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4 Klimawandel und Gesellschaft

4.4 Umweltpädagogik

Die Umweltpädagogik beschäftigt sich, wie der Begriff selbst schon aus-sagt, mit der Umwelt. Ziel ist es der Bevölkerung umweltbewusste Hand-lungsweisen, Verhaltensweisen und Entscheidungen aufzuzeigen und eine Grundlage für diese zu schaffen. (Fachhochschule Kiel 2020) Auch der Kli-mawandel ist ein Thema, mit dem sich die Umweltpädagogik beschäftigt.

Das folgende Kapitel soll zeigen inwieweit sich die Umweltpädagogik mit dem Klimawandel auseinandersetzt und in welchen Bereichen der Umwelt-pädagogik das Thema relevant ist.

Seitdem klar ist, dass der Klimawandel Auswirkungen für die Menschen hat, untersucht die Sozialwissenschaft das öffentliche Verständnis zum Klima-wandel. Um zu verstehen wie Lernende das Thema Klima sehen und damit die Umwelterziehung Theorie und Praxis formen kann, sind Themen wie Climate Change Communication, die Climate Change Education und das öffentliche Verständnis über den Klimawandel von großer Bedeutung. Da-her sind dies Themen, die im Fokus der Umweltpädagogik stehen. Im fol-genden Kapitel wird daher zuerst die Kommunikation zum Klimawandel

46 erklärt, bevor anschließend auf die Bildung zum Klimawandel bzw. zur nachhaltigen Entwicklung eingegangen wird. Im dritten Unterkapitel werden dann verschiedene Studien dargestellt, die zu den Themen der Umweltpä-dagogik forschen.

Climate Change Communication (Kommunikation zum Klimawandel) CCC ist ein sehr junges Forschungsfeld, welches nur von einer kleinen Gruppe von bekannter WissenschaftlerInnen erforscht wird. (Hansen 2010;

Wibeck 2014; Wolf und Moser 2011; Ojala 2012) Das Interesse am gesell-schaftlichen Verständnis zum Klimawandel und wie über den Klimawandel kommuniziert wird bzw. wie darüber geredet werden sollte, stieg in den letz-ten Jahren sehr stark an. Die meisletz-ten Studien wurden in den USA oder in Großbritannien durchgeführt, nur wenige andere Studien in Ländern wie Norwegen, Schweden, Malta, Japan, Kanada oder Australien. Die Untersu-chungen fokussierten sich also hauptsächlich auf Industrieländer, eine be-merkenswerte Ausnahme ist der Überblick den Wolf und Moser 2011 ge-ben. In diesem wurden verschiedene Studien zusammengefasst, welche die Perspektive in Entwicklungsländern wiedergeben.

Bevor verschiedene Studien skizziert werden, die die Climate Change Com-munication untersuchen, muss zunächst kurz ein geschichtlicher Ausflug zu Wissenschaftskommunikation und deren Entwicklung gemacht werden.

Durch den Sputnik-Schock (1950er Jahre) und die fortschreitenden Tech-nologien (z.B. Atomkraft) wird eine Veränderung im Verhältnis zwischen der Wissenschaft und der Gesellschaft beobachtet. Das Vertrauen der Gesell-schaft in die WissenGesell-schaft geht zurück und es macht sich immer mehr Wi-derstand in der Gesellschaft breit. Um das Verhältnis der beiden Bereiche wieder zu bessern, wird versucht den Menschen mehr Informationen über die Wissenschaft zu geben und WissenschaftlerInnen werden gebeten mehr mit den Medien und der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Die Kom-munikation ist hier von dem sogenannten PUS-Konzept (Public Under-standing of Science) geprägt. Es wird angenommen, dass die Gesellschaft die Wissenschaft nur aufgrund der mangelnden Informationen über den

47 Bereich nicht akzeptiert. Daher wird versucht die Kommunikation zwischen den beiden Bereichen zu verbessern und so eine verbesserte wissenschaft-liche Bildung zu erzielen. Eine gesellschaftwissenschaft-liche Mitbestimmung ist aber in dieser Phase der Wissenschaftskommunikation nicht vorhanden, die Ge-sellschaft wirkt hier eher als passiver Teil. (Gantenberg 2017) In den letzten Jahren ist nun aber wieder ein Wandel des Verhältnisses von Wissenschaft und Gesellschaft zu erkennen. (Schäfer 2009) Nun soll eine Kommunikation angestrebt werden, die beide Bereiche auf einer Höhe miteinander kommu-nizieren lässt. Die Wissenschaft wird also geöffnet und so in die Gesell-schaft eingegliedert. (Gantenberg 2017) Die Entwicklung geht also hin zu einem Dialogmodel und entfernt sich immer mehr vom Defizitmodell. Die Wissenschaftskommunikation wird nicht länger verwendet, um nur die Wis-senschaft transparenter und verständlicher zu machen, sondern die Gesell-schaft wird jetzt auch in wissenGesell-schaftliche Prozesse und Entscheidungen mit einbezogen. (Schäfer 2009) Dahinden formulierte diesen Prozess wie folgt: „Wissenschaft wird aus ihrer sozialen Isolation entlassen und in das alltägliche Geschehen integriert. Die Wissensproduktion wird in den sozia-len Kontext der Wissensverwendung integriert.“ (Dahinden 2004) Man spricht nun also nicht mehr vom Public Understanding of Science (PUS), sondern vom Public Engagement with Science and Technology (PEST).

Durch diesen Wandel ergeben sich neue Rollen auf beiden Seiten, so sind WissenschaftlerInnen nicht mehr die unerreichbaren Wissenserzeuger, sondern eher MentorInnen. Seitens der Gesellschaft nehmen die Menschen nun nicht mehr die Rolle des passiven Empfängers an, sondern werden zu betroffenen und mitbestimmenden Individuen. (Gantenberg 2017)

Auch in Bezug auf den Klimawandel hat sich die Kommunikation zur PEST gewandelt. Doch was wird nun eigentlich genau unter öffentlichem Engage-ment in Bezug auf den Klimawandel verstanden? Es gibt zwei verschiede-nen Verständnismöglichkeiten:

1. Öffentliches Engagement ist die Beteiligung der Öffentlichkeit an kli-mawissenschaftlichen und politischen Prozessen.

48 2. Öffentliches Engagement beinhaltet eine persönliche

Auseinander-setzung mit der Problematik des Klimawandels, dieser schließt kog-nitive, affektive und Verhaltensaspekte mit ein.

Die ersten Verständnismöglichkeit setzt ein aktives Mitwirken der Öffentlich-keit an der Entscheidungsfindung von Wissenschaft voraus. Ziel ist hier eine öffentliche Gruppe zu befähigen an einer Agenda der Wissenschaft mitzu-wirken und diese so zu demokratisieren. Bei der zweiten Möglichkeit kön-nen sich alle Menschen mit der Thematik des Klimawandels beschäftigen, welche sich für das Problem interessieren und sich motiviert fühlen etwas zu ändern. Menschen können also in den Klimawandel eingebunden sein, ohne sich wie bei der ersten Verständnismöglichkeit aktiv an politischen Ge-staltungsprozessen zu beteiligen, die Beteiligung findet hier auf der persön-lichen Ebene statt. Um diese Ebene verstehen zu können muss die For-schung erkennen, welche Einflüsse auf diese Ebene wirken. (Wibeck 2014) Wie die Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA) aber 2015 bereits sehr passend erklärt, „können aus naturwissenschaftlichen Forschungser-gebnissen allein keine Handlungsstrategien“ (Bundesumweltministerium 2015) abgeleitet werden, wie die Menschen dem Klimawandel begegnen sollen. „Wie Menschen diesen wahrnehmen, welche Folgen er für sie hat und ob und in welcher Weise sie bereit sind, entsprechende Strategien tat-sächlich umzusetzen, hängt stark von dem jeweiligen sozialen und kulturel-len Umfeld ab“ (Bundesumweltministerium 2015).

Deshalb wurden im Zeitraum von 2010 bis 2014 viele verschiedene For-schungsprojekte (REBOUND, KlimaAlltag, EMIGMA, SPREAD) gefördert, welche den Schwerpunkt auf individuellem Umwelthandeln hatten. Das Center for Environmental Systems Research brachte im Jahr 2014 einen Sach- und Schlussbericht zum individuellen Umwelthandeln und Klima-schutz heraus, welche die verschiedensten Ergebnisse der Teilprojekte zu-sammenfasst. Ziel dieses Berichts war es einerseits, Aussagen über die Form von möglichen zukünftigen Projekten zu finden und andererseits eine Matrix zu erstellen, welche die Ergebnisse in nachvollziehbare

49 Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung stellt. Vor allem das zweite Ziel, also die Matrix, ist sehr wichtig, wenn man das klimarelevante Verhalten der Menschen besser verstehen möchte. Die Struktur wird durch sechs Zeilen und vier Spalten gebildet. In den Spalten werden die Faktoren dargestellt, welche die einzelnen Bereiche des Verhaltens beeinflussen. Die Zeilen wer-den aus wer-den Bereichen des Verhaltens gebildet, welche für wer-den Klimaschutz relevant sind. (Ernst et al. 2016) Nimmt man nun die Teilprojekte in der Mat-rix zusammen ergeben sich folgenden Begriffe für die Spalten und Zeilen:

Spalten

Hier werden drei Felder genannt, welche das Umwelthandeln der Individuen definieren.

1. Soziodemographische und -ökonomische Faktoren: Hierunter wird Geschlecht, Alter, Nationalität/Migrationshintergrund, Bildung und Einkommen verstanden.

2. Lebensstil: Mit diesem Feld werden die Sinusmilieus, der Lebensstil nach Otte und die Grundorientierung (Alter, Erwerbsstatus, Familien-stand) zusammengefasst.

3. Psychologische Faktoren, Werte und Normen: Zu psychologischen Faktoren werden Motive/Motivation, Komponenten der Theorie des geplanten Verhaltens nach Ajzen und weitere Aspekte wie beispiels-weise Wissen/Nichtwissen gezählt. Unter Normen und Werte werden vorherrschende Normen (personal, sozial, ökologisch), Werteorien-tierung (traditionell, spirituell, egozentrisch) und das gesellschaftliche Leitbild zusammengefasst.

50 Zeilen

Hier wurden sechs verschiedene Zeilen gebildet, welche klimaschutzrele-vante Verhaltensbereiche aufzeigen. Folgende Begriffe wurden zur Be-zeichnung verwendet:

1. Energienutzung/ Strom im Haushalt 2. Mobilität

3. Ernährung

4. Bereichsübergreifend

5. Klimaschutzengagement in Umweltverbänden 6. Diffusion

Da bei dieser Masterarbeit der Fokus auf dem Erleben liegt, sind vor allem die oben aufgelisteten Spalten der Integrationsmatrix für die Arbeit interes-sant. Diese geben nämlich Auskunft darüber, welche Faktoren bzw. Dimen-sionen beim menschlichen Handeln in Bezug auf das Klima von Bedeutung sind. Sie geben also Aufschluss darüber, welche Faktoren das Handeln der Menschen beeinflussen und machen so Handlungsweisen nachvollziehbar.

Im Folgenden werden deswegen die drei oben aufgelisteten Spalten näher erklärt, dabei wird auch auf die klimaschutzrelevanten Bereiche Bezug ge-nommen.

1. Soziodemographische und -ökonomische Faktoren

Wie oben bereits erklärt wurde zu diesen Faktoren Geschlecht, Alter, Nati-onalität / Migrationshintergrund, Bildung und Einkommen gezählt. Die Teil-projekte fanden heraus, dass vor allem bei den Faktoren Einkommen und Schichtzugehörigkeit signifikante Zusammenhänge zum Umwelthandeln bestehen. Allgemein lässt sich festhalten, dass in allen sozialen Schichten umweltbegünstigendes und auch umwelthinderndes Verhalten zu beobach-ten ist. Um die Handlungsweisen der Menschen erklären zu können, wird anhand des Einkommens versucht darzustellen, wie dieser Faktor die kli-marelevanten Verhaltensweisen beeinflusst. Im Bereich der Energienut-zung bzw. Strom im Haushalt haben die Forschungen herausgefunden,

51 dass verschiedene Bereiche wie beispielsweise die Heizdauer einkom-mensabhängig ist. So bleiben einkommensschwächere Haushalte zwar im-mer in einem gewissen Kostenrahmen, wird dieser ab durch Modernisie-rung oder andere Mittel gesenkt, erhöhen sie ihren Verbrauch und die Kos-ten bleiben im selben Rahmen. Des Weiteren wurde festgestellt, dass Rou-tinen zum Energiesparen in einkommensstarken Haushalten kaum oder gar nicht genutzt werden. Ökostrom hingegen wird eher von den oberen Schich-ten verwendet und steht ganz klar im Zusammenhang mit dem Einkommen des Haushaltes. Die Forschungen zeigen also auf, dass das Einkommen der Menschen das klimarelevante Verhalten in Bezug auf die Energienut-zung sehr wohl beeinflusst. Entscheidungen, die die Menschen also in die-sem Bereich treffen, werden von sozioökonomischen Faktoren mitbe-stimmt. Auch in den anderen fünf Bereichen wurden Zusammenhänge zwi-schen Einkommen und individuellen, klimaverträglichen Alltagshandeln festgestellt. Vor allem in den Bereichen, die durch klimafreundliches Han-deln einen großen Teil des Einkommens beanspruchen würden, wie bei-spielsweise Mobilität oder Ernährung, sind Entscheidungen auf Einkom-mensunterschiede zurückzuführen. Das heißt das Einkommen der Men-schen ist ein Entscheidungsgrund für oder gegen klimafreundliches Han-deln. (ebd.)

2. Lebensstile

Grundlegend wird unter dieser Spalte die Art und Weise verstanden, wie Menschen ihr Leben führen. Hier werden vor allem subjektive Deutungen, die für Handlungen im Alltag zentral sind, berücksichtigt. Dieser Faktor bringt die Möglichkeit, dass tatsächliche Verhalten von Menschen in die Analyse zu integrieren. Die Ergebnisse der Teilprojekte zeigen auf, dass Spaß-, Erlebnis- und Exklusivitätsorientierung klimahemmendes Verhalten in den Bereichen Energie, Ernährung und Mobilität mit sich bringt. Eine Ge-sundheitsorientierung hingegen steht mit klimafreundlichen Verhalten in al-len drei Bereichen in Beziehung. Des Weiteren hat sich gezeigt, dass für das Nutzungsverhalten von Verkehrsmitteln die Kosten von großer Bedeu-tung sind. Ob die Menschen nun ein Auto oder ein alternatives

52 Verkehrsmittel verwenden, ist abhängig vom Kostenaufwand. Im Wohnbe-reich hingegen stehen nicht Kosten im Fokus der Entscheidung, sondern heterogene Motive. Aber am deutlichsten zeigen sich die Unterschiede zwi-schen den Lebensstilen im Bereich der Ernährung. In diesem Bereich zeigt sich deutlich, wie die verschiedenen Orientierungen sich auf das Klimaver-halten auswirken. So sind Menschen, die sich sehr an der Gesundheit ori-entieren, in diesem Bereich auch sehr darauf bedacht sind klimafreundlich zu Handeln, d.h. sie wählen eher regionale und Bio-Produkte. Welchen Le-bensstil bzw. welche Grundorientierung ein Mensch hat, ist also vor allem im Bereich der Ernährung einflussgebend für seine Entscheidungen. (ebd.) 3. Psychologische Faktoren, Werte und Normen

Die Teilprojekte führten auch verschiedenste Untersuchungen zu psycholo-gischen Faktoren, Werten und Normen durch. Bei diesen Bereichen wurde versucht mehr Aufschluss über Motive/Motivation, Wissen/Nichtwissen und Eigenschaften von Handelnden zu erhalten. Einige der Teilprojekte (z.B.

EMIGMA, SPREAD) legen ihren Fokus auf den Migrationshintergrund und es wird bei manchen Ergebnissen über einzelne kulturelle Unterschiede ge-sprochen. Hierbei ist aber wichtig zu erwähnen, dass alle Forschungen in Deutschland durchgeführt wurden und es sich somit um Menschen handelt, die in Deutschland leben, deshalb sind auch diese Ergebnisse von Rele-vanz. Durch die Forschungen konnten folgende Ergebnisse zu den Zeilen aus der Matrix gemacht werden:

- Energienutzung/ Strom im Haushalt: Hier konnte festgestellt werden, dass Wissensdefizite zum Klimaschutz in Verbindung mit dem klima-belastenden Umgang mit Energie stehen. Das heißt Menschen, die weniger Wissen über den Klimaschutz haben, belasten durch ihren Energieverbrauch bzw. ihre Art des Energieverbrauchs das Klima deutlich mehr. Des Weiteren zeigte sich, dass für viele Menschen Energieeinsparen als zu mühsam gesehen wird. Dies wiederrum kor-reliert mit der klimabelastenden Energienutzung. Hat eine Person aber eine höhere ökologische Norm, besitzt sie eine positivere

53 Einstellung zum Energiesparen. Es zeigt sich also, dass es psycho-logische Faktoren gibt, die das Handeln der Menschen in diesem Be-reich beeinflussen.

- Mobilität: Welchen Einfluss die Wahl des Transportmittels auf den Klimawandel hat, ist den Befragten bekannt. Der Migrationshinter-grund hat hier keinen Einfluss auf das Wissen, auch beeinflusst die-ser nicht die Wahrnehmung wie zeitaufwändig die Nutzung eines Verkehrsmittels ist. Menschen, die klimabelastendes Mobilitätsver-halten haben, sehen die Verwendung von umweltfreundlicheren Möglichkeiten als zu aufwendig. Es hat sich also gezeigt, dass die Bereitschaft klimafreundliche Mobilität zu benutzten, von individuel-len Einstellungen und Entscheidungen abhängt, d.h. Menschen wer-den in ihrem Tun durch Normen und Werte beeinflusst. Ein Beispiel hierfür ist, dass Menschen mit Migrationshintergrund das Auto nicht nur als ein reines Fortbewegungsmittel sehen. Es ist außerdem ein Symbol, das soziale Anerkennung mit sich bringt. Ob man nun mit dem Bus fährt oder mit dem eigenen Auto hat hier also weit tiefere Auswirkungen und Motive, als es auf den ersten Blick scheint. Affek-tive MoAffek-tive, wie Spaß, und symbolische MoAffek-tive, wie der Status, spie-len hier auch eine wichtige Rolle. Eine weitere wichtige Erkenntnis ist, dass die Menschen das Gefühl haben, dass ihre alltägliche Mo-bilitätsroutine vom öffentlichen Nahverkehr nicht ausreichend ge-deckt werden kann. Dies entspricht zwar nicht der Realität, ist aber auch ein Grund warum Menschen eher zu klimaschädlicheren Ver-kehrsmitteln greifen. Die Teilprojekte zeigen also auf, dass psychi-sche Faktoren, Werte und Normen weit mehr Einfluss auf eine klima-freundliche Mobilität haben, als es auf den ersten Blick scheint.

- Ernährung: Es zeigt sich, dass hier noch Wissensdefizite vorhanden sind. So wissen die Befragten oft nicht wann das Wort Bio verwendet wird und was es bedeutet, wenn ein Produkt als Bioprodukt bezeich-net wird. Außerdem ist ihnen auch nicht bewusst, wie diese Produkte mit dem Klimawandel in Verbindung stehen. In Bezug auf die

54 Ernährung zeigen die Forschungen auch, dass der Migrationshinter-grund einen Einfluss darauf hat, welche Produkte die Menschen kon-sumieren. So finden türkischstämmige Personen Biolebensmittel zu teuer und kaufen eher in türkischen Supermärkten ein. Des Weiteren sehen sie keinen gesundheitsfördernden Nutzen im Konsum von Bi-oprodukten und fühlen sich auch kaum verpflichtet etwas zum Klima-schutz beizutragen. Menschen mit russischer Herkunft finden Bio-produkte zwar auch zu teuer, sehen aber einen gesundheitlichen und geschmacklichen Vorteil in diesen. Außerdem fühlen sie sich stärker verpflichtet ihren Beitrag für die Umwelt zu leisten. Die Befragten, die in Deutschland geboren sind, gaben hingegen an, dass sie die Preise für die Bioprodukte angemessen finden und diese auch als gesünder ansehen. Außerdem fühlen sie sich persönlich und moralisch ver-pflichtet, so ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Es zeigt sich also ein Unterschied im Kaufverhalten, welcher durch den Migrati-onshintergrund bedingt ist. Dennoch zeigt sich im Allgemeinen ein positiver Zusammenhang zwischen klimafreundlichen Ernährungs-praktiken und Klimabewusstsein bzw. Gesundheitsorientierung.

Diese drei Zeilen zeigen deutlich, dass psychologische Faktoren, Werte und Normen einen Einfluss auf das Handeln von Menschen haben. Es ist also wichtig diese bei möglichen Handlungsstrategien zu berücksichtigen.

Die Integrationsmatrix gibt also einen sehr guten Einblick, welche Einflüsse auf das menschliche Handeln wirken und wie die persönliche Ebene beein-flusst wird. (Ernst et al. 2016)

Bei beiden genannten Verständnissen von Engagement zum Klimawandel, ist die Öffentlichkeit bzw. das Individuum in die Thematik des Klimawandels einbezogen. Deshalb ist hier das Ziel von Climate Change Communication nicht die wissenschaftliche Literatur zum Klimawandel zu erhöhen und so die wissenschaftlichen Kompetenzen, sondern die Menschen sollen aktiv am Lernen und Handeln zum Klimawandel beteiligt sein. Der Trend der Cli-mate Change Communication geht also weg vom

Sender-Empfänger-55 Modell, hin zum öffentlichen und aktiven Engagement am Klimawandel. Die Menschen bekommen nur Informationen über den Klimawandel durch die Wissenschaft, Politik etc. nehmen aber am Prozess nicht wirklich teil, (Wibeck 2014)

Lernwissenschaftler wie Justin Dillon betonen heute wie wichtig der Kontext ist in dem Lernen stattfindet und befürwortet eine konstruktivistische Per-spektive auf das Lernen. In diesem Verständnis von Lernen wird Wissen durch soziale Interaktionen konstruiert, Kommunikation spielt hier also eine wichtige Rolle. Möchte man das Lernen erleichtern muss also der kommu-nikative Kontext berücksichtigt werden und die bereits vorhandene Wahr-nehmung der Lernenden zum Thema erforscht werden. (Dillon 2003) Genau dies macht die Umweltpädagogik, daher ist die Climate Change Communication ein sehr großes Forschungsfeld. Da aber wie oben schon erwähnt vorwiegend Industrieländer untersucht werden, schränkt sich die Literatur zur CCC stark ein, da hierbei der Fokus vor allem auf den Kontext der USA und Großbritannien liegt. Genau in diesem Aspekt liegt die Limita-tion des Forschungsbereiches, da dies aber bekannt ist, hofft man das zu-künftige Studien den Anwendungsbereich erweitern, indem andere Teile der Welt zu diesem Thema erforscht werden. (Wolf und Moser 2011) Hier unterschieden sich beide Diskurse, anders als die Climate Change Com-munication, beschränkt sich die Umweltpädagogik nämlich nicht nur auf den Kontext der USA und Großbritannien, sondern führt auch Forschungen im weiteren europäischen Raum durch. (Ryghaug et al. 2011)

Die vorliegende Masterarbeit will genau diesen Kontext erweitern, daher wurde die Forschung in Deutschland durchgeführt. Zwar gibt die quantita-tive Forschung keinen allgemeinen Überblick über ganz Deutschland. Den-noch wird ein Einblick in das Verständnis von Kindern und Jugendlichen aus Bayern zum Thema Klimawandel geben.

56 Climate Change Education (Bildung zum Klimawandel) und Education for Sustainable Development (Bildung zur Nachhaltigen Entwicklung) 2015 wurde das COP21- Abkommen geschlossen, das sehr hohe Ziele in Bezug auf das Klima hat. Diese können aber nicht allein durch politische Vereinbarungen oder technische Fortschritte erreicht werden, sondern auch die Einbeziehung der Gesellschaft spielt auch wie bei der CCC eine immer wichtigere Rolle. In den beiden gängigen Visualisierungen zu Aspekten der nachhaltigen Entwicklung, wird nochmals deutlich wie die drei Aspekte, Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt zusammenwirken. In der ersten Gra-phik (sh. Abbildung 8) sind die einzelnen Bereiche als je eigene Kreis dar-gestellt, in der Mitte zeigt sich ein Überschneidungsbereich. Hier wird deut-lich, dass jeder einzelne Bereiche für die nachhaltige Entwicklung von Be-deutung ist. Die zweite Graphik (sh. Abbildung 9, nächste Seite) zeigt auch die Bereiche als einzelne Kreise, legt aber hier den Fokus auf die zentrale Rolle, welche die Umwelt sowohl in der Gesellschaft als auch in der

56 Climate Change Education (Bildung zum Klimawandel) und Education for Sustainable Development (Bildung zur Nachhaltigen Entwicklung) 2015 wurde das COP21- Abkommen geschlossen, das sehr hohe Ziele in Bezug auf das Klima hat. Diese können aber nicht allein durch politische Vereinbarungen oder technische Fortschritte erreicht werden, sondern auch die Einbeziehung der Gesellschaft spielt auch wie bei der CCC eine immer wichtigere Rolle. In den beiden gängigen Visualisierungen zu Aspekten der nachhaltigen Entwicklung, wird nochmals deutlich wie die drei Aspekte, Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt zusammenwirken. In der ersten Gra-phik (sh. Abbildung 8) sind die einzelnen Bereiche als je eigene Kreis dar-gestellt, in der Mitte zeigt sich ein Überschneidungsbereich. Hier wird deut-lich, dass jeder einzelne Bereiche für die nachhaltige Entwicklung von Be-deutung ist. Die zweite Graphik (sh. Abbildung 9, nächste Seite) zeigt auch die Bereiche als einzelne Kreise, legt aber hier den Fokus auf die zentrale Rolle, welche die Umwelt sowohl in der Gesellschaft als auch in der