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3.2 Die Rolle von Technologieparks als spezifische Räume der Wissensarbeit

3.2.1 Terminologische Abgrenzung

Technologieparks stellen ein schmales Segment von Gewerbeimmobilien dar. Ihre Aufmerk-samkeit erzielen sie allerdings mehr infolge ihres instrumentellen Charakters im Rahmen der Regionalentwicklung sowie Wirtschafts- und Technologiepolitik als aufgrund ihrer quantitati-ven immobilienwirtschaftlichen Bedeutung. Dieses schmale Immobiliensegment ist als äu-ßerst heterogen zu bezeichnen, da sich in den vergangenen drei Jahrzehnten eine Vielzahl von wissensbasierten Ansiedlungstypen entwickelt hat. Das Spektrum reicht hier von Tech-nologieparks, Gründer- und Technologiezentren bis hin zu Forschungs- und Wissen-schaftsparks (vgl. FELDMANN 1999, S. 63ff.; SCHRENK 2010, S. 17).

Aufgrund der Heterogenität der Begrifflichkeiten haben sich vielfach die beiden Sammelbe-griffe Impulszentrum und Innovationszentrum herausgebildet, welche die beschriebenen wis-sensbasierten Ansiedlungstypen subsumieren. Die Ausgestaltung solcher Impuls- bzw. Inno-vationszentren kann als Gebäudeinfrastruktur (Gründer- und Technologiezentrum) oder als Flächenimmobilie (Forschungs- und Wissenschaftspark, Technologiepark) erfolgen (vgl.

GLASER 2006, S. 432; SCHRENK 2010, S. 17f.). Die aufgeführten Ansiedlungstypen stehen bezeichnend für technologieorientierte Standortgemeinschaften, die sich auf oder in der Nä-he eines Hochschul-Campus niederlassen.36 Ziel ist es dabei, von der Wissensgenerierung der Hochschulen profitieren zu können. Durch den Wissenstransfer erhalten wiederum die Hochschulen Zugang zu den angesiedelten Innovationsakteuren und können dadurch ihre Wissensgenerierung effektiver der entsprechenden Nachfrage anpassen (vgl. LINK 2009, S.

128).

Innerhalb der Impuls- bzw. Innovationszentren werden durch das jeweilige Management ei-ner konzentriert angesiedelten Standortgemeinschaft aus wissenschaftlichen Einrichtungen und Unternehmen (vorrangig Produktions- und Dienstleistungssektor) gemeinsame infra-strukturelle Einrichtungen sowie Dienstleistungen und Servicepakete angeboten. Hierbei bleiben die impulsgebenden Aktivitäten nicht ausschließlich auf die im Impulszentrum ange-siedelten Innovationsakteure beschränkt, sondern richten sich auch an ausgewählte Akteure des regionalen Standortumfeldes (vgl. SCHRENK 2010, S. 18). Tabelle 3 gibt einen Überblick über die wichtigsten Merkmale der jeweiligen wissensbasierten Ansiedlungstypen.

36 Wobei im Falle der Gründerzentren als Selektionskriterium nicht ein bestimmter Stand oder eine bestimmte Art der Technik bei der Produktion herangezogen wird. Hier gilt das jeweilige Unterneh-menskonzept samt seiner eingeräumten Marktchancen als entscheidendes Aufnahmekriterium (vgl.

S /S 1987, S. 672).

Tabelle 3: Klassifizierung unterschiedlicher wissensbasierter Ansiedlungstypen

Wissensbasierter

Ansiedlungstyp Beschreibung

Gründerzentrum

Ausgestaltung: Gebäudeinfrastruktur

Zielgruppe: neu gegründete bzw. junge Unternehmen aus dem Produkti-ons- und produktionsnahen Dienstleistungssektor

Verwaltung: Trägergesellschaft

Angebot: Bereitstellung von Gebäudeinfrastruktur sowie Service und Bera-tungsleistungen

Verweildauer der Mieter: begrenzte Dauer (3-5 Jahre)

räumliche Wirkung: meist lokal bis regional begrenzt, im Vordergrund steht die Aktivierung des endogenen innovativen Potenzials einer Region

räumliche Nähe zu Hochschulen/Forschungseinrichtungen: nicht zwin-gend erforderlich, wird jedoch vielfach gesucht, da insbesondere viele wis-senschaftliche Gründer die Nähe zu ihrem Heimatinstitut schätzen

Technologiezentrum

Ausgestaltung: Gebäudeinfrastruktur

Zielgruppe: überwiegend junge KMU aus dem Hochtechnologiebereich (High-Tech-Charakter als Selektionskriterium)

Verwaltung: Trägergesellschaft

Angebot: Bereitstellung von Gebäudeinfrastruktur sowie Service und Bera-tungsleistungen, insbesondere Netzwerkzugang zu Forschungs- und Fi-nanzierungsinstitutionen

Verweildauer der Mieter: mittel- bis langfristig

räumliche Wirkung: regional

räumliche Nähe zu Hochschulen/Forschungseinrichtungen: wird ge-sucht, da FuE-Kooperationen angestrebt werden

Forschungs-/ Wis-senschaftspark

Ausgestaltung: Flächenimmobilie

Zielgruppe: Hochschul-Institute und außeruniversitäre Forschungseinrich-tungen, rein auf Entwicklung spezialisierte technologieorientierte Unter-nehmen, FuE-Abteilungen größerer Unternehmen

Verwaltung: Trägergesellschaft

Angebot: Bereitstellung von „business incubators“ (Gründer- und Techno-logiezentren) sowie wertschöpfungsorientierte Dienstleistungen

Verweildauer der Mieter: möglichst langfristig

räumliche Wirkung: überregional

räumliche Nähe zu Hochschulen/Forschungseinrichtungen: in unmit-telbarer Nähe gelegen

Technologiepark

Ausgestaltung: Flächenimmobilie

Zielgruppe: junge und etablierte Hochtechnologieunternehmen (vorwie-gend KMU)

Verwaltung: Trägergesellschaft

Angebot: Bereitstellung von „business incubators“ (Gründer- und Techno-logiezentren) sowie wertschöpfungsorientierte Dienstleistungen

Verweildauer der Mieter: möglichst langfristig

räumliche Wirkung: überregional

räumliche Nähe zu Hochschulen/Forschungseinrichtungen: meist in unmittelbarer Nähe gelegen

Quelle: eigene Darstellung, nach SCHNEIDER/SIEBKE 1987, S. 671ff.; KÜHN 2003, S. 143; SCHRENK 2009, S. 4ff.

In ihrer idealtypischen Form sind die in Tabelle 3 aufgeführten wissensbasierten Ansied-lungstypen nur selten anzutreffen. Da sich in der Praxis im Laufe der Zeit zumeist Mischfor-men entwickelt haben, ist eine scharfe Abgrenzung inzwischen kaum mehr möglich und er-scheint auch nicht zweckmäßig (vgl. SCHRENK 2010, S. 17). Diese Mischformen spiegeln sich häufig in der Symbiose von Technologie- sowie Forschungs- und Wissenschaftsparks wider. Kennzeichnend für Forschungs- und Wissenschaftsparks ist die konzentrierte Ansied-lung universitärer sowie außeruniversitärer Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen.

Da diese – in der Regel ebenfalls öffentlich finanzierten – Forschungsstandorte in vielen Fäl-len durch die Ansiedlung innovativer KMU ergänzt bzw. erweitert werden, resultiert die ange-sprochene Mischform wissensbasierter Ansiedlungstypen (vgl. KÜHN 2003, S. 143). Als so-genannte „business incubators“, die speziell auf die Bedürfnisse von Startups und KMU aus-gerichtet sind und entsprechende Service- und Beratungsleistungen anbieten, sind Gründer- und Technologiezentren zumeist ein wichtiger Immobilienbestandteil sowohl von Technolo-gie- als auch Forschungs- und Wissenschaftsparks (vgl. ZHANG 2005, S. 148; BONAS et al.

2007, S. 55).

Neben den häufig auftretenden Mischformen technologieorientierter Standortgemeinschaften variiert auch deren konkrete Bezeichnung im internationalen Vergleich. Der Grund hierfür liegt in den unterschiedlichen Entstehungsgeschichten der Parks in den jeweiligen Ländern, die wiederum zu unterschiedlichen Park-Konzepten geführt haben. So hat sich in den USA die Bezeichnung Forschungspark als gängige Formulierung etabliert, während man in Asien und Deutschland hauptsächlich von Technologieparks, in Frankreich von Technopolen und in Großbritannien von Wissenschaftsparks spricht (vgl. Bonas et al. 2007, S. 54; LINK 2009, S. 127f.). Konzept- und bezeichnungsübergreifend definiert die International Association of Science Parks (IASP) Technologie- sowie Forschungs- und Wissenschaftsparks als eigen-tumsbasierte Initiativen mit drei zentralen Merkmalen (vgl. MOHANNAK 2008, S. 4):

1. Verbindungen zu Universitäten/Hochschulen, Forschungszentren oder anderweitigen höheren Bildungseinrichtungen

2. Förderung von Gründungen und Wachstum wissensbasierter Unternehmen

3. Existenz eines Parkmanagements zur Unterstützung und Förderung des Technolo-gie- und Wissenstransfers zwischen den Innovationsakteuren

“This definition of a science and technology park, which is now broadly accepted and used, encompasses not only the different models currently existing in the world, but also other la-bels and expressions such as research park, technopole, technology or innovation precinct.

Although there may be some differences among the projects under these labels, such differ-ences are not as significant as to allow defining different projects or “categories”, but rather of different subtypes of one concept.” (MOHANNAK 2008, S. 5)

KÜHN (2003) und ALBACH (2008) heben in ihrer Definition eines Technologieparks deren Be-deutung insbesondere für KMU hervor. KÜHN (2003, S. 143) definiert Technologieparks als

„geschlossenes Areal der öffentlich geförderten Ansiedlung innovativer klein- und mittelstän-discher Firmen mit Bereitstellung gemeinschaftlicher Infrastruktureinrichtungen.“ ALBACH

(2008, S. 320) bezeichnet Technologieparks als Komplementaritätsnetzwerke, deren primä-res Ziel der Nachteilsausgleich von KMU im Innovationswettbewerb ist. „In Technologieparks werden also nicht nur Economies of Scale für das Unternehmensnetzwerk realisiert, sondern zum einen Einsparungen bei Such- und Lernkosten durch Wettbewerb erzielt und zum ande-ren Risikoprämien verringert durch größeres Vertrauen untereinander beim Know-how-Trading“ (ebd.). In diesem Zusammenhang begreifen DREXLER/DOSE (1988, S. 23) Techno-logieparks als sozialorganisatorische Innovation zur Beförderung technischer Innovationen.

Für die vorliegende Arbeit wird im Hinblick auf die konkrete Konzeption des Augsburg Inno-vationsparks auf die Definition von SCHNEIDER/SIEBKE (1987, S. 673) zurückgegriffen, welche Technologieparks als Forschungsparks definieren, „die ganz auf die Entwicklung hochtech-nologischer Produkte und Produktionsverfahren ausgerichtet sind.“ Diese liegen in der Nähe von Hochschulen und anderen Forschungseinrichtungen und können als mit meist aufgelo-ckerter Bebauung versehene Gewerbegebiete verstanden werden. Als Zielgruppen kommen neben den auf reine Entwicklung spezialisierten technologieorientierten Unternehmen so-wohl FuE-Abteilungen größerer Unternehmen als auch bestimmte Hochschul-Institute und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in Frage. Zur Erhaltung des reinen Forschungs-charakters wird den angesiedelten Innovationsakteuren nur eine geringe Produktion, die über die Nullserien-Produktion sowie Prototypen-Bau nicht hinausgehen sollte, gestattet.

„Durch die institutionalisierte Zusammenfassung von Forschungsabteilungen, Instituten und forschungsorientierten Unternehmen in der Nähe einer Hochschule erwartet man über eine sich ergebende Kooperation zusätzliche Innovationsstöße, eine Einsparung der Entwick-lungskosten und eine Beschleunigung des Entwicklungsprozesses“ (SCHNEIDER/SIEBKE

1987, S. 673).

Aufgrund der in der Praxis zumeist existierenden Mischformen zwischen Technologie- sowie Forschungs- und Wissenschaftsparks und deren hohen konzeptionellen Kongruenz wird da-her im Rahmen der vorliegenden Arbeit vorgeschlagen, den Begriff des Technologieparks in einem weiteren Sinne zu betrachten. Im Sinne der Einheitlichkeit und Lesbarkeit wird des-halb ab dieser Stelle durchgehend ausschließlich der Begriff Technologiepark weiterverwen-det.

3.2.2 Ursprung des Konzepts und konzeptionelle Weiterentwicklung bis