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B. METHODISCHER TEIL

8. DATENQUALITÄT DER FRAGEBÖGEN 1 Das Untersuchungsinstrument

8.5 DIE LING – LÜGENSKALA (M. Ling)

Tab.5: Reliabilität der Grau-Bindungsfragebögen Allgemein, Mutter, Partner/in

BINDUNG ALLGEMEIN PARTNER / IN MUTTER

Skala N Vermeidend Angst Vermeidend Angst Vermeidend Angst

ααα

α αααα αααα αααα αααα αααα

GesamtgruppeL. 434 .78 .91 .88 .93 .84 .91

Grau I .88 .86 .90 .86 .90

Grau II 335 .86 .91 .86 .91

Reliabilitäten (innere Konsistenz, Cronbach's Alpha = αααα); Gesamtgruppe L = Stichprobe dieser Untersuchung

Die Reliabilität des Allgemein- und Partner-Bindungsfragebogens ist bei der hier unter-suchten Stichprobe und den Referenzgruppen von Grau I + II annähernd gleich groß.

Die internen Konsistenzen aller Skalen des Allgemein-, Partner/in- und Mutter-Bindungs-fragebogens liegen im Akzeptanzbereich des geforderten Reliabilitätsgrades von .80 und sind für diese Untersuchung völlig ausreichend.

Bindung Allgemein (Freunde, Verwandte, Bekannte): Die innere Konsistenz der Skala Angst liegt in den einzelnen Stichproben des Allgemein-Bindungsfragebogens zwischen α = .86 und α = .91, die der Skala Vermeidung zwischen α = .78 und α = .91.

Bindung Partner/in: Beim Partner-Bindungsfragebogen liegt die innere Konsistenz der Skala Angst in den einzelnen Stichproben zwischen α = .86 und α = .91, die der Skala Vermeidung zwischen α = .86 und α = .93.

Bindung Mutter: Die innere Konsistenz der Angstskala beim Mutter-Bindungsfragebogen liegt in der Gesamtuntersuchungsgruppe zwischen α = .84 und α = .91.

Interpretation: Der Reliabilitätskoeffizient für die Bindungsfragebögen Freunde, Verwandte, Bekannte, Partner/in und Mutter liegt in der Angstskala höher als in der Vermeidungsskala bei der Gesamtgruppe und der Stichprobe von Grau I +II, was daraufhin weist, dass die Probanden eher mehr Angst haben und weniger vermeiden.

8.4.4 Faktorenanalyse

Bindung allgemein (Freunde, Verwandte, Bekannte), Partner/in und Mutter: Die beiden Alpha-Werte der Skalen Vermeidung (10 Items allgemein: .78; 10 Items Partner/in: .88; 10 Items Mutter: . 84) und Angst (10 Items allgemein: .99; 10 Items Partner/in: .93; 10 Items Mutter: . 91) sind gemessen an ihrer relativen Länge überzeugend.

Die Faktorenanalysen in den Stichproben ergeben jeweils eindeutige zweifaktorielle Lösungen, bei denen alle Items auf ihren vorgesehenen Faktor laden und in keinem Fall tritt eine nennenswerte Ladung auf dem anderen Faktor auf.

Aufgrund dessen setzen die Fragen ein bestimmtes Verhalten als selbstverständlich vorausgesetzt, oder aber sie bestehen aus gängigen Redensarten (Selg, H., 1974).

Die Entscheidung, die Ling-Lügenskala in dieser Untersuchung einzusetzen, wurde aus folgenden Gründen getroffen:

- Die Kombination mehrerer Kontrollskalen garantiert nicht die Güte, läßt aber hoffen, daß mit dieser Skala kein auf spezifische Fragestellungen eingeengtes Konstrukt gemessen wird.

- Es existieren mehrere Untersuchungen, die dieser Skala brauchbare Reliabilität bescheinigen und Hinweise auf ihre Validität liefern (Ling, M., 1967; Amelang, M., &

Bartussek, D., 1970; Amelang, M., & Borkenau, P., 1981. In: Maschke, P., 1986).

- Die Ling-Lügenskala wurde als isolierte Vorgabe in den Gesamtfragebogen integriert, da keine Gefahr bestand, daß sozial erwünschtes und sozial unerwünschtes Verhalten durchschaubar waren. Im Anschluß soll diese Skala zunächst näher beschrieben werden.

Allgemeine Beschreibung

Die Lügenskala ist als Ordinalskala konstruiert. Die Grundlage der hier verwendeten Lügen-skala nach Ling (1967) bildeten die Items von vier Kontrollskalen: die Marlowe-Crowne-SDS (Crowne, D.P., & Marlowe, D., 1960), die Lügen-Items der deutschen Fassung des MMQ (Eysenck, H.J., 1955), die nicht im MMQ enthaltenen Items der L-Skala des MMPI (Spreen, O., 1963) und zwei Fragen des ENNR (Brengelmann, J. C., & Brengelmann, L., 1960). Mit einigen zusätzlich entworfenen Fragen bestand dieser Itempool aus 78 Fragen. Die Anzahl der Fragen wurde reduziert.

Einerseits nach rationalen Gesichtspunkten, wobei die Beurteiler die Items danach einstuften ob das Verhalten sozial erwünscht ist, aber kaum auftritt oder umgekehrt, und andererseits nach Prinzipien der klassischen Testkonstruktion (Trennschärfe, Reliabilität).

Auf diese Weise entstand die endgültige Version der Skala von 32 Items (In: Maschke, P., 1986). Von den 32 Items, werden 14 Items der Lügenskala - L. plus und 18 Items der sozialen Erwünschtheit - L. minus, zugeordnet. Der Proband soll die Fragen mit stimmt oder stimmt nicht im Sinne von zutreffend oder nicht zutreffend beantworten.

Spezielle Beschreibung

Bei der Lügenskala handelt es sich um Items, bei denen sozial erwünschte, aber sehr seltene Eigenschaften und Verhaltensweisen angesprochen werden. Diese Skala mißt die Tendenz, sich solche sehr selten vorkommenden Eigenschaften zuzuschreiben (Heinze, B., 1972). Die geschätzte Häufigkeit der Verteilung dieser Eigenschaften in der Population ist gering.

Werden die L. plus - Items (14 Items) mit "stimmt" beantwortet, erhält der Proband einen Punkt für die Liste L. plus. Man schreibt sich sozial erwünschte Eigenschaften zu, die man nicht hat, man lügt.

Beispiel-Items:

Ich sage immer die Wahrheit;

Ich habe noch nie etwas Gefundenes behalten

Die Leugnungsskala mißt die Tendenz, sozial erwünschte Eigenschaften und Verhaltens-weisen zu leugnen, wobei die geschätzte Häufigkeit der Verbreitung solcher Eigenschaften in Populationen sehr groß ist (Heinze, B., 1972).

Werden die L. minus - Items (18 Items) mit "stimmt nicht" beantwortet werden, wird ein Punkt für die Liste L. minus verrechnet Man leugnet sozial unerwünschte Eigenschaften.

Beispiel-Items:

Ich habe nie absichtlich etwas gesagt, was die Gefühle eines anderen, verletzt.

Manchmal habe ich ein Versprechen gebrochen, weil es schwer war es zu halten.

8.5.1 Verteilungskennwerte

Die Mittelwerte, Streuungen und Reliabilitätsschätzungen von der Gesamt-Ling-Lügenskala, der sozialen Erwünschtheit und der Lügenskala ist in den nachfolgenden Tabellen aufgeführt.

Als Referenz sind zusätzlich die Ergebnisse der Gesamt-Ling-Lügenskala anderer Untersuchungen in den Tabellen dargestellt.

8.5.2 Mittelwerte und Streuungen

Die Stichproben bestehen aus männlichen Probanden. Die Untersuchung von Ling beschränkt sich ausschließlich auf Schüler (Ling, M., 1967), die von Amelang untersuchte Gruppe besteht aus freiwilligen männlichen Probanden (Amelang, M., u. a. 1970; 1981), die Untersuchungsgruppe von Maschke bezieht sich auf Fluglotsenbewerber (Maschke, P., 1986) und die von mir untersuchte Stichprobe setzt sich aus männlichen Probanden unterschied-licher klinischer Gruppen und Sexualstraftätern zusammen, wie in der Tabelle 6 dargestellt.

Tab.6: Mittelwerte (AM) und Streuungen (s) der Ling-Lügenskala (LL) im Vergleich zu anderen Untersuchungen

Männliche Probanden

N LL-Skala Lügen-Skala Leugnungs-Skala Quelle

AM S AM S AM S

Freiwillige Probanden 159 13.4 5.6 Amelang 1970

Freiwillige Probanden 344 12.1 5.5 Amelang 1981

Fluglotsenbewerber 284 21.9 4.8 Maschke 1986

Schüler 200 13.4 5.7 6.3 2.8 7.1 3.6 Ling 1967

UntersuchungsgruppeL 434 16.2 5.9 6.1 2.8 10.0 3.8 Lehmann 2003

Sex. Missbrauch 80 16.2 6.5 6.1 3.2 10.1 3.9 Lehmann 2003

Vergewaltigung 81 16.0 5.5 6.0 2.7 10.0 3.6 Lehmann 2003

SexuelleF.-störungen 73 14.4 6.1 5.3 2.7 9.1 4.0 Lehmann 2003

Kinderwunsch 100 16.4 5.4 5.9 2.8 10.4 3.4 Lehmann 2003

Herzerkrankungen 100 17.4 5.9 7.1 2.7 10.3 4.0 Lehmann 2003

Untersuchungsgruppe L = Stichprobe dieser Untersuchung; AM=Mttelwert; S=Standardabweichung

Die durchschnittlichen Itemmittel der vorliegenden Untersuchung mit den Referenzdaten, zeigen einige Unterschiede: während die Lügenscores der Referenzuntersuchungen ziemlich übereinstimmend um einen Mittelwert von etwa 13 streuen, erreichen die Probanden der vorliegenden Untersuchung durchschnittlich etwas höhere Lügenwerte um 16.

Der Grund für dieses Ergebnis liegt möglicherweise an der desolaten Situation, in der sich die Probanden befunden haben. Die vergleichsweise hohen Lügenwerte in der Referenzgruppe der Fluglotsenbewerber kann damit zusammenhängen, daß sich die Probanden in einer Bewerbungssituation befunden haben, während die anderen Referenzdaten sich auf freiwillige Stichproben beziehen. Die hohen Lügenwerte dieser Gruppe kann als Validitätshinweis für die Lügenskala interpretiert werden.

8.5.3 Reliabilität

Die Ergebnisse werden in der nachfolgenden Tabelle 7 dargestellt.

Die Reliabilität der Ling-Lügenskala ist bei der hier untersuchten Stichprobe annähernd gleich zu der von Amelang und Borkenau (1981) untersuchten freiwilligen Probandengruppe (Konsistenz). Die anderen in der Literatur genannten Reliabilitätskoeffizienten von Ling, M.(1967) und Amelang & Bartussek (1970) beruhen auf Retest-Messungen, bei denen eine höhere Zuverlässigkeit gefunden wurde als bei der vorliegenden Arbeit. Dennoch ist die Höhe der Reliabilität der Ling-Lügenskala für diese Untersuchung völlig ausreichend, da die internen Konsistenzen aller Skalen im Akzeptanzbereich des geforderten Reliabilitätsgrades von .80 erfüllt ist.

Tab.7: Reliabilitäten αααα (Cronbach's Alpha) der Ling-Lügenskala (LL) im Vergleich zu anderen Untersuchungen

Männliche Probanden

N LL-Skala Lügen-Skala Leugnungs-Skala Quelle ααα

α r tt αααα r tt αααα r tt

Freiwillige Probanden 159 .94 Amelang 1970

Schüler 200 .94 .87 .85 Ling 1967

FreiwilligeProbanden 344 .80 Amelang 1981

Untersuchungsgruppe L. 434 .82 .67 .76 Lehmann 2003

Rtt=Reliabilität; Untersuchungsgruppe L=Stichprobe dieser Untersuchung

Um die Möglichkeit diagnostischer Aussagen für den Einzelfall zu klären, wäre eine in dieser Untersuchung, nicht durchgeführte Retestanalyse sinnvoll. Sollte dabei eine geringe Zuverlässigkeit der Unterskalen bestätigt werden, lege die Vermutung nahe, dass die Reliabilität der Lügenskala durch die desolate Situation, in der sich die Probanden befunden haben, eingeschränkt ist. Eine Revision der Skala könnte für diese Zwecke vielleicht zu besseren Ergebnissen führen. Ein Kritikpunkt an die Ling-Lügenskala wird in diesem Zusammenhang deutlich, dass die Konstruktion allein auf freiwilligen Stichproben aufbaute (siehe auch Maschke, P; 1986).

8.5.4 Faktorenanalyse

Die beiden Alpha-Werte für die Unterskalen Ling-plus (lügen, 14 Items, .67) und Ling-minus (soziale Erwünschtheit, 18 Items, .76) sind gemessen an ihrer relativen Länge überzeugend.

Ein Versuch die 32 Items mittels einer Faktorenanalyse auf die beiden Unterskalen zu trennen, zeigte an Hand des Eigenwertverlaufs, das wesentlich mehr als zwei Dimensionen in meiner untersuchten Stichprobe Gegenstand der 32 Items sind. Die ersten beiden Faktoren erklären lediglich 21 % der Varianz der Skala. In der Faktorenanalyse lassen sie sich nicht sauber trennen (Faktorenwert 1). Als Mindestbetrag für eine "wesentliche" Ladung ist der Wert .20 festgelegt.