• Keine Ergebnisse gefunden

Durchschnittlich geleistete Unterstützung in Wochenstunden

6. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

5.4 Durchschnittlich geleistete Unterstützung in Wochenstunden

Quelle: Blinkert & Klie (2008)

Um zu ermessen, was nahe Angehörige und sonstige Bezugspersonen im Bereich der Pflege leisten, ist neben dem reinen Zeitaufwand pro Woche auch zu berücksichtigen, dass sich die Dauer der Pflegebedürftigkeit im Zuge der gestiegenen Lebenserwartung ebenfalls erhöht hat. Gegenwärtig hält sie bei den Männern im Durchschnitt gut 3 Jahre an und bei den Frauen gut 4 Jahre. 60 % der pflegebedürftigen Frauen und 46 % der Männer weisen nicht nur körperliche, sondern auch kognitive Beeinträchtigungen auf. Gut ein Drittel benötigt regelmäßig auch nachts Unterstützung.

Nach wie vor ist die Pflege von Angehörigen überwiegend „Frauensache“. Bei 72% aller häuslichen Versorgungsarrangements stellen sie die Hauptpflegeperson. Bei 26 % über-nimmt eine Tochter diese Aufgabe, bei 10 % ein Sohn. Rund ein Drittel der Hauptpflege-personen hat selbst bereits das Rentenalter überschritten, ein Viertel ist zwischen 55 und 64 Jahre alt (vgl. Bundesministerium für Gesundheit 2011).

Angesichts der herausragenden Bedeutung, die nahen Angehörigen und sonstigen Be-zugspersonen für die Stabilisierung der häuslichen Situation zufällt, sind es neben den fachpflegerischen Anforderungen insbesondere "soziale" Erwägungen, die Menschen dazu bewegen, in ein Pflegeheim umzuziehen. Von denjenigen in der Pflegestufe 1 lebten 70 % davor alleine, von denjenigen in der Pflegestufe 3 immerhin noch 46 %. Der Anteil der Heimbewohnerinnen und Heimbewohner mit Demenzerkrankungen ist ebenso gestie-gen wie das Alter beim Einzug. Als besonders kritisch erweist sich insbesondere die un-mittelbare Phase nach dem Heimeintritt. 19 % versterben innerhalb der ersten 3 Monate.

Allerdings weist ein ebenso hoher Anteil eine Verweildauer von 5 Jahren oder länger auf und ist hierbei zusätzlich zu bedenken, dass rund ein Viertel direkt aus einem Akut-Kran-kenhaus heraus in ein Pflegeheim überwechselt (vgl. u.a. Schneekloth & Wahl 2007, BMG 2011, Rothgang et al. 2013).

5.2 Empfängerinnen und Empfänger von Pflegeversicherungsleistungen in Wiesbaden Ende 2011

Seit Einführung des Pflegeversicherungsgesetzes werden regelmäßig amtliche Bundes-statistiken zum Stand und zur Entwicklung der pflegerischen Versorgung erhoben. Mitt-lerweile liegen im Rahmen einer Sonderauswertung durch das Hessische Statistische Landesamt die Ergebnisse für Wiesbaden aus der siebten Erhebung Ende 2011 vor. Im Folgenden wird dargelegt, wie sich die Pflegesituation in Wiesbaden ausgehend von die-sen Daten darstellt und welche Erkenntnisse sich hieraus gewinnen lasdie-sen.

Schaubild 5.5: Empfängerinnen und Empfänger von Pflegeversicherungsleistungen in Wiesbaden Ende 2011 und Vergleichsangaben für Hessen

WIESBADEN

7.302 Empfängerinnen und Empfänger von Pflegeversicherungsleistungen 5.200 zu Hause lebend 2.102 in Pflegeheimen

71,2% 28,8%

3.403 1.797 2.071 31

Empfängerinnen Empfängerinnen Bewohnerinnen Empfängerinnen und Empfänger und Empfänger und Bewohner und Empfänger

von von im Bereich der im Bereich der

Pflegegeld Pflegesach- vollstationären Kurzzeitpflege

leistungen Dauerpflege

46,6 % 24,6 % 28,4 % 0,4 %

LAND HESSEN

199.655 Empfängerinnen und Empfänger von Pflegeversicherungsleistungen 151.253 zu Hause lebend 48.402 in Pflegeheimen

75,8% 24,2%

109.787 41.466 46.964 1.438

Empfängerinnen Empfängerinnen Bewohnerinnen Empfängerinnen und Empfänger und Empfänger und Bewohner und Empfänger

von von im Bereich der im Bereich der

Pflegegeld Pflegesach- vollstationären Kurzzeitpflege

leistungen Dauerpflege

55,0 % 20,8 % 23,5 % 0,7 %

Anm.: Zu den Pflegegeldempfängern werden alle Personen gezählt, die ausschließlich diese Leis-tung beziehen und keine direkt mit den Pflegekassen verrechneten SachleisLeis-tungen in Form einer professionellen Unterstützung durch ambulante Dienste in Anspruch nehmen.

Personen, die sich für die Inanspruchnahme von sogenannten Kombinationsleistungen ent-scheiden und anteilig sowohl Geld- als auch Sachleistungen beziehen, werden ebenso wie Personen, die die Leistungen komplett in Form von professionellen Hilfen in Anspruch neh-men, dem Kreis der Sachleistungsbezieher zugerechnet.

Quelle: Sonderauswertung der amtlichen Pflegestatistik 2011 durch das Hessische Statistische Landesamt.

Zum 15.12.2011 bezogen insgesamt 7.302 Menschen aus Wiesbaden Leistungen nach dem Pflegeversicherungsgesetz. Der überwiegende Teil, nämlich 5.200 Personen bzw.

71,2 %, wurde in der häuslichen Umgebung versorgt. 3.403 Personen (46,6 %) nahmen Pflegegeld und 1.797 Personen (24,6 %) Pflegesachleistungen in Anspruch.

2.102 Empfängerinnen und Empfänger von Pflegeversicherungsleistungen (28,8%) waren in einem Pflegeheim untergebracht, davon 2.071 im Bereich der vollstationären Dauer-pflege. Lediglich 31 Personen nahmen zum Stichtag 15.12.2011 Leistungen der Tages- oder Kurzzeitpflege in Anspruch (vgl. Schaubild 5.5).

Tabelle 5.1: Empfänger von Pflegeversicherungsleistungen nach Art der Leistung in Wiesbaden und anderen Städten Hessens Ende 2011

Empf. Quelle: Sonderauswertung der amtlichen Pflegestatistik 2011 durch das Hessische Statistische

Landesamt und eigene Berechnungen.

Die Abweichungen vom Hessendurchschnitt erklären sich im Wesentlichen aus Stadt-Land-Unterschieden. Wie aus Tabelle 5.1 ersichtlich wird, werden in allen fünf kreisfreien Städten häufiger Pflegesachleistungen im häuslichen Bereich nachgefragt und ist der Anteil derjenigen, die ausschließlich Geldleistungen beziehen, dementsprechend gerin-ger. Offenbach bildet mit einem Anteil der reinen Geldleistungsbezieher von 57,8 % eine Ausnahme; gleichzeitig ist der Anteil der stationären Leistungen mit 17,2 % äußerst ge-ring. Das andere Extrem findet sich in Darmstadt mit einem geringen Anteil an Geldleis-tungsbeziehern von 44,5 % und einem hohen Anteil an Heimbewohnerinnen und Heim-bewohnern von 29,7 %. Auch zwischen den einzelnen kreisfreien Städten in Hessen sind somit deutliche Unterschiede feststellbar. Die Situation in Wiesbaden ähnelt dabei eher der in Darmstadt als der von Offenbach.

Tabelle 5.2: Empfänger von Pflegeversicherungsleistungen nach Art der Leistung in Wiesbaden und anderen Städten Hessens im Zeitvergleich

Empf. SGB XI Anteil der Empfänger in % mit …

je 100 Einw. Pflegegeld Pflegesachleistungen Stationärer Dau-erpflege

Quelle: Sonderauswertung der amtlichen Pflegestatistik 2011 durch das Hessische Statistische Landesamt und eigene Berechnungen.

Was die Veränderungen gegenüber dem Stand Ende 2001 betrifft, zeigt sich allerdings ein recht einheitliches Bild. Die Zahl der Empfängerinnen und Empfänger von SGB XI-Leis-tungen hat sich sowohl absolut als auch gemessen an der jeweiligen Bevölkerung überall deutlich erhöht (vgl. Tabelle 5.2). Gleichzeitig hat der Anteil derjenigen, die sich für die Inanspruchnahme der reinen Geldleistung entscheiden, zugenommen und ist der Anteil der Heimbewohnerinnen und Heimbewohner rückläufig. Lediglich in Kassel deutet sich bei

einer insgesamt sehr hohen Zahl von Leistungsempfängerinnen und -empfängern eine gegenläufige Entwicklung an. Wie im Folgenden zu zeigen ist, spielen bevökerungsstruk-turelle Faktoren hierbei eine entscheidende Rolle.

Tabelle 5.3: Auf 100 Einwohner der Altersgruppe bezogene Empfängerdichte von Pflegeversicherungsleistungen in Wiesbaden Ende 2011

Quelle: Sonderauswertung der amtlichen Pflegestatistik 2011 durch das Hessische Statistische Landesamt; Einwohnerwesen Stand 31.12.2011, Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung sowie eigene Berechnungen.

Ein entscheidender Faktor ist das Alter. Mit zunehmendem Alter erhöht sich die Wahr-scheinlichkeit für das Eintreten einer Pflegebedürftigkeit und mithin auch für die Inan-spruchnahme von Leistungen der Pflegeversicherung (vgl. Tabelle 5.3). Von den 65-69-Jährigen bezogen Ende 2011 in Wiesbaden 2,7 von 100 Personen Leistungen der Pflege-versicherung. Bei den über 95-Jährigen traf dies auf 69,2 von 100 Personen zu.

Schaubild 5.6: Empfängerdichte von Pflegeversicherungsleistungen in Wiesbaden Ende