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Natürliche nährstoffreiche Seen [3150]

3 Ausstattung und Zustand des Gebiets

3.2 FFH-Lebensraumtypen

3.2.3 Natürliche nährstoffreiche Seen [3150]

Erhaltungszustand des FFH-Lebensraumtyps Natürliche nährstoffreiche Seen

a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Haupt- und Nebenbogen Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheitena 6 4 1 10

Fläche [ha] 113,13 201,71 0,4 315,24

Anteil Bewertung vom LRT [%] 35,89 63,98 0,13 100

Flächenanteil LRT am FFH-Gebiet [%] 2,05 3,65 >0,01 5,70

Bewertung auf Gebietsebene B

Beschreibung

Der LRT ist im Gebiet durch eine Vielfalt kleinerer und größerer Stillgewässer vertreten. Da-bei handelt es sich einerseits um natürliche oder naturnahe, größere Altarme, andererseits um kleinere Stillgewässer. Das Nebeneinander größerer Altarme und kleinerer Stillgewässer ist auf den Charakter des Gebietes als ein Übergangsbereich zwischen Furkations- und Mä-anderzone des natürlichen Rheinlaufs zurückzuführen, in dem es größere Mäander und klei-nere Gewässerverflechtungen, die sogenannten Furkationen gab. Aus diesen sind im Zuge der Rheinbegradigung sowie durch spätere Eingriffe und den damit verbundenen Verände-rungen einschließlich der Verlandungen Stillgewässer unterschiedlicher Größe entstanden.

Hinzu kommen Stillgewässer, deren Existenz ausschließlich auf menschliches Wirken zu-rückgeht (alte Kiesentnahmestellen, Lehmgruben), die sich inzwischen jedoch zum Teil zu naturnahen Gewässern entwickelt haben und eine standorttypische Vegetation und Fauna beherbergen. Diese Gewässer stellen in der Kulturlandschaft meist wichtige Ersatzstandorte für teils selten gewordene Arten der Rheinauen dar.

Die Stillgewässer im Gebiet sind durch das Vorkommen von Wasserwurzler-Gesellschaften (Wasserlinsengesellschaften) aus der Gruppe der Lemnaceen-, Ricciaceen- und der Hydro-chariden (Froschbiss-Gesellschaften) sowie durch untergetauchte Laichkrautgesellschaften (Potamogetonion) und Schwimmblatt- bzw. Seerosen-Gesellschaften (Nymphaeion) gekenn-zeichnet.

Die größeren Altarme und kleineren Stillgewässer der rezenten Rheinaue haben oft einen Doppelcharakter, da sie als abgetrennte, oder zumindest am oberstromigen Ende abgetrenn-te Altarme bei Mitabgetrenn-telwasser nicht durchflossen sind und einen Stillgewässercharakabgetrenn-ter haben, während sie bei höheren Wasserständen durchflossen werden. Ihre Vegetation hat jedoch insgesamt eher den Charakter eines Stillgewässers, es sind aber auch Arten vertreten, die sowohl in Stillgewässern als auch in Fließgewässern vorkommen, wo sie an die Strömung mehr oder weniger langsam fließender Gewässer gut angepasst sind. Zu diesen Arten gehö-ren Kamm-Laichkraut (Potamogeton pectinatus), Durchwachsenes Laichkraut (Potamogeton perfoliatus), aber auch Hornblatt (Ceratophyllum demersum) und Wasserpest (Elodea cana-densis, Elodea nutalii). Auch Ähriges Tausenblatt (Myriophyllum spicatum) kann mit geringe-ren Strömungen zurechtkommen. Zu erwähnen ist ferner die Wassernuss (Trapa natans), die auch an größere Wasserstandsschwankungen und in gewissem Maße an strömendes Wasser angepasst ist, bei außergewöhnlichen Hochwässern jedoch ausgeräumt wird.

Zusammenfassende Beschreibung des FFH-Lebensraumtyps Natürliche nährstoffreiche Seen

Arteninventar A B C

Gewässertrophie nicht oder schwach eutrophiert mäßig eutrophiert an einigen Stellen Gewässermorphologie unbefestigte Ufer

Beeinträchtigungen

Bewertung auf Gebietsebene B

Verbreitung im Gebiet

Der LRT ist im FFH-Gebiet sowohl in der rezenten als auch in der Altaue vertreten. Zu den größten Gewässern, in denen der LRT vorkommt, gehören Altarme wie der Bärensee bei Plittersdorf, der bei größeren Hochwässern durchflossen ist, der Illinger Altrhein, der Bellen-kopf Altrhein als Verbindung zwischen Überflutungsaue und Fermasee, der Hedel und das Grünenwasser.

Neben den großen Altrheinen finden sich in der überflutbaren Rheinaue auch viele kleinere, natürliche Stillgewässer, sowohl im NSG Rastatter Rheinaue bei Plittersdorf unmittelbar

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lich der Fährstraße, im Bereich der Raukehle, des Gänsrheins nordöstlich des Bärensees bei Plittersdorf als auch in kleineren Seitengewässern der größeren Arme zwischen Au am Rhein (Fruchtkopf) und Neuburgweier (Salmengrund).

Schließlich sind kleinere, ehemalige Kies- und Lehmentnahmestellen sowohl in der rezenten als auch in der Altaue zu nennen, die einen Stillgewässercharakter haben und sich durch eine naturnahe Vegetation auszeichnen. Solche Abbaustellen von Kies und Ton/Lehm finden sich als kleine Seen bei Wintersdorf, im Kindelsgrund zwischen Steinmauern und Illingen, am Ochsenbuckel zwischen Illingen und Au am Rhein, nahe des Sportplatzes bei Au am Rhein, die Lettenlöcher bei Neuburgweier, der Ententeich im Rappenwört, Teilbereiche des Knielinger Sees sowie kleinere Kiesentnahmestellen in der Fritschlach/Daxlanden.

Die großen Baggerseen im FFH-Gebiet, Wörthfeldsee bei Plittersdorf, Illinger Baggersee, Fermasee und Knielinger See bieten bis ca. 6 m Wassertiefe meist gute Bedingungen für die Ansiedlung von Gewässermakrophyten. Bereiche, die Tiefen von weitaus mehr als 6 m so-wie Temperaturschichtungen aufweisen, bieten keinen Lebensraum für Gewässermakrophy-ten, konnten aber nicht unterschieden werden.

Kennzeichnende Pflanzenarten und bewertungsrelevante, charakteristische Arten

Kennzeichnend sind für den LRT im Gebiet vor allem Laichkrautarten, zu denen Potamoge-ton lucens, Potamogeton pectinatus, Potamogeton perfoliatus, Potamogeton pusillus agg., Potamogeton trichoides, Potamogeton x zizii gehören. Von diesen tritt Glänzendes Laich-kraut (Potamogeton lucens), Kamm-LaichLaich-kraut (Potamogeton pectinatus) und Durchwach-senes Laichkraut (Potamogeton perfoliatus), sowie stellenweise Dichtes Laichkraut (Groen-landia densa) bestandsbildend auf. Letzteres ist mehr für mesotrophe Gewässer charakteris-tisch, kommt aber auch in mäßig eutrophen Gewässern vor. Hinzu kommen Arten der Was-serlinsendecken wie Kleine Wasserlinse (Lemna minor), Große Teichlinse (Spirodela po-lyrhiza), die submers lebenden Sternlebermoosarten Riccia rhenana, Riccia fluitans, Riccio-carpus natans sowie die ebenfalls submers im Wasser schwebende Dreifruchtige Wasserlin-se (Lemna trisulca), außerdem Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae) und WasWasserlin-serschlauch (Utricularia vulgaris, U. australis). Zu erwähnen sind ferner Arten der Seerosengesellschaften (Nymphaeion albae), zu denen Tannwedel (Hippuris vulgaris), Ähriges Tausendblatt (Myrio-phyllum spicatum), Quirlblättriges Tausendblatt (Myrio(Myrio-phyllum verticillatum), Seekanne (Nymphoides peltata), Weiße Seerose (Nymphaea alba), Gelbe Teichrose (Nuphar luteum), Wasserhahnenfuß (Ranunculus aquatilis), Spreizender Hahnenfuß (Ranunculus circinatus), Wassernuss (Trapa natans), Hornblatt (Ceratophyllum demersum), Nutals Wasserpest (Elo-dea nutalii) sowie die Wassermoosarten Cinclidotus riparia und Drepanocladus aduncus ge-hören.

Entsprechend den drei Gruppen Potamogetonion-, Hydrocharition- und Nymphaeion-Arten zeichnet sich der LRT im Gelände auch mit verschiedenen Ausprägungen ab. Zu der ersten Gruppe gehören: Potamogeton lucens, Potamogeton pectinatus, Potamogeton perfoliatus, Potamogeton berchtoldii, Najas marina, Najas minor. Die zweite Gruppe der Hydrocharition-Gesellschaften ist durch Hydrocharis morsus-ranae, Utricularia vulgaris und Lemna trisulca gekennzeichnet; für die dritte Gruppe der Nymphaeion-Arten sind Nuphar luteum, Hippuris vulgaris, Myriophyllum spicatum, Myriophyllum verticillatum, Nymphoides peltata, Nymphaea alba und Trapa natans charakteristisch.

LRT abbauende/beeinträchtigende Arten

Bei fortschreitender Verlandung ist ein Eindringen von Seggen und Schilf zu be-obachten. Außerdem ist an einigen Stellen auch ein Massenwuchs von Wasserpest (Elodea canadensis) und Rauhem Hornblatt (Ceratophyllum demersum) zu beobach-ten, die andere Arten verdrängen. Der Anteil dieser Arten ist jedoch schwankend und hängt mit dem hydrologi-schen Regime und den sommerlich hohen Temperaturen in einzelnen Jahren zusammen (REDLING 2006).

Arten mit besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung Es wurden folgende Arten festgestellt.

Art RL

Deutsch-land

RL

Baden-Württemberg RL Oberrhein Weiterer Ar-tenschutz Alisma gramineum - Grasblättriger

Froschlöffel V V

Groenlandia densa - Dichtes Laichkraut 2 2 3

Hippuris vulgaris - Tannwedel 3 3 3

Hottonia palustris - Wasserfeder 3 2 2 §

Lemna trisulca - Dreifurchige Wasserlinse V V

Myriophyllum verticillatum - Quirlblütiges

Tausendblatt - V V

Najas minor - Kleines Nixenkraut 2 V V

Najas marina - Großes Nixenkraut 3

Nymphaea alba - Weiße Seerose - 3 2 §

Nymphoides peltata - Seekanne 3 3 3

Oenanthe aquatica - Wasserfenchel - V V

Potamogeton gramineus -

Gras-Laichkraut 2 2 1

Potamogeton natans - Schwimmendes

Laichkraut V

Potamogeton perfoliatus -

Durchwachse-nes Laichkraut V

Potamogeton trichoides - Haar-Laichkraut 3!

Potamogeton x angustifolius (zizii) 2 V V

Trapa natans - Wassernuss 2 2 2 §, B

Chara contraria 3+ 3

Chara globularis *+ *

Nitella mucronata 3+ 3

§ Bundesartenschutzverordnung, B = Berner Konvention, ! stark verantwortlich für die Erhaltung der Art

Bewertung auf Gebietsebene

Die Erhebungen in der Rastatter Rheinaue von 2009 zeigen deutliche Schwankungen der Deckung und Artenkombination der Makrophytenvegetation im Vergleich mit Erhebungen aus den Jahren 2003 und 2006. Dieser LRT ist in der Ausprägung stark vom Witterungsver-lauf während der Vegetationsperiode und der jeweiligen Hochwassersituation abhängig, wo-bei 2009 ein für die Entwicklung von Wasserpflanzen ungünstiges Jahr festzustellen war.

Eine ähnliche Situation zeigte sich auch im Jahr 2015, bei einer anderen Untersuchung in der Rastatter Rheinaue durch das WWF-Auen-Institut. In beiden Jahren war das Arteninven-tar nur eingeschränkt vorhanden (B), genauso wie die Struktur des LRT mit einer spezifi-schen Zonierung der Wasserpflanzen.

Trotz der jährlichen Schwankungen, die sich zumindest teilweise an der Zusammensetzung der Makrophytenvegetation und an den Deckungsgradwerten einzelner Arten ablesen las-sen, kann festgestellt werden, dass viele Arten eine gewisse Stabilität in ihrem Vorkommen aufweisen, die Abundanz bei einigen jedoch stark zurückgegangen ist und dadurch Ver-schiebungen im Gefüge der Makrophytenbestände stattgefunden haben. Dieses geht aus einem Vergleich der in unterschiedlichen Jahren in der Rheinaue durchgeführten Wasser-pflanzenkartierungen hervor (BUNDESFORSCHUNGSANSTALT FÜR NATURSCHUTZ UND L

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SCHAFTSÖKOLOGIE 1984, DISTER ET AL 1993, 1992, REDLING 2006, WWF-AUEN-INSTITUT in Bearb.). Aufgrund von 2005/2006 durchgeführten Untersuchungen in der Rastatter Rheinaue wurde festgestellt, das sich die davor als meso-eutroph ausgewiesenen Gewässer in einem eutrophen-polytrophen Zustand befanden, was zu einem Rückgang meso-eutropher und auch eutropher Arten geführt hat (REDLING 2006). Dieser Zustand zeigte sich auch 2009 und 2010 in den Altwässern der Rastatter Rheinaue und im Illinger Altrhein. In den Altwässern bei Au am Rhein, dem Neuburgweierer Altrhein, dem Rappenwörter Altrhein und dem Grü-nenwasser waren die Zustände weitgehend stabil, das Artenspektrum vorhanden und die Struktur des Lebensraumes eingeschränkt vorhanden.

Eine Verschlechterung war im Bereich Bärensee bei Plittersdorf festzustellen, der über viele Jahre hin beobachtet und kartiert wurde. Hier ist vor allem auf den Einbruch der Wasser-nussbestände hinzuweisen, die ehemals ein bedeutendes Vorkommen der Oberrheinebene darstellten. Während 1989 noch mehrere Hektar der Wasserfläche mit Wassernuss (Trapa natans) bedeckt waren (WWF-AUEN-INSTITUT 1992), wurde aus dem Jahr 2001 "nahezu ein Totalausfall" für den Bärensee gemeldet (BOLENDER & FÜRST 2001). 2005 konnten im ge-samten Bärensee lediglich 27 verstreute Rosetten festgestellt werden (REDLING 2006), in 2009 und 2010 fehlte sie bei der Erfassung vollkommen. Von dem Ansiedlungsversuch der Wassernuss 2001 bei Plittersdorf im Häfele (BOLENDER & FÜRST 2001) waren 2005 noch circa 50 Einzelrosetten vorhanden, während 2009 nur drei Einzelpflanzen festgestellt wur-den. Als Beeinträchtigung wird nach eigenen Beobachtungen, aber auch nach Aussagen der Fischergilde Plittersdorf der Fraß von Pflanzenteilen und Nüssen durch Bisamratten und Nutria vermutet. Auch dürfte das Abfressen der jungen Blattrosetten durch Gänse und Schwäne für den Rückgang mitverantwortlich sein.

Während im Bärensee auch die übermäßige Eutrophierung und Verlandung eine Rolle spie-len dürfte, ist für den Neuburgweierer Altrhein eher ein Mangel an Nährstoffen, vor allem an Phosphor als mögliche Rückgangsursache der Population nach Wiedereinbringung anzu-nehmen (BOLENDER mündl. Mitt. 2009).