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3.2 Die Rolle von Technologieparks als spezifische Räume der Wissensarbeit

3.2.3 Einordnung des Technologieparkkonzepts in regionale

Im Folgenden werden die unter Kapitel 2.2.1 vorgestellten regionalwissenschaftlichen Per-spektiven und Ansätze der Innovationsgenerierung für die Einordnung der Technologiepark-entwicklung herangezogen. Allerdings existiert bis heute weder in der ökonomischen oder geographischen, noch in der politikwissenschaftlichen Literatur eine eindeutige Theorie zur Entwicklung von Technologieparks (vgl. LINK 2009, S. 128; LINK/SCOTT 2015, S. 170).

In den vergangenen beiden Jahrzehnten wurde eine Reihe von Fallstudien zur Entstehungs-geschichte und Entwicklung von Technologieparks der westlichen Industrieländer angefer-tigt, wobei die Fallstudien von CASTELLS/HALL (1994) über die Entstehung von Silicon Valley und Boston’s Route 128 sowie die Fallstudie von LINK/SCOTT (2003) zur Entstehung des Re-search Triangle Park zu den bekanntesten Untersuchungen zu zählen sind. Jedoch lassen sämtliche Fallstudien aufgrund existierender regionaler Spezifika und teilweise unterschiedli-cher Untersuchungsschwerpunkte keine Verallgemeinerung zu, welche spezifischen Bedin-gungen zur Entwicklung eines Technologieparks führen bzw. welche regionalen Innovations-theorien hierfür universell herangezogen werden können (vgl. ANNERSTEDT 2006, S. 291;

LINK 2009, S. 129).

Abbildung 16: Einordnung von Clustern und Technologieparks in RIS

Quelle: eigene Darstellung nach HASSINK/HU 2012, S 12

Technologieparks werden in der wissenschaftlichen Debatte als Bestandteil des regionalen Innovationssystems angesehen, innerhalb dessen sie als wichtiges Instrument für den Tech-nologietransfer fungieren (vgl. Abb. 16). Technologieparks können hierbei wiederum selbst als wichtige Kristallisationspunkte für die Clusterentwicklung dienen (vgl. HASSINK/HU 2012, S. 11f.).40 Obwohl die Clustertheorie in der Vergangenheit für die Entstehung von Biotechno-logie- und anderen wissenschaftsbasierten Agglomerationen (z.B. Silicon Valley) – bei denen sich Unternehmen in unmittelbarer Nähe zu wissenschaftlichen Einrichtungen ansiedelten – herangezogen wurde, hat sie sich jedoch bis heute nicht als eindeutige Theorie zur Entwick-lung von Technologieparks durchgesetzt, da die Clustertheorie bis dato selbst kein wider-spruchfreies Theoriekonstrukt darstellt (vgl. Kap. 2.2.1.3.). Jedoch dient sie nach wie vor trotz dieser Schwäche und in Ermangelung passenderer Alternativen als gängigster Erklä-rungsansatz (vgl. BELLINI et al. 2012, S. 31; LINK/SCOTT 2015, S. 170).

Zieht man die Clustertheorie zur Formierung von Technologieparks als Erklärung heran, wir-ken sowohl nachfrage- als auch angebotsorientierte Kräfte, die zu einer räumlichen Cluste-rung von Unternehmen in der Nähe von wissenschaftlichen Einrichtungen führen (vgl. B ATS-TONE 1996, S. 74). Auf der Nachfrageseite existieren anspruchsvolle technologieintensive Unternehmen, deren Suchkosten sich für die Erschließung neuer Wissensquellen durch eine Technologiepark-Ansiedlung minimieren. Auf der Angebotsseite besteht seitens der Universi-täten ein großes Potenzial an hochqualifizierten Fachkräften, auf die technologieintensive Unternehmen zurückgreifen können. „Also, for a firm, location on a park, especially a univer-sity park, provides a greater opportunity for the acquisition of new knowledge – tacit knowledge in particular” (LINK 2009, S. 129). HENDERSON (1986) und KRUGMAN (1991) heben jeweils die Wichtigkeit der Standortwahl hervor, um von Wissensspillovers profitieren zu können. Während sich Innovationen durch Diffusionsprozesse über große Entfernungen ausbreiten können, wird von Wissensspillovers angenommen, dass die Reichweite des ex-ternen Effektes begrenzt ist. Hauptgrund hierfür ist die Tatsache, dass beim Transfer von Wissen häufig persönliche Kontakte vorausgesetzt werden, die räumlichen Beschränkungen unterliegen (vgl. JAFFE et al. 1993, S. 577f.; MENG 2009, S. 43). „To the extent that new technology embodies new knowledge, geographic closeness implies lower new technology prices and thus presumably greater usage” (LINK/SCOTT 2015, S. 171).

ASHEIM/GERTLER (2006, S. 303) sehen im Technologieparkkonzept als regionalwirtschaftli-ches Instrument wissensbasierter Standortentwicklung durch die räumliche Clusterung un-terschiedlicher Innovationsakteure – ANNERSTEDT (2006,S.279)spricht hier von „clusters of competencies“ – ein typisches Beispiel für ein durch die Politik geplantes innovatives bzw.

40 COOKE et al. (2007) weisen darauf hin, dass innerhalb eines regionalen Innovationssystems auch mehrere Cluster verortet sein können. KOMNINOS (2005) zeigt in seiner Forschung über Multi-Cluster-Technopole in Frankreich, dass dies auch für Technologieparks zutreffen kann.

kreatives Milieu an, das v.a. in Regionen mit schwach ausgebildeten lokalen Kooperations-strukturen zur Anwendung gelangt. Grundsätzlich weist das Technologieparkkonzept tat-sächlich Parallelen zum Konzept der kreativen Milieus auf, da auf der materiellen Seite die Ausstattung mit Einrichtungen und organisatorischen Angeboten zur Innovationsförderung als Grundvoraussetzung für die Entstehung kreativer Milieus als Faktoren zur Steigerung der regionalen Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit gilt (vgl. REICH 2013, S. 49). Die im Kon-zept der kreativen Milieus in Bezug auf innovationsorientierte Interaktion so wichtigen face-to-face-Kontakte könnten theoretisch durch die räumliche Clusterung unterschiedlicher Inno-vationsakteure in Technologieparks begünstigt werden. Allerdings besteht in der Raumfor-schung eine grundsätzliche Skepsis, inwieweit die Herausbildung kreativer bzw. innovativer Milieus überhaupt durch öffentliche Planung gefördert werden kann (vgl. KÜHN 2003, S. 146;

VAN WINDEN 2013, S. 38). Bislang konnten keine empirischen Aussagen darüber getroffen werden, wie groß eine territoriale Einheit sein muss, damit sich Subkulturen herausbilden oder entsprechende kreative bzw. innovative Milieus entstehen können. Auch über das er-forderliche Maß an Dichte oder Heterogenität für die Initiierung von Kommunikation und In-teraktion besteht bis dato Unklarheit (vgl. MERKEL 2012, S. 700). MALECKI (2000; S. 111) weist in diesem Zusammenhang vor dem Hintergrund entsprechender Studienergebnisse auf die oftmals mangelnde interne Interaktion zwischen ansässigen Technologieparkmietern hin,41 weshalb er Technologieparks zwar als innovative Cluster begreift, die aber durch die oftmals mangelhafte interne Interaktion und das Fehlen gemeinsamer Wertvorstellungen eher kein eigenständiges bzw. räumlich abgrenzbares Milieu ausbilden.

Durch die in Kapitel 2.1.2 skizzierten veränderten Rahmenbedingungen der Wissensgenerie-rung steht inzwischen auch das clusterbasierte Technologieparkkonzept auf dem Prüfstand, inwieweit im Sinne des Triple Helix-Ansatz durch die verstärkte Interaktion zwischen Wis-sensproduktion, wirtschaftlicher Verwertung und politischer Steuerung eine Weiterentwick-lung hin zu offeneren Innovationspraktiken möglich erscheint (vgl. ANNERSTEDT 2006, S.

287f.). „The new catchwords of technology platforms and open innovation are slowly creep-ing into the strategies and practice of STPs“ (BELLINI et al. 2012, S. 31). Die dritte Generation von Technologieparks stellt eine entsprechende Weiterentwicklung dar und versucht als

„Post-Cluster“ den Schwerpunkt von spezialisierten auf diversifizierte Standortgemeinschaf-ten zu legen, um Synergieeffekte für die lokale und regionale Ebene zu erzeugen (vgl. B EL-LINI et al. 2012, S. 31; HASSINK/HU 2012, S. 14). „These new STPs should be able to activate wider innovation ecosystems and to work as accelerators and promoters of the external con-nectivity of the regional innovation systems, by effectively intermediating knowledge ex-changes on a global scale” (BELLINI et al. 2012, S. 31).

41 Dies kann im Vorgriff auf die vorgestellten Studienergebnisse in Kapitel 3.2.4.2 bestätigt werden.

Die in Kapitel 2.2.1.5 erläuterten evolutionsökonomischen Ansätze stellen in diesem Zu-sammenhang potenzielle Anknüpfungsmöglichkeiten dar, moderne Technologieparkkonzep-te weg von geschlossenen brancheninTechnologieparkkonzep-ternen Innovationslaboren hin zu offenen branchen-übergreifenden Innovationsplattformen zu gestalten, die durch entsprechende Branchen- und damit verbundener Wissensvielfalt die Gefahr von technologischen Pfadabhängigkeiten mi-nimieren sollen (vgl. NAUWELAERS et al. 2014, S. 8ff.). „In such a way intelligent and well-thought-through cluster policies aimed at industrial transformation can extend the life cycle of science and technology parks in industrialized countries into the third generation” (H AS-SINK/HU 2012, S. 14). Diesbezüglich vollzieht sich seit Kurzem im Rahmen der Smart Spe-cialisation-Strategie der EU eine wissenschaftliche Debatte über die Rolle von Technologie-parks, da diesen eine wichtige Rolle als „Grenzöffner“ (boundary opener) zugerechnet wird, die sich auf drei Ebenen vollzieht (vgl. NAUWELAERS et al. 2014, S. 18f.):

1. Technologiepark-intern: Technologieparks können durch die Vernetzung parkansäs-siger Innovationsakteure untereinander sowie mit externen Akteuren bzw. Netzwer-ken einen wichtigen Beitrag zur kontinuierlichen Entwicklung neuer Wissenskombina-tionen leisten.

2. Interregional bzw. international: Technologieparks können durch die Einbindung in überregionale Netzwerke die externe Anschlussfähigkeit an überregionale Wissens-ströme gewährleisten.

3. Intersektoral: Technologieparks können durch das Aufgreifen von Querschnittsthe-men Verbindungen zwischen unterschiedlichen Clustern und Branchen schaffen, wo bereits eine kritische Masse an Unternehmen vorhanden ist.

Allerdings sind bis heute evolutionsökonomischen Ansätze noch nicht in die Theoriebildung zur Technologieparkentwicklung eingeflossen (vgl. HASSINK/HU 2012, S. 14). „Ultimately, … STPs have the potential to play an important transformative role in regional economies in line with the ambition of smart specialisation strategies“ (NAUWELAERS et al. 2014, S. 19).

3.2.4 Regionalökonomische Zielsetzungen und Wirkungen von