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Bauchige Windelschnecke (Vertigo moulinsiana) [1016]

Im Dokument Managementplan für das FFH-Gebiet 7015- (Seite 121-130)

3 Ausstattung und Zustand des Gebiets

3.3 Lebensstätten von Arten

3.3.27 Bauchige Windelschnecke (Vertigo moulinsiana) [1016]

Erfassungsmethodik

Die Kartierung der Vorkommen von Vertigo moulinsiana erfolgte nach den Vorgaben des Handbuches zur Erstellung der Managementpläne (LUBW 2008). Die Kartierungen erfolgten im Juni und Juli 2009. Die Erfassung wurde mittels Rasterfeldern vorgenommen, wobei für das FFH-Gebiet ein 500x500 m Raster gewählt wurde (Stufe d). Die Rasterfelder wurden nach standörtlich strukturellen Kriterien sowie nach bereits bekannten Vorkommen ausge-wählt. Hierbei konnte auf bereits bestehende Kenntnisse (BIOPLAN 2008) durch Geländeun-tersuchungen im Bereich Karlsruhe-Daxlanden (Fritschlach und Kastenwört) zurückgegriffen werden. Diese bekannten Vorkommen konnten elf Rasterfeldern zugeordnet werden. Für die weitere Arterfassung wurden 39 zusätzliche Rasterfelder ausgewählt. Dabei wurde so lange in einem Rasterfeld nach der Art gesucht, bis ein Artnachweis erbracht werden konnte. Nach maximal 50 Minuten wurde die Suche abgebrochen und im nächsten Rasterfeld fortgesetzt (Stufe d). Bei der Suche wurden die höhere Vegetation und die Bodenstreu intensiv abge-sucht. Zudem erfolgte ein Ausklopfen der Tiere aus der Vegetation über einer Auffangschale.

Durch das oben beschriebene Stichprobenverfahren ist es möglich, dass kleinere von der Bauchigen Windelschnecke besiedelte Habitate unentdeckt geblieben sind. In einem Raster-feld können weitere potentiell geeignete Habitatflächen vorhanden sein. Wegen der Zeitbe-grenzung pro Rasterfeld blieben teilweise kleinere potentielle Habitate unbearbeitet.

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Erhaltungszustand der Lebensstätte der bauchigen Windelschnecke LS = Lebensstätte

a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Haupt- und Nebenbogen Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheitena 4 5 9

Fläche [ha] 20,18 8,97 29,15

Anteil Bewertung von LS [%] 69,23 30,77 100

Flächenanteil LS am FFH-Gebiet [%] 0,36 0,16 0,53

Bewertung auf Gebietsebene C

Beschreibung

Die Bauchige Windelschnecke ist ein typischer Bewohner von kalkreichen Sümpfen und Mooren, häufig im Seggenröhricht entlang von Seeufern und Niederungen von Bächen. Die Art klettert an Blättern und Stängeln empor, wo sie in 30-100 cm über dem Boden oder der Wasseroberfläche verbleibt. Für die Art ungeeignet sind Biotope, die regelmäßig beweidet oder gemäht werden.

Im FFH-Gebiet wurde die Art in 18 Rasterfeldern bzw. 9 Erfassungseinheiten nachgewiesen.

Dabei lassen sich zwei unterschiedliche Habitattypen unterscheiden:

 Nasswiesen und Großseggenrieder

 Großseggenbestände innerhalb von Bruch-, Sumpf- und Auwäldern

Die meisten Lebensräume sind Nasswiesen und Großseggenrieder mit einem offenen Ge-bietscharakter. Die für die Bauchige Windelschnecke wichtige Streuschicht ist meistens gut entwickelt. Die hydrologischen Verhältnisse bieten in vielen Senken und an Gräben der Art gute Lebensbedingungen. Großflächig sind die Vegetationsbestände sommerlich jedoch zu trocken. Teilweise ist eine Einwanderung von Ruderalarten und Neophyten zu beobachten.

Zwei der neun Erfassungseinheiten sind in Großseggenbeständen innerhalb von Bruch-, Sumpf- und Auwäldern zu finden. Aufgrund der dortigen schattigen Verhältnisse sind in die-sen Beständen nur geringe Individuenzahlen zu finden.

Die Ufer des Rheins und der Murg sowie die Verlandungszonen der Altrheinarme sind auf-grund der starken Wasserstandsschwankungen für die Bauchige Windelschnecke als Le-bensraum ungeeignet. Wasserstandsschwankungen von ca. 50 cm werden von der Art tole-riert, nicht jedoch von einigen Metern, wie sie am Rhein vorherrschen.

Verbreitung im Gebiet

Die Bauchige Windelschnecke hat ihren Verbreitungsschwerpunkt innerhalb des FFH-Gebietes im südlichen Bereich des NSG Fritschlach und des westlich anschließenden Kas-tenwört. Hier werden neben Nasswiesen des Offenlandes auch Seggenrieder innerhalb von Waldstandorten entlang des Federbaches besiedelt.

Eine Untersuchung zum geplanten IRP-Hochwasserretentionsraum Bellenkopf-Rappenwört hat 2012 die Nachweise im Äußeren Kastenwört bestätigen können und zusätzlich weitere umfangreiche Vorkommen der Bauchigen Windelschnecke im geplanten Raum, im nördli-chen Rappenwört sowie im nördlinördli-chen Äußeren Kastenwört festgestellt (GROH 2012b). Die Siedlungsdichten reichen von wenigen Individuen pro m² bis zu 200 lebenden Tieren/m².

Diese Flächen wurden in nahe vorhandene Erfassungseinheiten einbezogen, nur die Fläche im nördlichen Rappenwört wurde als weitere Erfassungseinheit abgegrenzt.

Weitere Nachweise konnten in Großseggenrieden entlang des Federbaches südwestlich von Ötigheim sowie in Feuchtwiesen am Segelfluggelände nördlich Rastatt erbracht werden.

Weitere, jedoch isoliertere Vorkommen befinden sich in einer Feuchtwiese westlich von Win-tersdorf und in einem Großseggenbestand südlich Steinmauern.

Im Rahmen einer FFH-Vorprüfung aus dem Jahr 2013 konnte ein weiterer kleiner Bestand der Bauchigen Windelschnecke im südlichen Bereich der Nasswiese Fritschlach nachgewie-sen werden. An allen Probestellen war die Art nur mit wenigen Individuen (<10) vertreten (C).

Dennoch besitzt der Bestand eine wichtige Vernetzungsfunktion und ist daher entscheidend für den Erhalt der Art im FFH-Gebiet.

Bewertung auf Gebietsebene

Die Art konnte in 18 der insgesamt 50 Rasterfelder nachgewiesen werden. Das entspricht 36 % der untersuchten Rasterfelder. Eine der neun Erfassungseinheiten ist mit der Wertstufe

"B" zu bewerten (Nasswiese Leitungstrasse Fritschlach). Zwei weitere Erfassungseinheiten sind knapp mit einem guten Erhaltungszustand (Wertstufe "B") einzuschätzen. Hier konnten zwar gute Habitate angetroffen werden, jedoch wurden nur geringe Individuendichten vorge-funden. Alle anderen Erfassungseinheiten sind mit der Wertstufe "C" einzuschätzen. Auf-grund der weitgehend geringen Individuendichte, der nicht immer optimalen Habitatstruktur und mittleren bis starken Beeinträchtigungen ist der Erhaltungszustand der Bauchigen Win-delschnecke auf Gebietsebene mit der Wertstufe "C" zu beurteilen.

In Optimalhabitaten sind Bestandsdichten von über 500 Individuen pro m² möglich. Solche hohen Individuendichten sind in Deutschland nur aus Nordbrandenburg bekannt. Innerhalb der Rasterfeldkartierung konnten im FFH-Gebiet derart hohe Bestandsdichten nicht vorge-funden werden. In den meisten Teilflächen wurden nur Einzeltiere nachgewiesen. Lediglich bei der Leitungstrasse Fritschlach nördlich Forchheim konnten höhere Individuendichten an-getroffen werden, die jedoch ebenfalls weit unterhalb der Dichten von Optimalhabitaten la-gen. Die Untersuchung von GROH (2012b) erbrachte auf drei Flächen Siedlungsdichten von bis zu 200 Tieren/m². Die Bestandsschätzung für das Vorkommen am Hedel bzw. östlich davon geht von 4,4 Mio Tieren aus und für eine Schlute im Äußeren Kastenwört von 1,7 Mio Tieren. Nach GROH (2012b) sind das zwei sehr große und überregional bedeutsame Popula-tionen, weshalb die beiden Erfassungseinheiten mit insgesamt B bewertet wurden.

Die Habitatqualität ist in vielen Fällen durch sommerliche Trockenheit vermindert. In optima-len Lebensräumen der Bauchigen Windelschnecke ist in der Regel das ganze Jahr stehen-des Wasser anzutreffen. Im FFH-Gebiet sind diese Bedingungen nur in einem schmalen Streifen entlang der Gräben und Bäche weitgehend erfüllt. In größeren Feuchtwiesen fällt der Grundwasserspiegel in den Sommermonaten beträchtlich ab. Die Trockenheit begünsti-gen weitere Gefährdunbegünsti-gen durch fortschreitende Sukzession und Neophytenaufkommen.

Viele potentiell geeignete Habitate sind von der Bauchigen Windelschnecke nicht besiedelt, weil diese Flächen einer regelmäßigen Mahd unterliegen. Die Art reagiert sehr empfindlich auf Mahd, da ihre wichtigsten Aufenthaltsorte, die Stängel und Blätter beseitigt werden.

3.3.28 Krickente (Anas crecca) [A052]

Erfassungsmethodik

Für die Krickente wurde im Rahmen der MaP-Kartierungen 2009 durch die LUBW eine de-taillierte Erfassung der Art in beiden vollständigen SPA-Gebieten durchgeführt, also auch das komplette Gebiet 7114-441 einbezogen. Es wurden nach Karten- und Luftbild, Biotopty-penkartierung und persönlichen Kenntnissen des Bearbeiters bekannte und mögliche Le-bensstätten identifiziert und nach MaP-Handbuch untersucht. Die mögliche Lebensstätte im NSG Bremengrund konnte auf Grund der nicht gegebenen Zugänglichkeit des Gebietes we-gen erhöhtem Rheinwasserstand nur zweimal aufgesucht werden.

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Erhaltungszustand der Lebensstätte der Krickente im SPA-Gebiet 7015-441 LS = Lebensstätte

a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Haupt- und Nebenbogen Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheitena 1 2 1 4

Fläche [ha] 4,14 5,44 11,63 21,21

Anteil Bewertung von LS [%] 19,52 25,65 54,83 100

Flächenanteil LS am SPA-Gebiet [%] 0,19 0,25 0,54 0,98

Bewertung auf Gebietsebene C

Erhaltungszustand der Lebensstätte der Krickente im SPA-Gebiet 7114-441 (im Bearbeitungs-teil dieses Plans)

LS = Lebensstätte

a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Haupt- und Nebenbogen Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheitena 2 1 3

Fläche [ha] 17,17 1,35 18,52

Anteil Bewertung von LS [%] 92,71 7,29 100

Flächenanteil LS am SPA-Gebiet [%] 1,73 0,13 1,86

Bewertung auf Gebietsebene C

Beschreibung

Die Krickente ist die kleinste heimische Ente, die durch ihren typischen Krrick- oder Krüük-Ruf zu ihrem Namen kam. Während der Brutbestand von Baden-Württemberg nur 50 bis 70 Brutpaare umfasst (LUBW 2007) und sie deshalb in der Kategorie 1 (vom Aussterben be-droht) der Roten Liste geführt wird, wird der Winterbestand auf 8.000 bis 11.000 Individuen geschätzt (HÖLZINGER et al. 2005). Das Land hat also eine große Verantwortung für diese Art. Bundesweit steht die Krickente in der Kategorie 3 (gefährdet) der Roten Liste (G RÜNE-BERG et al.2015) mit 4.700 bis 5.400 Brutpaaren in 2005 (SÜDBECK et al. 2009), landesweit wird sie sogar in der Kategorie 1 (vom Aussterben bedroht) der Roten Liste geführt (BAUER

et al. in Vorbereitung). Die Krickente ist ein heimlicher und scheuer Bewohner von Flach-wasserzonen an seichten schilfreichen Binnengewässern. Hier findet sie ihre Nahrung aus Pflanzen (v. a. im Winter) und sehr kleinen Tieren durch Seihen im feuchten Schlamm und Seichtwasser. Auch zur Zugzeit, August bis März, halten sich die Enten gerne im Flachwas-ser und an Schlick- und Schlammflächen auf. Aus diesem Grund sind besonders trockenfal-lende Schlammflächen der Auen für die Zugzeit und die Überwinterung wichtig.

Verbreitung im Gebiet

Für das SPA-Gebiet 7015-441 konnten 2009 im NSG Lettenlöcher zwei Paare zur Brutzeit beobachtet werden, womit ein begründeter Brutverdacht vorliegt. Allerdings gelangen keine Nachweise von Jungvögeln, trotz häufiger Beobachtungen.

Aus den Untersuchungen zum LIFE-Projekt "Lebendige Rheinauen bei Karlsruhe" (WEBER

2009) liegen für die Jahre 2005 bis 2008 ebenfalls Brutzeitbeobachtungen eines Paares vor.

Ein Brutnachweis gelang auch dort nicht.

Im Dezember 2009 wurden mindestens 42 Vögel rastend im NSG Lettenlöcher beobachtet, am 2.1.2013 wurden 17 Vögel beobachtet.

An den drei anderen möglichen Lebensstätten konnte 2009 kein Brutnachweis erbracht wer-den. Lediglich am Bremengrund bleibt die eventuelle Beobachtung eines auffliegenden Vo-gels unter ungünstigen Bedingungen und deshalb ohne Sicherheit. Im Bremengrund wurden früher schon Krickenten zur Brutzeit auf einem Altwasser beobachtet (SPÄTH 2010, mdl.

Mitt.). Für 2012 und 2013 wird die Krickente durch ein Gutachten als wahrscheinlicher Brut-vogel im NE des NSG Bremengrunds gewertet (BRÜNNER et al. 2013), da es Beobachtungen eines Paares zur Brutzeit gab. Auf den Saumseen in der Fritschlach wurden beispielsweise am 2.1.2013 sieben balzende Tiere gesehen, die als Wintergäste gewertet werden und am 1.4.2013 ein Männchen - auch noch zu früh für einen Brutverdacht.

Es muss davon ausgegangen werden, dass alle möglichen Lebensstätten und weitere Ge-wässer im SPA-Gebiet durch rastende Tiere aufgesucht werden, wie z. B. auch eine Be-obachtung von 16 Vögeln am 4.3.2013 auf dem Hedel im Rappenwört zeigt.

Für das SPA-Gebiet 7114-441 konnte 2009 kein Nachweis zur Brutzeit erbracht werden.

Auch aus früheren Jahren ist kein Brutnachweis bekannt. 2015 wurde eine männliche Kri-ckente durch den Bearbeiter auf einem kleinen Auensee im Wald zur Brutzeit beobachtet.

TREIBER &WEBER (2009) nennen die Krickente als Art des NSG "Silberweidenwald Stein-mauern", deren Brutstatus allerdings nicht geklärt ist.

Im Dezember 2009 wurden über 101 Vögel auf dem Rheinniederungskanal am Flugplatz Söllingen, außerhalb des Bearbeitungsbereiches dieses Planes aber im SPA-Gebiet, beo-bachtet und 5 Vögel bei Hügelsheim an einem Seitenarm des Altrheinzugs, der ein kleines Schilfgebiet neben einem Kleingartengelände an der Rheinstraße umgibt, ebenfalls außer-halb des Bearbeitungsbereiches dieses Planes.

Es muss davon ausgegangen werden, dass alle möglichen Lebensstätten und weitere Ge-wässer im SPA-Gebiet durch rastende Tiere aufgesucht werden.

Bewertung auf Gebietsebene

Im SPA-Gebiet 7015-441 wird die Habitatqualität mit hervorragend (A) bewertet, da stö-rungsarme Flachwasserbereiche mit deckungsreicher Vegetation vorliegen, deren mittelfris-tige Eignungsprognose hervorragend ist. Mit ein bis zwei Brutpaaren ist der Zustand der Po-pulation als gut (B) zu bewerten. Die bekannten Brutplätze liegen in den ehemaligen Ton-gruben des NSG Lettenlöcher. Weitere potentielle Brutplätze sind in der Überflutungsaue des NSG Bremengrund und im NSG Fritschlach in der Altaue vorhanden. Die Bewertung gut (B) gilt auch für die Rast- bzw. Überwinterungsbestände, deren Maxima bei mind. 42 beo-bachteten Vögeln liegt. Beeinträchtigungen für diese Art, die störungsempfindlich ist, beste-hen vor allem durch Trampelpfade entlang der Ufer und illegale Angelplätze, teilweise mit Befestigungen und Mähen von Schilf am Ufer, so dass die Bewertung mittel (B) lautet. Am Brutplatz der Lettenlöcher ist zudem ein Zaun illegal geöffnet worden und die Anwohner ent-sorgen ihre Gartenabfälle am Gewässerufer.

An den Lettenlöchern sind 2005 bis 2008 in den Schilfflächen flache, offene Wasserflächen durch das LIFE-Projekt "Lebendige Rheinauen bei Karlsruhe" angelegt worden, wodurch sich die Habitat-Qualitäten für die Krickente (und andere Vogelarten) deutlich verbessert haben.

Das SPA-Gebiet 7015-441 wird deshalb für die Krickente mit C bewertet und den wenigen Brutplätzen besondere Sorge gelten muss.

Im SPA-Gebiet 7114-441 konnte kein Brutnachweis erbracht werden, so dass keine Bewer-tung der Population möglich ist. Die vorhandenen Habitate besitzen eine gute Habitatqualität (B), da störungsarme Flachwasserbereiche mit deckungsreicher Vegetation vorhanden sind.

Viele Gewässer sind von Bedeutung als Rast- bzw. Überwinterungsgebiete. Für die beo-bachteten Rast- bzw. Überwinterungsbestände mit über 100 Tieren (auf dem Rheinniede-rungskanal) gilt sogar die Bewertung hervorragend (A).

Die Lebensstätten sind teilweise in einem guten Zustand, teilweise liegen Beeinträchtigun-gen durch die Sukzession von Weidengehölzen vor, an weniBeeinträchtigun-gen Gewässern existieren

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ropogene Störungen durch Wasserentnahme und illegalen Zugang (bei Hügelsheim), so dass die Beeinträchtigungen mit mittel (B) bewertet werden.

Das SPA-Gebiet 7114-441 wird deshalb für die Krickente mit C bewertet, da keine aktuellen Brutplätze bekannt sind.

3.3.29 Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis) [A004]

Erfassungsmethodik

Gemäß Handbuch zur Erstellung von Managementplänen für die Natura 2000-Gebiete in Baden-Württemberg (LUBW 2008) ist für den Zwergtaucher jeweils nur die Präsenz in den beiden Vogelschutzgebieten zu dokumentieren. Im Rahmen der MaP-Kartierungen 2009 waren für den Zwergtaucher keine speziellen Geländeerhebungen vorgesehen, da bereits aktuelle Gebietsnachweise vorlagen. Die vorhandenen Daten wurden ausgewertet und Le-bensstätten abgegrenzt. Bei den Untersuchungen für andere Arten wurden weitere aktuelle Nachweise für beide SPA-Gebiete erbracht.

Erhaltungszustand der Lebensstätte des Zwergtauchers im SPA-Gebiet 7015-441 LS = Lebensstätte

a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Haupt- und Nebenbogen Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheitena 1

Fläche [ha] 284,10

Anteil Bewertung von LS [%] 100

Flächenanteil LS am SPA-Gebiet [%] 13,13

Bewertung auf Gebietsebene keine

Erhaltungszustand der Lebensstätte des Zwergtauchers im SPA-Gebiet 7114-441 LS = Lebensstätte

a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Haupt- und Nebenbogen Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheitena 1

Fläche [ha] 84,10

Anteil Bewertung von LS [%] 100

Flächenanteil LS am SPA-Gebiet [%] 8,45

Bewertung auf Gebietsebene keine

Beschreibung

Der Zwergtaucher brütet an stehenden Gewässern oder langsam fließenden Gewässern mit dichtem Wasserpflanzen- oder Röhrichtbewuchs im Verlandungsbereich der Ufer. Dabei reichen auch sehr kleine offene Wasserflächen. Wichtig ist, dass die Gewässer eine ausrei-chende Wasserqualität haben, damit sie klar genug sind, dass der Zwergtaucher seine Nah-rung findet, die hauptsächlich aus Insekten und deren Larven besteht, außerdem aus Kaul-quappen und kleinen Fischen. Ab April baut der Zwergtaucher meist eine freischwimmende Nestplattform aus Pflanzen. Er ist Standvogel in Deutschland, zieht also nicht weiter weg, verlässt aber meist seine Brutgewässer und sammelt sich auf Mausergewässern für den Fe-derwechsel. Bei Vereisung muss der Zwergtaucher allerdings kleinere Gewässer verlassen

und auf größere, noch offene Gewässer ausweichen oder, bei starken Kältewellen, kurze Wanderungen bzw. Ausweichbewegungen mitten im Winter durchführen. Tiere aus Nord- und Osteuropa überwintern in Mitteleuropa und Deutschland. Der Zwergtaucher wird in Ba-den-Württemberg mit 500 bis 600 Brutpaaren (LUBW 2007) in der Kategorie 2 (gefährdet) der Roten Liste geführt (BAUER et al. in Vorbereitung).

Auengewässer, wie Altarme oder Auenseen können vom Zwergtaucher besiedelt werden, wenn die Strömung nur gering ist und das Schwimmnest die Wasserstandsschwankungen bei Hochwasser verträgt. Trotzdem sind Wasserstandsschwankungen neben Kältewintern relevante, natürliche Verlustursachen und reduzieren den Bruterfolg (BAUER ET AL 2005). Die Gewässer landseits des Damms sind davon nicht betroffen, hier sind ausreichende Habitat-qualität und wenig Störungen wichtig für eine erfolgreiche Brut. Beide SPA-Gebiete liegen im Zentrum der europäischen Brutverbreitung des Zwergtauchers und sind darüber hinaus zu-sätzlich auch als Rast- und Überwinterungsgebiet für die osteuropäischen Populationen von Bedeutung. Aus diesem Grund sind alle Gewässer in den beiden SPA-Gebieten in Abhän-gigkeit von der Jahreszeit als Lebensstätte zu betrachten.

Verbreitung im Gebiet

Der Zwergtaucher wurde 2009 im SPA-Gebiet 7015-441 zur Brutzeit nachgewiesen, im Fe-derbach-Abschnitt beim Knielinger See und auf einem Auensee im NSG Bremengrund in der Überflutungsaue. Vom LIFE-Projekt „Lebendige Rheinauen bei Karlsruhe“ liegen durchge-hende Brutzeitnachweise von 2005 bis 2008 für die Lettenlöcher und ein Nachweis im Süd-westen des Fermasees 2008 vor. Die Nachweise liegen alle in oder nahe bei Schilfflächen der Gewässer. 2013 wurde bei Erfassungen für den IRP-Rückhalteraum Bellenkopf-Rappenwört der Brutverdacht an den Lettenlöchern bestätigt. Im Sommer 2014 und 2015 wurde die Art häufiger auf dem Rappenwörter Altrhein durch den Bearbeiter beobachtet, je-doch kam es sehr wahrscheinlich hier nicht zu einer Brut, weil ausreichende Schilfflächen an den Ufern fehlen. Häufige Winternachweise des Bearbeiters von 5-10 Tieren für die letzten Jahre auf dem Grünenwasser, zuletzt im Winter 2012/13, deuten auf die Bedeutung als Rast- und Überwinterungsgewässer hin. Auch auf vielen anderen Gewässern des SPA-Gebietes können Zwergtaucher im Herbst und Winter nachgewiesen werden, so z. B. auf dem Federbach zwischen Neuburgweiher und der Mündung in den Rappenwörter Altrhein, dem Altrhein selber, dem Knielinger See u.v.m. Auch wenn weitere Nachweise aus dem Sü-den des Gebietes fehlen, muss davon ausgegangen werSü-den, dass der Illinger Altrhein, viele Auenseen und beruhigte Altarme Lebensstätten des Zwergtauchers sind. Auch Gewässer außerhalb des SPA-Gebietes, im angrenzenden FFH-Gebiet und darüber hinaus werden vom Zwergtaucher genutzt. So ist z. B. die Alb von Karlsruhe bis zum Ölhafen für überwin-ternde Tiere besonders wichtig, da sie lange eisfrei bleibt und hier nach Beobachtungen des Bearbeiters in den letzten Jahren häufig kleine Trupps von Tieren anzutreffen waren.

2015 fand eine ornithologische Kartierung im Naturschutzgebiet Burgau statt, beauftragt vom Regierungspräsidium Karlsruhe. Im Rahmen dieser Kartierung wurden insgesamt vier Reviere des Zwergtauchers im Bereich des Neuen Federbachs gefunden (SPANG,FISCHER, NATZSCHKA 2016).

Im gesamten SPA-Gebiet 7114-441 wurde der Zwergtaucher 2009 an 5 Gewässern zur Brutzeit nachgewiesen, darunter 4 Gewässer, die in der Überflutungsaue liegen (NSG Sil-berweidenwald Steinmauern, Bärensee und zwei kleinere Auenseen der Rastatter Rheinaue) sowie auf dem Wintersdorfer Altrhein. Wiederum lagen alle Nachweise in oder an Schilfge-bieten der Gewässer. 2015 wurde ein Paar beim Nestbau im verschilften südlichen Abschnitt des Gänsrheins in der nördlichen Rastatter Rheinaue durch den Bearbeiter beobachtet. Zwi-schen 2010 und 2014 wurde jedes Jahr eine Familie mit 5 Jungen auf dem Riedkanal, südli-cher der Murg und nur wenig außerhalb des SPA-Gebiets, festgestellt (mündl. Mitt. Klaus Lechner). Im Herbst und Winter können Zwergtaucher auch auf allen anderen Gewässern des SPA-Gebietes angetroffen werden. Auch Gewässer außerhalb des SPA-Gebietes, im angrenzenden FFH-Gebiet und darüber hinaus sind als Lebensstätte des Zwergtauchers anzusehen. So ist z. B. die Murg von Rastatt bis zur Mündung in den Rhein für

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de Tiere besonders wichtig, da sie lange eisfrei bleibt und hier nach Beobachtungen des Be-arbeiters in den letzten Jahren häufig Vögel anzutreffen waren.

Bewertung auf Gebietsebene

Eine Bewertung entfällt laut MaP-Handbuch.

Es kann davon ausgegangen werden, dass der Zwergtaucher im SPA-Gebiet 7015-441 Brutvogel an mehreren Gewässern ist und das Gebiet mit seinen Gewässern häufig für die Überwinterung nutzt. Dabei spielen die Fließgewässer Rhein, Alb und Federbach für die

Es kann davon ausgegangen werden, dass der Zwergtaucher im SPA-Gebiet 7015-441 Brutvogel an mehreren Gewässern ist und das Gebiet mit seinen Gewässern häufig für die Überwinterung nutzt. Dabei spielen die Fließgewässer Rhein, Alb und Federbach für die

Im Dokument Managementplan für das FFH-Gebiet 7015- (Seite 121-130)