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7.1 Analyse der Ausfälle

7.2.2 Soziodemographische Variablen

Eine Übersicht über die soziodemografischen Variablen bietet Tabelle 554,55. Die Teilnehmenden der SIPSY-Studie waren bei der Erstbefragung im Schnitt 35,8 Jahre alt; knapp 40% der Teilnehmenden waren weiblich. Fast ein Viertel der Teilnehmenden hatten nur die obligatorische Schulzeit absolviert (23,5%), knapp 60% verfügten über einen Matura- oder Berufslehrabschluss, der Rest über einen Ab-schluss auf Hochschul-Niveau. Bei der Wohnsituation kam es zwischen der Erst- und Drittbefragung zu einem starken Anstieg der Personen, die in einer Institution wohnhaft waren (begleitetes Wohnen, Wohnheim u.Ä.), der Anteil der Personen, die mit anderen zusammen wohnen, nahm hingegen ab (insgesamt von 50% auf 34%). Beim Vergleich verschiedener Gruppen (Geschlecht, Alter, Diagnose, Ersthospitalisierung, Erkrankungsdauer) zeigten sich die deutlichsten Unterschiede zwischen Perso-nen, die zum Zeitpunkt der Erstbefragung zum ersten Mal stationär in einer psychiatrischen Klinik behandelt wurden und solchen, die schon früher psychiatrisch hospitalisiert gewesen waren. Diese Unterschiede werden deshalb unter den vielfältigen Zusammenhängen herausgehoben.

Tab. 5: Deskriptive Statistik der soziodemografischen Prädiktoren

Soziodemografische Prädiktoren t1 t2 t3

Alter Mittelwert, Standardabweichung 35,8 (8,4) 37,3 (8,2) 39,7 (8,5)

20 - 30 Jahre 25,1% 19,9% 17,5%

31 - 40 Jahre 36,1% 38,0% 30,0%

über 40 Jahre 38,8% 42,2% 52,5%

Geschlecht weiblich 38,3% 39,8% 35,8%

Bildung keine abgeschl./obligatorische Schule Lehre/Gymnasium

Fachhochschule/Universität

23,5%

58,5%

18,0%

ersthosp.†† nicht ersth. ersthosp. nicht ersth. ersthosp. nicht ersth.

Wohnsituation ††† allein

ersthosp. nicht ersth. ersthosp. nicht ersth. ersthosp. nicht ersth.

Erwerbssituation ††† Arbeitsmarkt Aus-/Weiterbildung

t1: 7 Personen zwischen 50 und 52 Jahre alt; t2: 10 Personen zwischen 50 und 52 Jahre; t3: 14 Personen zwischen 50 und 55 Jahre alt

†† Zum ersten Mal psychiatrisch hospitalisiert vs. nicht zum ersten Mal hospitalisiert

††† χ2-Test über Kreuztabellen * p<0.05 ** p<0.01 *** p<0.001

54 Um ein genaueres Bild der Zusammenhänge zwischen den soziodemographischen, sozialen, psychosozialen und klinischen Variablen zu bekommen, führte ich jeweils querschnittliche t-Tests, Korrelationstests, χ2-Tests und ANOVAs mit den einzelnen Prädiktorvariablen durch.

55 In dieser und allen folgenden Tabellen werden aus Gründen der Übersichtlichkeit und Lesbarkeit der Tabellen Bezeichnungen, die Frauen und Männer betreffen (hier z.B. PartnerIn) im Gegensatz zum Text in der Darstel-lungsform mit dem grossen I angeführt

Personen, die zum wiederholten Mal psychiatrisch hospitalisiert waren, lebten häufiger allein oder in Institutionen (vgl. Tab. 5). Zudem lebten Frauen und Männer in unterschiedlichen Wohnsituationen, Frauen lebten häufiger mit anderen zusammen (zwischen 49% und 61%, Männer zwischen 26% und 43%) und weniger häufig in Institutionen (Frauen 1-11%, Männer 10-30%; t1: p<0,05; t2: p<0,05; t3:

p<0,01).

In Bezug auf die Erwerbstätigkeit zeigte sich folgendes Bild: zum Zeitpunkt der ersten Befragung waren 46% der Teilnehmenden auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig, dieser Anteil sank bis zur dritten Befragung auf 39%. Während der Anteil der stellenlosen Personen relativ stabil blieb (ca.

30%), stieg der Anteil jener Personen, die im geschützten Rahmen arbeiteten, von anfänglich knapp 10% auf fast ein Viertel (25%). Wiederum zeigten sich die deutlichsten Unterschiede zwischen erst-mals hospitalisierten Teilnehmenden und solchen, die früher schon in einer psychiatrischen Klinik gewesen waren. Letztere waren deutlich häufiger stellenlos oder arbeiteten in einer geschützten Werk-stätte. Frauen und Männer unterschieden sich ebenfalls bezüglich der Erwerbssituation. So waren Männer zu Beginn der Untersuchung deutlich häufiger in geschützten Werkstätten tätig (12,7% ge-genüber 4,5% bei den Frauen), dies glich sich aber bis zur dritten Befragung aus (Unterschiede insge-samt: t1: p<0,10; t2: p<0,05; t3: p=ns). Die diagnostischen Gruppen unterschieden sich bezüglich Erwerbssituation nur in der ersten Befragung. Personen mit einer affektiven Erkrankung waren zu diesem Zeitpunkt deutlich häufiger auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig (62% gegenüber 48,1%), während Personen mit einer Schizophrenie-Erkrankung häufiger in geschützten Stellen arbeiteten (20,8% gegenüber 2,8%; t1: p<0,05; t2/t3: p=ns).

Aus Tabelle 6 (nächste Seite) wird ersichtlich, dass die Studienteilnehmenden mit ihrem Einkommen weiter unter dem Median des Einkommens im Kanton Zürich lagen. Der Anteil der Personen, die hauptsächlich vom eigenen Verdienst lebten, sank von 41% auf 30%, der Anteil berenteter Personen stieg dagegen auf fast 50%. Weniger als 10% der Teilnehmenden lebten hauptsächlich von der Sozial-hilfe oder von Geldern der Arbeitslosenversicherung. Von den soziodemografischen Prädiktoren hatte die Erwerbssituation den deutlichsten Zusammenhang mit dem Einkommen. Personen, die in ge-schütztem Rahmen arbeiteten, verfügten nur zu einem kleineren Teil über ein Einkommen, das 3125 SFr.56 überschritt (t1: 13%; t2:42,9%; t3: 23,3%), bei Personen ohne Stelle ist das Bild uneinheitlich (t1: 31,6% mit „hohem“ Einkommen; t2: 32,1%; t3: 53,1%). Aber auch Personen mit einem Arbeits-platz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt verdienten oft weniger als 3125 SFr. (t1: 53,3% mit „hohem“

Einkommen; t2: 51,4%; t3: 61,2%)(t1: p<0,001; t2: p<0,10; t3: p<0,01)57.

56 3125 Sfr.: Dabei handelt es sich um den Mittelwert der Mediane über die drei Erhebungszeitpunkte.

57 Von den klinischen Variablen zeigten das Ersterkrankungsalter und die Medikamenteneinnahme einen Zu-sammenhang mit dem Einkommen allerdings nicht in allen drei Befragungen. Auf die Wiedergabe der Zahlen wird verzichtet.

Tab. 6: Einkommensquellen der Teilnehmenden

t1 t2 t3

Einkommen Median 2750 SFr. 2750 SFr. 3500 SFr.

hauptsächliche Einkommensquelle % †† eigener Verdienst 41,2% 40,0% 30,4%

Verdienst von PartnerIn/Eltern 12,6% 13,3% 9,8%

Rente (IV) 28,0% 36,0% 50,9%

Sozialhilfe 5,5% 6,0% 2,7%

Arbeitslosenversicherung 2,2% 1,3% 0,9%

anderes (z.B. Vermögen) 1,6% 3,3% 5,4%

Einkommen im Kt. Zürich (Median): 5659 SFr.

†† 50% oder mehr des Einkommens aus dieser Quelle; 16 Personen (8,8%) gaben bei der Pilotbefragung „Rente oder Sozialhilfe“ an, diese wurden keiner der beiden Kategorien zugeordnet.

7.2.3 Soziales Netz und soziale Unterstützung

Tabelle 7 gibt einen Überblick über die deskriptiven Statistiken der sozialen Prädiktoren. Beim sozia-len Netz zeigte sich weder im Mittelwert noch in den Kategorien der soziasozia-len Integration eine namhaf-te Veränderung im Verlauf der Studie. Der Annamhaf-teil wenig innamhaf-tegriernamhaf-ter Personen beträgt etwa ein Viernamhaf-tel.

Auch bei den einzelnen Rollen ergaben sich keine Veränderungen. Etwas mehr als ein Drittel der Teil-nehmenden (zwischen 34% und 43%) hatten einen festen Partner, etwas weniger als ein Drittel der Befragten (etwa 30%) hatten Kinder. Die grosse Mehrheit der Personen hatte nahe Verwandte, Freun-dinnen und Freunde sowie Arbeitskolleginnen und -kollegen. Frauen wiesen in der zweiten und drit-ten Befragung eine grössere Diversität (unterschiedliche Rollen) des sozialen Netzes auf (t2: p<0,05;

t3: p<0,001). Sie hatten signifikant häufiger einen Partner oder Kinder (Partner t1: p<0,05; t2:

p<0,01; t3: p<0,001/Kinder t1: p<0,01; t2: p<0,01; t3: p<0,05), in den ersten zwei Befragungen je-doch weniger Arbeitskollegen oder -kolleginnen (t1, t2: p<0,01). Personen, die allein oder in einer Institution wohnten, hatten signifikant weniger soziale Rollen (t1: p<0,01; t2: p<0,001; t3: p<0,001).

Allerdings hing die Wohnsituation auch mit dem Geschlecht zusammen (vgl. 7.2.1). Personen mit einer Stelle auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt hatten bei der Erstbefragung mehr Rollen als Personen ohne Stelle (p<0,001), in der zweiten Befragung hatten sie mehr Rollen als Personen ohne Stelle oder mit einem geschützten Arbeitsplatz (p<0,001 bzw. p<0,05). In der dritten Befragung hatten Personen mit einer Stelle auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt oder einer geschützten Stelle mehr Rollen als jene Personen ohne Stelle (beide p<0,05). In der ersten und zweiten Befragung zeigte sich auch ein Zu-sammenhang mit dem Einkommen, Personen mit höherem Einkommen hatten mehr soziale Rollen (t1/t2: p<0,001).

Bezüglich klinischer Variablen hatten Personen, die vor dem 25. Lebensjahr erkrankt waren, in der ersten und zweiten Befragung weniger soziale Rollen (t1: p<0,05; t2: p<0,01), in der dritten Erhebung zeigte sich kein Unterschied. Die Anzahl bisheriger Hospitalisierungen korrelierte in der zweiten und dritten Erhebung negativ mit der Anzahl sozialer Rollen (t2: r=–0,27, p<0,01; t3: r=–0,27, p<0,01).

Ebenso korrelierten in der zweiten und dritten Befragung die Dauer der psychiatrischen Hospitalisie-rungen (in Tagen) mit der Anzahl sozialer Rollen (t2: r=–0,21, p<0,01; t3: r=–0,20, p<0,05).

Die wahrgenommene soziale Unterstützung veränderte sich im Verlaufe der Studie nicht. Keine der im obigen Abschnitt erwähnten Variablen wies einen Zusammenhang mit der sozialen Unterstützung auf, auch nicht die Diversität des sozialen Netzes. Die Depressivitäts-Skala aus der SCL-90 und dem BSI korreliert in der zweiten und dritten Befragung signifikant mit der wahrgenommenen sozialen Unter-stützung (t2: r=–0,16, p<0,05; t3: r=–0,20, p<0,05).

Tab. 7: Deskriptive Statistik der sozialen Prädiktoren – soziale Integration und soziale Unterstützung

t1 t2 t3

Soziale Unterstützung Mittelwert, Standardabweichung 3,34 (0,85) 3,34 (0,77) 3,43 (0,74)

Skala von 0 bis 5