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7. DIE QUANTITATIVEN ERGEBNISSE

7.6. Risiko-/Schutzfaktor: Medienkonsum

In der Untersuchung wurde angenommen, dass der Medienkonsum direkten und indirek-ten Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung der jungen Erwachsenen der Untersu-chungsgruppe hatte sowie ihre Denk- und Handlungsweisen beeinflusst hat (Hurrelmann, 2006, S. 33, 35). Dies konnte anhand der quantitativen Befragung jedoch nicht untersucht werden. Vielmehr ließ sich die subjektive Bewertung des Medienkonsums während der

121 siehe Anhang II Tabelle: Bildungsstand der Eltern und Kindergartenbesuch - Signifikanzen

122 siehe Anhang II Tabelle: Kindergartenbesuch und direkt/ indirekt erfolgreiche Bildungswege –

Signifi-7. DIE QUANTITATIVEN ERGEBNISSE

Schulzeit erfassen und im Zusammenhang zu den erfolgreich verlaufenen Bildungswegen analysieren. Zusätzlich konnte die subjektive Bewertung des Medieneinflusses auf den eigenen Bildungsweg erfragt und ebenfalls auf ihren Zusammenhang auf die erfolgreichen Bildungswege hin analysiert werden. Speziell die Erfassung der subjektiven Bewertung des Medieneinflusses auf den eigenen Bildungsweg sollte Rückschlüsse auf eine bewusste Nutzung von Medien als Bildung förderndes Instrument ermöglichen. Die theoretischen Überlegungen, die den Zugang zu Medien in Abhängigkeit eines bestimmten Herkunfts-milieus stellen, wurden dabei mitberücksichtigt. Speziell wurde davon ausgegangen, dass Befragte bildungsferner und finanzschwacher Elternhäuser einen geringeren Zugang zu bestimmten Medien haben, bzw. innerhalb der Untersuchungsgruppe hatten.

Der Medienkonsum der Befragten des Gesamtsurvey entspricht einem Mittelwert von M 3,2143.123 Befragte aus bildungsfernen Elternhäusern weisen im Vergleich zu Befrag-ten bildungspragmatischer Herkunft einen geringeren Medienkonsum auf (M 3,6346 zu M 3,2546). Dabei ist besonders interessant, dass Befragte aus einem bildungsfernen Eltern-haus im Vergleich zu den anderen Befragten am wenigsten das Internet, Bücher oder PC-Spiele genutzt haben, den TV dafür am meisten. Dies unterstützt die theoretische Vorüber-legung, dass der Zugang zu Lerngegenständen wie PCs oder Bücher sich schwieriger für Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen Elternhäusern ist. Weiter unterstützen die Er-gebnisse die Vorüberlegung, dass in bildungsfernen Elternhäusern ein geringeres Lesever-halten herrscht, als bei Kindern und Jugendlichen aus Elternhäusern mit höherem Bil-dungsniveau. Davon ausgehend wurde vermutet, dass bei dieser Teilgruppe auch ein ge-ringerer Zugang zu Büchern besteht.

Der Zugang zu Büchern wurde durch die Frage nach einem Bibliotheksausweis zu fassen versucht. Die im Haushalt vorhandenen Bücher wurden in der quantitativen Befra-gung nicht erfragt. Diese Frage sollte jedoch in einer Folgeuntersuchung berücksichtigt werden. In anderen Untersuchungen konnte ein Zusammenhang zwischen vorhandenen Büchern im Haushalt und den Bildungserfolgen bestimmter Gruppen nachgewiesen wer-den (Maaz, 2006). In der Untersuchung wurde davon ausgegangen, dass jene Befragte mit einem Büchereiausweis während der Schulzeit, viel gelesen haben, und daher ein Zusam-menhang zwischen dem Besitz eines Bibliotheksausweises und den erfolgreichen Bil-dungswegen zu erkennen ist. Darüber hinaus wurde angenommen, dass ein Zusammen-hang zwischen dem Zugang zu einem Büchereichausweis und den Bildungsstand der El-tern besteht. Es wurde davon ausgegangen, dass insbesondere Befragte bildungsferner Herkunft weniger durch das Elternhaus als durch die Schule, oder andere Instanzen an einen Bibliotheksausweis gelangt sind. Schließlich ging die Untersuchung davon aus, dass ein Bibliotheksausweis weniger zur alltäglichen Lebenswelt bildungsferner Familien ge-hört und Kinder bildungsferner Eltern daher weniger lesen. Mithilfe des Fragebogens

7. DIE QUANTITATIVEN ERGEBNISSE

wurde die Instanz erfragt durch welche die Befragten an einen Bibliotheksausweis heran-geführt worden sind.

Insgesamt gaben 17,9 % der Befragten des Survey an einen Bibliotheksausweis wäh-rend der Schulzeit gehabt zu haben.124 Von den Befragten aus einem bildungsfernen El-ternhaus haben 20,4 % angegeben einen Bibliotheksausweis während der Schulzeit gehabt zu haben. Interessant ist, dass Befragte aus bildungspragmatischen Elternhäusern (17,3 %) prozentual betrachtet leicht weniger einen Bibliotheksausweis besaßen als Befragte bil-dungsferner Elternhäuser. Eine Erklärung hierfür lässt sich aus dem quantitativen Daten-material nicht herleiten. Es kann jedoch vermutet werden, dass Befragte aus bildungsfer-nen Elternhäusern stärker auf eibildungsfer-nen Bibliotheksausweis angewiesen waren, um eibildungsfer-nen Zu-gang zu Büchern zu haben. Dabei kann davon ausgeZu-gangen werden, dass Befragte aus bildungsfernen Elternhäusern aufgrund ihres Herkunftsmilieus weniger Bücher zuhause hatten.

Von den Befragten des Gesamtsurvey gaben 8,5 % an ihren Bibliotheksausweis durch die Initiative der Schule erhalten zu haben. Durch ihre Eltern haben diesen 5,2 % erhalten und weitere 3,3 % gaben an diesen durch Freunde oder auch sonstige Instanzen (1,7 %) erhalten zu haben.125 Von den Befragten aus einem bildungsfernen Elternhaus gaben 14,8% der Befragten an ihren Bibliotheksausweis durch die Initiative der Schulen erhalten zu haben, 5,6 % haben diesen durch Freunde und nur 1,9 % durch die Eltern erhalten. Im Vergleich zu den anderen Teilgruppen haben Befragte aus einem bildungsfernen Eltern-haus überwiegend einen Bibliotheksausweis durch die Initiative der Schulen erhalten und am wenigsten durch ihre Eltern. Es bestätigt sich somit die Vermutung, dass Befragten aus einem bildungsfernen Elternhäusern ihren Bibliotheksausweis verstärkt durch Instanzen außerhalb ihres familiären Kontexts erhalten haben. Es kann davon ausgegangen werden, dass Schulen den Zugang zu Bibliotheken und Bücher für Kinder und Jugendliche bil-dungsferner Herkunft stellen, weniger die Eltern. Zwischen dem Bildungsstand der Eltern und dem Besitz eines Bibliotheksausweises während der Schulzeit kann jedoch kein signi-fikanter Zusammenhang im Survey geschlossen werden.126 Dies bedeutet, dass der Besitz eines Bibliotheksausweis während der Schulzeit nicht in Abhängigkeit des Bildungsstands der Eltern der Befragten stand. Zwischen einem möglichen Migrationshintergrund und dem Besitz eines Bibliotheksausweis lässt sich ebenfalls kein signifikanter Zusammen-hang feststellen.127 Demnach stand der Besitz eines Bibliotheksausweises der Befragten nicht in Abhängigkeit eines möglichen Migrationshintergrunds. Ebenso lässt sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Besitz eines Bibliotheksausweises während

124 siehe Anhang II Tabelle: Bibliotheksausweis - Häufigkeiten

125 siehe Anhang II Tabelle: Bibliotheksausweis erhalten durch – Häufigkeiten

126 siehe Anhang II Tabelle: Bildungsstand der Eltern und Bibliotheksausweis - Signifikanzen

7. DIE QUANTITATIVEN ERGEBNISSE

der Schulzeit und den erfolgreich verlaufenen Bildungswegen feststellen,128 so dass davon ausgegangen werden kann, dass die Bildungswege unabhängig von einem Bibliotheks-ausweis, wie dem dahinter vermuteten höheren Bücherkonsum, beschritten wurden. Dies gilt auch für Befragte aus bildungsfernen Elternhäusern. Der Zugang zu Büchern mithilfe eines Bibliotheksausweis stellt demnach keinen bedeutenden Faktor für das Beschreiten eines erfolgreichen Bildungsweges der Untersuchungsgruppe dar.

Der gesonderte Blick auf den Bücherkonsum und die direkt erfolgreichen Bildungs-wege weist wiederum einen signifikanten Zusammenhang auf für den Gesamtsurvey so-wie für Befragte mit Migrationshintergrund und jene, die während der Schulzeit einge-wandert sind.129 Es kann davon ausgegangen werden, dass der Bücherkonsum bei diesen Teilgruppen einen positiven Einfluss auf das Beschreiten ihrer direkt erfolgreichen Bil-dungswege hatte – ihr erfolgreicher Bildungsweg in Abhängigkeit eines höheren Bücher-konsums beschritten wurde. Der Blick auf den gesamten Medienkonsum (Index) und die erfolgreichen Bildungswege weist weder für den Gesamtsurvey, noch für eine der unter-suchungsrelevanten Teilgruppen einen signifikanten Zusammenhang auf.130 Die erfolgrei-chen Bildungswege sind somit unabhängig vom Medienkonsum beschritten worden. Es ist davon auszugehen, dass der Medienkonsum keinen Einfluss auf die erfolgreichen Bil-dungswege des Survey hatte. Die Befragten selbst bewerten den Einfluss von Medien auf ihren Bildungsweg mit einem Mittelwert von M 3,4817 ebenfalls als weniger Einfluss nehmend.131 Zwischen der subjektiven Bewertung des Medieneinflusses auf den eigenen Bildungsweg und den erfolgreichen Bildungswegen konnte kein signifikanter Zusammen-hang festgestellt werden.132 Interessant ist allerdings, dass Befragte mit Migrationshin-tergrund (M 3,2258) und während der Schulzeit Eingewanderte (M 3,2692) den Medien-einfluss auf ihren Bildungsweg am stärksten empfinden.