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Kovariate Psychotherapie

3.2 Familienspezifische Zusammenhänge: Familien-LCA

3.2.7.3 Klasse 3 von 3; meistens Schweizer, unterschiedliche

3.2.8.1.5 Kovariate Psychotherapie

Analog zu den Kovariaten „Psychiatrisches Gutachten erstellt“ und „EEG Test“ finden sich in der Klasse 3 die meisten Kinder, bei denen eine Psychotherapie durchgeführt wurde (0,31).

In der Klasse 1 ist der Anteil deutlich geringer (0,15) und am geringsten in der Klasse 2 (0,06). Mögliche Gründe für diese Auffälligkeit kann die schon vorher geäusserte Annahme sein, dass ausländische Eltern gegenüber Testverfahren oder therapeutischen Interventionen Zurückhaltung zeigen.

0,00 0,05 0,10 0,15 0,20 0,25 0,30 0,35 0,40

Klasse 1: Verheiratete Eltern, Mütter oft Hausfrau, mittlerer Status

Klasse 2: Ausländische verheiratete Geringverdiener

Klasse 3: Meistens Schweizer, unterschiedliche Familienstände, fehlende

Väter 0,22

0,15

0,35

Verteilung der Kovariate psychiatrisches Gutachten innerhalb der latenten Klassen. chi2=7,54; df=2; p=<0,05

Abbildung 36: Familien-LCA, Kovariate Psychotherapie

3.2.8.1.6 Zusammenfassung und Beschreibung der Besonderheiten bestimmter Klassen

Die dritte Klasse „Meistens Schweizer, unterschiedliche Familienstände, fehlende Väter“ ist in einigen Kovariaten besonders häufig. Dies soll die folgende Abbildung, die die Kovariaten Redefluss, EEG Test normal + Schlafentzug, Psychotherapie und psychiatrisches Gutachten gemeinsam darstellt, verdeutlichen. Bei all diesen Kovariaten ist die Klasse 3 am häufigsten vertreten. Das bedeutet, dass die Kinder dieser Klasse wohl – vielleicht auch aufgrund der Familiensituation – besonders vulnerabel für psychische Störungen sind, häufig entspre-chende Gutachten erstellt werden und in der Folge Psychotherapie erhalten. Außerdem wur-den diese Kinder am häufigsten mittels EEG Tests abgeklärt. Die damit zusammenhängen-den individuellen (EEG) und familienbedingten Störungen und Besonderheiten (fehlende Väter, Patchworkfamilien, alleinerziehende Mütter) könnten u.a. zu Redeflussstörungen füh-ren.

0,00 0,05 0,10 0,15 0,20 0,25 0,30 0,35 0,40

Klasse 1: Verheiratete Eltern, Mütter oft Hausfrau, mittlerer

Status

Klasse 2:

Ausländische verheiratete Geringverdiener

Klasse 3: Meistens Schweizer, unterschiedliche Familienstände, fehlende Väter 0,15

0,06

0,31

Verteilung der Kovariate Psychotherapie innerhalb der latenten Klassen. chi2=16,18; df=2; p=>0,001

Abbildung 37: Familien-LCA Besondere Kennzeichen der Klasse 3

Eine mögliche Erklärung für die niedrigen Werte in der Klasse 2 „Ausländische verheiratete Geringverdiener“ ist die traditionellerweise eher zurückhaltende Einstellung fremdsprachiger Eltern gegenüber Testverfahren und Gutachten. Zudem sind hier kaum Kinder mit Rede-flussstörung zu finden.

Klasse 3 fällt auch auf im Hinblick auf die Geschwisterreihenfolge auf (die meisten Einzelkin-der; 0,25) und enthält die meisten Kinder, die in der Reihenfolge der Geschwister die jüngs-ten sind.

Besondere Kennzeichen der Klasse 2 und 3

mit psychiatrischem Gutachten mit Psychotherapie

mit Redeflussstörung

EEG Test normal + Schlafentzug

3.2.8.2 Familienspezifische Kovariaten 3.2.8.2.1 Kovariate Geschwisterreihenfolge

Es gibt dahin gehend Hypothesen, dass die Geschwisterverteilung bei bestimmten Diagno-segruppen auffällig ist, im Besonderen, dass häufig die jüngsten Kinder von Sprachstörun-gen betroffen sind (vgl. Grohnfeldt, 1999, S. 83). Im vorlieSprachstörun-genden Fall der Kovariate Ge-schwisterreihenfolge wird die Tatsache, dass im jeweiligen Fall eine bestimmte Geschwister-reihenfolge erfüllt ist, mit den Klassen der Familien-LCA verrechnet.

Die Ergebnisse sind hoch signifikant, allerdings zeigt sich auch, dass in den Familienklassen wenig Unterschiede bestehen. In der Klasse 1 und 3 sind die meisten Kinder vertreten, die die Kennzeichnung „jüngstes Kind“ erhalten haben (0,43 Klasse 1; 0,44 Klasse 3). Die meis-ten Einzelkinder sind in der Klasse 3 zu finden (0,25). Bei der Klasse 2 fällt auf, das in etwa gleichviel jüngste Kinder (0,30) wie auch älteste Kinder (0,34) vertreten sind. Die Klasse 1 hat am wenigsten Einzelkinder (0,06).

Außerdem ist darauf hinzuweisen, dass die Zuordnung jüngstes, mittleres, ältestes und Ein-zelkind relativ ist und den Eintrittszustand (Anlegen der Akte bei Eintritt) darstellt. Zwischen-zeitlich könnten sich die Zuordnungen geändert haben, weil die Familie vielleicht weitere Kinder bekommen hat.

Abbildung 38: Familien-LCA Kovariate Geschwisterreihenfolge, Klassenorientierte Darstellung 0,00

Verteilung der Kovariate Geschwisterreihenfolge innerhalb der latenten Klassen. chi2=38,67; df=8; p=<0,001

keine Angaben jüngstes Kind mittleres Kind ältestes Kind Einzelkind

Die folgende Darstellung arbeitet mit gedrehten Daten, jetzt steht die Information über die Geschwisterreihenfolge im Vordergrund. Die Darstellung beider Varianten stellt zwar eine gewisse Redundanz dar, ist aber angesichts der unterschiedlichen Gesichtspunkte sinnvoll.

Abbildung 39: Familien-LCA, Kovariate Geschwisterreihenfolge, reihenfolgenorientierte Darstellung

3.2.8.2.2 Kovariate Anzahl der Geschwister

Die Anzahl der Geschwister streut weit, die grösste Familie im Untersuchungszeitraum hatte 9 Kinder. Allerdings sind so viele Kinder nicht unbedingt häufig, mehr als 5 Kinder haben lediglich 18 Familien. Diese wurden in einer Gruppe zusammengefasst (4 und mehr Ge-schwister)63. 91,7% der hier untersuchten Familien haben bis zu 4 Kinder.

63 Erfragt und erfasst wurde die Anzahl der zusätzlich zum Kind an der SHS noch in der Familie le-benden Kinder. Die Gesamtanzahl der Kinder pro Familie muss also immer mit +1 berechnet werden.

0,00

Klassengrösse bei gegebenem Wert der Kovariate Geschwisterreihenfolge. chi2=38,67; df=8; p=<0,001

Klasse 1:

Anzahl der Geschwister Häufigkeit Prozent Kumulierte Pro-zente

0 42 9,2 9,2

1 180 39,4 48,6

2 140 30,6 79,2

3 57 12,5 91,7

4 20 4,4 96,1

5 11 2,4 98,5

6 5 1,1 99,6

7 1 0,2 99,8

8 1 0,2 100,0

Gesamt 457 100,0

Tabelle 26: Anzahl der Geschwister

Ein weiteres Geschwister zu haben, ist am häufigsten in der Klasse 2 der Fall. Die Klasse 3 hat die meisten Einzelkinder (0,25). Die Werte für 4 und mehr Geschwister sind in der Klasse 3 (0,11) und in der Klasse 1 (0,09) am höchsten, die Klasse 2 weist deutlich weniger auf (0,03). Die Unterschiede beim Wert für 3 Geschwister sind in den 3 Klassen nur marginal.

Am häufigsten finden sich 3 Geschwister in der Klasse 1 (0,14), gefolgt von Klasse 2 (0,11) und mit dem kleinsten Wert Klasse 3 (0,08). Ähnlich wenig Unterschiede, wenn auch grund-sätzlich etwas häufiger in Klasse 1, sind bei 2 Geschwistern auszumachen. Die Klasse 3 zeichnet sich zusammenfassend darin aus, dass sie zum einen die meisten Einzelkinder enthält, im Klassenvergleich gleichzeitig aber auch die meisten mit 4 und mehr als 4 Ge-schwistern aufweist.

Abbildung 40: Familien-LCA, Kovariate Anzahl der Geschwister

3.2.8.3 Auf die Schulbiografie bezogene Kovariaten

Sämtliche Schulvariablen, die als Kovariaten verrechnet wurden, haben sich als nicht signifi-kant erwiesen. Im Kapitel 3.2.9.3 werden diese, soweit sinnvoll angesprochen und soweit als möglich interpretiert.

Das bedeutet, dass die Familienumstände wie die Berufe der Eltern, die Familiensprache und der Familienstand keinerlei Auswirkung auf die Schulbiografie haben. Ob diese Aussage auch für kommende Schülerinnen und Schüler zutreffend ist, ist unbestimmt. Bedeutsam in diesem Zusammenhang ist – besonders im Hinblick auf die Befürchtung, dass fremdsprachi-ge Kinder intensivere Betreuung brauchen und länfremdsprachi-gere Sprachheilschulbesuche die Folfremdsprachi-ge sein könnten – dass im vorliegenden Aktenmaterial keinerlei diesbezügliche Zusammenhän-ge festZusammenhän-gestellt wurden.

Verteilung der Kovariate Anzahl Geschwister grob innerhalb der latenten Klassen. chi2=27,67; df=8; p=0,001

0 Geschwister

3.2.9 Überblick über die nicht signifikanten Kovariaten

3.2.9.1 Individuelle Kovariaten

Alle der im Folgenden genannten Kovariaten wurden nicht signifikant, weil das chi2 klein und daher p=>0,05 war.

3.2.9.1.1 Geschlecht

Die Kovariate Geschlecht, war mit einem chi2 von 0,13, df=4 nicht signifikant, d.h. zwischen den Familienklassen und dem Geschlecht der SprachheilschülerInnen gibt es keinen Zu-sammenhang. Dies steht im Widerspruch zur Hypothese, dass gerade wenn die Erstsprache eine Fremdsprache ist, Mädchen besonders vulnerabel sind und häufiger schwerwiegende Sprachstörungen (als deutschsprachige) aufweisen (vgl. Wendlandt 1996). Im Sinne dieser Hypothese wäre eine Häufung von Mädchen in der Klasse 2 zu erwarten gewesen.

3.2.9.1.2 Diagnosen

Auch auf Ebene der Diagnosen waren folgende Kovariaten nicht signifikant:

Dysphasie (chi2= 1,31; df= 2; p=>0,05), Dyslalie (chi2=0,58; df=2; P=>0,05) und Dyslexie (chi2=2,42; df=2; p=>0,05) und dies, obwohl die relativen Häufigkeiten für diese Diagnosen hoch sind. Dies bedeutet auch, dass die genannten Diagnosen in keinem Zusammenhang mit Fremdsprachigkeit stehen und auch für die anderen Familienvariablen keine Überein-stimmungen gefunden werden konnten. Diagnosen mit einer geringen Häufigkeit wurden aufgrund der erwarteten Nicht-Signifikanz als Kovariate ausgeschlossen (Dyskalkulie, Sprachverständnisprobleme, Dysphonie, Hörstörung).

3.2.9.1.3 Intelligenztest

Dass die Kovariate Intelligenztest nicht signifikant ist, war angesichts der Tatsache, dass viele Kinder überhaupt nicht getestet wurden und der entsprechend geringen Anzahl der weiteren Ausprägungen auf Ebene des Testergebnisses (mit / ohne Lernstörung) war zu erwarten. Trotzdem ist die Kovariate auf Ebene der Zellbesetzungen den Bedingungen ent-sprechend und erweist sich erst auf Ebene des chi2-Tests als nicht signifikant (chi2=4,94;

df=4; p=>0,05).

3.2.9.1.4 Medizinische Probleme

Auch die Kovariate medizinische Probleme war, wie erwartet (geringe Häufigkeiten, mehre-re Ausprägungen; (chi2=13,30; df=8; p=>0,05)), nicht signifikant. Dies könnte als weiterer Hinweis auf die Multikausalität und Individualität der jeweiligen Störungen und Begleitsymp-tome gewertet werden.

Die mitverursachende Behinderung phonematisch mnestisch ist trotz ihrer relativ hohen Häufigkeit ebenfalls nicht signifikant (chi2=2,2; df=2; p=>0,05). Auditive Speicherprobleme sind zwar in bestimmten Diagnosekombinationen recht häufig, stehen jedoch bei dieser Un-tersuchung in keinem Zusammenhang mit Familienstrukturen und sozioökonomischen Fak-toren.

3.2.9.1.5 Therapien

Auf der Ebene der durchgeführten Therapien haben sich Ergotherapie (chi2=1,75; df=2;

p=>0,05) und Physiotherapie (chi2=5,36; df=2; p=>0,05) als nicht signifikant erwiesen. Stö-rungen auf der Bewegungs- und Sensorikebene weisen keinen Zusammenhang mit familien-spezifischen Aspekten auf. Im Gegensatz dazu hat sich gezeigt, dass die durchgeführten Psychotherapien durchaus in einem Zusammenhang mit Familienstrukturen stehen und sich als Kovariate als signifikant erwiesen haben.

3.2.9.1.6 Gutachten

Neuropädiatrische Gutachten (chi2=2,26; df=2; p=>0,05) und Gutachten, die vom SPD erstellt wurden (chi2=1,29; df=4; p=>0,05) haben sich als ebenso nicht signifikant erwiesen.

3.2.9.2 Familienspezifische Kovariaten

Häufungen von Sprachproblemen innerhalb einer Familie und damit in Verbindung stehende vermutete genetische Zusammenhänge werden in der Literatur häufig aufgeführt (vgl.

Grohnfeldt 1999, S. 83). In den Akten wurde verzeichnet, ob ein weiteres Kind der Familie (und/oder ein zweites Kind) Probleme mit der Sprache oder dem Hören hatte. Diese Informa-tionen über Sprachstörungen weiterer Kinder einer Familie haben sich allerdings auf Ebene der Familien-LCA als nicht signifikant erwiesen (chi2=5,86; df=4; p=>0,05). Dies kann als Hinweis darauf gewertet werden, dass es zwar genetische Zusammenhänge gibt, diese aber nicht auf Ebene der sozioökonomischen Lage der Familie und ihrer Struktur relevant sind, bzw. dass hier keine Übereinstimmungen gefunden wurden.

Ebenso nicht signifikant ist die Information darüber, dass ein weiteres Kind der Familie an der Sprachheilschule beschult wurde (chi2=2,59; df=2; p=>0,05).

3.2.9.3 Auf die Schule bezogene Kovariaten

3.2.9.3.1 Eintrittsalter und Eintrittsklasse

Familiendaten und das Alter beim Schuleintritt stehen in keinem Zusammenhang (chi2=23,01; df=32; p=>0,05). Dies widerspricht ein Stück weit der in der Literatur geäußerten Hypothese, dass ausländische Kinder später eintreten und dass gerade bei ausländischen Mädchen schwerwiegende Probleme vorliegen und diese häufiger betroffen sind, als ein-sprachig aufwachsende Kinder (vgl. Jenny, 2008, S. 27; Wendlandt, 1996).

Eine Vergröberung des Eintrittsalters stellt die Variable Eintrittsklasse dar. Die Differenzie-rung und VergröbeDifferenzie-rung auf Ebene der möglichen Eintrittsklassen (Kindergarten, Einfüh-rungsklassen, Unterstufe, Mittelstufe und Oberstufe) hat allerdings auf Ebene der Familien-LCA auch keine Signifikanz ergeben (chi2=6,27; df=10; p=>0,05).

3.2.9.3.2 Aufenthaltsdauer

Die Aufenthaltsdauer, die im Durchschnitt etwa 3 Jahre beträgt, weist auch keine Verbin-dungen zu den Familiendaten auf (chi2=14,26; df=16; p=>0,05). Das bedeutet, dass die ge-fundenen Klassen in keinem Zusammenhang zur Aufenthaltsdauer stehen. Fremdsprachig-keit, bestimmte Familienstrukturen und der sozioökonomische Hintergrund wirken sich nicht auf die Aufenthaltsdauer aus.

3.2.9.3.3 Internat

Internatsaufenthalte (chi2=3,15; df=4; p=>0,05) stehen ebenso in keinem Zusammenhang mit Besonderheiten der Familie. Dies war ein Stück weit zu erwarten, weil die Motivation für eine Internatsunterbringung vielfältig begründet ist und nicht notwendigerweise symptom-orientiert erfolgt. Häufig war die lange Anreise ein Grund für die Internatsplatzierung.

3.2.9.3.4 Austrittsgründe

Der Grund für einen Austritt wurde in den Akten verzeichnet, allerdings gab es in diesem Zusammenhang so viele Ausprägungen (0= keine Angaben, nicht mehr erschienen; 1= Aus-schluss, Weisung der Vormundschaft; 2= Heimweh, Umzug der Eltern; 3= Wechsel an

Son-derschule, Einzelbetreuung, keine weiteren Fortschritte, Anforderungen an der SHS zu hoch;

4= Wechsel an andere SHS; 6= Wunsch der Eltern; 7= Schulpflicht erfüllt, Werkjahr; 8= noch vorhandene Schwächen, Teilreststörung; 9= gute schulische Leistungen, sprachliche Fort-schritte), dass die Nicht-Signifikanz erwartbar war (chi2=8,26; df=16; p=>0,05). Eine Daten-vergröberung hat sich angesichts der Tatsache, dass die Zellenbesetzungen ausreichend waren, nicht angeboten. Austrittsgründe und Familienzusammenhänge stehen also in keiner-lei Zusammenhang zueinander.

3.2.9.3.5 Austritt in

In welche Schule die Kinder gewechselt haben, steht auch in keinem Zusammenhang mit den Familiendaten (chi2=26,99; df=18; p=>0,05). Da auch hier die Zellenbesetzungen den Bedingungen entsprachen, macht eine Vergröberung der Daten kaum Sinn und verwässert die Inhalte. Familienkonstellationen lassen also keine Rückschlüsse auf den weiteren schuli-schen Erfolg oder Misserfolg zu.

3.2.10 Zusammenfassung Familienklassen und signifikante

Relevante Items Verheiratete Eltern (0,97).

Name chi2=7,36; df=2; p=<0,05 an

Redeflussstö-rungen im Vergleich Vergleich zu Klasse 1 und 2. Größter Wert für 4 und mehr Geschwister (0,11).

Tabelle 27: Profile Familien-LCA und Kovariaten

3.3 Schulspezifische Daten

3.3.1 Einleitung

Die Schuldaten-LCA hat den Schulverlauf der Kinder im Fokus. Zentral sind dabei Eintrittsal-ter und Aufenthaltsdauer. Einen Indikator im Hinblick auf den Schulerfolg stellt die Variable Austritt in dar. Langfristiges Ziel der Beschulung an einer Sprachheilschule ist die Rückschu-lung an eine Regelschule. Gelingt die RückschuRückschu-lung, ist dies als Erfolg zu werten. Neben den schulbiografischen Daten wird als vierte Variable das Geschlecht mit hinzugezogen.

Im Unterkapitel allgemeine schulstatistische Daten werden einige dieser Variablen näher betrachtet und mit anderen relevanten Variablen gekreuzt.

3.3.2 Allgemeine schulstatistische Daten

3.3.2.1 Anmerkungen zum Zeitpunkt des Eintritts und des Austrittsjahrs

Die Akten einer Schülerin oder eines Schülers werden am Ende der Schulkarriere des Kin-des abgelegt und erhalten ihre individuelle AZ Nummer. Diese Tatsache hat zur Folge, dass der Eintrittszeitpunkt der Kinder viel weiter streut als das Austrittsdatum, das Kriterium der Stichprobenauswahl war.

Die in der Aktenanalyse erfassten Kinder traten in den Jahren 1983 bis 2001 an der Sprach-heilschule St. Gallen ein. Dies verdeutlicht die folgende Tabelle. Dieser ist außerdem noch zu entnehmen, dass es einen „Ausreißer“ in den Daten gibt. Das Kind wurde im Jahr 2001 aufgenommen und hat die SHS im gleichen Jahr wieder verlassen. Da es aber im Aktenpool mit enthalten war, wurde dieses Kind trotzdem erfasst.

Zeitspanne Geburtsjahr Eintrittsjahr Austrittsjahr

Untersuchungs-zeitraum 1976

1977 1978 1979 1980 1981 1982

1983

1984

1985

1986

1987

1988

1989

1990

1991

1992

1993

1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

Tabelle 28: Übersicht Geburtsjahr / Eintrittsjahr / Austrittsjahr / Untersuchungszeitraum

3.3.2.2 Geschlechtsspezifische Auswertung: Kreuztabellen

Über die Geschlechtsverteilung an Sprachheilschulen und bezüglich der Vulnerabilität für Sprachstörungen ist bekannt, dass deutlich mehr männliche Kinder betroffen sind.

„Die Jungen sind im Gymnasium unterrepräsentiert, in der Hauptschule in etwa repräsentativ vertreten und in den Förderschulstichproben deutlich überrepräsentiert“ (Wocken, 2005, S.

14). Dass dies auch an der Sprachheilschule der Fall ist und dass das männliche Geschlecht deutlich häufiger vertreten ist, wird auch anhand der Aktenanalyse deutlich. Von den 457 untersuchten Kindern sind 359 männlich und 98 weiblich.

Bei der Diagnose-LCA und der Familien-LCA wurde die Geschlechtszuordnung als Kovariate verrechnet, es haben sich allerdings keine Signifikanzen ergeben (vgl. 3.1.9.1.1 und 3.2.9.1.1).

Im Folgenden werden einige Zusammenhänge des Geschlechts mit anderen Variablen dis-kutiert.

3.3.2.2.1 Eintrittsalter und Geschlecht

Das Eintrittsalter und das Geschlecht wurden in Form einer Kreuztabelle miteinander ver-rechnet. Die Daten sind nicht signifikant (Zellenbesetzung zu gering), es besteht somit in den vorliegenden Akten kein Zusammenhang zwischen Eintrittsalter und Geschlecht, d.h. Mäd-chen treten nicht früher oder später als Jungen ein.

Grundsätzlich treten Jungen und Mädchen am häufigsten im Alter von 7 Jahren an der Sprachheilschule St. Gallen ein. Ab dem Alter von 12 Jahren wurden deutlich weniger Mäd-chen aufgenommen, diese Häufung ist zwar erkennbar, allerdings, wie schon erwähnt, nicht signifikant.

3.3.2.2.2 Eintrittsstufe und Geschlecht

Die Betrachtung der Eintrittstufe entspricht einer Vergröberung der Variable Eintrittsalter.

Auch hier zeigt sich, dass beide Gruppen am häufigsten in der Unterstufe eintreten. Eintritte von Mädchen in der Mittelstufe und Oberstufe sind seltener, als die von Jungen. Allerdings sind auch auf dieser vergröberten Ebene keine Signifikanzen vorhanden, die Zellbesetzun-gen der erwarteten Häufigkeiten erfüllen die BedingunZellbesetzun-gen nicht.

3.3.2.2.3 Austrittsgründe und Geschlecht

Auch auf Ebene der Gründe, aufgrund derer die Schüler entlassen wurden, waren keine ge-schlechtsspezifischen Unterschiede erkennbar. Die guten schulischen Leistungen sind bei beiden Geschlechtern der häufigste Austrittsgrund.

Bei den Jungen ist der Wunsch der Eltern bezüglich einer Rückkehr in die Normalschule deutlich stärker als bei Mädchen. Bei der Gruppe der Mädchen zeigt sich, dass Mädchen nie ausgeschlossen, oder per Weisung der Vormundschaft umplatziert wurden. Auch bei der Rubrik „Schulpflicht erfüllt“ und „Werkjahr“ sind deutlich mehr Jungen als Mädchen vertreten.

Allerdings sind die eben erwähnten Zusammenhänge zwar optisch erkennbar, statistisch allerdings nicht signifikant, da die Zellenbesetzung zu gering war.

3.3.2.2.4 Austritt in welche Schule in Abhängigkeit vom Geschlecht

Bezogen auf ihren schulischen Erfolg, d.h. in welche Schule die Kinder nach einem Sprach-heilschulbesuch gewechselt haben, zeigen sich auch keine geschlechtsspezifischen Beson-derheiten. Es fällt zwar auf, dass der Anteil der Jungen, die in eine Sonderschule wechseln mussten, mehr als 3 mal so groß war, wie bei den Mädchen. Allerdings konnten auch hier die Signifikanzen nicht überprüft werden, die Zellbesetzung war zu gering.

3.3.2.3 Internat

3.3.2.3.1 Internat und Geschlecht

Auch in Bezug auf den Internatsbesuch zeigt sich, dass hier mehr Jungen im Internat waren (81,9%), während von den Mädchen nur 18,1% im Internat platziert wurden. Neben der Tat-sache, dass zu weite Schulwege zu einer Internatsplatzierung führen, kommen auch noch folgende geschlechtsspezifische Hypothesen in Betracht: Jungen bedürfen einer konsequen-teren und intensiveren Betreuung und Therapie. Die Familien von Jungen sind eher überfor-dert, als die von Mädchen und greifen deshalb auch häufiger auf das Fremdplatzierungsan-gebot zurück.

Die Geschlechterverteilung im Internat und die Tatsache, dass das Geschlechterverhältnis hier noch unausgeglichener ist, als insgesamt in der Sprachheilschule, wurde auch in den SHS Jahresberichten thematisiert. „Der Mangel an Mädchen in der Sprachheilschule – der-zeit 52 Mädchen gegenüber 177 Knaben - wirkt sich auch auf das Internat aus. Neben zwei bis drei koedukativ geführten und einer reinen Mädchengruppe überwiegen die Knabengrup-pen“ (SHS, 1997, S.8). Die Variablen Geschlecht und Internatsbesuch miteinander gekreuzt, zeigen keine Zusammenhänge auf, die Daten sind aufgrund zu geringer Zellenbesetzungen nicht signifikant.

3.3.2.3.2 Anteil von fremdsprachigen Kindern im Internat

Im Internat finden sich deutlich weniger fremdsprachige Kinder, als deutschsprachige. Dies kann auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden. Es gibt unterschiedliche Gründe, warum Kinder ins Internat aufgenommen werden. Der größte und naheliegende Grund ist die Anreisedauer bzw. die Frage, wie weit entfernt die jeweilige Familie lebt. Daneben werden

Kinder aber auch dann im Internat platziert, wenn die Familienumstände ungünstig sind, zu wenig Förderung von Zuhause erwartet werden kann, oder das Kind einer intensiven logo-pädischen Therapie in Kombination mit sozialpädagogischen Betreuung bedarf.

3.3.2.4 Eintrittsalter und Familiensprache

Der Hypothese von Wendlandt (vgl. 1996) folgend wurde überprüft, ob wie von ihm ange-nommen, ausländische Sprachheilschüler später aufgenommen werden als inländische. Da-zu wurden die Variablen Eintrittsalter und Familiensprache miteinander gekreuzt.

Abbildung 41: Kreuzdiagramm Eintrittsalter / Familiensprache

Die Daten sind signifikant (chi2=16,07; df= 6; p=<0,05) und es zeigt sich beim vorliegenden Datenmaterial, dass im Gegensatz zur Hypothese von Wendlandt (vgl. 1996) die ausländi-schen Kinder eher noch früher eingetreten sind, als die inländiausländi-schen und dass gerade bei den Späteintritten die inländischen Kinder deutlich in der Mehrheit sind.

0 10 20 30 40 50 60 70

7 Jahre 8 Jahre 9 Jahre 10 Jahre 11 Jahre 12-16 Jahre 29

69

28 30

15

9

21 34

59

27

39

25 26

46

Kreuzdiagramm Eintrittsalter * Familiensprache Fremdsprache Deutsch

3.3.3 Schuldaten-LCA

3.3.3.1 Zusammensetzung der Variablen

Für die Erstellung der Schuldaten-LCA wurden folgende Variablen einbezogen:

1. Variable Geschlecht: (0= männlich, 1= weiblich) 2. Variable Eintrittsalter

Die Skalierung dieser Variable ist wie folgt:

Eintrittsalter: 0=4-6, 1=7, 2=8, 3=9, 4=10, 5=11, 6=mehr als 11 Jahre

Diese Variable enthält das effektive Alter der SchülerInnen beim Schuleintritt. Die Vari-able wurde wie folgt vergröbert: Kinder im Eintrittsalter von 4-6 wurden zu einer Gruppe zusammengefasst und ebenfalls alle Kinder, die beim Schuleintritt älter als 11 Jahre wa-ren.

3. Variable Austritt:

Austritt: 0=fehlende Angaben, 1=Regelklasse, 2=Berufslehre, 3=berufsvorbereitende Schulen, 4=Anlehre und Sonderschulen, 5=Kleinklasse, 6=Sekundar-/Privatschule Nicht bei allen Kindern wurde in der Akte verzeichnet, in welche Schule gewechselt wur-de (fehlenwur-de Angaben: n=27). Erklärtes Ziel wur-der Sprachheilschule St. Gallen ist die Rückführung an eine Regelschule. SchülerInnen, die ihre Schullaufbahn an der Sprach-heilschule St. Gallen beendet haben, wechseln entweder in Berufslehren (im günstigsten Fall), überbrücken die Zeit, bis eine Lehrstelle gefunden wird, mit dem Besuch einer be-rufsvorbereitenden Schule, oder machen im ungünstigsten Fall eine Anlehre64 mit ent-sprechend schlechten weiteren Aussichten und Karriereoptionen.

Eine besondere Form der Beschulung stellt dabei die Kleinklasse dar: Sie findet im nor-malen Schulbetrieb (Schulhaus) statt und zeichnet sich durch deutlich weniger Schüler und einen entsprechend angepassten Lehrplan aus.

Kinder, die an der Sprachheilschule keine weiteren Fortschritte machen können bzw.

dort überfordert sind, wechseln in Sonderklassen. Der Übertritt in eine andere Sprach-heilschule findet zumeist im Zusammenhang mit dem Umzug der Eltern statt und stellt weder einen Fortschritt noch einen Rückschritt dar.

64 Anlehre ist die umgangssprachlich und lange Zeit auch offiziell gültige Bezeichnung für die

64 Anlehre ist die umgangssprachlich und lange Zeit auch offiziell gültige Bezeichnung für die