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Risiko-/Schutzfaktor: Bildungsspezifische (Fremd-) Erfahrungswerte

7. DIE QUANTITATIVEN ERGEBNISSE

7.3 Risiko-/Schutzfaktor: Bildungsspezifische (Fremd-) Erfahrungswerte

Die Bildungsspezifischen (Fremd-) Erfahrungswerte der Eltern wurden speziell durch die Angaben der Befragten zum Informationsstand der Eltern über das deutsche Schulsystem

53 siehe Anhang II Tabelle: private Nachhilfe – Häufigkeiten

54 siehe Anhang II Tabelle: private Nachhilfe und Bildungsstand der Eltern – Signifikanzen; private Nachhil-fe und Bildungsstand der Geschwister - Signifikanzen

55 siehe Anhang II Tabelle: Migrationsstatus und private Nachhilfe - Signifikanzen

56 siehe Anhang II Tabelle: private Nachhilfe und finanzielle Einschränkungen während der Schulzeit - Sig-nifikanzen

7. DIE QUANTITATIVEN ERGEBNISSE

erfasst und auf ihren Bezug zu den erfolgreichen Bildungswegen der Untersuchungsgrup-pe analysiert. BildungssUntersuchungsgrup-pezifische (Fremd-) Erfahrungswerte, welche die Befragten außer-halb ihrer Herkunftsfamilie erworben haben, wurden anhand mehrerer Items im Fragebo-gen erfasst. So wurden UnterstützungsleistunFragebo-gen von außen als Indiz für der Gewinnung von bildungsspezifischen (Fremd-) Erfahrungen betrachtet. Informations- und Beratungs-leistungen durch die Schule, Lehrkörper oder andere Bildungsinstitutionen wurden im Fragebogen allerdings nicht erfragt. Vielmehr fokussierte der Fragebogen die Erfassung von (Fremd-) Erfahrungen durch das soziale Umfeld. Die Befragten wurden dabei nach ihrem Wohnumfeld, Freunden aus anderen Schichten und den ihren ähnlichen Bildungs-wegen im Bekanntenkreis befragt, um mögliche unbewusste Informationseinflüsse auf ihren erfolgreichen Bildungsweg zu erfassen. Weiter wurden die Befragten nach vorhan-denen Vorbildern befragt, um dadurch eine bewusst gewählte Orientierung für ihre Bil-dungswege erfassen zu können. Die Nutzung von Medien während der Schulzeit durch die Befragten wurde ebenfalls als Quelle möglicher bildungsspezifischer (Fremd-) Erfahrun-gen gewertet. Die Ergebnisse zum möglichen Zusammenhang zwischen ihrem Medien-konsum und ihren Bildungswegen wird in Kapitel 7.6 gesondert dargestellt.

7.3.1 Informationswissen der Eltern über das deutsche Schulsystem

Auf die Frage nach dem Informationsstand der Eltern über das deutsche Schulsystem zeig-te sich für den Gesamtsurvey ein Mitzeig-telwert von 2,5137.58 Die Befragten attestieren dem-nach ihren Eltern ein leicht überdurchschnittliches Wissen über das deutsche Schulsystem.

Beim genaueren Hinsehen zeigt sich jedoch, dass dies nur für Befragte ohne hintergrund und Befragte bildungspragmatischer Herkunft gilt. Befragte mit Migrations-hintergrund weisen mit einem Mittelwert von M 3,4412 einen weniger starken Informati-onsstand ihrer Eltern über das Bildungssystem auf. Befragte, die während der Schulzeit eingewandert sind, bewerten den Informationsstand ihrer Eltern noch geringer (M 3,8158).

Besonders auffällig ist das Ergebnis bei Befragten bildungsferner Herkunft. Sie schätzen den Informationsstand ihrer Eltern bezüglich des deutschen Schulsystems am schwächsten (M 4,2115); besonders Befragte bildungsferner Herkunft mit Migrationshintergrund und einer Einwanderungsgeschichte während der Schulzeit. Befragte bildungspragmatischer Herkunft mit Migrationshintergrund und einer Einwanderungsgeschichte bewerten den Informationsstand ihrer Eltern ebenfalls geringer ein, als aus dem Gesamtsurvey zunächst erkenntlich erscheint. Nichtsdestotrotz bewerten sie diesen als stärker als ihre bildungsfer-ne Peer. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass der Bildungsstand der Eltern von stärkerer Bedeutung für die Ausprägung bildungsspezifischer Erfahrungswerte von Eltern ist, als ein Migrationshintergrund. Der Zusammenhang zwischen dem Bildungsstand der Eltern und der subjektiven Bewertung des Informationswissens der Eltern über das Schul-system erweist sich als sehr signifikant im Gesamtsurvey, wie auch für die Teilgruppen

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Befragter mit und ohne Migrationshintergrund.59 Es ist daher davon auszugehen, dass das Informationswissen der Eltern über das Schulsystem in Deutschland in Abhängigkeit vom Bildungsstand der Eltern der Untersuchungsgruppe steht bzw. stand. Dies gilt jedoch nicht für Befragte, die während der Schulzeit eingewandert sind. Bei ihnen zeigt sich kein signi-fikanter Zusammenhang zwischen dem Bildungsstand ihrer Eltern und ihrem Informati-onsstand über das Schulsystem. Das Informationswissen ihrer Eltern über das Schulsystem steht somit nicht in Abhängigkeit vom elterlichen Bildungsstand. Vielmehr ist davon aus-zugehen, dass die Eltern eingewanderter Befragter aufgrund der Einwanderung nach Deutschland, in ein Land mit einem anderen Schulsystem als dem ihnen vorher bekannten, weniger über das deutsche Schulsystem informiert sind bzw. waren und daher weniger auf eigene Erfahrungswerte diesbezüglich zurückgreifen konnten. Zwischen dem Informati-onsstand der Eltern über das Schulsystem und dem Item zur Erfassung einer Einwande-rung (Schulbesuch im Ausland) zeigt sich schließlich ein sehr signifikanter Zusammen-hang. Folglich verweisen die Daten darauf, dass das Informationswissen dieser Eltern in Abhängigkeit einer Einwanderung während der Schulzeit zu betrachten ist und weniger im Hinblick auf den Bildungsstand der Eltern. Es kann angenommen werden, dass Eltern ein-gewanderter Schüler weniger auf eigene Erfahrungswerte bezüglich des deutschen Schul-systems zurückgreifen können, bzw. konnten, da sie dieses selbst nicht durchlaufen haben.

Sie in diesem Sinne als schulbildungsfern zu bezeichnen sind.60 Befragte, die während der Schulzeit eingewandert sind, waren daher vermutlich stärker auf bildungsspezifische Fremderfahrungen und somit Informationen und Hilfestellungen von außen angewiesen, um mögliche Bildungswege zu identifizieren und einen erfolgreichen Bildungsweg be-schreiten zu können. Nichtsdestotrotz kann davon ausgegangen werden, dass während der Schulzeit eingewanderte Befragte höherer Bildungsmilieus, trotz einer gewissen Schulbil-dungsferne ihrer Eltern im Vorteil waren, einen erfolgreichen Bildungsweg zu beschreiten als ihr bildungsfernes Aquivalent. Schließlich ist bei einer Schulbildungsferne nur von systembedingten Fremdheiten auszugehen und weniger von bildungsbezogenen.61

Der Zusammenhang zwischen den direkt erfolgreich verlaufenen Bildungswegen und dem Informationswissen der Eltern über das Schulsystem erweist sich für den Gesamtsur-vey und für die untersuchungsrelevanten Teilgruppen Befragter aus bildungspragmati-schen Herkunftsfamilien, wie auch für jene mit Migrationshintergrund als ein sehr signifi-kanter.62 In Bezug auf die indirekt erfolgreich verlaufenen Bildungswege erweist sich die-ser als nicht signifikant, weder für den Survey noch für eine der untersuchungsrelevanten Teilgruppen. Daraus ist zu folgern, dass die direkt erfolgreichen Bildungswege bei

59 siehe Anhang II Tabelle: Bildungsstand der Eltern und Informationsstand der Eltern über das deutsche Schulsystem - Signifikanzen

60 vgl. Kapitel 4.2

61 vgl. Kapitel 4.2

62 siehe Anhang II Tabelle: Informationsstand der Eltern über das deutsche Schulsystem und direkt / indirekt

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ten aus bildungspragmatischen Herkunftsfamilien und bei Befragten mit Migrationshin-tergrund in Abhängigkeit vom Informationswissen der Eltern über das deutsche Schulsys-tem beschritten worden sind. Bei Befragten aus bildungsfernen Herkunftsfamilien, Befrag-ten ohne Migrationshintergrund und jenen, die während der Schulzeit eingewandert sind, ist nicht davon auszugehen. Bei diesen Teilgruppen kann angenommen werden, dass die erfolgreichen Bildungswege unabhängig vom Informationswissen der Eltern über das deutsche Schulsystem beschritten worden sind. Die bildungsspezifischen Erfahrungswerte der Eltern dieser Teilgruppen also weniger von Bedeutung für den erfolgreichen Bil-dungsweg waren als bei Befragten bildungspragmatischer Herkunft, oder einem Migrati-onshintergrund.

7.3.2 Unterstützungsleistungen durch Instanzen außerhalb der Herkunftsfamilie

In Bezug auf Unterstützungsleistungen von Außen wurden die Befragten nach Leistungen durch Ämter, kommunale Einrichtungen, Vereine sowie durch Stiftungen und Anderer befragt. Dabei wurde angenommen, dass Befragte aus bildungsfernen Elternhäusern mit einem erfolgreichen Bildungsweg, Hilfestellung insbesondere außerhalb ihrer Herkunfts-familie erhalten haben. Es wurde davon ausgegangen, dass die erfolgreichen Bildungswe-ge Befragter aus bildungsfernen Elternhäusern in Abhängigkeit der Unterstützungsleistun-gen von außen beschritten wurden. Der Ausgangspunkt der Vermutung war die Annahme, dass Befragte aus bildungsfernen Elternhäusern auf die Hilfe und unterstützende Beratung außerhalb ihres Herkunftsmilieus angewiesen sind, da sie nur wenig bildungsrelevante Unterstützung durch ihr Elternhaus und ihr direktes soziales Umfeld erhalten können.

Gleichzeitig wurde angenommen, dass insbesondere während der Schulzeit eingewanderte Befragte mit ihrem erfolgreichen Bildungsweg im Zusammenhang mit Unterstützungsleis-tungen außerhalb der Herkunftsfamilie stehen.

Von den Befragten des Gesamtsurvey gaben 62,3 % an, keine Unterstützungsleistun-gen außerhalb ihrer Herkunftsfamilie erhalten zu haben; 6,9% gaben an Unterstützung durch Ämter erhalten zu haben; 5,9 % gaben an, durch kommunale Einrichtungen unter-stützt worden zu sein; 13,5 % gaben an, Unterstützung durch Vereine erhalten zu haben.

Lediglich 2,7 % der Befragten gaben an von einer Stiftung unterstützt worden zu sein.

Sonstige Unterstützung erhalten zu haben, gaben 10,2 % der Befragten an.63 Sonstige Un-terstützung kam dabei v. a. durch Freunde mit 2,3 %, Lehrer & Schule mit 0,6 % und 0,5

% durch ein Heim.64 Der Blick auf die untersuchungsrelevanten Teilgruppen des Survey zeigt, dass Befragte aus einem bildungsfernen Elternhaus im Vergleich zu Befragten bil-dungspragmatischer Herkunft mehr Unterstützung von außen erfahren haben. Prozentual betrachtet haben sie mehr Unterstützung durch Stiftungen (7,4 %) erhalten - wobei anzu-merken ist, dass v. a. Befragte mit Migrationshintergrund, so auch während der Schulzeit

63 siehe Anhang II Tabelle: Unterstützung von Außen - Häufigkeiten

7. DIE QUANTITATIVEN ERGEBNISSE

eingewanderte Befragte bildungsferner Herkunft, mehr Unterstützung durch Stiftungen erhalten haben als Befragte ohne Migrationshintergrund.

Die Werte zur Unterstützung durch Stiftungen überraschen im Vergleich zu Befragten bildungspragmatischer Herkunft, da in den theoretischen Vorüberlegungen von einem vergleichsweise geringeren Wert der Unterstützung durch Stiftungen bei Befragten aus Elternhäusern mit niedrigeren Bildungsniveaus ausgegangen wurde (Middendorff, u.a., 2009). Weiter haben Befragte bildungsferner Herkunft auf den ersten Blick vergleichswei-se auch mehr Unterstützung durch Ämter (13 %) und kommunale Einrichtungen (9,3 %) erfahren als Befragte anderer Teilgruppen des Survey. Der fokussierte Blick auf Befragte bildungsferner und bildungspragmatischer Herkunft zeigt allerdings ein differenziertes Bild, wenn man einen Migrationshintergrund und/oder einer Einwanderung während der Schulzeit berücksichtigt. So zeigt sich beispielsweise, dass Befragte bildungsferner Her-kunft ohne Migrationshintergrund weniger durch Ämter und kommunale Einrichtungen Unterstützung erfahren haben als ihre Peer bildungspragmatischer Herkunft.

Weniger überraschend erscheint der vergleichsweise geringe Wert der Unterstützung durch Vereine bei Befragten aus bildungsfernen Elternhäusern. Im Vergleich zu Befragten anderer Teilgruppen haben Befragte aus bildungsfernen Elternhäusern die geringste Un-terstützung durch Vereine (7,4 %) erfahren. Dabei haben Befragte bildungsferner Herkunft ohne Migrationshintergrund weniger Unterstützung durch Vereine erfahren als bildungs-ferne Befragte mit Migrationshintergrund. Es wurde angenommen, dass die Unterstützung durch Vereine bei Befragten aus bildungsfernen Elternhäusern deshalb vergleichsweise geringer ausgefallen ist, da die Mitgliedschaft in Vereinen meist mit Kosten verbunden ist.

Folglich wurde davon ausgegangen, dass nur wenige Befragte der Teilgruppe bildungsfer-ner Befragter in einem Verein Mitglied waren, da sie finanzielle Einschränkungen wäh-rend ihrer Schulzeit empfanden, bzw. sich mit diesen konfrontiert sahen.65 Rechnerisch konnte dies jedoch nicht überprüft werden, da zu einer Vereinsmitgliedschaft keine direk-ten Fragen gestellt wurden, sondern nur zu Unterstützungsleistungen durch Vereine.

In Bezug auf die Unterstützung durch sonstige Instanzen wurde angenommen, dass Befragte aus bildungsfernem Elternhaus weniger Freunde im sozialen Umfeld hatten, die sie auf ihrem Bildungsweg hätten unterstützen können. Dementsprechend zeigt sich, dass keiner der Befragten aus dieser Teilgruppe eine Unterstützung durch Freunde angegeben hat. Vielmehr wurde hier ebenfalls auf die Unterstützung durch Institutionen verwiesen (BAföG, Heim, Schule).

Trotz einer stärkeren Unterstützung Befragter aus einem bildungsfernen Elternhaus durch Stiftungen, Ämter oder kommunale Einrichtungen konnte kein signifikanter Zu-sammenhang zu ihren erfolgreichen Bildungswegen festgestellt werden.66 Im Survey lässt

65 siehe Anhang II Tabelle: Finanzielle Einschränkungen während des Bildungswegs - Häufigkeiten

66 siehe Anhang II Tabelle: Unterstützung von Außen und direkt/ indirekt erfolgreiche Bildungswege

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sich zwischen der Unterstützung durch Ämter und kommunale Einrichtungen und den direkt erfolgreichen Bildungswegen ein signifikanter Zusammenhang erkennen. Der signi-fikante Zusammenhang der Ämter mit den direkt erfolgreichen Bildungswegen bestätigt sich für Befragte bildungspragmatischer Elternhäuser und in leichter Form für Befragte ohne Migrationshintergrund. Die direkt und indirekt erfolgreichen Bildungswege der Be-fragten der anderen untersuchungsrelevanten Teilgruppen weisen keine signifikanten Zu-sammenhänge zu Unterstützungsleistungen durch Instanzen außerhalb der Herkunftsfami-lie auf. Demnach sind die erfolgreichen Bildungswege Befragter bildungsferner Herkunft und während der Schulzeit eingewanderter Befragter unabhängig von Unterstützungsleis-tungen von außen beschritten worden.

Erwartungshaltung hinsichtlich Unterstützungsleistungen durch Instanzen außerhalb der Herkunftsfamilie

Mit Blick auf die erhaltenen Unterstützungsleistungen durch Instanzen außerhalb der Her-kunftsfamilie wurde angenommen, dass sich teilweise eine bestimmte Erwartungshaltung bezüglich zu erhaltener Unterstützungsleistungen bei den jungen Erwachsenen der Unter-suchungsgruppe entwickelt hat. Das heißt, dass die Bewältigung eines erfolgreichen Bil-dungsweges in Anhängigkeit zu einer bestimmten Erwartungshaltung gegenüber Unter-stützungsleistungen zu betrachten ist. So wurde angenommen, dass aufgrund der größeren Unterstützung Befragter aus bildungsfernen Elternhäusern durch Ämter und kommunale Einrichtungen, diese sich im Vergleich zu Befragten anderer Teilgruppen bei hohen An-forderungen in ihrem Berufsleben, so auch ihrem Bildungsweg, stärker auf die Unterstüt-zung durch Behörden und Ämter verlassen und eine stärkere Erwartungshaltung in Bezug auf diese äußere Unterstützung besteht. Weiter wurde angenommen, dass Befragte bil-dungsferner Herkunft sich weniger auf die Unterstützung durch Freunde und Bekannte verlassen und dies somit auch weniger durch diese erwarten. Der Vergleich der Mittelwer-te zeigt, dass sich BefragMittelwer-te aus bildungsfernen ElMittelwer-ternhäusern in der Tat mehr auf die Un-terstützung durch Ämter und Behörden verlassen, als Befragte anderer Teilgruppen des Survey.67 Auf die Unterstützung von Freunden und Bekannten verlassen sie sich ver-gleichsweise weniger als Befragte bildungspragmatischer Herkunft.68 Die vorangestellten Vermutungen lassen sich dementsprechend untermauern und innerhalb der Untersuchung belegen.

Zwischen dem Verlassen auf eine Unterstützung durch Behörden/Ämter und den di-rekt erfolgreichen Bildungswegen Befragter aus bildungsfernen Elternhäusern konnte ein signifikanter Zusammenhang festgestellt werden, jedoch keiner zu den indirekt erfolgrei-chen Bildungswegen.69 Ihre direkt erfolgreichen Bildungswege sind somit in

67 siehe Anhang II Tabelle: Verlassen auf die Unterstützung durch Behörden und Ämter - Mittelwerte

68 siehe Anhang II Tabelle: Verlassen auf die Unterstützung durch Freunde und Bekannte - Mittelwerte

69 siehe Anhang II Tabelle: Verlassen auf die Unterstützung durch Behörden und Ämter und direkt / indirekt

7. DIE QUANTITATIVEN ERGEBNISSE

keit einer erwarteten Unterstützung durch Behörden und Ämter beschritten worden. Da-von ausgehend kann angenommen werden, dass eine gewisse Erwartungshaltung Hilfe-stellung durch Ämter zu erhalten speziell das Beschreiten eines direkt erfolgreichen Bil-dungsweges Befragter bildungsferner Herkunft begünstigt hat. Zwischen dem Verlassen auf eine Unterstützung durch Freunde und Bekannte und den direkt, indirekt erfolgreichen Bildungswegen konnte für die Teilgruppe Befragter aus bildungsfernen Elternhäusern kein signifikanter Zusammenhang festgestellt werden. Ihre erfolgreichen Bildungswege sind demnach unabhängig von einer Erwartungshaltung gegenüber einer Unterstützung durch Freunde und Bekannte beschritten worden. Interessanterweise lässt sich allerdings für die direkt erfolgreichen Bildungswege Befragter mit Migrationshintergrund ein signifikanter Zusammenhang diesbezüglich feststellen.70 Es lässt sich daher vermuten, dass Befragte bildungsferner Milieus eine größere Erwartungshaltung gegenüber der Unterstützung durch Behörden und Ämter auf ihrem Bildungsweg haben bzw. hatten als gegenüber Freunden und Bekannten. Im Hinblick auf die signifikante Erwartungshaltung einer Un-terstützung durch Freunde und Bekannte Befragter mit Migrationshintergrund und ihrer direkt erfolgreichen Bildungswege kann angenommen werden, dass diese im Gegensatz zur Unterstützung durch Behörden und Ämter bedeutender für Bildungserfolge junger Erwachsener mit Migrationshintergrund sind und innerhalb der Untersuchungsgruppe wa-ren. Es kann angenommen werden, dass so v. a. auch die Peerberatung, wie auch die mi-lieuinterne Beratung wichtig für das Beschreiten erfolgreicher Bildungswege Kinder und Jugendlicher mit Migrationshintergrund sind. Dieser Vermutung ist innerhalb der qualita-tiven Untersuchung weiter nachzugehen.

Wohnumfeld und Freundschaftsbeziehungen

Hinsichtlich eines Zusammenhangs zwischen dem Wohnumfeld und den erfolgreichen Bildungswegen der Befragten wurde angenommen, dass Befragte mit einem erfolgreichen Bildungsweg, in einem überwiegend deutsch geprägten Stadtvierteln aufgewachsenen sind. Dabei wurde davon ausgegangen, dass bildungsspezifisches Wissen im Zusammen-hang mit (Fremd-) Erfahrungen sogenannter Einheimischer steht, die selbst Erfahrungen mit dem deutschen Schulsystem besitzen. Von den Befragten des Gesamtsurvey gaben 9,6% an, in einem Stadtviertel aufgewachsen zu sein, in welchem überwiegend Migranten gelebt haben. 65,5 % aller Befragten gaben an, in einem Stadtviertel mit überwiegend Deutschen aufgewachsen zu sein; 21,7 % aller Befragten gaben an in einem gemischten Stadtviertel aus Deutschen und Migranten aufgewachsen zu sein; 3,2 % aller Befragten machten hierzu keine Angaben.71 Befragte aus bildungsfernern Elternhäusern sind über-wiegend in Wohnvierteln mit deutschen Einwohnern aufgewachsen (42,6 %). Dies lässt

70 siehe Anhang II Tabelle: Verlassen auf die Unterstützung durch Freunde und Bekannte und direkt / indi-rekt erfolgreiche Bildungswege - Signifikanzen

7. DIE QUANTITATIVEN ERGEBNISSE

sich als untypisch werten und einen Zusammenhang zwischen dem Wohnviertel und den erfolgreichen Bildungswegen vermuten. So lässt sich für den Survey zwischen dem Stadt-, bzw. Wohnviertel und den direkt erfolgreichen Bildungswegen ein sehr signifikanter Zu-sammenhang feststellen. Dieser bestätigt sich jedoch nicht für die einzelnen Teilgruppen.

Zwischen dem Stadt-/Wohnviertel und den indirekt erfolgreichen Bildungswegen lässt sich weder für den Gesamtsurvey, noch in Bezug auf die Teilgruppen ein signifikanter Zusammenhang feststellen.72 Dementsprechend kann angenommen werden, dass die di-rekt erfolgreichen Bildungswege durchaus im Zusammenhang zum Wohnviertel stehen, auch wenn sich dies nicht für die Teilgruppen bestätigt hat. Inwiefern dieser Zusammen-hang zu werten ist, muss über die qualitative Untersuchung geklärt werden. Interessant an dem signifikanten Ergebnis ist v. a., dass diese Ergebnisse andere aktuelle Studien wider-spiegeln. So wird beispielsweise in der Studie von Helbig (2010) auf einen Zusammen-hang zwischen Wohnquartieren und den schulischen Leistungen geschlossen. Dabei wird dem sozialen Hintergrund der Nachbarschaft eine tragende Rolle attestiert. Somit stellt sich das signifikante Ergebnis den Überlegungen der geringeren Schutzfunktion des Wohnumfelds als Bildung fördernder Faktor gegenüber (Lösel, 2008, S. 66 In Opp; u.a., 2008).

Ausgehend von den Zusammenhängen der Bildungswege mit der Wohnumgebung, wurde zwischen den Freundschaftsbeziehungen der Befragten zu anderen sozialen Schich-ten und den erfolgreichen Bildungswegen ein Zusammenhang vermutet. Insbesondere wurde davon ausgegangen, dass der soziale Umgang zu Freunden höherer Schichten sich positiv auf die erfolgreichen Bildungswege ausgewirkt hat. Die Befragten wurden danach gefragt, ob sie während ihrer Schulzeit Freunde aus anderen Schichten besaßen. Freunde aus anderen Schichten besaßen 63,2 % aller Befragten; lediglich 12,6 % aller Befragten verneinten diese Antwort; 24,2 % aller Befragten enthielten sich einer Antwort.73 Von den Befragten aus einem bildungsfernern Elternhaus gaben 50 % an Freunde aus anderen Schichten gehabt zu haben. Befragte, die während der Schulzeit eingewandert sind, besa-ßen mit 39,6 % am wenigstens Freunde aus anderen Schichten. Zwischen Freundschafts-beziehungen zu anderen Schichten und den erfolgreichen Bildungswegen ließ sich weder zum direkten noch zum indirekt erfolgreichen Bildungsweg ein signifikanter Zusammen-hang feststellen.74 Die Freundschaftsbeziehungen zu anderen Schichten lassen somit keine Rückschlüsse auf einen positiven Zusammenhang auf die erfolgreichen Bildungswege schließen.

72 siehe Anhang II Tabelle: Wohnumgebung bzw. Stadtviertel und direkt/ indirekt erfolgreiche Bildungswe-ge - Signifikanzen

73 siehe Anhang II Tabelle: Freundschaftsbeziehungen zu anderen Schichten - Häufigkeiten

74 siehe Anhang II Tabelle: Freundschaftsbeziehungen zu anderen Schichten und direkt/ indirekt erfolgreiche

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Gleicher Bildungsweg /Vorbild

Die beschrittenen Bildungswege des Survey wurden auf ihre Zusammenhänge zu ähnli-chen Bildungswegen aus dem sozialen Umfeld getestet sowie einem mögliähnli-chen Einfluss von Personen außerhalb der Herkunftsfamilie als Vorbilder und externe Anregung. Das Konzept des Vorbilds wurde dabei im Gegensatz zu der Beurteilung und Benennung von Personen im sozialen Umfeld, die einen ähnlichen Bildungsweg gegangen sind als schwie-rige Untersuchungsgröße empfunden. Schließlich hängt die Bezeichnung einer Person als Vorbild von einem bewusst vergebenen Label durch ein Subjekt ab. Die Betrachtung und Zuschreibung von ähnlichen Bildungswegen von Personen aus dem sozialen Umfeld kann dagegen als Vorbild im Unbewussten eines Subjekts verweilen. Es wurde angenommen, dass Befragte, die im sozialen Umfeld Personen kannten, die selbst einen höheren Bil-dungsweg gegangen sind, eher dazu neigten, einen erfolgreichen BilBil-dungsweg einzuschla-gen. Folglich wurde angenommen, dass das soziale Umfeld Vorbildfunktion für den eige-nen Bildungsweg hatte. In Bezug auf bewusst gewählte Vorbilder wurde ebenfalls ange-nommen, dass sie einen positiven Einfluss auf das Beschreiten eines erfolgreichen Bil-dungsweges hatten.

Insgesamt gaben 18,7 % aller Befragten an Personen mit gleichem Bildungsweg im sozialen Umfeld zu haben; 7,2 % aller Befragten verneinten diese Frage; 74,1 % aller Be-fragten machten hierzu keine Angaben75 Befragte aus einem bildungsfernen Elternhaus hatten in ihrem sozialen Umfeld vergleichsweise weniger Personen mit gleichem

Insgesamt gaben 18,7 % aller Befragten an Personen mit gleichem Bildungsweg im sozialen Umfeld zu haben; 7,2 % aller Befragten verneinten diese Frage; 74,1 % aller Be-fragten machten hierzu keine Angaben75 Befragte aus einem bildungsfernen Elternhaus hatten in ihrem sozialen Umfeld vergleichsweise weniger Personen mit gleichem