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B. METHODISCHER TEIL

8. DATENQUALITÄT DER FRAGEBÖGEN 1 Das Untersuchungsinstrument

8.4 DER BINDUNGSGFRAGEBOGEN (I. Grau) Allgemeines:

8.3.4 Faktorenanalyse

Die beiden Alpha-Werte für die Skalen State-Angst (20 Items, .92) und Trait-Angst (20 Items, .93) sind gemessen an ihrer relativen Länge überzeugend.

Ein Versuch die 20 Items der State- und Trait-Angskala mittels einer Faktorenanalyse auf die beiden Skalen zu trennen, zeigte an Hand des Eigenwertverlaufs, dass zwei Dimensionen in meiner untersuchten Stichprobe Gegenstand der jeweils 20 Items sind.

8.4 DER BINDUNGSGFRAGEBOGEN (I. Grau)

Vermeidungsfaktor laden (die Ladungen < .20). Nach den gleichen Kriterien wurde die Vermeidungsskala erstellt (die kleinste Ladung > .55). Die meisten Items der Angstskala stammen aus der ursprünglichen ängstlich-ambivalent-Skala, mit der sie zu r = .91 korreliert (p < .001). Der größte Teil der Vermeidungsitems stammt aus der ursprünglichen gleichgültig-vermeidend-Skala, mit der sie zu r = .86 (p > .001) korreliert. Zwei Items (Items 1,2) stammen aus der sicher-Skala und müssen umgepolt werden (Grau, I., 1999). Die Bindungsfragebögen sind als Intervallskala konstruiert.

Allgemeine-, Partner/in und Mutter-Bindungsfragebogen nach I. Grau

1. Die allgemeine Version bezieht sich auf Menschen, die man kennt und mit denen man Kontakt hat (Freunde, Verwandte, Bekannte).

1. Beispiel-Items Vermeidung:

Ich fühle mich durch intensive Beziehung leicht eingeengt.

Wenn ich Ärger habe oder krank bin, bin ich am liebsten allein.

2. Beispiel-Item Angst

Ich mache mir Sorgen darüber, daß anderen an meiner Freundschaft nichts liegt.

Ich habe Angst, daß Leute die Beziehung zu mir abbrechen.

2. Die Partner/in-Version bezieht sich auf den Partner/Partnerin, mit dem/der man in einer festen Beziehung lebt.

1. Beispiel-Items Vermeidung

Meine, aller intimsten Gefühle gehen meinem/r Partner/in nichts an.

Ich bin gewöhnlich lieber allein als mit meinem/r Partner/in.

2. Beispiel-Items Angst

Ich bin besorgt, für meinen/e Partner/in nicht genügend wichtig zu sein.

Ich habe Angst, daß Leute die Beziehung zu mir abbrechen.

3. Die Mutterversion bezieht sich auf die Beziehung zur Mutter, wie der / die Befragte sie in Erinnerung hat (Altersgrenze ist das 12.-14. Lebensjahr).

1. Beispiel-Items Vermeidung

Meiner Mutter erzählte ich durchaus nicht alles über mich.

Wenn mir meine Mutter zu nahe kam, ging ich auf Distanz.

2. Beispiel-Items Angst

Meine Mutter war oft wichtiger für mich, als ich für sie.

Ich versuchte meine Mutter dazu zu bewegen, da sie mehr Zeit mit mir verbringt.

Zur Auswertung:

Die Fragen werden alle auf einer 7-stufigen Ratingskala beantwortet: 1 = stimmt nicht, 2=

sehr wenig, 3 = wenig, 4 = teils-teils, 5 = ziemlich, 6 = stimmt, 7 = stimmt völlig

Um eine eindeutige Zuordnung zu den vier Bindungsstilen (sicher, ängstlich, ängstlich-vermeidend, vermeidend) zu erreichen, wurde der von I. Grau an einer Normalstichprobe verwendete Mittelwert als Trennwert eingesetzt. In allen drei Bereichen wurde derselbe Trennwert nach folgender Klassifikation verwendet:

Vermeidung Angst Resultierende Zuordnung

< 2.98 < 2.98 Sicher

< 2.98 > 2.98 Ängstlich

> 2.98 > 2.98 Ängstlich-vermeidend

> 2.98 < 2.98 Vermeidend

Die Vermeidungsskala beschreibt eine Distanzierung (allgemein, von dem/der Partner/in, von der Mutter), insbesondere in Situationen, in denen es der Person nicht gut geht. Das sind Situationen, in denen bei sicher gebundenen Personen das Bindungsverhalten ausgelöst wird d.h., daß Nähe gesucht wird. Die Vermeidungsskala enthält mehr Items, die die Verhaltensintention messen und hängt stärker von der Person selbst ab.

Die Angstskala beschreibt Befürchtungen, (allgemein, von dem/der Partner/in, von der Mutter) verlassen oder nicht geliebt zu werden, und (allgemein, von dem/der Partner/in, von der Mutter) zurückgewiesen zu werden.

Die Angstskala erfaßt die emotionalen Inhalte und hängt im hohem Maße vom aktuellen Verhalten des Partners ab. Durch die Verhaltensintension kann die Stabilität der Beziehung und eine bevorstehende Trennung vorhergesagt werden (Grau, I., Bierhoff, 1998. In: Grau, I., 1999).

Zur Interpretation der Bindungsstile:

- Der sichere Bindungsstil: Menschen mit einem sicheren Bindungsstil gehen vertrauensvoll auf den Partner zu und suchen in angemessener Weise Unterstützung (Hazan & Shaver, 1987).

- Der ängstliche Bindungsstil: Ängstlich gebundene Menschen befürchten stets, der Partner könne sie verlassen oder sie nicht genug lieben und suchen in anklammernder Weise die ständige Nähe des Partners. Das Bindungssystem ist bei ihnen chronisch aktiviert.

- Der vermeidende Bindungsstil: Menschen mit einem vermeidenden Bindungsstil suchen wenig Nähe zum Partner und fühlen sich unwohl, wenn der Partner ihnen zu nahe kommt.

Das Bindungssystem läßt sich nur schwer aktivieren. Bartholomew (1990) unterscheidet zwei vermeidende Stile:

1. gleichgültig-vermeidende Typ (dismissing): betont seine Autonomie und zieht es vor, seine Probleme selber zu lösen

2. ängstlich-vermeidenden Typ (fearful): der weniger aus Desinteresse, als aus mangeln-dem Vertrauen und Frucht vor Enttäuschung großer Intimität aus mangeln-dem Weg geht.

8.4.1 Verteilungskennwerte

Die Mittelwerte, Streuungen, Reliabilität und Faktorenanalyse der Bindungsfragebögen nach I. Grau zur allgemeinen Beziehung zu Menschen, wie Freunde, Verwandte, Bekannte, zum Partner/in und der Beziehung zur Mutter. Als Referenz in den Tabellen dargestellt sind zusätzlich die Ergebnisse des allgemeinen und Partner-Bindungsfragebogens aus der Unter-suchung von I. Grau.

8.4.2 Mittelwerte und Streuungen

In der nachfolgenden Tabelle sind die Mittelwerte der Bindungsfragebögen dargestellt.

Tab.4: Bindungsfragebögen I. Grau Allgemein, Partner/in und Mutterbeziehung

Bindung Allgemein Bindung Partner/in Bindung Mutter

Skala N Vermeidend Angst Vermeidend Angst Vermeidend Angst

Gruppen AM s AM S AM S AM s AM s AM s

GruppeLehmann 434 3.63 1.03 2.83 1.26 2.44 1.20 2.54 1.53 3.53 1.27 2.34 1.41 Sex.Missbrauch 80 3.86 1.12 3.55 1.22 2.73 1.27 2.97 1.56 3.76 1.46 2.87 1.53 Vergewaltiger 80 3.77 1.00 3.07 1.41 2.68 1.27 3.20 1.66 3.91 1.45 2.95 1.64 Sex. F.-Störung 73 3.50 .94 3.16 1.38 2.49 1.17 3.15 1.64 3.44 1.13 2.38 1.43 Kinderwunsch 100 3.20 .96 2.22 .81 1.83 .77 1.69 .79 3.13 1.06 1.62 .86 Herzerkrankung 100 3.86 .96 2.44 1.05 2.57 1.27 2.06 1.30 3.50 1.14 2.11 1.15

Grau I. 838 2.44 1.05 2.38 1.21

Grau II. 335 2.99 1.65 2.97 1.44 2.99 1.65 2.97 1.44 2.99 1.65 2.97 1.44 Mittelwerte (AM), Streuungen (s);

Die Stichprobe von Grau I stammt aus der sogenannten Normalbevölkerung und setzt sich aus vier verschiedenen Quellen zusammen (Grau, I., 1999; Clashausen, U. ; 1999, Lanver, C., 1998, Leitner, A., 1996).

Sie besteht aus 838 Personen, davon sind 395 Männer und 443 Frauen im Alter zwischen 15 und 68 Jahren. Die zweite Referenzgruppe von Grau II besteht aus insgesamt 335 Probanden, aufgeteilt in 153 Männer und 182 Frauen im Alter zwischen 18 und 60 Jahren. Die von mir untersuchte Stichprobe setzt sich aus 434 männlichen Probanden unterschiedlicher klinischer Gruppen und Sexualstraftätern zusammen. Alle Probanden haben auf freiwilliger Basis den Fragebogen ausgefüllt.

Bindung zu Freunden, Verwandten, Bekannten: Die durchschnittlichen Itemmittel der vor-liegenden Untersuchung mit den Referenzdaten zeigen einige Unterschiede: die Vermei-dungs- und Angstskala der Referenzuntersuchungen streuen übereinstimmend um einen Mittelwert von etwa 3. Die Probanden der Gesamtgruppe erreichen deutlich höhere Werte in der Vermeidungsskala um 3.5 bis 4 und deutlich niedrigere Werte in der Angstskala von 2.2 bis 3.3, besonders in den Untergruppen der Patienten mit Herzerkrankung und Kinderwunsch zu erkennen.

Bindung zum Partner/in: Die durchschnittlichen Itemmittel der Gesamt- und Referenzgruppe sind annähernd gleich und streuen um einen Mittelwert von 2. Allerdings liegt bei der Gesamtgruppe, den Sexualstraftätern und den Patienten mit sexuellen Funktionsstörungen die Angstskala höher als die Vermeidungsskala. Bei der Referenzgruppe I + II und den Patienten mit Herzerkrankungen ist die Vermeidungsskala etwas höher als die Angstskala. Die Vermeidungs- und Angstskala bei den Patienten mit Kinderwunsch ist gleich verteilt und streut um einen Mittelwert von 1.6. Ein Grund für die unterschiedlichen Mittelwerte der Partnerbindung liegt möglicherweise an der desolaten Situation, in der sich die einzelnen Probanden befunden haben. Der Partner-Bindungsstil hängt im großem Maße mit dem augenblicklichen Zustand der Beziehung zusammen. Personen, die große Angst haben, verlassen oder nicht liebt zu werden, fühlen sich in Regel unterlegen. Überlegene Personen hingegen sind häufig stärker vermeidend als unterlegene und gerecht behandelte.

Bindung zur Mutter: auch diese Untersuchungsgruppe besteht ausschließlich aus männlichen Probanden unterschiedlicher klinischer Gruppen und Sexualstraftätern. Eine Referenzgruppe gibt es nicht. Dennoch ist es möglich die Mittelwerte dieser Gruppe, mit der von Grau II untersuchten Gruppe (MW Vermeidung 2.99, Angst 2.97) zu vergleichen. Die Vermeidungs-skalen der Untersuchungsgruppen streuen um einen Mittelwert von 3.1 bis 3.8 und liegen sehr viel höher als die Angstskalen, die mit einem Mittelwert von 1.6 bis 2.9 vorliegen.

Die Mittelwerte der Vermeidungs- und Angstskalen des Bindungsfragebogens zur Mutter, sowie zu Freunden, Verwandten und Bekannten sind in den Untersuchungsgruppen annähernd gleich. Eine mögliche Erklärung dafür könnte die unterschiedliche Klientel der Untersuchungsgruppen sein, da es sich um Patienten mit verschiedenen Krankheitsbildern handelt, im Gegensatz zur Stichprobe von Grau, die ausschließlich aus einer sogenannten Normalpopulation besteht. Es könnte aber auch einen möglichen Zusammenhang mit der Bindungsrepräsentation geben, die sich aufgrund früherer Erfahrungen entwickelt hat und im Gedächtnis als gespeicherte Überzeugungen von sich selbst und anderen Menschen lange vorhanden bleibt.

8.4.3 Reliabilität

Die Stichprobe von Grau I stammt aus der sogenannten Normalbevölkerung und setzt sich aus vier verschiedenen Quellen zusammen (Grau, I., 1999; Clashausen, U. ; 1999, Lanver, C., 1998, Leitner, A., 1996). Sie besteht aus 838 Personen, davon sind 395 Männer und 443 Frauen im Alter zwischen 15 und 68 Jahren.

Die zweite Referenzgruppe von Grau II besteht aus insgesamt 335 Probanden, aufgeteilt in 153 Männer und 182 Frauen im Alter zwischen 18 und 60 Jahren. Die von mir untersuchte Stichprobe setzt sich aus 434 männlichen Probanden unterschiedlicher klinischer Gruppen und Sexualstraftätern zusammen.

Tab.5: Reliabilität der Grau-Bindungsfragebögen Allgemein, Mutter, Partner/in

BINDUNG ALLGEMEIN PARTNER / IN MUTTER

Skala N Vermeidend Angst Vermeidend Angst Vermeidend Angst

ααα

α αααα αααα αααα αααα αααα

GesamtgruppeL. 434 .78 .91 .88 .93 .84 .91

Grau I .88 .86 .90 .86 .90

Grau II 335 .86 .91 .86 .91

Reliabilitäten (innere Konsistenz, Cronbach's Alpha = αααα); Gesamtgruppe L = Stichprobe dieser Untersuchung

Die Reliabilität des Allgemein- und Partner-Bindungsfragebogens ist bei der hier unter-suchten Stichprobe und den Referenzgruppen von Grau I + II annähernd gleich groß.

Die internen Konsistenzen aller Skalen des Allgemein-, Partner/in- und Mutter-Bindungs-fragebogens liegen im Akzeptanzbereich des geforderten Reliabilitätsgrades von .80 und sind für diese Untersuchung völlig ausreichend.

Bindung Allgemein (Freunde, Verwandte, Bekannte): Die innere Konsistenz der Skala Angst liegt in den einzelnen Stichproben des Allgemein-Bindungsfragebogens zwischen α = .86 und α = .91, die der Skala Vermeidung zwischen α = .78 und α = .91.

Bindung Partner/in: Beim Partner-Bindungsfragebogen liegt die innere Konsistenz der Skala Angst in den einzelnen Stichproben zwischen α = .86 und α = .91, die der Skala Vermeidung zwischen α = .86 und α = .93.

Bindung Mutter: Die innere Konsistenz der Angstskala beim Mutter-Bindungsfragebogen liegt in der Gesamtuntersuchungsgruppe zwischen α = .84 und α = .91.

Interpretation: Der Reliabilitätskoeffizient für die Bindungsfragebögen Freunde, Verwandte, Bekannte, Partner/in und Mutter liegt in der Angstskala höher als in der Vermeidungsskala bei der Gesamtgruppe und der Stichprobe von Grau I +II, was daraufhin weist, dass die Probanden eher mehr Angst haben und weniger vermeiden.

8.4.4 Faktorenanalyse

Bindung allgemein (Freunde, Verwandte, Bekannte), Partner/in und Mutter: Die beiden Alpha-Werte der Skalen Vermeidung (10 Items allgemein: .78; 10 Items Partner/in: .88; 10 Items Mutter: . 84) und Angst (10 Items allgemein: .99; 10 Items Partner/in: .93; 10 Items Mutter: . 91) sind gemessen an ihrer relativen Länge überzeugend.

Die Faktorenanalysen in den Stichproben ergeben jeweils eindeutige zweifaktorielle Lösungen, bei denen alle Items auf ihren vorgesehenen Faktor laden und in keinem Fall tritt eine nennenswerte Ladung auf dem anderen Faktor auf.