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Hochstaudenfluren des Fuchsschen Greis- krautes krautes

4 Vegetation und Falterwelt

4.10 Wegränder

4.11.2 Hochstaudenfluren des Fuchsschen Greis- krautes krautes

Senecio ovatus-Dominanzbestände

FFH-LRT 6430 – Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe

Lebensraumkürzel: HSF_Sf

Auf Windwurfflächen und Schlagfluren mit mäßiger bis stärkerer Blockbestreuung sowie entlang von kleinen, teilweise besonnten Gräben und Wegrändern wachsen im Untersuchungsgebiet sehr verbreitet Hochstauden-fluren, die von Senecio ovatus bestimmt sind. Sind die Standorte etwas lichter und sonniger, so gesellt sich sehr schnell Epilobium angustifolium hinzu, wenngleich es die Fluren des Fuchsschen Greiskrautes nicht

durch-dringt, sondern nur umgibt. Während die Hochstauden-fluren im Gelände physiognomisch leicht wahrnehmbar sind, so ist ihre vegetationskundliche Fassung deutlich schwieriger, da Senecio ovatus im Gegensatz zu Sene-cio hercynicus eigentlich nicht als eigene Charakterart

Abb. 4.11.2-1: Herden von Senecio ovatus entlang der Straße durch das Bodetal bei Schierke (Foto: T. Karisch).

einer Gesellschaft gelten kann. Sowohl der Standort der Hochstaudenfluren als auch das Vorkommen von E. angustifolium, Senecio viscosus L. und gelegentlich auch Digitalis purpurea zeigen aber, dass die Senecio ovatus-Fluren den azidophilen Schlagfluren zuzurech-nen sind (rennWald et al. 2000; nach schuBert 2001 aber auf kalkhaltigen Böden). Anhand der charakteristi-schen Artenkombination greift schuBert (2001) auf die Bezeichnung des Epilobio angustifolii-Senecionetum fuchsii (Pfeiff. 1936) WendelB. 1971 zurück, während rennWald et al. (2000) die Bestände als Senecioni-Epi-lobietum angustifolii huecK 1931 führen. Neben den schon genannten Spezies sind nach schuBerts Anga-ben Rubus idaeus, Cirsium arvense, Fragaria vesca, Hypericum perforatum L., Festuca gigantea, Brachy-podium sylvaticum, Galium odoratum und Hordelymus europaeus (L.) C. O. harz in der Fuchsgreiskraut-Gesell-schaft steter zu finden, was nach Beobachtungen des Verfassers mit Ausnahme von Galium odoratum und Hordelymus europaeus und eingeschränkt für Brachy-podium sylvaticum (im Hochharz nur in unteren Lagen) durchaus auch für die untersuchten Hochstaudenfluren von Senecio ovatus im Untersuchungsgebiet zutrifft. Im stärker beschatteten, luftfeuchten Waldbereich sind die Senecio ovatus-Bestände aber dann eher dem Sene-cioni fuchsii-Impatientietum noli-tangere (hilB. 1972) r. tx. 1975 zuzurechnen, welches schuBert (2001) in das Stachyo sylvaticae-Impatietum noli-tangere Pass. 1967 einordnet. Impatiens noli-tangere, Stellaria nemo-rum und Stachys sylvatica sind hier an den Weg- und Bachrändern der Buchenwaldzone, z. B. im Ilse- und Sandtal, jene steten Arten, die auf die anderen Stand-ortbedingungen hinweisen.

Wie bei den Senecio hercynicus-Hochstaudenfluren ausgeführt, sind auch die Senecio ovatus-Bestände wichtige Nektarquellen für die Schmetterlingswelt im Untersuchungsgebiet. Eine separate Betrach-tung hierzu für das mittlere Erzgebirge findet sich bei dietrich & Gärtner (2013), die 20 saugende Groß-schmetterlingsarten auflisten. Die Bedeutung als

Ent-wicklungshabitat für Schmetterlinge ist bei Senecio ovatus indes deutlich geringer als bei Senecio hercyni-cus. Als typische Lepidopterenarten konnten bisher die nachfolgend aufgelisteten gefunden werden:

Arten der Krautschicht

Aphelia unitana (schwach), Epiblema hepaticana, Platyptilia nemoralis, Hellinsia osteodactylus°, Pieris napi (Nahrungs-gast), Lycaena virgaureae (Nahrungsgast), Argynnis aglaja (Nahrungsgast), Inachis io, Aglais urticae, Erebia ligea (Nah-rungsgast) und Mesotype didymata (Nah(Nah-rungsgast).

Aphelia unitana ist besonders in solchen Senecio ovatus-Beständen zu finden, die in Schlängelschmie-lenfluren oder Schlagrasen des Wolligen Reitgrases wachsen. Jene Arten, deren Raupen an Senecio ova-tus resp. S. hercynicus fressen, seien hier als Charak-terarten der Vegetationseinheit herausgestellt.

Charakterarten der Senecio ovatus -Dominanzbe-stände

Epiblema hepaticana (schwache Charakterart) Platyptilia nemoralis (schwache Charakterart) Hellinsia osteodactylus (schwache Charakterart) Tal der Kalten Bode oberhalb von Schierke

Am Wegesrand bildet Senecio ovatus teilweise dichte Bestände, die fleckenweise von Rubus idaeus, Urtica dioica und Ranunculus repens durchsetzt sind (Abb.

4.11.2-1). Vereinzelt drängen aus der grasigen Weg-randflur auch einige Pflanzen von Deschampsia cespi-tosa, Poa pratensis, Festuca pratensis und Dactylis glomerata hinein (Aufnahmedatum: 30. Juni 2012).

4.11.3 Hochstaudenfluren des Hain-Kreuzkrautes Senecio hercynicus-Dominanzbestände

FFH-LRT 6430 – Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe

Lebensraumkürzel: HSF_Sn

Deschampsia cespitosa, Rubus idaeus, Urtica dioica, Oxalis acetosella, Calamagrostis villosa und selbst-verständlich die dominierende Hochstaude Senecio

Abb. 4.11.3-1: Senecio hercynicus-Hochstaudenfluren im Trientali-Calamagrostietum im Bereich der Oberen Peseke (Foto: T. Karisch).

hercynicus bilden eine dem Epilobio angustifolii-Sene-cionetum hercynici analoge Gesellschaft, wobei Epilo-bium angustifolium vor allem in der Fichtenwaldzone den Beständen beigemischt ist, auf der Brockenkuppe aber stärker zurücktritt. Dafür kommt hier dann regel-mäßig Rumex alpestris vor (Karste et al. 2011; daMM 1994). Es sind meist herdenartige Senecio hercynicus-Hochstaudenfluren, die in die altimontane Lichtungsve-getation auf dem Brocken eingestreut sind und hier an den Kanten der Blöcke oder aber in leichten Gerinnen wachsen. Steigt man tiefer hinab, so säumen die im Hochsommer gelb leuchtenden Fluren gern die Weg-ränder oder finden sich im blockbestreuten Bereich von Schneisen (Abb. 4.11.3-1). Wird auch das Schmalblätt-rige Weidenröschen häufiger, dessen Gruppen sich dann oft an die Greiskrautherden anschmiegen, so ent-stehen z. T. sehr farbenfrohe Flecken in der ansons-ten trisansons-ten hochmontanen Lichtungsflur. Verlässt man die Zone des Fichtenwaldes, so werden, fast unmerk-lich, die Hochstaudenfluren von Senecio hercynicus durch jene von Senecio ovatus ersetzt, welches aber etwas später zur Blüte gelangt (jedoch auch Bastarde mit S. hercynicus bildet). Der Umfang und die Höhen-lage, bei der diese Substitution einsetzt, sind dabei sehr unterschiedlich. So fand der Autor am Brockennord-hang schon unterhalb des Eisernen Tisches Trupps von Senecio ovatus bei etwa 900 mNN, während am Nordhang des Großen Winterberges Senecio hercyni-cus die Hochstaudenflur noch bei weniger als 700 mNN bestimmt. Die Kartierungen der Nationalparkverwal-tung zeigten, dass Senecio hercynicus durchaus auch nicht selten bis in den montanen Bereich hinabsteigt, wenngleich es in der Häufigkeit natürlich stark ausdünnt (Karste, in litt. 2012).

Die lepidopterologische Untersuchung der Senecio hercynicus-Hochstaudenfluren war schwierig. Neben vereinzelter Raupensuche bot sich hier insbesondere die Notierung von blütenbesuchenden Schmetter-lingen an, wobei bei diesen Arten zumeist von einer Trennung von Nahrungs- und Larvenhabitat auszuge-hen ist. Immerhin sind diese Hochstaudenfluren aber sehr wichtige Nektarquellen in den sonst blütenarmen Hochlagen mit einer damit bedeutenden Funktion für den Erhalt einer artenreichen Schmetterlingsfauna.

An typischen Falterarten konnten die folgenden in den Senecio hercynicus-Beständen gefunden werden.

Arten der Krautschicht

Aphelia unitana, Epiblema hepaticana, Platyptilia nemoralis, Udea alpinalis, Pieris napi (Nahrungsgast), Lycaena virgau-reae (Nahrungsgast), Boloria aquilionaris (Nahrungsgast), Inachis io, Aphantopus hyperantus (Nahrungsgast), Erebia ligea (Nahrungsgast), Mesotype didymata (Nahrungsgast) und Cerapteryx graminis (auch Nahrungsgast).

Jene Spezies, deren Raupen an mono- oder oligophag an Senecio hercynicus anzutreffen sind, werden als Charakterarten eingestuft.

Charakterarten der Senecio hercynicus -Dominanzbe-stände

Aphelia unitana (schwache Charakterart) Epiblema hepaticana (schwache Charakterart) Platyptilia nemoralis (schwache Charakterart) Hellinsia osteodactylus (schwache Charakterart) Udea alpinalis (Charakterart)

4.11.4 Hochstaudenfluren des Großen Mädesüßes Filipendula ulmaria-Dominanzbestände

FFH-LRT 6430 – Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe

Lebensraumkürzel: HSF_Fu

Während sie z. B. im unteren Selketal große Flächen in Waldtaschen oder auf Wiesenbrachen einnehmen, sind sie im Untersuchungsgebiet eher selten zu finden – die vom Großen Mädesüß gebildeten Hochstaudenfluren.

Bei Karste et al. (2011) werden sie gar nicht erwähnt, jedoch sollen sie hier, da sie im gewissen Umfang auch lepidopterologisch bedeutsam sind, kurz abgehandelt werden. Steht Filipendula ulmaria in noch gelegentlich genutzten Wiesen, so sind die Bestände sehr locker und reichlich von Wiesenarten durchsetzt, so dass man hier von einer Filipendula ulmaria-Fazies sprechen könnte.

In älteren Brachen dominiert dann Filipendula ulmaria und lässt von den Verbandscharakterarten (nach schu

-Bert 2001) eigentlich nur noch Lysimachia vulgaris L.

zu nennenswerter Entwicklung kommen. Weiterhin tre-ten Cirsium palustre und Urtica dioica regelmäßig auf.

Einer eigenen Assoziation kann man die artenarmen Dominanzbestände von Filipendula ulmaria im Unter-suchungsgebiet nicht hinzurechnen.

Die Schmetterlingsfauna der Mädesüßfluren ist bis-her kaum untersucht. Brenthis ino und Inachis io sind die einzigen beiden Lepidopterenarten, die als typisch für diese Pflanzenbestände ausgewiesen werden kön-nen. Brenthis ino kommt hier zur Entwicklung und stellt somit eine Charakterart dieser Vegetationseinheit dar, wenngleich er zur Nahrungsaufnahme angrenzende Wiesen bzw. Hochstaudenfluren nutzt.

Abb. 4.11.4-2: Brachebereich in den Feuersteinwiesen mit auf-kommendem Großen Mädesüß (Foto: T. Karisch).

Charakterarten der Filipendula ulmaria- Dominanzbe-stände

Brenthis ino (Charakterart)

Abzweig Weg nach Mandelholz an Bahnlinie

In einer leichten Geländemulde hat sich hier eine dichte Filipendula ulmaria-Flur gebildet, in der strecken-weise auch reichlich Urtica dioica und am Rande Cir-sium arvense vorkommen (Abb. 4.11.4-1). In ebeneren Abschnitten treten zudem Cirsium palustre, Valeriana officinalis agg., Lathyrus pratensis, Scirpus sylvaticus und Juncus effusus auf (Aufnahmedatum: 30. Juni 2012).

Pieris rapae und Polyommatus icarus wurden bis-her zusätzlich zu den typischen Arten in jenem Habitat beobachtet.

Feuersteinwiese

In Gräben und Senken der Feuersteinwiese trifft man auf relativ niedrig wüchsige Pflanzen von Filipen-dula ulmaria, welche sich kaum über die Grasschicht zu erheben vermögen (Abb. 4.11.4-2). Es sind keine reinen Mädesüßbestande, sondern mit anderen Wie-senpflanzen, wie Deschampsia cespitosa, Dactylis glomerata, Vicia cracca, Alopecurus pratensis, Ranun-culus repens, Lathyrus pratensis und Cirsium arvense gemischte (Aufnahmedatum: 30. Juni 2012).

4.11.5 Acker-Kratzdistel-Dominanzbestände Cirsium arvense-Dominanzbestände, (Cirsio arvensis-De-schampsietum cespitosae schuB. 2001)

Kein FFH-Lebensraumtyp.

Lebensraumkürzel: HSF_Ca

Im submontanen Bereich treten an Wegrändern, auf Rückeschneisen sowie an stark gestörten Stellen auf Lichtungen Cirsium arvense-Dominanzbestände auf, die teilweise als verarmtes Cirsio arvensis-Deschamp-sietum cespitosae angesehen werden könnten, oft aber neben der dominierenden Acker-Kratzdistel nur einige Gefäßpflanzenarten der angrenzenden Lebensräume beherbergen. So wachsen zwischen Cirsium arvense im Großen Sandtal z. B. Tussilago farfara, Rubus ida-eus, Brachypodium sylvaticum, Juncus effusus, Carex leporina, Deschampsia cespitosa und Calamagrostis villosa. Die Distelfluren werden gern von Tagfaltern zur Nektaraufnahme angeflogen, dabei sind die Blüten von Cirsium arvense aber bei weitem nicht so attraktiv wie jene von Cirsium palustre.

4.11.6 Himbeer-Gestrüppe Rubetum idaei GaMs 1927 Kein FFH-Lebensraumtyp.

Lebensraumkürzel: TSSR

Himbeerfluren finden sich im Untersuchungsgebiet sehr verbreitet in allen Höhenlagen bis hin zur Bro-ckenkuppe, häufig indes nur kleinflächig. Das Bild bestimmt die Himbeere, oft aber nicht allein, sondern durchsetzt von Senecio ovatus oder S. hercynicus und Urtica dioica (Abb. 4.11.6-1, 4.11.6-2). Eigene Kenn-arten hat das Himbeergestrüpp nicht. schuBert (2001) und Karste et al. (2011) fassen es trotzdem als eigene Gesellschaft (Rubetum idaei GaMs 1927), rennWald et al. (2000) als Rubus idaeus-Gesellschaft. Mit gerin-gem Bauwert und vor allem randlich dringen Arten der umgebenden Pflanzenbestände ein. So vermerkt daMM

(1994) für die Brockenkuppe ein recht stetes Auftre-ten von Calamagrostis villosa, Rumex alpestris, Oxalis acetosella und Senecio hercynicus. Z. T. sind es aber auch Luzula luzuloides, Deschampsia cespitosa, D. fle-xuosa, Galium saxatile, Epilobium angustifolium, Dry-opteris dilatata und Bistorta officinalis.

Himbeer-Gestrüppe lassen sich nur in Einzelfällen gezielt nach Lepidopteren untersuchen. Hierzu kön-nen Tagesexkursiokön-nen und Raupensuchen diekön-nen.

Bei Lichtfängen sind bei Vorhandensein größerer Him-beerbestände oftmals nur indirekt über die Raupen-futterpflanzen Rückschlüsse über die daran lebenden Falterarten möglich. Es besteht in der Erforschung der Fauna des Rubetum idaei des Bearbeitungsgebietes noch viel Untersuchungsbedarf. Daher fällt die Liste Abb. 4.11.4-1: Filipendula ulmaria-Dominanzbestand an der

Harz-querbahn nahe Drei-Annen-Hohne (Foto: T. Karisch).

Abb. 4.11.6-1: Rubus idaeus-Flur an den Feuersteinwiesen,

durch-setzt von Senecio ovatus und Cirsium palustre (Foto: T. Karisch). Abb. 4.11.6-2: Aufgelichteter Fichtenforst am Oberen Meinecken-berg wird von Himbeerschleiern durchsetzt (Foto: T. Karisch).

der typischen Arten dieser Pflanzengesellschaft noch sehr kurz aus.

Arten der Krautschicht

Lampronia corticella°, Orthotaenia undulana°, Udea lutealis, Thyatira batis, Habrosyne pyritoides, Mesoleuca albicillata, Polia hepatica°, Xestia baja°, Anaplectoides prasina°

Die meisten der nachfolgend ausgewiesenen Charak-terarten des Rubetum idaei werden nur als „schwach“

angesehen, da sie auch Him- (und Brombeer)fluren in anderen Pflanzengesellschaften folgen, die selbst nicht mehr als Rubetum idaei eingestuft werden können.

Charakterarten des Rubetum idaei Lampronia corticella (Charakterart) Thyatira batis (schwache Charakterart) Habrosyne pyritoides (schwache Charakterart) Mesoleuca albicillata (schwache Charakterart)

Waldlichtung zwischen Drei-Annen-Hohne und Wormketal

Kleine Lichtungen können über und über mit Himbeere bedeckt sein. Diese liebt im Untersuchungsgebiet sol-che Standorte, findet sich aber auch an Wegrändern vor allem der niederen und mittleren Bergstufe. Neben Rubus bestimmen Senecio ovatus/hercynicus und Urtica dioica die Szene (Aufnahmedatum: 16. Juni 2012).

Zilierwald

Das Himbeergestrüpp ist hier auf einer ehemaligen Lichtung mit Senecio ovatus gemischt. Auch andere Rubus-Arten sind anzutreffen, dazwischen finden sich weiterhin vereinzelt Urtica dioica, Cirsium palustre, Calamagrostis villosa, Deschampsia flexuosa, Agros-tis capillaris sowie randlich etwas Epilobium angusti-folium, Hypericum perforatum und Digitalis purpurea (Aufnahmedatum: 28. Juli 2012).

Unterhalb ehemaliger Skilift Drei-Annen-Hohne Zwischen dem Wegrand und einem dem Wald vorge-lagerten Trientali-Calamagrostietum wächst hier auf einer ruderalen Stelle ein Dominanzbestand von Rubus idaeus. Er ist zwar flächig ausgedehnt, aber nicht sehr dicht. Darum sind auch andere Ruderalzeiger, Wiesen- und Schlagrasenarten anzutreffen, von denen Galium aparine, Elymus repens (L.) F. W. Gould, Deschamp-sia cespitosa, Festuca pratensis, Dactylis glomerata,

Calamagrostis villosa, Senecio ovatus, Epilobium sp., Rubus sp., Cirsium palustre, Cirsium arvense und Arte-misia vulgaris L. erwähnt seien (Aufnahmedatum: 30.

Juni 2012).

Der Dominanzbestand von Rubus idaeus am ehe-maligen Skilift wurde etwas eingehender lepidopterolo-gisch untersucht. Dabei konnten Arten nachgewiesen werden, die sicherlich in der Begleitflora des Himbeer-gestrüpps zur Entwicklung gekommen sind. Hier seien als Beispiele Polyommatus icarus (Raupe an Lotus cor-niculatus), Spargania luctuata (Raupe an Epilobium), Abrostola tripartita (Raupe an Urtica), Shargacucullia scrophulariae (Raupe an Scrophularia), Hadena rivula-ris (Raupe an Silene) und Xestia sexstrigata (Raupe an Gräsern) erwähnt. Viele Arten, die sich an den reichlich vorhandenen Vorhölzern entwickeln, gehören zudem zu den xenozönen Arten des Rubetum ideai dieser Lokalität, wie z. B. Carpatolechia proximella, Apotomis sororculana, Epinotia tetraquetrana, E. tenerana, Elec-trophaes corylata, Gluphisia crenata und Calliteara pudibunda.

Wenngleich die Himbeer-Gestrüppe im Untersu-chungsgebiet die mit Abstand häufigsten sind, so können aber auch andere Brombeerarten flächenhaft in Erschei-nung treten. Die Bestimmung der einzelnen Arten konnte der Verfasser nicht vornehmen, weshalb sie in der vorlie-genden Arbeit mit „Rubus sp.“ vermerkt sind.

Wegrand westlich der Plessenburg

Am Rande eines Buchen-Fichten-Waldes säumt hier Rubus sp. den Wegrand. Da die Brombeere nicht so hochwüchsig wie Rubus idaeus ist, finden sich hier auch Valeriana officinalis agg., Senecio ovatus, Deschampsia cespitosa und Festuca gigantea ein-gestreut. Weiterhin zeigen sich u. a. Mycelis muralis, Galeopsis speciosa, Fragaria vesca, Chaerophyllum sp., Geranium robertianum und Stachys sylvatica (Auf-nahmedatum: 25. Juli 2012).

4.12 Schwermetallrasen

Armerietum halleri Libb. 1930

FFH-LRT 6130 – Schwermetallrasen Lebensraumkürzel: SMR

Auf einer Erzschlackehalde des Verhüttungsplatzes

„Schulerhütte“ am Fuß des Kienberges rechtsseitig der Ecker ist ein kleiner Schwermetallrasen entwickelt

Abb. 4.12-1: Blick über den Schwermetallrasen der Schulerhütte an der Ecker (Foto: T. Karisch).

(Abb. 4.12-1). Diese Hüttenstätte wurde bereits 1311 in einem Goslaer Urkundenbuch erwähnt. Die Halde war einst umfangreicher, jedoch wurde vor 1917 Material zur weiteren Verhüttung entnommen (Kison & KlaPPauf 2010). Im Rahmen von Pflegemaßnahmen entfernte man von Teilen der Halde den im Laufe der Zeit ange-sammelten Oberboden, um Initialstadien der Schwer-metallvegetation wieder eine Entwicklungsmöglichkeit zu geben.

So hat sich auf den freiliegenden Schlacken eine artenreiche epigäische Flechtenflora entwickelt. Nach ullrich (nach eBersPach & WüsteMann, 1994) finden sich hier vor allem Lecanora subaurea zahlBr., Leci-dea fuscoatra (L.) ach., L. plana (lahM) nyl., Porpidia tuberculosa (sM.) hertel et KnoPh, Cladonia cervicornis var. furcata (iluds.) schrader, C. c. var. rangiferina (L.) WeBer, C. c. var. mitis sandst. und Cladonia pyxidata (L.) hoffM. nebst einigen weiteren, selteneren Arten.

Besonders interessant ist weiterhin das Auftreten der äußerst konkurrenzarmen, den hohen Schwerme-tallgehalt des Bodens jedoch tolerierenden und damit nur auf solchen Standorten vorkommenden Minuar-tia caespitosa (J. F. ehrhart ex Willd.) v. deGen in S.

JávorKa, die als Glazialrelikt gilt (ernst et al. 2009; Abb.

4.12-2). Auf mit Feinerde überdeckten Bereichen stockt das Armerietum halleri liBB. 1930 mit Armeria maritima ssp. halleri (Wallroth) rothMaler, Agrostis capilla-ris, Deschampsia flexuosa, Silene vulgaris (Moench) GarcKe, Campanula rotundifolia sowie randlich Dian-thus deltoides, Draba verna L., Silene latifolia Poiret

und Holcus lanatus (eBersPach & WüsteMann 1994).

Großflächig finden sich aber auch fast reine Agrostis capillaris-Fluren oder flache Calluna vulgaris-Heiden.

ernst et al. (2009) führen zum verbreiteten Auftreten des Heidekrautes auf schwermetallreichen Schlacke-halden aus, dass C. vulgaris im Vergleich mit Kräutern einen relativ geringen Schwermetallgehalt in seinen Blättern und Stängeln hat. Dies sei auf die Symbiose der Pflanze mit dem Mykorrhizapilz Hymenoscyphus ericae (read) Korf zurückzuführen, wodurch die Trans-lokation der Schwermetalle vom Boden in die Pflanze herabgesetzt wird.

Für die Etablierung von Laub- und Nadelbäumen ist die Schlackehalde zu toxisch. Nur am Rande wachsen größere Fichten und Birken, entlang der Ecker auch Buchen. Einzig die Birke rückt auf stärker mit einer Bodenauflage versehene Haldenstandorte vor und bil-det kleine Gehölzgruppen aus kümmerlich wachsen-den, lediglich 0,5 bis 1 m hohen Bäumchen.

Phytophage Tierarten nutzen nach ernst et al.

(2009) in Schwermetallrasen gern schwermetallarme Teile einer Pflanze (z. B. junge Teile oder Samen) oder weichen auf Arten mit einem relativ geringeren Schwermetallgehalt aus. Als Beispiel wird u. a. die Eule Hadena bicruris genannt. Diese wurde aber im Untersuchungsgebiet noch nicht nachgewiesen. Über-haupt blüht Silene vulgaris hier sehr spät, so dass an einer regelmäßigen Entwicklung der Raupen in den im Herbst zu findenden Kapseln gezweifelt werden muss.

Die Raupen der im Schwermetallrasen an der Schu-lerhütte häufigen Ancylis unguicella wurden bisher noch nicht an Calluna vulgaris gefunden, so dass eine eventuelle Bevorzugung bestimmter Pflanzenteile nicht geklärt werden konnte.

Zur Feststellung der typischen Schmetterlings-fauna des Schwermetallrasens sind noch

umfang-Abb. 4.12-2: Minuartia caespitosa ist eine Charakterart der Schwermetallrasen im Gebiet (Foto: T. Karisch).

reiche Kartierungen erforderlich. Nach gegenwärtigem Kenntnisstand scheint die Zahl der Indigenen äußerst gering, was nicht nur an den Schwermetallgehalten der Pflanzen liegen muss, sondern vielleicht auch an der geringen Zahl von Pflanzenarten, die überhaupt von Schmetterlingen als Raupennahrung genutzt werden.

Wichtige Arten, die bisher auf dem Schwermetallrasen beobachtet wurden, sind Sophronia semicostella, Eana argentana, Scoparia ambigualis, Dipleurina lacustrata, Eudonia truncicolella, Eudonia mercurella, Agriphila straminella, Pleuroptya ruralis, Thyatira batis, Ochro-pacha duplaris, Drepana falcataria, Puengeleria cap-reolaria, Geometra papilionaria, Idaea biselata, Idaea aversata, Xanthorhoe quadrifasciata, Perizoma alche-millata, Eupithecia linariata, Spilosoma lubricipeda, Eilema depressa, Eilema lutarella, Acronicta psi, Las-peyria flexula, Charanyca trigrammica, Rusina ferrugi-nea, Apamea crenata, Apamea rubrirena, Mythimna pallens, Cerapteryx graminis, Diarsia brunnea und Ochropleura plecta.

Als indigen und tychozön können davon Sophronia semicostella (Raupe an Silene), Eana argentana (Raupe polyphag an Kräutern oder Gräsern), Dipleurina lacus-trata, Eudonia truncicolella und E. mercurella (Raupen jeweils an Moosen), Agriphila straminella (Raupe an Gräsern), Idaea biselata und I. aversata (Raupen an welken Pflanzenteilen), Eupithecia linariata (Raupe an Linaria vulgaris), Spilosoma lubricipeda (Raupe an Kräutern), Eilema lutarella (Raupe an Flechten), Las-peyria flexula (Raupe an Flechten), Charanyca trigram-mica (Raupe polyphag an Kräuter- und Graswurzeln), Rusina ferruginea (Raupe an Kräutern), Apamea cre-nata, Mythimna pallens und Cerapteryx graminis (Rau-pen jeweils an Gräsern), Ochropleura plecta (Raupe an Kräutern) und Diarsia brunnea (Raupen sehr polyphag) angesehen werden. Die restlichen Spezies hält Verfas-ser für xenozöne Elemente. Klare Charakterarten des Schwermetallrasens können im Moment nicht erkannt werden. Vielleicht gehören Sophronia semicostella (als

schwache Charakterart) und Ancylis unguicella dazu.

Eine besondere Bedeutung des Schwermetallrasens als Habitat bestandsbedrohter Schmetterlingsarten lässt sich aus den gegenwärtig vorliegenden Daten nicht ableiten.