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Neuntöter (Lanius collurio) [A338]

Im Dokument Managementplan für das FFH-Gebiet 7015- (Seite 163-167)

3 Ausstattung und Zustand des Gebiets

3.3 Lebensstätten von Arten

3.3.46 Neuntöter (Lanius collurio) [A338]

Erfassungsmethodik

Im Rahmen der MaP-Kartierungen 2009 sollten keine Geländeerfassungen für den Neuntö-ter durchgeführt werden, da aktuelle Gebietsnachweise vorlagen. Trotzdem wurden bei den Untersuchungen für andere Arten weitere aktuelle Nachweise für beide SPA-Gebiete er-bracht.

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Erhaltungszustand der Lebensstätte des Neuntöters im SPA-Gebiet 7015-441 LS = Lebensstätte

a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Haupt- und Nebenbogen Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheitena 2

Fläche [ha] 354,35

Anteil Bewertung von LS [%] 100

Flächenanteil LS am SPA-Gebiet [%] 16,38

Bewertung auf Gebietsebene keine

Erhaltungszustand der Lebensstätte des Neuntöters im SPA-Gebiet 7114-441 LS = Lebensstätte

a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Haupt- und Nebenbogen Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheitena 1

Fläche [ha] 99,22

Anteil Bewertung von LS [%] 100

Flächenanteil LS am SPA-Gebiet [%] 9,97

Bewertung auf Gebietsebene keine

Beschreibung

Für den Neuntöter wurde der Brutbestand auf 10.000 bis 12.000 Paare geschätzt (LUBW 2007). Die Nahrung des Neuntöters, der zur Singvogelgruppe der Würger gehört, besteht vor allem aus Großinsekten wie Heuschrecken, Käfer, Grillen und Fluginsekten, aber auch aus jungen Mäusen und - seltener - Jungvögeln. Eine weitere Besonderheit der Würger ist die Anlage einer Art Vorratskammer, indem Beutetiere auf die Dornen in Hecken aufgespießt werden und erst bei schlechtem Wetter verzehrt werden. Seine Vorlieben für Dornen und große Insekten erklären auch, warum der typische Lebensraum des Neuntöters aus halbof-fenem Gelände mit Hecken und Gebüschen besteht. In und über den offenen Wiesen, Streuobstwiesen, Weiden, Trockenrasen oder Brachen findet er seine Beute, während die Hecken ihm als Niststandort und Vorratslager dienen. Er besiedelt aber auch Kahlschläge, Aufforstungsflächen und Waldränder. Er ist ein Langstreckenzieher und erreicht seine Brut-gebiete bei uns gegen Ende April, um Ende August wieder abzuziehen.

Der Neuntöter bevorzugt besonnte, warme Lebensräume mit reichem Insektenvorkommen.

In der Aue besiedelt er meist höhere Flächen im Bereich von Kiesrücken, aber auch Auen-wiesen und Gehölz- / Heckenkomplexe. Wenn Gehölze und Hecken in der Nähe vorhanden sind, nutzt er auch die Wiesenflächen von Hochwasserflächen zur Nahrungssuche.

Verbreitung im Gebiet

Für das SPA-Gebiet 7015-441 konnten 2009 für mehrere Bereiche der Altaue Brutzeitnach-weise des Neuntöters erbracht werden. Im Bereich der Burgau kamen demnach 2 bis 3 Paa-re vor; im BePaa-reich der Fritschlach / Alter Federbach gibt es eine Beobachtung aus 2006 durch die Untersuchungen für das Wasserwerk Kastenwört. Zwischen dem Fermasee und dem Federbach liegt 2009 für mindestens ein Paar Brutverdacht vor, das 2010 vom Bearbei-ter bestätigt wurde und auch schon Anfang der 2000er Jahre durch erste UnBearbei-tersuchungen für den IRP-Rückhalteraum Bellenkopf-Rappenwört dort festgestellt wurde. In diesen Flä-chen zwisFlä-chen Fermasee und Federbach wurden 2013 bei weiteren Untersuchungen für den geplanten IRP-Polder vier Paare des Neuntöters mit Brutverdacht festgestellt. Im Westen der

Fritschlach wurde 2013 nahe am Tulladamm ein weiteres Paar mit Brutverdacht beobachtet, allerdings knapp außerhalb des Vogelschutzgebietes.

2015 wurden acht Reviere des Neuntöters in den Offenlandbereichen östlich des Knielinger Sees gefunden (SPANG,FISCHER,NATZSCHKA 2016).

Weiter südlich ist das SPA-Gebiet durch die dichteren Auenwälder weniger als Lebensraum geeignet, wobei durch die Dynamik im Wald beziehungsweise die forstliche Nutzung immer wieder temporäre Habitate in Form von Lichtungen entstehen können. Die zugewachsenen Streuwiesen in der Überflutungsaue nördlich des Illinger Altrheins sind ebenfalls als Lebens-stätte ausgewiesen, ohne dass hier ein Nachweis gelang. Vor allem die landseitigen Gren-zen des SPA-Gebiets, wo an den Wiesenflächen des Hochwasserdammes weitere Grün-landflächen mit Hecken, Gehölzen und Gebüschen angrenzen, sind als Lebensstätten zu betrachten. Auch weite Teile des weiterreichenden FFH-Gebietes beherbergen Lebensstät-ten mit dokumentierLebensstät-ten Neuntöter-Vorkommen (z. B. im Bereich der Dämmelschlut bei Neu-burgweiher 3 Brutpaare 2008 durch das LIFE-Projekt „Lebendige Rheinauen bei Karlsruhe“).

Im SPA-Gebiet 7114-441 wurden 2009 in zwei Bereichen Neuntöter nachgewiesen. Eine Fläche liegt in der rezenten Aue bei der Plittersdorfer Fähre, die andere Fläche in der Altaue am Sportplatz von Wintersdorf, der von zahlreichen wertvollen Wiesenflächen und Hecken-komplexen umgeben wird. Außerdem müssen viele an das SPA-Gebiet angrenzende Flä-chen in und außerhalb des FFH-Gebiets als Lebensstätte des Neuntöters angesehen wer-den. Besonders die Streuwiesenbereiche bei Ottersdorf, aber auch die Wiesenflächen nörd-lich Plittersdorf sind dazu zu rechnen. Bei einer Erfassung der Brutvögel des NSG Rastatter Rheinaue 2015 durch den Bearbeiter wurden nördlich Plittersdorf direkt am Rand des SPA-Gebietes zwei Reviere festgestellt.

Bewertung auf Gebietsebene

Eine Bewertung entfällt laut MaP-Handbuch.

Im SPA-Gebiet 7015-441 kann der Neuntöter als regelmäßiger Brutvogel angesehen wer-den.

Im SPA-Gebiet 7114-441 kann der Neuntöter als regelmäßiger Brutvogel angesehen wer-den.

3.3.47 Blaukehlchen (Luscinia svecica) [A272]

Erfassungsmethodik

Zur Erfassung möglicher Blaukehlchen-Bruten in den beiden SPA-Gebieten wurde die Ras-terfeldkartierung mit 250 x 250 m Rastern angewandt.

Im SPA-Gebiet 7015-441 wurden nach Karten- und Luftbild, Biotoptypenkartierung und per-sönlichen Kenntnissen des Bearbeiters 14 Raster mit möglichen Habitatflächen ausgewählt und nach MaP-Handbuch untersucht.

Im SPA-Gebiet 7114-441 wurden nach Karten- und Luftbild, Biotoptypenkartierung und per-sönlichen Kenntnissen des Bearbeiters 9 Raster mit möglichen Habitatflächen ausgewählt und nach MaP-Handbuch untersucht. Eine Fläche wurde nach der ersten Begehung als nicht geeignet gewertet, da das Schilfröhricht gemäht worden war.

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Erhaltungszustand der Lebensstätte des Blaukehlchens im SPA-Gebiet 7015-441 LS = Lebensstätte

a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Haupt- und Nebenbogen Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheitena 1

Fläche [ha] 46,38

Anteil Bewertung von LS [%] 100

Flächenanteil LS am SPA-Gebiet [%] 2,14

Bewertung auf Gebietsebene keine

Erhaltungszustand der Lebensstätte des Blaukehlchens im SPA-Gebiet 7114-441 LS = Lebensstätte

a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Haupt- und Nebenbogen Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheitena 1

Fläche [ha] 14,65

Anteil Bewertung von LS [%] 100

Flächenanteil LS am SPA-Gebiet [%] 1,47

Bewertung auf Gebietsebene keine

Beschreibung

Das Blaukehlchen ist ein Mittel- und Langstreckenzieher, das teilweise schon im Mittelmeer-gebiet überwintert. Es erreicht ab Ende März die Brutplätze in Mitteleuropa und zieht Ende August wieder weg. 200 bis 300 Brutpaare gibt es in Baden-Württemberg (LUBW 2007), ca.

8.000 Brutpaare bundesweit (SÜDBECK et al. 2009). Dabei hat sich der Brutbestand des Blaukehlchens im Zeitraum von 1980 bis 2004 in Baden-Württemberg verdoppelt (LUBW 2007). In der neuen Roten Liste von Baden-Württemberg ist die Art dennoch in die Vorwarn-liste aufgenommen worden (BAUER et al. in Vorbereitung). Die Art besiedelt hauptsächlich nasse Standorte mit dichter Vegetation (Schilf, Hochstauden oder Gebüsch), an die sich un-mittelbar vegetationsarme oder -freie Standorte mit offenen Bodenflächen zur Nahrungssu-che anschließen. Als Nahrung werden hauptsächlich Insekten vom Boden und aus der Krautschicht aufgenommen. Die beschriebenen Lebensstätten finden sich natürlicherweise in und an großen Schilfgebieten und in Auen im Bereich dynamischer Verlandungsbereiche, bzw. an kleineren natürlichen Fließgewässern mit ausreichender Dynamik. Da diese Habitate immer seltener werden, besiedelt das Blaukehlchen zunehmend auch künstliche „Störstel-len“ wie Materialentnahmestellen, Dammschüttungen, Schlamm- und Klärteiche u.v.m. vor allem Schilfgräben in der Agrarlandschaft werden zunehmend angenommen (BAUER et al.

2005).

Da gestörte, vegetationsfreie Flächen zur Lebensstätte des Blaukehlchens gehören, sind Flussauen mit ausreichend großer Dynamik als Lebensstätte geeignet. Gleichzeitig dürfen die Flächen nicht zu häufig von Hochwassern erreicht werden, da das Blaukehlchen als Bo-denbrüter oder nahe-dem-Boden-Brüter sonst zu hohe Verluste erleidet.

Verbreitung im Gebiet

Das Blaukehlchen ist die einzige Vogelart, die im Zuge der Erfassungen für den MaP 2009 in beiden SPA-Gebieten nicht festgestellt werden konnte. Obwohl Biotope in beiden Gebieten vorhanden sind, die, nach Literatur als auch nach augenscheinlichem Vergleich mit dem Be-arbeiter bekannten Lebensstätten im Raum Dettenheim, Leimersheim und Waghäusel als

geeignet erscheinen, konnten 2009 keine Nachweise der Art erbracht werden. Auch die we-nigen vorhandenen Daten sind deutlich älter als 5 Jahre oder stammen von außerhalb der SPA-Gebiete. Im Frühjahr 2013 gelangen zur Zugzeit drei Beobachtungen von Blaukehlchen im SPA-Gebiet 7015-441 im Rahmen von Untersuchungen für den IRP-Rückhalteraum Bel-lenkopf-Rappenwört (Lettenlöcher, Bremengrund und Saumseen in der Fritschlach). Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass in den anderen Jahren geeignete Habitate vom Blaukehlchen besiedelt werden. Potenziell geeignete Habitate wurden daher als Lebensstät-ten abgegrenzt.

Als Lebensstätten wurden im SPA-Gebiet 7015-441 Schilfröhrichte der Burgau, der Fritschlach, des Auer Grund beim Fermasee und der Lettenlöcher abgegrenzt. Offene Bo-denstellen sind allerdings in allen untersuchten Flächen fast nur unterhalb von vorhandenen Gebüschen zu finden. Drei Beobachtungen zur Zugzeit im April 2013, eine von einem Männ-chen in einem Vorgarten der Häuser direkt am Rande der Lettenlöcher, eine von einem Weibchen am Schilfrand eines Auensees im NSG Bremengrund und ein Vogel an den Saumseen der Fritschlach, zeigen, dass einige Habitate zumindest zur Zugzeit noch genutzt werden. Letzte Nachweise von den Saumseen in der Fritschlach waren schon mehrere Jahr-zehnte alt. Ein Nachweis von einer Spülsandfläche am Westufer des Goldkanals bei Elches-heim-Illingen vermutlich von 2002 (V. SPÄTH 2010, mdl. Mitt.), liegt außerhalb des SPA-Gebietes und vermutlich auch außerhalb des angrenzenden FFH-Gebiets. Bei TREIBER &

WEBER (2009) wird erwähnt, dass das Blaukehlchen am Ostufer des Goldkanals vorkommt und mit weiteren Bruten nach Abschluss der Renaturierungsarbeiten des Kiesabbaus zu rechnen sei. Gerade dieser Nachweis am Goldkanal auf frisch gestörten Flächen zeigt, dass für eine mögliche Neuansiedlung des Blaukehlchens ideale Habitat-Bedingungen von Schilfröhrichten oder Weidengebüschen verzahnt mit vegetationsfreien Flächen notwendig sind.

Im SPA-Gebiet 7114-441 wurden Lebensstätten bei Schilfgebieten des Wörthfelds und des Bannwassers bei Wintersdorf abgegrenzt. Offene Bodenstellen sind allerdings in allen unter-suchten Flächen fast nur unterhalb von vorhandenen (Weiden-)Gebüschen zu finden.

Bewertung auf Gebietsebene

Wegen der fehlenden Nachweise und der unzureichenden Verbindung der vorhandenen Röhrichtbestände mit vegetationsfreien oder zumindest schütter bewachsenen Flächen wur-de keine Bewertung auf Gebietsebene vorgenommen. Die Beeinträchtigungen sind in beiwur-den Gebieten gering einzuschätzen, da die Röhrichtbestände meist abgelegen liegen und wenig anthropogen gestört werden.

Im Dokument Managementplan für das FFH-Gebiet 7015- (Seite 163-167)