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Fließgewässer mit flutender Wasservegetation [3260]

3 Ausstattung und Zustand des Gebiets

3.2 FFH-Lebensraumtypen

3.2.4 Fließgewässer mit flutender Wasservegetation [3260]

Erhaltungszustand des FFH-Lebensraumtyps Fließgewässer mit flutender Wasservegetation

a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Haupt- und Nebenbogen Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheitena 3 9 3 15

Fläche [ha] 58,46 91,89 7,94 158,29

Anteil Bewertung vom LRT [%] 36,93 58,05 5,02 100

Flächenanteil LRT am FFH-Gebiet [%] 1,06 1,66 0,14 2,86

Bewertung auf Gebietsebene B

Beschreibung

Der LRT umfasst natürliche und naturnahe Fließgewässer mit flutender Wasservegetation des Ranunculion fluitantis- oder des Callitricho-Batrachion-Verbandes oder mit Gesellschaf-ten fluGesellschaf-tender Wassermoose, die im FFH-Gebiet gut vertreGesellschaf-ten sind.

Die Ausprägung des LRT unterscheidet sich deutlich in Abhängigkeit vom Fließgewässertyp, der von Altarmen des Rheins über gießenartige Gewässer der rezenten Aue und rasch strö-mende Fließgewässer der Altaue bis zu langsam fließenden, grundwassergespeisten Bä-chen und Gräben reiBä-chen kann. Deutlich ist zwisBä-chen Ausprägungen des LRTs in Fließge-wässern wie durchflossene Altarme, Bäche oder Flüsse mit Flutendem Hahnenfuß (Ra-nunculus fluitans), Knotigem Laichkraut (Potamogeton nodosus), Kamm-Laichkraut

(Potamogeton pectinatus) und solchen mit gießenartigem Charakter zu unterscheiden, wel-che in der rezenten und der Altaue auftreten, in denen vorwiegend Nußfrüchtiger Was-serstern (Calitriche obtusangula), Flutender Igelkolben (Sparganium emersum) und die flu-tende Form des Pfeilkrauts (Sagittaria sagittifolia) vorkommt. Ein dritter Typ betrifft grund-wassergeprägte Gewässer im Randsenkenbereich mit Einspeisungen aus der Niederteras-se, in denen Brunnenkresse (Nasturtium officinale), Aufrechter Merk (Sium erectum) und Nussfrüchtiger Wasserstern (Callitriche obtusangula) kennzeichnend sind, die zuweilen hohe Deckungsgrade aufweisen. Von der Struktur her ist der LRT einerseits durch Ausprägungen mit langgestreckten, oft mehrere Meter langen, mit der Strömung flutenden Beständen von Wasserpflanzen gekennzeichnet. Andererseits weisen die Gewässer mit Brunnenkresse und Aufrechtem Merk eine gedrängtere Struktur und weniger langgestreckte, flutende Strukturen auf. Diese Gewässer sind oft nur sehr langsam und zuweilen kaum wahrnehmbar fließend.

An einigen Stellen dieses Gewässertyps ist neben Brunnenkresse auch ein höheres Auf-kommen von Nussfrüchtigem Wasserstern festzustellen, der sehr dichte flutende "Rasen"

bildet.

Zusammenfassende Beschreibung des FFH-Lebensraumtyps Fließgewässer mit flutender Wasservegetation Störzeiger Grünalgen nur in nicht

beein-trächtigender Menge Gewässergüte Güteklasse I-II nicht

eutro-phiert

Bewertung auf Gebietsebene B

Verbreitung im Gebiet

Der Lebensraumtyp ist in der rezenten Aue des Rheins in großen, beidseitig an den Rhein angeschlossenen Altarmen (Plittersdorfer Altrhein, Auer Altrhein, Rappenwörter Altrhein) oder von Seitengewässern durchflossenen Altarmen (Wintersdorfer Altrhein, Altrheinarm östlich des Knielinger Sees) anzutreffen. Außerdem gehören kleinere, lang gestreckte Ge-wässerzüge, die als grundwassergespeiste Fließgewässer einen gießenartigen Charakter und eine raschere Strömung haben zu diesem Lebensraumtyp. In letzteren finden sich Arten, die für Gewässer mit niedrigeren Sommertemperaturen, hohem und konstantem Sauerstoff-gehalt und geringem Anteil an Schwebstoffen charakteristisch sind, während in den durch-strömten Rheinarmen Arten vertreten sind, die für Gewässer mit geringerer Fließgeschwin-digkeit, mittlerem Sauerstoffgehalt und größerer Schwebstofffracht kennzeichnend sind. Der Lebensraumtyp kommt ebenfalls in schneller fließenden Gewässerabschnitten mit mittlerem bis geringem Schwebstoffgehalt des Federbachs und der Alb vor. Der Lebensraumtyp ist weiterhin in einigen kleineren, klaren Grundwasser gespeisten Bächen, bzw. Gräben zu fin-den, die in der Niederterrasse ihren Ursprung haben und sehr langsam fließen (Gräben im Rastatter Bruch / Gewann Rheinfeld, Gräben bei Ötigheim nahe des Volkstheaters, Kunzen-bach/alte Federbachschlinge, Alter Federbach Daxlanden). Diesen Gewässertypen

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chend zeichnet sich der Lebensraumtyp auch durch unterschiedliche Artenzusammenset-zung aus, so dass Untertypen abgegrenzt werden können.

Insgesamt wurden elf Erfassungseinheiten abgegrenzt.

Kennzeichnende Pflanzenarten und bewertungsrelevante, charakteristische Arten

Im Vergleich zu den eutrophen Stillgewässern [3150], die im Gebiet in unterschiedlichen Ausprägungen ein breites Artenspektrum umfassen, ist das Artenspektrum bei LRT 3260 etwas enger, da nur wenige Wasserpflanzenarten an fließende Gewässer gut angepasst sind. Zu den im Gebiet häufigsten Arten gehören der Flutende Hahnenfuss (Ranunculus flu-itans), der Wasser-Hahnenfuß (Ranunculus aquatilis), Wasserstern (Callitriche)-Arten, von denen der Nußfrüchtige Wasserstern (Callitriche obtusangula) am häufigsten auftritt, Brun-nenkresse (Nasturtium officinale), Aufrechter Merk (Sium erectum), Brunennmoos (Fon-tinalis antipyretica), Knotiges Laichkraut (Potamogeton nodosus) und Kamm-Laichkraut (Po-tamogeton pectinatus).

Die langsam durchflossenen, schwebstoffreicheren Altarme sind durch das Auftreten von Knotigem Laichkraut (Potamogeton nodosus), Flutendem Hahnenfuß (Ranunculus fluitans), Kamm-Laichkraut (Potamogeton pectinatus), stellenweise auch Durchwachsenem Laichkraut (Potamogeton perfoliatus), Rauhem Hornblatt (Ceratophyllum demersum), Wasserpest (Elo-dea canadensis) und Flutendem Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia var. vallisneriifolia), gekenn-zeichnet. Auch die Gelbe Teichrose (Nuphar luteum) ist mit ihren Unterwasserblättern an geringe Strömung angepasst (Vorkommen am Sandbach, Wintersdorfer Brücke und im Alten Federbach bei Neuburgweier). Bis auf das Knotige Laichkraut (Potamogeton nodosus) und den Flutenden Hahnenfuß (Ranunculus fluitans), sind alle anderen Arten auch in Stillgewäs-sern zu finden.

Die gießenartigen Gewässer in der Rastatter Rheinaue sind vorwiegend durch das Vorkom-men von Dichtem Laichkraut (Groenlandia densa) und Nußfrüchtigem Wasserstern (Callitri-che obtusangula) gekennzeichnet.

Der Federbach zeichnet sich vorwiegend durch Arten etwas schneller fließender Gewässer, mit konstantem Sauerstoffgehalt und geringerem Trübstoffanteil als in den Altrheinen aus, die dem Callitrichion-Verband zuzuordnen sind. Dabei tritt meist der Nußfrüchtige Was-serstern (Callitriche obtusangula) dominant auf. Daneben kommen auch Flutender oder Ein-facher Igelkolben (Sparganium emersum), Knotiges Laichkraut (Potamogeton nodosus), Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia), Aufrechter Merk (Sium erectum), Gauchheil-Ehrenpreis (Veronica anagallis-aquatica) und Bachbunge (Veronica beccabunga) vor. Auch die Brun-nenkresse (Nasturtium officinale) ist im Federbachsystem zu finden.

Bemerkenswert sind auch die Grundwasser beeinflussten Gewässer wie der Riedkanal (Ab-schnitt östlich Daimler Benz Werk bei Ottersdorf), wo neben Nußfruchtigem Wasserstern (Callitriche obtusangula) und Aufrechtem Merk (Berula erecta) vor allem in breiten Uferberei-chen die Brunnenkresse (Nasturtium officinale) dominant auftritt. Hinzu kommen noch Was-serkresse (Rorippa amphibia) und Sumpfveilchen (Myosotis palustris) im Uferbereich sowie stellenweise auch die Kleine Wasserlinse (Lemna minor). Die Brunnenkresse (Nasturtium officinale) tritt vorherrschend auch in einem Wiesengraben im Rastatter Bruch (Rheinfeld) auf sowie in einigen anderen Grundwasser gespeisten Gräben im Offenland nahe der Nie-derterasse bei Ötigheim und Bietigheim.

Im Bereich der Uferbefestigungen der Durchlassbauwerke bzw. Brücken kommt sekundär an den groben Blöcken auch das Gewöhnliche Quellmoos (Fontinalis antipyretica) vor.

Die wichtigsten Arten sind:

Aufrechter Merk (Berula erecta), Nußfrüchtiger Wasserstern (Callitriche obtusangula), Bitte-res Schaumkraut (Cardamine amara), Kanadische Wasserpest (Elodea canadensis), Dichtes Laichkraut (Groenlandia densa), Tannenwedel (Hippuris vulgaris), Ähriges Tausendblatt (My-riophyllum spicatum), Echte Brunnenkresse (Nasturtium officinale), Artengruppe Brunnen-kresse (Nasturtium officinale agg.), Gelbe Teichrose (Nuphar lutea), Stachelspitziges

kraut (Potamogeton friesii), Glänzendes Laichkraut (Potamogeton lucens), Flutendes Laich-kraut (Potamogeton nodosus), Kamm-LaichLaich-kraut (Potamogeton pectinatus), Artengruppe Kamm-Laichkraut (Potamogeton pectinatus agg.), Durchwachsenes Laichkraut (Potamoge-ton perfoliatus), Flutender Wasserhahnenfuß (Ranunculus fluitans), Haarblättriger Wasser-hahnenfuß (Ranunculus trichophyllus), Gewöhnliches Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia), Ein-facher Igelkolben (Sparganium emersum), Bachbunge (Veronica beccabunga).

LRT abbauende/beeinträchtigende Arten

Bei zunehmender Eutrophierung der Gewässer können Fadenalgen auftreten und überhand nehmen. Derartige Zustände konnten 2010 beobachtet werden, da bedingt durch langanhaltend hohe Sommertemperaturen eine sehr starke Erwärmung der Gewässer auftrat, die die Entfaltung von Fadenalgen begünstigte.

Arten mit besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung

Der LRT umfasst nur wenige Rote Liste Arten oder Arten, die sonstigen Schutzbestimmun-gen unterlieSchutzbestimmun-gen. Hervorzuheben ist allerdings die besondere naturschutzfachliche Bedeu-tung der Variante des LRT mit Brunnenkresse (Nasturtium officinale), Aufrechtem Merk (Si-um erect(Si-um) und Wasserstern (Callitriche obtusangula). Der LRT stellt vor allem in Verbin-dung mit den Uferhochstauden Mädesüß (Filipendula ulmaria), Zottiges Weidenröschen (Epi-lobium hirsutum), Blut-Weiderich (Lythrum salicaria) geeignete Habitatstrukturen für die Helm-Azurjungfer (Coenagrion mercuriale), eine der am stärksten bedrohten Libellenarten Mitteleuropas, dar.

Im Bereich der Altarme und ihrer näheren Umgebung kommen zahlreiche seltene und ge-fährdete Arten vor:

Pflanzen:

Schwarz-Pappel (Populus nigra), Gras-Froschlöffel (Alisma gramineum), Walzen-Segge (Carex elongata), Braunes Zyperngras (Cyperus fuscus), Nadelbinse (Eleocharis acicularis), Dichtes Laichkraut (Groenlandia densa), Tannenwedel (Hippuris vulgaris), Wasserfeder (Hottonia palustris), Sumpf-Platterbse (Lathyrus palustris), Wilder Reis (Leersia oryzoides), Schlammkraut (Limosella aquatica), Quirlblütiges Tausendblatt (Myriophyllum verticillatum), Kleines Nixenkraut (Najas minor), Seekanne (Nymphoides peltata), Großer Wasserfenchel (Oenanthe aquatica), Röhriger Wasserfenchel (Oenanthe fistulosa), Stachelspitziges Laich-kraut (Potamogeton friesii), Schmalblättriges LaichLaich-kraut (Potamogeton x angustifolius), Spreizender Wasserhahnenfuß (Ranunculus circinatus), Graue Seebinse (Schoenoplectus tabernaemontani), Sumpf-Greiskraut (Senecio paludosus), Großer Merk (Sium latifolium), Zwerg-Igelkolben (Sparganium natans) und Wassernuß (Trapa natans).

Vögel:

Eisvogel (Alcedo atthis), Krickente (Anas crecca), Schwarzmilan (Milvus migrans), Ringelnat-ter (Natrix natrix), Haubentaucher (Podiceps cristatus), Zwergtaucher (Tachybaptus ruficol-lis), und diverse Wasservögel als nordische Wintergäste, z. B. Singschwäne (Cygnus cygnus) und Pfeifenten (Anas penelope) auf dem Plittersdorfer Altrhein.

Amphibien:

Kammmolch (Triturus cristatus), Gelbbauchunke (Bombina variegata), Knoblauchkröte (Pelobates fuscus), Laubfrosch (Hyla arborea), Moorfrosch (Rana arvalis) und Springfrosch (Rana dalmatina).

Art RL Deutschland RL

Baden-Württemberg RL Oberrhein

Groenlandia densa - Dichtes Laichkraut 2 2 3

Potamogeton perfoliatus - Durchwachsenes

Laichkraut V

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Bewertung auf Gebietsebene

Sowohl in der rezenten Aue in den Altarmen und den gießenartigen Gewässern als auch in den Fließgewässern der Altaue (Bäche und Gräben) ist die dem jeweiligen Typ entspre-chende Artenausstattung nahezu vollständig vorhanden. Die Vielfalt der Gewässertypen, der Artenzusammensetzung sowie die Strukturvielfalt des LRT sind für das FFH-Gebiet als sehr repräsentativ zu bezeichnen und weisen einen insgesamt guten Erhaltungszustand auf. Al-lerdings ist darauf hinzuweisen, dass sich von Jahr zu Jahr durch die Dynamik des hydrolo-gischen Regimes sowie die allgemeinen Witterungsverhältnisse (Temperaturschwankungen) Veränderungen in der Ausprägung des LRT ergeben.

Weit überwiegend handelt es sich beim Lebensraumtyp Fließgewässer mit flutender Was-servegetation [3260] im Gebiet um Gewässer-Altarme, seltener um naturnahe (renaturierte) Bachläufe.

Die Altarme bilden häufig ein verzweigtes großflächiges Gewässersystem und weisen unter-schiedliche Bedingungen auf. Die Varianten reichen von schnell fließenden, gestreckten Alt-arm-Abschnitten bis zu breiten, stillgewässerartigen Altwasser-Bereichen, die nur selten bei Hochwasser durchflossen werden. Zudem unterscheidet sich die Trophie sehr stark, je nachdem ob der Zufluss mesotrophen Grund- und Druckwassers oder eutrophen Oberflä-chenwassers überwiegt. Dementsprechend sind die Zusammensetzung und die Dichte der flutenden Wasservegetation unterschiedlich ausgeprägt. Dicht bewachsene Uferbereiche wechseln sich ab mit stärker durchströmten Abschnitten, an deren kiesigem Substrat sich kaum Vegetation anhaften kann.

Das Arteninventar wird insgesamt mit gut (B) bewertet. Die Bewertung weist jedoch eine Spreitung von hervorragend (A, in Einzelfällen) über gut (B; überwiegende Fälle) bis zu durchschnittlich (C, im Illinger Altrhein, hier ist die Vegetation durch Eutrophierung stark ver-armt) auf.

Die Habitatstrukturen sind überwiegend gut (B) ausgebildet. Eine Einstufung mit A konnte jedoch nicht vergeben werden, da die Vegetationszonierung aufgrund künstlicher Verände-rungen eingeschränkt ist und die Gewässermorphologie und die Gewässerdynamik verän-dert sind. Der Verlauf der Altarme und ihrer Uferbereiche sind häufig durch wasserbauliche Maßnahmen verändert worden und daher nur eingeschränkt naturnah. Die Gewässergüte ist im Bereich der Giessen allenfalls gering belastet; im Bereich der breiten, träge fließenden Altarme jedoch meist mäßig belastet (eutroph).

Beeinträchtigungen bestehen im Bereich von wasserbaulichen Eingriffen mit Uferschutz und Laufveränderungen bzw. Laufeinengungen. Altarme sind bei Mittelwasser meist nur noch eingeschränkt mit dem Hauptstrom verbunden oder sogar ganz abgetrennt. Dies führt in vie-len Abschnitten zur Verschlammung der Gewässersohle und großflächiger Verlandung. Ver-einzelt ist angeschwemmter Müll ein Problem. Örtlich breitet sich das Indische Springkraut (Impatiens glandulifera) am Gewässerrand aus. Die randliche Beschattung durch die an-grenzenden Waldbestände ist angesichts der Gewässerbreite der Altarme unerheblich und wird daher nicht als Beeinträchtigung gewertet.

Insgesamt wird die Beeinträchtigung mit (B) bewertet.

Der Erhaltungszustand des Lebensraumtyps Fließgewässer mit flutender Wasservegetation ist insgesamt gut (B). Den überwiegend mit typischen Arten (z.T. sogar hervorragend) aus-gestatteten Altarmen steht eine meist künstlich veränderte Gewässerstruktur entgegen. Di-rekte Beeinträchtigungen sind jedoch selten.