3.2 Familienspezifische Zusammenhänge: Familien-LCA
3.2.9 Überblick über die nicht signifikanten Kovariaten
3.2.9.1 Individuelle Kovariaten
Alle der im Folgenden genannten Kovariaten wurden nicht signifikant, weil das chi2 klein und daher p=>0,05 war.
3.2.9.1.1 Geschlecht
Die Kovariate Geschlecht, war mit einem chi2 von 0,13, df=4 nicht signifikant, d.h. zwischen den Familienklassen und dem Geschlecht der SprachheilschülerInnen gibt es keinen Zu-sammenhang. Dies steht im Widerspruch zur Hypothese, dass gerade wenn die Erstsprache eine Fremdsprache ist, Mädchen besonders vulnerabel sind und häufiger schwerwiegende Sprachstörungen (als deutschsprachige) aufweisen (vgl. Wendlandt 1996). Im Sinne dieser Hypothese wäre eine Häufung von Mädchen in der Klasse 2 zu erwarten gewesen.
3.2.9.1.2 Diagnosen
Auch auf Ebene der Diagnosen waren folgende Kovariaten nicht signifikant:
Dysphasie (chi2= 1,31; df= 2; p=>0,05), Dyslalie (chi2=0,58; df=2; P=>0,05) und Dyslexie (chi2=2,42; df=2; p=>0,05) und dies, obwohl die relativen Häufigkeiten für diese Diagnosen hoch sind. Dies bedeutet auch, dass die genannten Diagnosen in keinem Zusammenhang mit Fremdsprachigkeit stehen und auch für die anderen Familienvariablen keine Überein-stimmungen gefunden werden konnten. Diagnosen mit einer geringen Häufigkeit wurden aufgrund der erwarteten Nicht-Signifikanz als Kovariate ausgeschlossen (Dyskalkulie, Sprachverständnisprobleme, Dysphonie, Hörstörung).
3.2.9.1.3 Intelligenztest
Dass die Kovariate Intelligenztest nicht signifikant ist, war angesichts der Tatsache, dass viele Kinder überhaupt nicht getestet wurden und der entsprechend geringen Anzahl der weiteren Ausprägungen auf Ebene des Testergebnisses (mit / ohne Lernstörung) war zu erwarten. Trotzdem ist die Kovariate auf Ebene der Zellbesetzungen den Bedingungen ent-sprechend und erweist sich erst auf Ebene des chi2-Tests als nicht signifikant (chi2=4,94;
df=4; p=>0,05).
3.2.9.1.4 Medizinische Probleme
Auch die Kovariate medizinische Probleme war, wie erwartet (geringe Häufigkeiten, mehre-re Ausprägungen; (chi2=13,30; df=8; p=>0,05)), nicht signifikant. Dies könnte als weiterer Hinweis auf die Multikausalität und Individualität der jeweiligen Störungen und Begleitsymp-tome gewertet werden.
Die mitverursachende Behinderung phonematisch mnestisch ist trotz ihrer relativ hohen Häufigkeit ebenfalls nicht signifikant (chi2=2,2; df=2; p=>0,05). Auditive Speicherprobleme sind zwar in bestimmten Diagnosekombinationen recht häufig, stehen jedoch bei dieser Un-tersuchung in keinem Zusammenhang mit Familienstrukturen und sozioökonomischen Fak-toren.
3.2.9.1.5 Therapien
Auf der Ebene der durchgeführten Therapien haben sich Ergotherapie (chi2=1,75; df=2;
p=>0,05) und Physiotherapie (chi2=5,36; df=2; p=>0,05) als nicht signifikant erwiesen. Stö-rungen auf der Bewegungs- und Sensorikebene weisen keinen Zusammenhang mit familien-spezifischen Aspekten auf. Im Gegensatz dazu hat sich gezeigt, dass die durchgeführten Psychotherapien durchaus in einem Zusammenhang mit Familienstrukturen stehen und sich als Kovariate als signifikant erwiesen haben.
3.2.9.1.6 Gutachten
Neuropädiatrische Gutachten (chi2=2,26; df=2; p=>0,05) und Gutachten, die vom SPD erstellt wurden (chi2=1,29; df=4; p=>0,05) haben sich als ebenso nicht signifikant erwiesen.
3.2.9.2 Familienspezifische Kovariaten
Häufungen von Sprachproblemen innerhalb einer Familie und damit in Verbindung stehende vermutete genetische Zusammenhänge werden in der Literatur häufig aufgeführt (vgl.
Grohnfeldt 1999, S. 83). In den Akten wurde verzeichnet, ob ein weiteres Kind der Familie (und/oder ein zweites Kind) Probleme mit der Sprache oder dem Hören hatte. Diese Informa-tionen über Sprachstörungen weiterer Kinder einer Familie haben sich allerdings auf Ebene der Familien-LCA als nicht signifikant erwiesen (chi2=5,86; df=4; p=>0,05). Dies kann als Hinweis darauf gewertet werden, dass es zwar genetische Zusammenhänge gibt, diese aber nicht auf Ebene der sozioökonomischen Lage der Familie und ihrer Struktur relevant sind, bzw. dass hier keine Übereinstimmungen gefunden wurden.
Ebenso nicht signifikant ist die Information darüber, dass ein weiteres Kind der Familie an der Sprachheilschule beschult wurde (chi2=2,59; df=2; p=>0,05).
3.2.9.3 Auf die Schule bezogene Kovariaten
3.2.9.3.1 Eintrittsalter und Eintrittsklasse
Familiendaten und das Alter beim Schuleintritt stehen in keinem Zusammenhang (chi2=23,01; df=32; p=>0,05). Dies widerspricht ein Stück weit der in der Literatur geäußerten Hypothese, dass ausländische Kinder später eintreten und dass gerade bei ausländischen Mädchen schwerwiegende Probleme vorliegen und diese häufiger betroffen sind, als ein-sprachig aufwachsende Kinder (vgl. Jenny, 2008, S. 27; Wendlandt, 1996).
Eine Vergröberung des Eintrittsalters stellt die Variable Eintrittsklasse dar. Die Differenzie-rung und VergröbeDifferenzie-rung auf Ebene der möglichen Eintrittsklassen (Kindergarten, Einfüh-rungsklassen, Unterstufe, Mittelstufe und Oberstufe) hat allerdings auf Ebene der Familien-LCA auch keine Signifikanz ergeben (chi2=6,27; df=10; p=>0,05).
3.2.9.3.2 Aufenthaltsdauer
Die Aufenthaltsdauer, die im Durchschnitt etwa 3 Jahre beträgt, weist auch keine Verbin-dungen zu den Familiendaten auf (chi2=14,26; df=16; p=>0,05). Das bedeutet, dass die ge-fundenen Klassen in keinem Zusammenhang zur Aufenthaltsdauer stehen. Fremdsprachig-keit, bestimmte Familienstrukturen und der sozioökonomische Hintergrund wirken sich nicht auf die Aufenthaltsdauer aus.
3.2.9.3.3 Internat
Internatsaufenthalte (chi2=3,15; df=4; p=>0,05) stehen ebenso in keinem Zusammenhang mit Besonderheiten der Familie. Dies war ein Stück weit zu erwarten, weil die Motivation für eine Internatsunterbringung vielfältig begründet ist und nicht notwendigerweise symptom-orientiert erfolgt. Häufig war die lange Anreise ein Grund für die Internatsplatzierung.
3.2.9.3.4 Austrittsgründe
Der Grund für einen Austritt wurde in den Akten verzeichnet, allerdings gab es in diesem Zusammenhang so viele Ausprägungen (0= keine Angaben, nicht mehr erschienen; 1= Aus-schluss, Weisung der Vormundschaft; 2= Heimweh, Umzug der Eltern; 3= Wechsel an
Son-derschule, Einzelbetreuung, keine weiteren Fortschritte, Anforderungen an der SHS zu hoch;
4= Wechsel an andere SHS; 6= Wunsch der Eltern; 7= Schulpflicht erfüllt, Werkjahr; 8= noch vorhandene Schwächen, Teilreststörung; 9= gute schulische Leistungen, sprachliche Fort-schritte), dass die Nicht-Signifikanz erwartbar war (chi2=8,26; df=16; p=>0,05). Eine Daten-vergröberung hat sich angesichts der Tatsache, dass die Zellenbesetzungen ausreichend waren, nicht angeboten. Austrittsgründe und Familienzusammenhänge stehen also in keiner-lei Zusammenhang zueinander.
3.2.9.3.5 Austritt in
In welche Schule die Kinder gewechselt haben, steht auch in keinem Zusammenhang mit den Familiendaten (chi2=26,99; df=18; p=>0,05). Da auch hier die Zellenbesetzungen den Bedingungen entsprachen, macht eine Vergröberung der Daten kaum Sinn und verwässert die Inhalte. Familienkonstellationen lassen also keine Rückschlüsse auf den weiteren schuli-schen Erfolg oder Misserfolg zu.
3.2.10 Zusammenfassung Familienklassen und signifikante
Relevante Items Verheiratete Eltern (0,97).