• Keine Ergebnisse gefunden

Seltene Wasservogel-Wintergäste im SPA-Gebiet 7015-441

Im Dokument Managementplan für das FFH-Gebiet 7015- (Seite 193-196)

3 Ausstattung und Zustand des Gebiets

3.3 Lebensstätten von Arten

3.3.73 Seltene Wasservogel-Wintergäste im SPA-Gebiet 7015-441

Außer den bisher genannten häufigen Wasservogelarten wurden in den fünf Wintern im SPA-Gebiet 7015-441 noch einige Arten beobachtet, die aber bisher sehr selten und unre-gelmäßig auftreten. Dabei ist die Beobachtung dieser Arten aufgrund ihrer Seltenheit sehr viel zufälliger als bei den häufigen Arten.

Zu diesen Arten gehören folgende seltene Wintergäste aus dem europäischen (skandina-visch-russischen) Norden.

Der Prachttaucher (Gavia arctica) wurde einmal auf dem Knielinger See beobachtet im Winter 2004/05.

Bei den zwei Tieren der Weißwangengans (Branta leucopsis), die im Winter 2006/07 auf dem Rhein beobachtet wurden, ist nicht sicher, ob sie wirklich aus wildlebenden

Populatio-182

nen stammen, da Tiere diese Art bei uns oftmals aus Gefangenschafts- und Freiflughaltun-gen stammen.

Die Beobachtung von 12 Saatgänsen (Anser fabalis) im Winter 2008/09 im Bereich des Auer Altrheins ist ungewöhnlich. Meist tritt die Art in größeren Trupps von bis zu 300 Tieren im nordbadischen Raum auf.

Von der Samtente (Melanitta fusca) wurden im Winter 2007/08 auf dem Fermasse 8 Tiere und auf dem Knieliger See zwei Tiere beobachtet. Diese Art zeigt für einzelne Winter größe-re Einflüge, bei denen sie dann häufiger auftritt. Der Winter 2012/13 war auch ein solches Jahr mit vielen Beobachtungen in Baden-Württemberg und einer Beobachtung von drei Sam-tenten am 02.01.2013 auf dem Fermasee (Bearbeiter).

Die Bergente (Aythya marila) wurde im Winter 2007/08 mit zwei Tieren und im Winter 2008/09 mit acht Tieren auf dem Knielinger See beobachtet.

Von der Eisente (Histrionicus histrionicus) wurde ein Tier im Winter 2007/08 auf dem Knielinger See beobachtet.

Der Zwergsäger (Mergellus albellus) tritt ebenfalls selten und mit wenigen Individuen auf.

Im Winter 2005/06 wurden zwei Tiere auf dem Rhein festgestellt, ein Tier im Bereich des Auer Altrheins und ein Tier auf dem Fermasee. Am 03.02.2013 wurde ein Paar des Zwergsägers auf dem Fermasee beobachtet (Bearbeiter).

Eine weitere Gruppe von selten beobachteten Wasservögeln ist die Gruppe von Neozoen, also von Tieren, die vom Menschen unbeabsichtigt oder beabsichtigt freigelassen bzw. aus-gesetzt wurden. Zu diesen Arten gehört die Brautente (Aix sponsa), die im Winter 2007/08 mit einem Tier im Bereich des Rappenwörter Altrheins beobachtet wurde, die Mandarinente (Aix galericulata), die im Winter 2007/08 mit einem Tier im Bereich des Auer Altrheins beo-bachtet wurde, die Rostgans (Tadorna ferruginea), die im Winter 2005/06 mit einem Tier im Bereich des Illinger Altrheins und mit zwei Tieren auf dem Rhein beobachtet wurde, wo sie im Winter 2007/08 erneut mit einem Tier beobachtet wurde, der Schwarzschwan (Cygnus atratus), der in drei Wintern im Goldkanalbereich, im Winter 2005/06 auf dem Illin-ger Altrhein und im Winter 2008/09 im Bereich des Rappenwörter Altrheins beobachtet wur-de und schließlich die Streifengans (Anser indicus), die mit ein owur-der zwei Tieren mehrfach auf dem Rhein sowie einmal im Goldkanalbereich, einmal im Auer Altrhein und einmal auf dem Knielinger See beobachtet wurde.

Die letzte Gruppe der selten beobachteten Wasservögel umfasst die folgenden vier Arten, die meist nur auf dem Durchzug festgestellt werden.

Die Kolbenente (Netta rufina) wurde mit acht Tieren im Winter 2008/09 im Goldkanalbe-reich, mit einem Tier im Winter 2004/05 im Bereich des Auer Altrheins, mit einem Tier im Winter 2006/07 auf dem Fermasee und im selben Winter mit zwei Tieren auf dem Fermasee beobachtet sowie am 03.02.2013 mit einem Weibchen auf dem Fermasee (Bearbeiter).

Der Rothalstaucher (Podiceps grisegena) wurde im Winter 2004/05 mit zwei Tieren und im Winter 2008/09 mit einem Tier auf dem Knielinger See beobachtet.

Der Schwarzhalstaucher (Podiceps nigricollis) wurde im Winter 2006/07 mit einem Tier auf dem Fermasee beobachtet.

Die Spießente (Anas acuta) wurde sechsmal und auf vier verschiedenen Gewässern nach-gewiesen: im Winter 2004/05 mit einem Tier und im Winter 2007/08 mit drei Tieren im Gold-kanalbereich, im Winter 2005/06 mit zwei Tieren auf dem Illinger Altrhein, im Winter 2004/05 und 2005/06 je einmal auf dem Fermasee und im Winter 2007/08 mit einem Tier im Bereich des Rappenwörter Altrheins.

3.3.74 Zusammenfassung und Bewertung der rastenden, durchziehenden und über-winternden Wasservögel im SPA-Gebiet 7015-441

Die Zählungen der Ornithologischen Arbeitsgruppe Karlsruhe liefern seit vielen Jahrzehnten Nachweise und Bestandszahlen durchziehender und überwinternder Wasservogelarten für das SPA-Gebiet 7015-441. Da die Methodik eine Stichprobenerfassung zu ausgewählten Terminen darstellt und hier nur die genannten fünf Winter berücksichtigt wurden, liegen die tatsächlichen Maximalzahlen als auch die tatsächlich auftretenden Wasservogelarten im Ge-biet und auf den einzelnen Gewässern sicherlich noch höher. Die Zusammenfassung mehre-rer getrennter Gewässer zu einem Zählgebiet erlaubt in einigen Fällen keine genaue Zuord-nung der Arten und Bestände zu einem einzelnen Gewässer. Für die Bewertung der Gewäs-ser als Rastgebiet spielen die selten und unregelmäßig auftretenden oder durchziehenden Arten eine untergeordnete Rolle, da ihre Hauptrastgebiete meist in/an Meeren oder an Bin-nengewässer außerhalb Südwestddeutschlands liegen. Neozoen sind für die Bewertung nicht relevant, solange sie keine Probleme verursachen, z. B. Konkurrenz zu heimischen Arten darstellen. Die Neozoen sind jedoch besonders im SPA-Gebiet 7015-441 weiter zu beobachten, da hier 2009 zwischen 40-50 % der Kanadagänse und 10-15 % der Nilgänse des Landes Baden-Württemberg gezählt wurden.

Die Zählungen der OAG Karlsruhe zeigen, dass das Vogelschutzgebiet 7015-441 eine hohe Bedeutung für rastende und überwinternde Wasservögel aufweist. Alleine für 12 Arten wer-den hier zeitweise mehr als 2 % des bawer-den-württembergischen Winterbestands gezählt, für weitere 5 Arten sind es mind. 1 % des Landesbestands. Drei weitere Arten mit weniger als 1 % des Landesbestands gehören dennoch zu den häufigsten im Vogelschutzgebiet (Rei-herente, Tafelente, Bläßhuhn). Dabei verteilen sich die Arten insgesamt sowohl auf den Rheinabschnitt als auch auf die verschiedenen Gewässer, so dass keine herausragenden räumlichen Konzentrationen vorhanden sind. Einzelne Arten oder Artengruppen zeigen deut-lichere Präferenzen, so sind z. B. die Möwenarten und der Gänsesäger auf den Rhein kon-zentriert und auch die Gänsearten sind häufig am Rhein anzutreffen. Der Haubentaucher konzentriert sich auf die großen Kiesseen, während der Zwergtaucher im Winter stark verteilt auf allen Gewässern zu finden ist.

Die Schellente ist normalerweise ebenfalls auf dem Rhein bei der Nahrungssuche anzutref-fen und seltener auf den großen Kiesseen. Gerade bei dieser Art zeigt sich eine typische selektive Nutzung verschiedener Gewässer. Bei höheren Rheinwasserständen verlässt die Art den Rhein und weicht auf die Nebengewässer aus, vielleicht weil die Strömungsge-schwindigkeit im Hauptstrom zu hoch wird und Nahrung nicht mehr ertaucht werden kann.

Dies gilt auch für andere Wasservogelarten, so dass der Rhein bei Hochwasser weitgehend gemieden wird. Bei kälteren Witterungen mit Zufrieren der Stillgewässer weichen die Arten wiederum auf die offenen Wasserflächen des Rheins aus, besonders gerne auf die Buhnen-felder.

Eine weitere selektive Nutzung findet bei vielen Entenarten statt, die für die Nahrungssuche vor allem die Seen sowie die Altrheinzüge nutzen, sich für die Schlaf- und Ruhephasen aber meist auf die Wasserflächen der großen Seen und wenige beruhigte (schwer zugängliche) Altrheinarme konzentrieren. Vor allem die Nahrungsgewohnheiten bestimmen die Nutzung der Gewässer, so dass Gründelenten und Schwäne vorwiegend Flachwasserzonen aufsu-chen, während Tauchenten auch tiefere Gewässer nutzen können.

Alle größeren Wasserflächen, insbesondere die größeren Baggerseen Goldkanal, Illinger Baggersee, Fermasee und Knielinger See stellen für viele Wasservögel besonders wichtige Nahrungs- und Rasthabitate dar.

Gerade bei den künstlichen Baggerseen kann die Habitatqualität verbessert werden, wenn mehr Flachwasserzonen oder auch Inseln vorhanden wären bzw. an den Kieswerken durch Rückspülung des Kieswaschwassers in abgebauten Bereichen diese entwickelt würden. Auf der anderen Seite verlanden einige Gewässer sehr stark, z. B. der Hedel bei Rappenwört, so dass sie zeitweise ganz trockenfallen und Wasservögel ausweichen müssen.

184

Störungen sind für Nahrung suchende oder ruhende Vögel besonders im Winter schädlich, da jeder zusätzliche Energieverbrauch, schon durch Wegschwimmen und besonders durch Auffliegen, die Reserven der Tiere angreift. Die meisten Störungen werden im Winter am Ufer durch Spaziergänger, Hundeführer und Angler ausgelöst. An einigen Gewässern, bspw.

dem Rappenwörter Altrhein, sind nahezu durchgehende Uferwege vorhanden, weshalb stö-rungsempfindliche Arten diese meiden. Hier wäre eine Änderung des Wegekonzeptes sehr sinnvoll, so dass der Weg über Teilstrecken nicht mehr am Gewässer verläuft oder alternativ ein dichter Sichtschutz über Gebüsche angepflanzt wird. Teilweise sind auch Angler mit Ru-derbooten auf den Seen und Altarmen, die rastende Wasservögel verscheuchen können.

3.3.75 Rastende, durchziehende und überwinternde Wasservögel im SPA-Gebiet

Im Dokument Managementplan für das FFH-Gebiet 7015- (Seite 193-196)