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Verfolgte Innovationsstrategie

Erwartungsgemäß besitzt das Thema Innovationsgenerierung innerhalb der befragten Unternehmen branchen- und betriebsgrößenübergreifend einen hohen Stellenwert (vgl.

Abb. 39). Bei der Hälfte der Unternehmen ist die gesamte Unternehmensstrategie auf die Entwicklung neuer Produkte und Prozesse ausgerichtet, sodass hier die Innovationsgene-rierung als Geschäftsgrundlage angesehen wird. Bei zwölf Unternehmen wird Innovati-onsgenerierung als logische Notwendigkeit angesehen, da eine starke Produkt- oder Marktabhängigkeit besteht. Hier wird eine Diversifizierungsstrategie verfolgt, die durch stetige Produktverbesserungen oder deren Ersatz auf mehr oder weniger den gleichen Märkten gekennzeichnet ist. Lediglich bei zwei der befragten Unternehmen existiert keine eigenständige Innovationspolitik. Hierbei handelte es sich um zwei Transformationsdienst-leister (Engineering-Unternehmen), die jeweils auf den Bedarf ihrer Kunden reagieren.

Abbildung 39: Stellenwert der Innovationsgenerierung im Unternehmen (n=28)

Quelle: eigene Erhebung

92 Die Nummerierung der Interviewaussagen stimmt nicht mit der Reihenfolge der Untersuchungs-teilnehmer aus Anhang 14 und Anhang 15 überein.

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Im Gegensatz zu anderen materielle Güter produzierenden Wirtschaftsbereichen zeich-nen sich Hochtechnologieunternehmen durch eizeich-nen höheren Wissens- bzw. Forschungs-anteil aus, weshalb von diesem Wirtschaftsbereich ein hohes Innovationspotenzial aus-geht. Bei Transformationsdienstleistern, die als Zulieferer eng mit der materielle Produkte erstellenden Industrie verbunden sind und eine funktionale sowie kognitive Nähe zu Hoch-technologieunternehmen aufweisen, spielt die Generierung analytisch-technischen Wis-sens eine zentrale Rolle (vgl. Kap. 3.1.1.2). Aufgrund dieser hohen Innovationsaffinität der beiden Akteursgruppen der Wissensökonomie wies auch das befragte Unternehmens-sample erwartungsgemäß ein äußerst aktives Innovationsverhalten auf. Unternehmensin-tern führten 28 von 29 befragten UnUnternehmensin-ternehmen innerhalb der letzten drei Jahre Aktivitäten durch, die auf die Einführung von Produkt- und Prozessinnovationen abzielten. Ebenso hoch lag der Anteil an Unternehmen, der im gleichen Zeitraum unternehmensintern FuE-Arbeit betrieben hat.93

Auch das externe Innovationsverhalten der befragten Unternehmen war in den vergange-nen drei Jahren von großer Aktivität gekennzeichnet, was als Beleg für die zunehmende Arbeitsteiligkeit von Innovationsprozessen angesehen werden kann. 28 von 29 befragten Unternehmen führten im beschriebenen Zeitraum kooperative Forschungsprojekte durch, die auf die Einführung von Produkt- und Prozessinnovationen abzielten.

Bei der Wahl der Kooperationspartner bzw. der entsprechenden Kooperationsintensität zeigt sich besonders die enge Beziehung zu den jeweiligen Kunden/Abnehmern (vgl. Abb.

40): Fast zwei Drittel der befragten Unternehmen hat im Rahmen kooperativer For-schungsprojekte innerhalb der vergangenen drei Jahre mit dieser Akteursgruppe in ho-hem bzw. sehr hoho-hem Maße zusammengearbeitet, was für eine gewisse nachfrageindu-zierte Innovationsgenerierung spricht. Dies erklärt sich dadurch, dass aus wettbewerbs-strategischer Sicht die Kunden/Abnehmer die wichtigste Anspruchsgruppe darstellen,

„weil sie letztlich nur das nachfragt, was ihre Bedürfnisse trifft“ (MARKOWSKI et al. 2008, S.

9). Jeweils elf der befragten Unternehmen arbeitete in hohem bzw. sehr hohem Maße mit universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zusammen. Hier stellte sich auf Nachfrage heraus, dass insbesondere die gut ausgebaute Forschungsinfrastruk-tur der wissenschaftlichen Einrichtungen sowie die Zugriffsmöglichkeiten auf hochqualifi-ziertes Fachpersonal bzw. Absolventen für entsprechende Kooperationen mit For-schungseinrichtungen sprechen.

93 Ein bedeutender Teil der Unternehmen in Deutschland ist mit Innovationen erfolgreich, ohne selbst Forschung und Entwicklung zu betreiben. In der Industrie waren dies im Jahr 2008 rund ein Drittel aller Innovatoren, in den wissensintensiven Dienstleistungen rund zwei Fünftel (vgl. RAMMER

et al. 2010, S. 176).

Während Wettbewerber – aus Angst vor dem Verlust eigener Wettbewerbsvorteile – kaum für Forschungskooperationen ausgewählt wurden (zehn Unternehmen in geringem Maße bzw. 14 Unternehmen gar nicht), spielten Zulieferer für zehn der befragten Unternehmen in hohem bzw. sehr hohem Maße eine Rolle als Partner für Forschungskooperationen.

Hierbei handelte es sich auf Nachfrage hauptsächlich um eine Zusammenarbeit mit Engi-neering-Unternehmen für die Prototypenentwicklung, was als zentrale Aufgabe der Trans-formationsdienstleister gilt (vgl. Kap. 3.1.1.2).

Abbildung 40: Partner für Forschungskooperationen

Quelle: eigene Erhebung

Des Weiteren wurde nach Kriterien gefragt, nach denen Unternehmen ihren Such- und Auswahlprozess nach geeigneten Partnern für kooperative Forschungsprojekte auswäh-len. Wie Abbildung 41 zeigt, stellte sich hierbei die technologische Nähe, definiert als das Ausmaß gemeinsamer Forschungsfelder (vgl. CANTNER et al. 2009, S. 208), als wichtigs-tes Kooperationskriterium heraus, das für 25 von 29 befragten Unternehmen in hohem bzw. sehr hohem Maße eine Rolle für den Such- und Auswahlprozess spielt. In der Litera-tur über innovationsorientierte Netzwerke wird davon ausgegangen, dass technologische Nähe als eine wichtige Voraussetzung für Kooperationen zwischen Innovationsakteuren angesehen werden kann, die darüber hinaus die Verbreitung von Wissensspillovereffek-ten begünstigt (vgl. ORLANDO 2004; CANTNER et al. 2009).

Die räumliche Nähe spielt hingegen eine untergeordnete Rolle, lediglich für sechs befrag-te Unbefrag-ternehmen ist sie für den Such- und Auswahlprozess in hohem Maße wichtig. Gera-de die Großunternehmen Gera-des Untersuchungssamples wiesen in diesem Zusammenhang auf ihre existierenden überregionalen Vernetzungen hin, die entweder durch temporäre

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in sehr hohem Maße in hohem Maße in mittlerem Maße in geringem Maße gar nicht

räumliche Nähe in Form von Geschäftsreisen oder durch interaktive Kommunikation be-stritten werden. Wesentlich wichtigere Aspekte für den Such- und Auswahlprozess nach geeigneten Forschungspartnern stellen in diesem Zusammenhang bestehende Ge-schäftsverbindungen oder persönliche Kontakte zu anderen Innovationsakteuren dar, die sich aus der alltäglichen Arbeit ergeben und unabhängig von der geographische Distanz betrachtet werden. Für 14 bzw. 16 der befragten Unternehmen spielen diese Kontakte in hohem bzw. sehr hohem Maße eine Rolle.

Abbildung 41: Kooperationskriterien (n=29)

Quelle: eigene Erhebung

Eine recht untergeordnete Rolle spielt hingegen die Vermittlung von potenziellen Koope-rationspartnern durch externe Technologietransferstellen. Für fast ein Viertel der befrag-ten Unternehmen spielt dies entweder gar keine Rolle bzw. für über ein Drittel der Unter-nehmen nur in geringem Maße, was die bestehende Kritik über die Effizienz externer Technologietransferstellen durchaus stützt (vgl. CZARNITZKI et al. 2001; BARANOWSKI

2009).

Eine völlig untergeordnete Bedeutung nimmt die Größe des Kooperationspartners ein.

Hier wird weder besonders auf Umsatz, Beschäftigtenanzahl oder FuE-Ausgaben geach-tet. Für 23 von 29 befragten Unternehmen spielt dies entweder gar keine Rolle bzw. nur in geringem Maße, was als große Aufgeschlossenheit gegenüber anderen kooperationswilli-gen Innovationsakteuren interpretiert werden kann, solange zu diesen eine entsprechen-de technologische Nähe besteht.