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B. METHODISCHER TEIL

8. DATENQUALITÄT DER FRAGEBÖGEN 1 Das Untersuchungsinstrument

8.3 STATE-TRAIT-ANGSTINVENTAR (Laux et al.)

Beim State-Trait-Angstinventar (STAI, nach Laux, P., Glanzmann, P., Schaffner, P., Spielberger, C. D., 1981) handelt es sich um die deutsche Version des von Spielberger, C.D., Gorsuch, R.L., Lushene, R.E.; 1970 entwickelten " State-Trait Anxiety Inventory". Die zwei Skalen des STAI erfassen Angst als Zustand (State-Angst) und Angst (Trait-Angst) als Eigenschaft (Catell, R.B. & Scheier, I.H., 1961) unter Berücksichtigung von Situationseinflüssen und verschiedenen intrapsychischen Prozessen.

Spielberger (1972) definiert die Zustandsangst (State-Angst, A-State) als einen emotionalen Zustand, der durch Anspannung, Besorgtheit, Nervosität, innere Unruhe und Furcht vor zu-künftigen Ereignissen gekennzeichnet ist, sowie durch eine erhöhte Aktivität des autonomen Nervensystems. Die Angst als ein vorübergehender emotionaler Zustand variiert in der Intensität über Zeit und Situationen. Die State-Angstskala dient der Erfassung, der Höhe und des Verlaufs der gerade vorhandenen Angst in Abhängigkeit von internen oder externen Einflüssen. Sie ist in einer Vielzahl von Situationen unterschiedlicher Beschaffenheit einsetz-bar. Dazu gehören Stress-Situationen und Situationen mit neutralem oder positivem Charakter.

Die Eigenschafts-Angst oder Ängstlichkeit (Trait-Angst, A-Trait) bezieht sich demgegenüber auf relativ stabile interindividuelle Differenzen in der Neigung (Persönlichkeitsmerkmal), Situationen als bedrohlich zu bewerten und darauf mit einem Anstieg der Zustandsangst zu reagieren. Hochängstliche tendieren dazu, mehr Situationen als bedrohlich zu bewerten und mit einem höheren Anstieg der Zustandsangst zu reagieren als Niedrigängstliche (Spielberger, C.D., 1972). Der Anstieg der Zustandsangst ist bei Hochängstlichen nur dann größer als bei Niedrigängstlichen, wenn es sich um Situationen handelt, in denen der Selbstwert der betreffenden Personen in Frage gestellt oder beeinträchtigt wurde. In physischen Stress-Situationen (z. B. chirurgischer Eingriff, Darbietung von schmerzhaften Reizen), ergab sich kein Anstieg der Zustandsangst.

Die Trait-Angstskala mißt die individuellen Unterschiede und den Ausprägungsgrad der Ängstlichkeit. Im klinischen Bereich wird die Trait-Angstskala vor allem bei der Beschreibung neurotischer Störungen eingesetzt, u. a. zur Unterscheidung von depressiven und nicht-depressiven Neurotikern, sowie zur Unterscheidung von spezifischen und generali-sierten Ängsten. Bei Neurotikern (besonders bei Personen mit generaligenerali-sierten Ängsten) kann mit deutlich erhöhten Trait-Angstwerten gerechnet werden und zwar innerhalb der Gruppe der Neurotiker.

Die State-Angstskala, des STAI besteht aus 20 Items, mit denen der Proband beschreiben soll, wie er sich jetzt, d. h. in diesem Augenblick fühlt. 10 Items sind in Richtung Angst und in Richtung Angstfreiheit formuliert. Zur Beantwortung der Feststellungen stehen vier Antwortkategorien (Ziffern 1 bis 4) zur Verfügung, die hinter jedem Item stehen:

1 = überhaupt nicht, 2 = ein wenig, 3 = ziemlich, 4 = sehr

1. Beispiel-Items State-Angst 2. Beispiel-Items State-Angstfreiheit Ich fühle mich angespannt (3). Ich bin ruhig (1).

Ich bin besorgt, daß etwas schiefgehen könnte (7). Ich fühle mich selbstsicher (11).

3. Beispiel-Items S-emotionale Komponente der Angst Ich bin aufgeregt (6).

Ich bin nervös (12).

Die Trait-Angstskala, des STAI stützt sich auf 20 Items, mit denen der Proband beschreiben soll, wie er sich im allgemeinen fühlt. Von den 20 Items sind 13 Items in Richtung Angst und 7 Items in Richtung Angstfreiheit formuliert. Zur Beantwortung der Feststellungen stehen vier Antwortkategorien (Ziffern 1 bis 4) zur Verfügung, die hinter jedem Item stehen:

1 = fast nie, 2 = manchmal, 3 = oft, 4 = fast immer

Beispiel-Items für Trait:

1. T-Angst: Ich werde schnell müde (22). - Mir fehlt es an Selbstvertrauen (32).

2. T-Angstfreiheit: Ich bin vergnügt (21). - Ich bin ruhig und gelassen (27).

3. T-kognitive Komponente der Angst:

Ich mache mir zuviel Gedanken über unwichtige Dinge (29).

Ich mache mir Sorgen über mögliches Missgeschick (34).

4. T-depressive Komponente der Angst:

Mir ist zum Weinen zumute (23). - Ich fühle mich niedergeschlagen (35).

Zur Interpretation:

Der Summenwert der State-Angstskala, ist ein Maß für die Intensität eines emotionalen Zustands, der durch Anspannung, Besorgtheit, Nervosität, innere Unruhe und Furcht vor zu-künftigen Ereignissen, gekennzeichnet ist. Ein Wert von 20 entspricht dem Nichtvorhanden-sein und ein Wert von 80 der maximalen Intensität dieses Gefühls. Die Höhe der Zustands-angst hängt von der Ängstlichkeit ab, dem Einsatz spezifischer Bewältigungsstrategien oder Abwehrmechanismen, Alter, Geschlecht, sowie eine Tendenz im Sinne der sozialen Erwünschtheit (sich in einem günstigen Licht zu erscheinen) zu antworten.

Der Summenwert der Trait-Angstskala wird durch bestimmte Vorgaben im Anhang, beurteilt.

Der Angstfragebogen ist als Intervallskala konstruiert.

8.3.1 Verteilungskennwerte

Die Mittelwerte, Streuungen und Reliabilitätsschätzungen des State-Trait-Angstinventars sind in den nachfolgenden Tabellen aufgeführt. Als Referenz sind zusätzlich die Ergebnisse vom Stai-Angstfragebogen anderer Untersuchungen in den Tabellen dargestellt.

8.3.2 Mittelwerte und Streuungen

Die Referenzgruppen umfassen die Gruppe freiwilliger männlicher Probanden, als eine repräsentative Eichstichprobe, die 1977 von einem Marktforschungsinstitut durchgeführt und nach dem Verfahren des Zufallsweges ausgewählt wurde. Die Stichprobe der männlichen Studenten setzt sich aus Studierende verschiedener Fachrichtungen zusammen. Die Trait-Angstwerte für die heterogene männliche klinische Gruppe (Neurotiker, Alkoholiker, Schizophrene) stammen aus einer Untersuchung von Häcker, Schmidt, Schwenkmezger, Utz und Wallasch (1981) und die von mir untersuchte Stichprobe setzt sich aus männlichen Probanden unterschiedlicher klinischer Gruppen und Sexualstraftätern zusammen. In der nachfolgenden Tabelle sind diese Ergebnisse dargestellt.

Tab.2: Mittelwerte (AM) und Streuungen (s) des State-Trait-Angstinventars

Männliche Probanden N State – Angst Trait-Angst

AM S AM s

UntersuchungsgruppeL 434 40.46 11.16 42.09 11.83

Sex.Missbrauch 80 47.75 11.12 47.96 11.40

Vergewaltigung 81 45.54 13,03 46.42 11.55

Sexuelle F.-störungen 73 39.88 9.66 45.86 12.08

Kinderwunsch 100 34.10 6.58 34.06 6.58

Herzerkrankungen 100 37.74 9.22 39.18 10.25

Freiwillige Probanden 1107 36.83 9.82 34.45 8.83

Studenten 171 40.54 9.31 40.45 8.54

Heterog. Klin.Gruppe 117 44.49 12.46

Untersuchungsgruppe L = die Stichprobe dieser Untersuchung

State-Angstskala (Zustandsangst):

In der vorliegenden Untersuchung und den Referenzdaten zeigen die durchschnittlichen Itemmittel einige Unterschiede: bei der Gruppe der Herzerkrankungen, der Gruppe der sexuellen Funktionsstörungen und bei den freiwilligen Probanden streuen die

State-Angstwerte um einen Mittelwert von 36-39, die Gesamtgruppe und die Studenten liegen durchschnittlich etwas höher, um 40. Der niedrigste State-Angst-Mittelwert von 34 ist bei den männlichen Patienten mit Kinderwunsch zu finden. Den höchsten Mittelwert von 47 hat die Gruppe der sexuellen Missbrauchstäter von Kindern in dieser Untersuchung.

Trait-Angstskala (Eigenschaftsangst):

Die durchschnittlichen Itemmittel der vorliegenden Untersuchung und der Referenzdaten, zeigen folgende Unterschiede: während die Trait-Angstskala der Referenzgruppe (Studenten), der Patienten mit Herzerkrankungen und der Gesamtgruppe um einen Mittelwert von 39 bis 41 streuen, liegen die sexuellen Funktionsstörungen und die heterogene klinische Gruppe bei einem Mittelwert um 43 bis 44. Den niedrigsten Trait-Angst-Mittelwert von 34 ist bei den männlichen Patienten mit Kinderwunsch und den freiwilligen Probanden zu finden. Den höchsten Mittelwert von 47 hat die Gruppe der sexuellen Missbrauchstäter von Kindern in dieser Untersuchung. Eine mögliche Erklärung könnte in der schwierigen Persönlichkeits-struktur der Probanden liegen.

Bei der State- und Trait-Angst-Skala liegen die Mittelwerte der einzelnen Stichproben auf annähernd gleichem Zahlenniveau. Lediglich bei den Patienten mit sexuellen Funktions-störungen und den Patienten mit Herzerkrankungen zeigen sich Unterschiede in der State-Skala, die deutlich niedriger liegt als die Trait-Skala. Bei den freiwilligen Probanden ist der State-Angst-Mittelwert höher, als bei der Trait-Angstskala. Bei den Verteilungen der Gesamtgruppe, den Patienten mit Herzerkrankungen und den Patienten mit sexuellen Funktionsstörungen, sowie bei den Studenten ist die Angst geringer ausgeprägt. Eine Normalverteilung der Trait-Angstwerte ergibt sich dagegen für die Sexualstraftäter.

Die Verteilung der State-Angstwerte bei den verschiedenen Stichproben ist überwiegend, auf den neutralen, für die Mehrzahl der Personen nicht angstauslösenden Charakter der Erhebungssituation zurückzuführen. Der Intensität der belastenden Bedingungen ent-sprechend kommt es zu einer Normalverteilung, was auf die Gruppe der Sexualstraftäter zutrifft, die mit Abstand die höchsten State- und Traitwerte in dieser Untersuchung haben, aber sich dennoch im Normalbereich befinden. Ein Teil der Straftäter wurde in einer Gutachtensituation befragt, was als Belastung angesehen werden kann.

8.3.3 Reliabilität des State-Trait-Angstinventars In der Tabelle 3 ist die Reliabilität dargestellt.

Tab.3: Reliabilitäten (Cronbach's Alpha = αααα ) der State-Trait-Angstskala (STAI)

Männliche Probanden N State-Angst Trait-Angst α

αα

α αααα

Untersuchungsgruppe L. 434 .91 .93

Freiwillige Probanden 1107 .90 .91

Studenten 171 .90 .90

Heterog. Klinische Gruppe 117 .88 .94

Untersuchungsgruppe L = die Stichprobe dieser Untersuchung

Die Reliabilität der State- und Trait-Angstskala ist bei der hier untersuchten Stichprobe und den anderen angegebenen Referenzgruppen annähernd gleich.

Die Koeffizienten erreichen durchgängig Werte um oder über .90. Die Höhe der Reliabilität der State-Trait-Angstskala ist völlig ausreichend, da die internen Konsistenzen aller Skalen im Akzeptanzbereich des geforderten Reliabilitätsgrades von .80 liegen.

8.3.4 Faktorenanalyse

Die beiden Alpha-Werte für die Skalen State-Angst (20 Items, .92) und Trait-Angst (20 Items, .93) sind gemessen an ihrer relativen Länge überzeugend.

Ein Versuch die 20 Items der State- und Trait-Angskala mittels einer Faktorenanalyse auf die beiden Skalen zu trennen, zeigte an Hand des Eigenwertverlaufs, dass zwei Dimensionen in meiner untersuchten Stichprobe Gegenstand der jeweils 20 Items sind.

8.4 DER BINDUNGSGFRAGEBOGEN (I. Grau)