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Durchschnittliche Höhe der Alterssicherungsbezüge

6. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

3.16 Durchschnittliche Höhe der Alterssicherungsbezüge

in unterschiedlichen Gruppen 2012 in Deutschland

* Dazu zählen Einkünfte aus gesetzlicher Rentenversicherung, betrieblicher Altersvorsorge, Zusatzversorgung des öffentlichen Dienstes, Beamtenversorgung, Alterssicherung der Landwirte sowie berufsständiger Versorgungssysteme aufgrund eigner oder abgeleiteter Ansprüche.

Quelle: Alterssicherungsbericht 2012

Diese Unterschiede erklären sich zum einen aus Unterschieden im Lohn- und Gehaltsge-füge und der beruflichen Stellung und zum anderen aus Unterschieden in der Kontinuität und dem Umfang der Erwerbsarbeit. Beides gilt gleichermaßen sowohl für die Gruppe der Personen mit Migrationshintergrund, deren Erwerbstätigkeit häufig durch zahlreiche Brü-che und Beschäftigung im Niedriglohnbereich gekennzeichnet war, wie für die Gruppe der Frauen (vgl. Schimany et al. 2012, Frommert et al. 2013, Obermann 2013).

Viele Frauen in der heutigen Generation der Älteren haben ihre Erwerbstätigkeit mit der Heirat und Geburt von Kindern ganz aufgegeben oder stark eingeschränkt und dement-sprechend nur geringe eigene Rentenanwartschaften erworben. Bei den verheirateten Frauen wird es auf Haushaltsebene bis zu einem gewissen Grad durch die Altersbezüge des Ehemannes kompensiert, im Falle einer Verwitwung über die abgeleiteten Ansprüche auf Hinterbliebenenrente. Dass das Modell der „nur Hausfrau und Mutter“ allerdings auch seine Risiken birgt, zeigt sich bei den geschiedenen Frauen, die sich im Durchschnitt im Alter finanziell nicht nur deutlich schlechter stellen als die Männer, sondern auch deutlich schlechter als alle anderen Frauen, wenn man bei den verheirateten die Alterssiche-rungsbezüge der Ehemänner mit einrechnet.

Aber auch unter den Männern streut die Höhe der Altersbezüge erheblich: 13 % beziehen Leistungen in Höhe von 2.500,- € oder mehr, 10 % von 750,- € oder weniger (Alterssiche-rungsbericht 2012). Vor diesem Hintergrund ist auf zwei Entwicklungen hinzuweisen (vgl.

Schaubild 3.17):

(1) auf die im Zuge der Reformen beschlossene generelle Absenkung des Rentenni-veaus, die sich in einem Auseinanderklaffen in der Höhe zwischen Zugangs- und Be-standsrenten äußert, sowie

(2) auf die zunehmende Erwerbsbeteiligung der Frauen, die dazu führt, dass der be-schriebene Effekt aufgrund der erworbenen höheren Anwartschaften unter den Neu-zugängen bei den Frauen so nicht zu Tage tritt.

Darüber hinaus trägt die stärkere Erwerbsbeteiligung der Frauen nicht zuletzt auch im Alter maßgeblich zur Verbesserung der finanziellen Situation auf Haushaltsebene bei.

Schaubild 3.17: Entwicklung der durchschnittlichen Rentenzahlbeträge wegen Alters bei Neuzugängen und Bestandsfällen in der Zeitreihe für die alten Bundes-länder

Quelle: Deutsche Rentenversicherung Bund (2013)

Klar herauszustellen ist aber auch, dass es mit den Reformen im Rentenrecht und auf-grund der starken wirtschaftlichen Einbrüche in den letzten Jahren und Jahrzehnten sowie der damit verbundenen Brüche in den Erwerbsbiografien für einen anwachsenden Teil der Bevölkerung zunehmend schwieriger geworden ist, zur Sicherung des Lebensunterhalts ausreichende Rentenanwartschaften zu erwerben. Wie in Abschnitt 2.2 dargelegt, sind bereits gegenwärtig schon 5 % der über 65-Jährigen in Wiesbaden auf eine finanzielle Unterstützung im Rahmen der Grundsicherungsleistungen nach SGB XII angewiesen.

Verschiedene Autoren gehen davon aus, dass sich dieser Anteil zukünftig weiter erhöhen wird und mit einem Anstieg der Altersarmut zu rechnen ist (u.a. Goebel und Grabka 2011, Brussig 2012). Auch wenn die finanzielle Situation der Älteren in ihrer Gesamtheit weit davon entfernt ist als problematisch eingestuft zu werden, zeichnen sich innerhalb der Gruppe deutliche Unterschiede ab und sind die Risiken, im Alter auf Sozialhilfeleistungen angewiesen zu sein, sehr ungleich verteilt.

Die Ergebnisse der Befragung zur Generation 55 plus 2013 in Wiesbaden deuten eben-falls in Richtung einer breiten Streuung der Alterseinkünfte. 23 % der Befragten in Einper-sonenhaushalten und 12 % der Befragten in ZweiperEinper-sonenhaushalten gaben ein Ein-kommen an, das mit 1.000 Euro bzw. 1.500 Euro im Monat nur um rund 150 Euro über dem Sozialhilfeniveau lag. 11% der Alleinlebenden verfügten über ein monatliches Ein-kommen von 3.000 Euro oder mehr und 13 % der Befragten in Zweipersonenhaushalten über 5.000 Euro oder mehr und können damit als gut situiert bezeichnet werden.

Abschließend soll noch kurz auf die Frage eingegangen werden, welche Veränderungen in den Ausgabestrukturen mit zunehmendem Alter zu verzeichnen sind (vgl. Schaubild 3.18).

Was mit dem Alter deutlich zurückgeht, sind die so genannten sonstigen Ausgaben.

Hierzu zählen neben den Beiträgen für Versicherungen insbesondere auch die Rücklagen zur Vermögensbildung - die so genannte Sparquote. Der Großteil der Einkünfte fließt di-rekt in den Konsum, wobei sich die Höhe der Aufwendungen mit zunehmendem Alter in nahezu allen Bereichen leicht verringert. Allerdings bleiben die Ausgaben für Nahrungs-

und Genussmittel mit rund 250,- € im Monat sowie für Wohnen, Energie und Instandhal-tung mit einem Betrag von um die 800,- € relativ konstant. Die Aufwendungen für die Gesundheitspflege steigen sogar leicht an. Auf diese drei Bereiche entfällt bei den Älteren rund die Hälfte des verfügbaren Haushaltsnettoeinkommens. Über alle Haushalte hinweg liegt der Anteil bei 40 % (vgl. auch Datenreport 2013, Hoffmann 2013).

Schaubild 3.18: Ausgaben privater Haushalte in Deutschland 2012 im Monat

* Bekleidung/Schuhe, Haushaltsgeräte, Nachrichtenübermittlung, Bildung, Beherbergung/

Gaststätten

** Bildung von Geld- und Sachvermögen, Versicherungsbeiträge, Spenden, Kreditzinsen, Kfz- und sonstige Steuern

Quelle: Statistisches Bundesamt (2014)

3.2.4 Wohnen

Die Wohnung und das unmittelbare Wohnumfeld werden im Alter vermehrt zum Dreh- und Angelpunkt der Lebensführung. Hier wird der überwiegende Teil des Tages verbracht und in aller Regel alles erledigt, was zu erledigen ist. Nur rund eine Stunde pro Tag entfällt bei 70-Jährigen und älteren im Durchschnitt auf außerhäusliche Aktivitäten an Orten, die weiter als 5 km von ihrer Wohnung entfernt liegen (vgl. Schaubild 3.19).

Schon allein aufgrund der in aller Regel sehr langen Wohndauer fühlen sich viele ältere Menschen eng mit ihrer Wohnung und dem unmittelbaren Wohnumfeld verbunden. Über die Jahre haben sich zahlreiche soziale Bezüge und Kontakte herauskristallisiert, die Umgebung ist vertraut. Der weit überwiegende Teil der älteren Menschen möchte daher so lange wie möglich wie bisher wohnen bleiben.

Wie leicht oder schwer sich dieser Wunsch realisieren lässt, hängt neben der eigenen kör-perlichen und geistigen Verfassung insbesondere auch von der Wohnung selbst ab. Viele Wohnungen sind gemeinsam mit den Bewohnern "gealtert" und entsprechen in der Größe, Lage und Ausstattung nur bedingt den veränderten Anforderungen beispielsweise an eine ebenerdige Zugänglichkeit. Nach bundesweiten Schätzungen leben lediglich 5 % der Älteren in Wohnungen, die als barrierearm oder sogar barrierefrei gelten können (Kahler 2010). Von den Befragten im Rahmen der Generali-Altersstudie (2012) stuften 31 % ihre Wohnung als altersgerecht ein. 65 % gaben an, dass dies nur eingeschränkt zutrifft und 4 %, dass dies gar nicht zutrifft.

Schaubild 3.19: Durchschnittliche Aufenthaltsdauer an unterschiedlichen Orten im Tages-ablauf bei Menschen über 70 Jahre

Quelle: Barth & Obermann 2012, BHF-Bank-Stiftung 2013

Eine ähnliche Einschätzung nehmen die Befragten in Wiesbaden 2013 vor. Bei der Erhe-bung zur Generation 55 plus gaben 42 % der Befragten an, dass ihre Wohnung altenge-recht sei. 52 % verneinten die Aussage und 6 % machten keine Angaben. Nur 25 % zogen einen Umzug in Erwägung.

Besonders herauszustellen ist schließlich auch, dass die Wohnsituation im Alter maßgeb-lich von den finanziellen Verhältnissen mit bestimmt wird. Dies gilt vor allem auch mit Blick auf die unterschiedliche Siedlungsstruktur in den einzelnen Stadtteilen von Wiesbaden.

3.2.5 Gesundheitliche Situation, körperliche und geistige Verfassung

Wie gut der Einzelne in der Lage ist, Alltagsanforderungen zu bewältigen und am gesell-schaftlichen Leben teilzunehmen, hängt ganz entscheidend von der gesundheitlichen Verfassung ab. Mit Blick auf die Gruppe der älteren Menschen sind drei Punkte besonders herauszustellen:

1. Die älteren Menschen heute sind gesünder als noch vor einigen Jahren. Dies gilt vor allem für die Gruppe der so genannten "jungen Alten". Der Anteil der 55-69-jährigen Befragten, der im Rahmen der Deutschen Alterssurvey angab, an keiner oder maxi-mal einer Erkrankung zu leiden, ist zwischen 1996 und 2008 von 28 auf 43 % ange-stiegen (vgl. Schaubild 3.20). Auch bei den 70-Jährigen und älteren hat sich der Anteil leicht erhöht, ausgehend von 18 % im Jahr 1996 auf 22 % im Jahr 2008. Ähnliche Entwicklungen zeigen sich auch im Hinblick auf die subjektive Bewertung des eigenen Gesundheitszustandes (vgl. Robert Koch Institut 2012).

2. Mit zunehmendem Alter treten häufiger Mehrfacherkrankungen und Behinderungen auf. 21 % der 70-Jährigen und älteren gaben im Rahmen der Alterssurvey 2008 an, gleichzeitig an fünf oder mehr Erkrankungen zu leiden. In der jüngeren Altersgruppe der 55-69-Jährigen waren es 8 %.

Die Häufigkeit und Dauer von Krankenhausaufenthalten steigt. Statistisch gesehen verbrachte 2010 jeder Vierte über 65-Jährige mindestens eine Nacht in den letzten 12 Monaten im Krankenhaus. Die Verweildauer hat sich im Zuge der Einführung von Fallpauschalen zwar bei den Älteren am stärksten verkürzt, von durchschnittlich 11,7 Tagen 2001 auf 9,2 Tage 2010. Allerdings lag sie damit immer noch um rund 2 Tage über der von jüngeren Patienten (vgl. u.a. Datenreport 2013).

Darüber hinaus kommt es insbesondere bei sehr alten Menschen häufig zu einer Überlagerung von somatischen und psychischen Krankheitsbildern. Die Wahrschein-lichkeit für das Vorliegen von kognitiven Einschränkungen verdoppelt sich ausgehend von einer Quote von 1,5 % bei den 65-69-Jährigen nahezu im Anstand von jeweils 5 Altersjahren und liegt bei den 85-Jährigen und älteren bei knapp 30 % (vgl. u.a. Bickel 1999).

Schaubild 3.20: Anzahl der Erkrankungen nach Altersgruppen 1996 und 2008 in Deutschland

Quelle: Deutscher Alterssurvey 2008 (www.gerostat.de)

3. Wie der Gesundheitszustand im Alter ist, hängt neben der „reinen Veranlagung“ auch von der Lebensweise sowie der Summe der Beanspruchungen und Belastungen im Lebenslauf ab. Zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen bestehen deutliche Unter-schiede.

Frauen sind im Alter etwas häufiger als Männer von chronischen Erkrankungen betrof-fen (59 zu 54 %) und weisen eher gesundheitliche Einschränkungen auf (54 zu 47 %).

Mehrfacherkrankungen sind ebenfalls häufiger zu verzeichnen. Im Rahmen der Al-terssurvey 2008 gaben 34 % der Frauen ab 70 Jahre an, gleichzeitig an 5 oder mehr Erkrankungen zu leiden. Unter den Männern lag der entsprechende Anteil bei 25 %.

Der Gesundheitszustand von Älteren mit niedriger Bildung ist in aller Regel schlechter als der von Personen mit höherem formalem Bildungsabschluss. Im Alter zwischen 55 und 69 Jahren weisen sie Mobilitätseinschränkungen auf wie sie bei den Personen mit höherer Bildung erst ab dem Alter von 70 Jahren zu verzeichnen sind (vgl. Schaubild 3.21). Mit zunehmendem Alter vergrößern sich die Unterschiede. Chronische Erkran-kungen und Behinderungen treten deutlich früher ein. Die „fernere Lebenserwartung“

ist verkürzt (vgl. u.a. Deutscher Alterssurvey 2008, Leopold & Engelhardt 2011).

Schaubild 3.21: Gesamtindex gesundheitlich bedingter Einschränkungen* 2008

* Die Werte des Gesamtindex bewegen sich zwischen 0 (starke Einschränkungen in allen Mobilitätsbereichen) und 100 (keinerlei Einschränkungen).

Quelle: Deutscher Alterssurvey 2008 (www.dza.de)

Ähnlich Unterschiede zeigen sich in Abhängigkeit von der Einkommenssituation sowie der früheren beruflichen Stellung (vgl. u.a. Lampert & Kroll 2010, Barth 2012, Kroh et al. 2012, Jasilionis 2013).

Auch zwischen älteren Personen mit und ohne Migrationshintergrund sind Unter-schiede im Gesundheitszustand belegt (u.a. Menning & Hoffmann 2009, Kohls 2012, Schimany et al. 2012). Diese werden zum einen auf die unterschiedlichen Wohn-, Le-bens- und Arbeitsverhältnisse zurückgeführt und zum anderen auf ein unterschied-liches Wissen über die Leistungen des Gesundheitswesens, insbesondere auch im Bereich der Vorsorge. Ob es sich dabei um einen vom Bildungsstand und der Ein-kommensposition losgelösten, eigenständigen Effekt handelt, ist empirisch allerding nichts eindeutig geklärt.

Im Rahmen der Erhebung zur Generation 55 plus 2013 in Wiesbaden zeigen sich in Bezug auf die subjektive Einschätzung des eigenen Gesundheitszustands ebenfalls markante Unterschiede. Von den Befragten mit Abitur stuften 65 % ihren Gesund-heitszustand als gut bis sehr gut ein, bei den Befragten mit Hauptschulabschluss wa-ren es nur 50 %. Von den Befragten mit Migrationshintergrund bewerteten 44 % ihwa-ren Gesundheitszustand positiv, von den Befragten ohne Migrationshintergrund 64 %.

3.3 Zusammenfassende Betrachtung zur Lebenslage älterer Menschen Drei Punkte sind für den Lebensabschnitt des Alters besonders hervorzuheben:

(1) Der Lebensabschnitt des Alters hat eine immense zeitliche Ausdehnung erfahren. Er erstreckt sich über einen Zeitraum von 20 Jahren oder mehr und schließt Angehörige ganz unterschiedlicher Geburtsjahrgänge und Generationen mit ein.

(2) Alter hat viele Facetten und lässt sich nicht auf ein bestimmtes Erscheinungsbild reduzieren. Das Sich-Einbringen in gesamtgesellschaftliche

Zusammenhangsstruktu-ren und die so genannten Potenziale des Alters zählen ebenso dazu wie die erhöhte Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von chronischen Erkrankungen und Behinderun-gen und das Risiko einer Hilfe- und Pflegebedürftigkeit.

(3) Die meisten älteren Menschen sind sehr gut in der Lage, ihr Leben selbständig und selbstbestimmt zu meistern. Sie sind aktiv und engagiert, sozial integriert, finanziell abgesichert und ohne größere gesundheitliche Einschränkungen und Beschwerden.

Bei einzelnen Gruppen liegt allerdings ein erhöhtes Risiko für eine besondere Bünde-lung einzelner Problemlagen vor. Hierzu zählen insbesondere die so genannten „bil-dungsfernen“ Gruppen mit einer geringen gesellschaftlichen und sozialen Einbindung, geringen finanziellen Mitteln und gesundheitlichen Einschränkungen.

4. Erfordernisse und Angebote im Vor- und Umfeld der Pflege

Innerhalb der Gruppe älterer Menschen gibt es eine starke Streuung und Unterschiedlich-keit der Lebenslagen und Lebensverhältnisse. Kommen altersspezifische gesundheitliche oder sonstige Einschränkungen hinzu, werden diese Unterschiede in aller Regel noch verschärft.

Der Vielfältigkeit und Unterschiedlichkeit der Bedarfslagen steht ein breit gefächertes An-gebot an unterschiedlichen Unterstützungs- und Sozialleistungen gegenüber, welches in seiner Komplexität und Differenziertheit für den Einzelnen nur schwer zu durchschauen ist.

Schaubild 4.1: Ausschnitt der bestehenden Angebotslandschaft

4.1 Beratung, Information und Koordination

Eine Vielzahl von Problemen, mit denen sich ältere Menschen konfrontiert sehen, basiert auf der Schwierigkeit, sich in der Angebotslandschaft zurecht zu finden. Damit der Ein-zelne möglichst frühzeitig die erforderliche Unterstützung erhält, müssen zusätzlich zum Vorliegen von entsprechenden Angeboten folgende Bedingungen erfüllt sein:

1. Der ältere Menschen findet Zugang zu den passenden Angeboten.

2. Die Angebote sind untereinander vernetzt. Schnittstellenprobleme sind minimiert.

3. Die Hilfeleistungen sind individuell und flexibel auf den Einzelfall abgestimmt.

Neben dem Gebot der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit ist darauf zu achten, dass der Nachrang einzelner Sicherungssysteme gewahrt bleibt und der Grundsatz vom Vorrang der ambulanten vor den stationären Hilfen umgesetzt wird.

In Wiesbaden werden die übergreifenden Beratungs-, Informations- und Koordinierungs-aufgaben im Bereich der Altenarbeit und Altenhilfe von verschiedenen Stellen in Träger-schaft des Amtes für Soziale Arbeit mit jeweils unterschiedlicher Schwerpunktsetzung wahrgenommen. Einen Überblick gibt Tabelle 4.1.

Die Beratung im Einzelfall schließt - falls gewünscht - auch Angehörige oder sonstige Be-zugspersonen mit ein. In aller Regel beschränkt sie sich nicht nur auf die Frage nach den konkreten Erfordernissen und Wünschen und die Information über bestehende Angebote, sondern beinhaltet auch die Klärung von Fragen zur Finanzierung sowie gegebenenfalls die Organisation und Koordination der erforderlichen Einzelleistungen. Eine besondere Bedeutung kommt der Beratung im Einzelfall vor allem bei der Begleitung von Übergän-gen sowie in akuten Krisensituationen zu.

Zur Beratung zählen darüber hinaus auch die Durchführung von Informationsveranstal-tungen sowie der Bereich der Öffentlichkeitsarbeit und die Mitwirkung in Arbeitskreisen und Gremien.

Auf der strukturellen Ebene liegen die Schwerpunkte der Koordination und Netzwerkarbeit in Wiesbaden (1) im Bereich des Zusammenwirkens von Pflege und Gesundheitswesen sowie (2) beim Thema Demenz. Einen weiteren Ansatzpunkt stellt die Arbeit auf klein-räumiger, regionaler Ebene in Arbeitskreisen und Stadtteilgremien dar.

Angesichts der demografischen und sozialen Entwicklung und der zu erwartenden zu-nehmenden Zahl an älteren Alleinlebenden, Demenzerkrankten sowie schwierigen Haus-halts- und Familienkonstellationen auf der einen Seite und der weiteren Ausdifferenzie-rung der Angebotslandschaft auf der anderen Seite ist für die Zukunft mit einem anwachsenden Beratungs- und Koordinierungsbedarf zu rechnen.

Tabelle 4.1: Angebote der Beratung, Information und Koordination in Wiesbaden Einrichtung Beratungsstellen für selbständiges Leben im Alter

Aufbau/

Organisation Stadtteilbezogen arbeitender kommunaler Sozialer Dienst für Menschen ab 60 Jahre und ihre Angehörigen

Sachgebiet der Abteilung Altenarbeit im Amt für Soziale Arbeit, Wiesbaden

21 Mitarbeiter/innen auf 16 Vollzeitstellen in 8 regionalen Arbeitsgruppen Ziele/ Auftrag Zuständig für alle Schwierigkeiten und Problemlagen, die mit dem

Älter-werden in Zusammenhang stehen

Unterstützung der selbständigen und selbstbestimmten Lebensführung älterer Menschen auch im Falle einer Hilfs- und Pflegebedürftigkeit durch

- Beratung und Information

- Erschließen der erforderlichen Hilfen

- Koordination der Dienste und Einrichtungen und einzelner Leistungen

Umsetzen der Grundsätze (1) "ambulant vor stationär" und (2) "Prävention und Rehabilitation vor Pflege"

Sicherung des Nachrangs der Sozialhilfe Leistungen/

Tätigkeiten 2.517 beratene Personen 2013 (dav.: 66 % 75 Jahre oder älter) - Durchschnittsalter: 78,3 Jahre

- Von den über 75-Jährigen waren - 71 % Frauen (Bev.: 62 %) - 49 % Alleinlebend (Bev.: 36 %) - 8 % Ausländer (Bev.: 6 %) - Bezug der Erstanfrage

- 17 % allg. Beratung/Information - 18 % Bedarf Häusliche Hilfen - 19 % Finanzierungsfragen - 21 % Wohnen/Pflege/Demenz - Zugangsweg

- 56 % direkt oder über Angehörige

- 17 % Dienste/Krankenhaussozialdienst/Ärzte - 16 % andere Fachbereiche im Amt für Soziale Arbeit

Informationsveranstaltungen und Vorträge

Erstellen von Broschüren und Informationsmaterialien

Mitwirkung an Arbeitskreisen

Einrichtung Pflegestützpunkt Wiesbaden Aufbau/

Organisation Gemeinsames Beratungsangebot der Verbände der Pflegekassen und des örtlichen Sozialhilfeträgers

Zusammen 2 Stellen, anteilig finanziert

Ziele/ Auftrag Unabhängige Auskunft und Beratung nach § 92c SGB XI

Koordination der lokalen Hilfs- und Unterstützungsangebote

Vernetzung mit bereits vorhandenen Beratungsstrukturen

Schwerpunkt bei Zielgruppe der jüngeren, unter 60-jährigen Menschen mit Pflegebedarf oder Behinderung

Leistungen/

Tätigkeiten 539 beratene Personen aus dem gesamten Stadtgebiet (07/2010-06/2013) dav.: 61 % unter 60 Jahre

Zusätzlich 464 Kontakte mit ausschließlich telefonischem Beratungsbedarf

Informationsveranstaltungen/ Öffentlichkeitsarbeit (u.a. Fachvorträge, Info-stände)

Arbeits- und Austauschtreffen (u.a. mit EVIM, der Behindertenkoordinations-stelle, dem Gesundheitsamt)

Beratung - Information - Koordination

Einrichtung Wiesbadener Netzwerk für geriatrische Rehabilitation (GeReNet.WI) Aufbau/

Organisation Kooperationsplattform von Diensten, Einrichtungen, Institutionen und Praxen der Altenhilfe und des Gesundheitswesens

Geschäftsstelle in der Abteilung Altenarbeit im Amt für Soziale Arbeit angesiedelt

Zusammen mit der Geschäftsstelle des Forum Demenz mit 2 Stellen besetzt

2000 als Modelprojekt gestartet, 2007 in Regelbetrieb übernommen

Ziele/ Auftrag Verbesserung/Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen den Akteuren der Altenarbeit und des Gesundheitswesens im Hinblick auf:

- Zugänge zur geriatrischen Behandlung und Rehabilitation für ältere Menschen

- Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln

- Übergänge zwischen Krankenhaus und eigener Häuslichkeit - Prävention

- Medizinische Versorgung in Pflegeheimen - Entlastende Angebote für Angehörige Leistungen/

Tätigkeiten Entwicklung von standardisierten Instrumenten zur Verbesserung des Informationsflusses und der Informationslage (Infobriefe/ Infofaxe)

Jährliche Gesprächsrunden mit ausgewählten Kliniken zwecks Informations- und Erfahrungsaustausch und Weiterentwicklung der Kooperationen

„Checkliste für die Krankenhausaufnahme und -entlassung"

Adresskarte

Vorträge und Diskussionen zum Thema „Ärztliche Versorgung in Pflege-heimen“ mit dem Ziel, Impulse zu setzen

Einrichtung eines 3.000-Schritte-Pfades als Impuls für Bewegung und soziale Kontakte

Organisation der „Tour durch Wiesbadener Pflegeeinrichtungen“ als Kennen-lern-Angebot für die Bevölkerung

Organisation von Angeboten zur Prävention (Durchführung Präventions-woche)

Organisation von Schulungen zum ehrenamtlichen Seniorenbegleiter, Überleitung der Schulungen in § 87 b-Kurse

Organisation eines Pflegekurses für Migranten und Impulse für Fortsetzung des Angebots durch Dritte

Wissenschaftliche Begleitung der Aktivitäten und Maßnahmen durch das Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg, Untersuchung an der Schnittstelle „Entlassung aus dem Krankenhaus“; Planung einer weiteren Schnittstellenuntersuchung (vgl. u.a. Schönemann-Gieck 2006).

Einrichtung Forum Demenz Aufbau/

Organisation Freiwilliger Zusammenschluss von kommunalen, frei-gemeinnützigen und privaten Diensten und Einrichtungen mit Angeboten für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen mit mehr als 30 Partnern

Geschäftsstelle in der Abteilung Altenarbeit im Amt für Soziale Arbeit angesiedelt

Zusammen mit der Geschäftsstelle von GeReNet.WI mit 2 Stellen besetzt Ziele/ Auftrag Verbesserung der Lebenssituation von Menschen mit Demenz und ihren

An-gehörigen durch

- Öffentlichkeitswirksame Information und Aufklärung - Schulungen und Qualifizierung

- Eröffnen von Zugängen und Wegen für eine optimale Versorgung

- Informationen über Beratungs-, Betreuungs- und Versorgungsmöglichkeiten - Anregungen zur Vernetzung und Abstimmung der Angebote sowie zur

Ent-wicklung neuer Hilfsangebote

Beratung - Information - Koordination

Einrichtung Forum Demenz (Fortsetzung) Leistungen/

Tätigkeiten Organisation öffentlichkeitswirksamer Veranstaltungen für Bürger/innen (u.a.

„Zwischen Liebe und Wut“ im Pariser Hoftheater, „Mein Nachbar hat Demenz - Was nun?" im Rathaus, „Lebenslust bei Demenz“ im Murnau Filmtheater)

Organisation von Fortbildungen und Schulungen für - Angehörige („Hilfe beim Helfen")

- Fachkräfte der Pflege und Hauswirtschaft

- Sonstige Berufsgruppen (u.a. „ehrenamtlich Tätige", Mitarbeiter Senioren-treffs)

Durchführung von Fachtagungen u.a. „Menschen mit Demenz im Kranken-haus – Problemstellung – Lösungsansätze“, „Zentrale Ansätze in der Betreu-ung demenzerkrankter Menschen“

Vorträge in Altenpflegeschulen, Fachhochschulen und bei Kongressen

Aktionen für ärztliche Praxen (Bekanntmachung der Beratungshotline)

Organisation von Tagesausflügen sowie eines mehrtägigen Urlaubs für

Organisation von Tagesausflügen sowie eines mehrtägigen Urlaubs für