Flatterbinsenwuchs kenn-zeichnet diesen Untersuchungsplatz. Agrostis capil-laris und Deschampsia flexuosa sind verschwunden, dafür wird Deschampsia cespitosa häufiger (Aufnah-medatum: 28. Juli 2012).

Dentricucullus pygmina, die auf dem Blumentopf-moor geleuchtet wurde, dürfte eigentlich aus dem Flatterbinsenbestand in der Umgebung stammen. Ins-gesamt gesehen steht die lepidopterologische Erfor-schung dieser Vegetationseinheit noch am Anfang.

4.7.3.4 Torfmoos-Reitgrasrasen

Trientali europaeae-Calamagrostietum villosae (schlüter

1966) hilB. et WaGner 1990, Sphagnum recurvum agg.- Subassoziation

Kein FFH-Lebensraumtyp.

Lebensraumkürzel: EEET_S

Nassfeuchte, oftmals teilweise beschattete Standorte in den Reitgras-Lichtungsfluren werden von der Subas-soziation von Sphagnum recurvum agg. eingenommen.

Sie leitet schon zur Vegetation der Niedermoorberei-che über und wurde bezüglich der Lepidopteren wenig beprobt.

Catoptria margaritella (Art der Moosfluren) ergänzt nach bisherigem Forschungsstand als einzige Art die typische Fauna der Torfmoos-Reitgrasrasens, der aber noch deutlich intensiver lepidopterologisch untersucht werden muss.

Hanneckenbruch (28. Juli 2012):

Im Quellgebiet der Holtemmezuflüsse ist der Torf-moos-Reitgrasrasen hier auf einer kleinen Waldlichtung ausgebildet. Im schlecht wüchsigen Calamagrostis vil-losa-Rasen fällt sogleich die bodenbedeckende Schicht aus Sphagnen und anderen Moosen auf. Darauf findet sich viel Galium saxatile, jedoch treten auch Deschamp-sia flexuosa und Agrostis capillaris häufiger auf. Hier und da wächst eine Pflanze von Cirsium palustre bzw.

Deschampsia cespitosa. Wo alte Stümpfe oder Stämme liegen, welche inzwischen vollständig von der Moos-schicht überdeckt sind, wachsen gelegentlich flache Vaccinium myrtillus-Sträucher. An manchen Stellen tritt Viola palustris auf und, wenn es etwas schattiger wird, auch Trientalis europaea. Digitalis purpurea ist als Cha-rakterart des Verbandes hingegen kaum zu finden. In eher staunassen Abschnitten kommt schließlich Juncus effusus auf, der zur entsprechenden Subassoziation des Reitgrasrasens überleitet.

4.8 Zwergstrauchheiden

1656 charakterisierte schon olearius die Brockenkuppe als mit viel Heide und wenig Gras bestanden (Grosse

1926; siehe Abschnitt 2.3.1). drude (1902) unterschei-det zwischen einer subalpinen Heide, die vom Brocken-gipfel aus zungenförmig in den Wald hineinreichend

bis 950 mNN absteigt, sowie einer Felsheide, welche in den Lagen darunter vorkommt. Dabei vermeldet er aus Regionen unterhalb von 900 mNN eine vermin-derte Zahl von Sporophyten, was sich nach heutigen floristischen Daten nicht bestätigen lässt (Karste, mdl.

2012). Nach BeuG et al. (1999) sind für den Zeitraum vom Beginn des Mittelalters bis etwa zum Jahr 1500

2012). Nach BeuG et al. (1999) sind für den Zeitraum vom Beginn des Mittelalters bis etwa zum Jahr 1500