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4.2 Das Projekt Augsburg Innovationspark

4.2.2 Entstehungsgeschichte und Status Quo des Augsburg

Der Augsburg Innovationspark ist ein Projekt zur regionalen Technologie- und Standortent-wicklung, der darauf abzielt, den Wirtschaftsraum Augsburg im nationalen und internationa-len Wettbewerb besser zu positionieren und eine Stärkung des Standorts im Bereich der Hochtechnologie zu erreichen. Mit dem gewählten Kernthema Ressourceneffizienz verfolgt der Innovationspark Augsburg die Vision, sich als international anerkanntes Kompetenzzent-rum für die produktionsorientierte Entwicklung ressourceneffizienter Technologien zu positio-nieren. Da die Region durch innovative und technisch hoch spezialisierte Firmen in den vier Kompetenzfeldern Faserverbundtechnologie/Leichtbau, IuK-Technologien, Mechatronik &

Automation sowie Umwelttechnologie gekennzeichnet ist, soll mit dem Augsburg Innovati-onspark eine Vernetzungsplattform geschaffen werden, die aktiv Innovationsprozesse zur effizienten Nutzung von Ressourcen entlang der gesamten Wertschöpfungskette fördert. Das Projekt dient als Instrument der regionalen Wirtschaftsförderung zur technologischen Weiter-entwicklung regionaler Unternehmen sowie zur Ansiedlung neuer Unternehmen. Durch tech-nisch anspruchsvolle Produktionsweisen und systematische Innovationsgenerierung soll der regionale Wettbewerbsvorteil beibehalten und zukunftsweisend ausgebaut werden. Als Pro-jektträger fungieren die Stadt und der Landkreis Augsburg, die Industrie- und Handelskam-mer Schwaben (IHK), die HandwerkskamHandelskam-mer für Schwaben (HWK) sowie die Bayerische Staatsregierung. Das Volumen der geplanten bzw. teilweise schon realisierten Investitionen beträgt bislang ca. 500 Mio. Euro. Durch das Vorhaben sollen langfristig 5.000 neue Arbeits-plätze für Hochqualifizierte im Wirtschaftsraum Augsburg geschaffen werden (vgl. KLAUBERT

2013, S. 47ff.; AIP 2016, S. 1f.).

In der Präambel Augsburg Innovationspark wird das Leitbild des Technologieparks folgen-dermaßen beschrieben (AIP 2014, S.11): „Unter dem Leitbild ‚Technologien für Ressour-ceneffizienz‘ sollen neue Prozesse und Produkte in einem offenen und kreativen Zusam-menwirken von Wirtschaft und Wissenschaft erforscht und entwickelt sowie darüber hinaus wichtige Impulse für eine nachhaltige und zivile Entwicklung der Gesellschaft gegeben wer-den. Die regionale Wirtschaftsstärke soll nicht nur gesichert, sondern auch weiter ausgebaut werden.“

Der Ursprung der Technologiepark-Idee am Standort Augsburg kann auf das Jahr 2006 zu-rückgeführt werden. Sie fand ihren Anfang in der Idee der sog. „Aerospace Area Augsburg“, für die eine klare Zielsetzung für die regionale Entwicklung formulierte wurde. Für die Sicher-stellung der zukünftigen regionalen Wettbewerbsfähigkeit wurde schwerpunktmäßig im vor-handenen Kompetenzbereich Faserverbundtechnologie/Leichtbau ein Ausbau des Wirt-schaftsraums zur High-Tech-Region anvisiert. Mit der Vision der „Aerospace Area Augsburg“

wurden erste Entwicklungsziele und eine Strategie für den Wirtschaftsraum Augsburg festge-legt, die darauf abzielte, eine aktive Unterstützung der angesiedelten Akteure der Faserver-bundbranche und dazugehöriger Querschnittsbranchen wie Mechatronik & Automation, IuK-Technologien sowie Umwelttechnologie für die „Aerospace Area Augsburg“ zu erreichen. Als zentrales Kernelement der „Aerospace Area Augsburg“ sollten die Ansiedlungen von anwen-dungsorientierten Großforschungseinrichtungen der Fraunhofer Gesellschaft (FhG) und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt dienen, die sich auf einem dafür zu errichten-den Technologie-Campus ansiedeln sollten. Dieser Campus sollte dabei auch am Standort Augsburg vorhandene Forschungsinstitute integrieren und Unternehmensniederlassungen fördern (vgl. KLAUBERT 2013, S. 53f.)

Die Ansiedlungsentscheidungen der FhG sowie des DLR für den Standort Augsburg erfolgte Anfang 2008, sodass die Stadt Augsburg zur Sicherstellung einer geordneten städtebauli-chen, umwelt- und naturschutzfachlichen sowie wirtschaftlichen Entwicklung gemeinsam mit dem Schweizer Planungsbüro KCAP einen Masterplan für den Augsburg Innovationspark erarbeitete, der am 22.01.2009 im Augsburger Stadtrat beschlossen wurde. Der Masterplan definierte klare Qualitätsvorgaben für die Umsetzung des Augsburg Innovationsparks und legte ein ca. 70 ha großes Areal in unmittelbarer Nähe zur Universität Augsburg als Standort fest. Im Gegensatz zu herkömmlichen Gewerbegebieten soll sich der Augsburg Innovations-park als moderner TechnologieInnovations-park durch eine Mischung von Forschung und Entwicklung, wissenschafts- und unternehmensnaher Dienstleistungen sowie Kleinserienproduktion aus-zeichnen. Durch eine moderne und offene Architektur soll das Areal räumliche Nähe und Synergien zwischen den unterschiedlichen Innovationsakteuren fördern. Mithilfe vielfältiger Nutzungsmöglichkeiten der verfügbaren Flächen (unterschiedliche Gebäudeflächen und un-terschiedliche Baufelder) sowie hochwertigen Grün- und Freiflächen wird die Schaffung sozi-aler Begegnungsräume angestrebt, um den Austausch und die Bündelung von Wissen zu ermöglichen (vgl. AIP 2016, S. 3).

Seit dem Jahr 2010 wird der Masterplan des Innovationsparks umgesetzt und das Projekt seitens der Stadt Augsburg durch ein offizielles Projektmanagement begleitet. Aufbauend auf dem Masterplan wurde 2012 der Bebauungsplan für den Park aufgestellt, in dem der Augs-burg Innovationspark als Sondergebiet für Forschung und Entwicklung ausgewiesen ist und eine abschnittsweise Erschließung des gesamten 70 ha-Areals vorsieht. Wie Abbildung 19 zeigt, grenzt das Gelände des Technologieparks im Süden direkt an die Messe Augsburg sowie im Süden und Westen direkt an die Universität Augsburg. Das südliche Areal wurde im Rahmen des ersten Bauabschnitts bereits komplett erschlossen. Via Bundesstraße B 17 besteht ein direkter Anschluss an die Autobahnen A 8 und A 96. Eine eigens gebaute Stra-ßenbahnlinie verbindet das Technologiepark-Gelände direkt mit der Innenstadt (vgl. AIP 2015, S. 11). Erste konkrete Baumaßnahmen wurden seit 2011 umgesetzt und 2013 mit der Fertigstellung der beiden Forschungsinstitute von FhG (FIL – Funktionsintegrierter Leicht-bau) und DLR (ZLP – Zentrum für Leichtbauproduktionstechnologie) abgeschlossen. Mit der Errichtung des Institutsgebäudes Materials Resource Management (MRM) sowie der Errich-tung der „Green Factory Augsburg“, welche die Institute des iwb (Anwenderzentrum Augs-burg der Technologietransferstelle für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften der TU München) und der Fraunhofer Projektgruppe Ressourceneffiziente mechatronische Ver-arbeitungsmaschinen (RMV) umfasst, wird bis 2018 bzw. Ende 2020 die Ansiedlung weiterer – bereits in Augsburg forschender – wissenschaftlicher Einrichtungen anvisiert (vgl. K LAU-BERT 2013, S. 47; AIP 2016, S. 8f.).

Abbildung 19: Lage und Bebauungsplan des Augsburg Innovationsparks

Quelle: AIP 2015, S. 15

Neben der bereits begonnen Ansiedlung von Forschungseinrichtungen erfolgte 2013 mit dem Baubeginn des Technologiezentrums Augsburg (TZA) die Umsetzung eines Multifunkti-onsgebäudes, das ab Mitte 2016 als Inkubator für Produkt- und Prozessinnovationen in der Automatisierungs- und Produktionstechnik vorgesehen ist. Auf 12.000 m² Netto-Grundfläche sollen Büros, Labore und Werkstattflächen sowie eine große Halle für Prüfstände und Proto-typenentwicklungen FuE-Abteilungen von Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtun-gen die Möglichkeit für großflächige und hochwertige NutzeranforderunEinrichtun-gen zu kooperativen Forschungs- und Entwicklungszwecken eröffnen (vgl. AIP 2015, S. 7). Insbesondere für KMU soll das TZA die Möglichkeit bieten, Kapazitätsnachteile im FuE-Bereich durch tempo-räre Anmietung entsprechender Infrastruktur sowie durch kooperative Vernetzung mit ande-ren ansässigen Innovationsakteuande-ren auszugleichen.59

59 Im Vergleich zu größeren Unternehmen leiden KMU stärker unter Beschränkungen der externen Finanzierungsmöglichkeiten von FuE, profitieren aufgrund ihrer personell beschränkten Absorptions-fähigkeit weniger von Wissensspillovers, können den notwendigen Umfang an FuE-Kapazität sowie

Abbildung 20: Blick auf das im Bau befindliche Technologiezentrum Augsburg

Quelle: Augsburg Innovationspark GmbH 2015

In einem weiteren Erschließungsabschnitt soll bis Ende 2016 die Umlegung (bodenrechtliche Ordnung) der Baufelder im westlichen Teil des Technologiepark-Geländes erfolgen. Hier sind sowohl Flächen für Start-Ups und Unternehmensansiedlungen als auch Flächen für publikumsintensive Nutzungen (Boarding House, Gastronomie, Einkaufsmöglichkeiten etc.) sowie Erweiterungsflächen der Universität Augsburg vorgesehen (vgl. AIP 2014, S. 18; AIP 2016, S. 5).

Für den Betrieb des TZA sowie die Entwicklung der weiteren Flächen des Augsburg Innova-tionsparks wurde 2013 die Augsburg Innovationspark GmbH gegründet, die zu 75 % seitens der Stadt und zu 25 % seitens des Landkreis Augsburg finanziert wird. Des Weiteren wird das Projekt durch ein regionales fachliches Expertengremium (Fachbeirat Ressourceneffizi-enz) begleitet. Dieser koordiniert im Wirtschaftsraum Augsburg seit 2012 alle Aktivitäten rund um das Thema Ressourceneffizienz. Mitglieder sind, neben dem Augsburg Innovationspark, alle wissenschaftlichen Einrichtungen, regionalen Netzwerke sowie die Stadt Augsburg und die Regio Augsburg Wirtschaft GmbH (vgl. KLAUBERT 2013, S. 50; AIP 2016, S. 7).

Durch die aktuelle Entwicklung des Projekts Augsburg Innovationspark besteht für den Wirt-schaftsraum Augsburg die große Chance, sich durch eine räumliche Bündelung der Kompe-tenzfelder unter dem Dach der Ressourceneffizienz Wettbewerbsvorteile im Bereich der be-trieblichen Ressourceneffizienz zu verschaffen. Weitere Ansiedlungen von FuE-intensiven Industrien, der Ausbau von FuE-Kooperationen zwischen regionalen KMU und den Zugriff auf die Vielfalt des erforderlichen technologischen Wissens nur in Kooperationen realisie-ren, können das Innovationsrisiko nicht auf mehrere Projekte verteilen und haben schließlich oft eine schlechtere Durchsetzungsfähigkeit von Innovationen im Markt und geringere Möglichkeiten zur Nut-zung von Skaleneffekten. Allerdings können FuE-Kooperationen einen Großteil der bestehenden Nachteile reduzieren helfen (vgl. DIW 2012, S.1f.).

einrichtungen sowie die Ansiedlung unternehmensnaher Dienstleistungen, die eine wichtige Rolle im regionalen Innovationssystem einnehmen, könnten durch eine positive Entwicklung des Augsburg Innovationsparks forciert werden (vgl. REIMER 2014, S. 314f.).

Der aktuelle Planungs- und Entwicklungsstand des Augsburg Innovationsparks orientiert sich am neuesten Stand der modernen Technologieparkentwicklung, lässt allerdings aufgrund des frühen Entwicklungsstadiums noch viel Gestaltungsspielraum für die konkrete Ausgestal-tung eines innovativen Umfelds. Der Bau des TZA stellt zwar eine erste angebotsseitige Konkretisierung dar, die insbesondere auf das Anbieten von Arbeitsinfrastruktur abzielt. Je-doch bieten gerade die Ausgestaltungsmöglichkeiten der für moderne Technologieparks so wichtigen Kernelemente „Wissensmanagement“ sowie „Spezifische Zusatzangebote“ noch viel Entwicklungspotenzial, um am Standort entsprechende Wissens- und Innovationsdyna-miken zu ermöglichen.

5 Vorstellung des Forschungsdesigns