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7. DIE QUANTITATIVEN ERGEBNISSE

7.4 Risiko-/Schutzfaktor: Bildungsaspirationen

7.4.1 Bildungsaspirationen der Eltern

Die Bildungsaspirationen der Eltern wurden in der Untersuchung durch die subjektive Bewertung der Befragten des von ihnen empfundenen elterlichen Interesse an ihrer Schul-bildung, ihrer Bewertung der Beteiligung ihrer Eltern an ihrer Schulbildung und den Un-terstützungsleistungen durch ihre Eltern wie beispielsweise bei den Hausaufgaben oder der Förderung der persönlichen Entwicklung der Befragten, erfasst. Das Informationswis-sen der Eltern über das deutsche Schulsystem wurde als Komponente elterlicher Bildungs-aspiration mitberücksichtigt. Bildungsspezifische Erfahrungswerte wurden als ein Aus-gangspunkt für die Ausprägung von Bildungsaspirationen betrachtet.

Interesse der Eltern an der Schulbildung

Das Interesse der Eltern an der Schulbildung ihrer Kinder zeigt sich im Survey mit einem Mittelwert von M 1,8964 und somit als starkes Interesse.79 Von den Befragten bewerteten 46,6 % das Interesse ihrer Eltern an ihrer Schulbildung als sehr stark. Nur 1,5 % bewerte-ten dieses als sehr gering. Befragte bildungsferner Herkunft bewertebewerte-ten das Interesse ihrer Eltern an ihrer Schulbildung im Vergleich zu Befragten bildungspragmatischer Herkunft niedriger (M 2,1509 zu M 1,9514). Es ist jedoch anzumerken, dass Befragte bildungsfer-ner Herkunft ohne Migrationshintergrund, dass Interesse ihrer Eltern an der Schulbildung stärker bewerten, als ihre bildungspragmatische Peer (M 1,7333 zu M 1,9206). Weiter ist

7. DIE QUANTITATIVEN ERGEBNISSE

auch interessant, dass das empfundene Interesse der Eltern Befragter ohne Migrationshin-tergrund stärker ist als bei Befragten mit MigrationshinMigrationshin-tergrund. Darüber hinaus zeigt sich, dass das empfundene Interesse während der Schulzeit eingewanderten Befragter stärker ist als von Befragten mit Migrationshintergrund ohne Einwanderungsgeschichte.

Demnach lassen sich die theoretischen Vermutungen, dass das Interesse der Eltern an der Schulbildung ihrer Kinder von Eltern von während der Schulzeit eingewanderten Befrag-ten höher ist als bei BefragBefrag-ten, die längere Zeit in Deutschland gelebt haben innerhalb des Survey untermauern (Menke, 2011) - die theoretische Vermutung, dass das Interesse der Eltern an der Schulbildung ihrer Kinder bei Migranteneltern mit einer längeren Dauer der Migration abnimmt, lässt sich ebenso weiter stärken (Diefenbach, 2007).

Zwischen dem Interesse der Eltern an der Schulbildung ihrer Kinder und dem Bil-dungsstand der Eltern der Befragten lässt sich im Survey kein signifikanter Zusammen-hang erkennen.80 Dies gilt für alle untersuchungsrelevanten Teilgruppen. Das heißt, dass das Interesse der Eltern an der Schulbildung ihrer Kinder unabhängig von ihrem Bildungs-stand zu werten ist. Der BildungsBildungs-stand war somit nicht relevant für das Interesse der El-tern an der Schulbildung der Befragten. Vielmehr scheint das Informationswissen über das deutsche Schulsystem und somit die bildungsspezifischen Erfahrungswerte von Bedeu-tung für das elterliche Bildungsinteresse zu sein. Es lässt sich ein sehr signifikanter Zu-sammenhang zwischen dem Interesse der Eltern an der Schulbildung und dem Informati-onswissen der Eltern über das deutsche Schulsystem feststellen.81 Die Eltern der Befragten weisen ein subjektiv stärker empfundenes Interesse an der Schulbildung ihrer Kinder auf, wenn sie als informierter über die systembedingten Anforderungen des Schulsystems und dessen Möglichkeiten bewertet worden sind.82

In Bezug auf die direkt, wie indirekt erfolgreich verlaufenden Bildungsweg zeigt sich kein signifikanter Zusammenhang zum Interesse der Eltern an der Schulbildung ihrer Kin-der.83 Die direkt erfolgreichen, wie indirekt erfolgreichen Bildungswege sind unabhängig vom subjektiv empfundenen Interesse der Eltern an der Schulbildung beschritten worden.

Das gilt für fast alle untersuchungsrelevanten Teilgruppen des Survey. Nur bei Befragten bildungspragmatischer Herkunft ohne Migrationshintergrund lässt sich schließlich ein leicht signifikanter Zusammenhang zwischen dem elterlichen Interesse an der Schulbil-dung und den direkt erfolgreich verlaufenen BilSchulbil-dungswegen feststellen. Ihre direkt erfolg-reichen Bildungswege sind in Abhängigkeit vom empfundenen elterlichen Interesse be-schritten worden. Insgesamt ist aus den Werten für das Survey zu schließen, dass die

80 siehe Anhang II Tabelle: Interesse der Eltern an der Schulbildung und Bildungsstand der Eltern - Signifi-kanzen

81 siehe Anhang II Tabelle: Interesse der Eltern an der Schulbildung und Informationsstand der Eltern über das deutsche Schulsystem - Signifikanzen

82 siehe Anhang II Tabelle: Interesse der Eltern an der Schulbildung und Informationsstand der Eltern über das deutsche Schulsystem - Häufigkeiten

83 siehe Anhang II Tabelle: Interesse der Eltern an der Schulbildung und direkt/ indirekt erfolgreiche

Bil-7. DIE QUANTITATIVEN ERGEBNISSE

dungsaspirationen der Eltern, im Sinne des Interesses an der Schulbildung, nicht zwangs-läufig als Ausgangspunkt ihres erfolgreichen Bildungsweges zu betrachten sind. Die bil-dungsspezifischen Erfahrungswerte der Eltern spielen allerdings eine bedeutende Rolle in der Ausprägung elterlichen Bildungsinteresses. Der Bildungsstand der Eltern erweist sich als unwichtig hinsichtlich des empfundenen elterlichen Interesses an der Schulbildung der Befragten. Zumindest lassen die vorangegangenen quantitativen Werte nicht darauf schließen. Die qualitative Untersuchung kann hierzu einen tieferen Einblick und Erklärung bieten.

Beteiligung der Eltern an der Schulbildung

Die Beteiligung der Eltern an der Schulbildung der Befragten wies im Survey einen Mit-telwert von M 2,42 auf.84 Im Gesamtsurvey gaben 30,9 % der Befragten eine sehr starke Beteiligung ihrer Eltern an ihrer Schulbildung an; nur 3,7 % gaben an, dass sich ihre El-tern gar nicht beteiligten. Befragte bildungsferner Herkunft bewerteten die schulische Be-teiligung ihrer Eltern im Vergleich zu Befragten bildungspragmatischer Herkunft geringer (M 3,0926 zu 2,4162). Insbesondere Befragte bildungsferner Herkunft und einem Migrati-onshintergrund werten die Beteiligung ihrer Eltern im Vergleich zu anderen untersu-chungsrelevanten Teilgruppen am geringsten (M 3,2857). Der Bildungsstand der Eltern zeigt sich jedoch in keinem signifikanten Zusammenhang zur elterlichen Beteiligung an der Schulbildung der Befragten.85 Der Bildungsstand der Eltern ist dem zur Folge wenig bedeutend für die elterliche Beteiligung an der Schulbildung der Befragten gewesen.

Bei näherer Betrachtung des Aspekts elterlicher Unterstützung bei den Hausaufgaben, welche als konkretes Beispiel schulischer Beteiligung herangezogen wurde, zeigt sich jedoch sehr wohl ein sehr signifikanter Zusammenhang zum Bildungsstand der Eltern.86 Es wurde angenommen, dass Eltern mit einem höheren Bildungsstand es einfacher hatten ihren Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen und sich dementsprechend an der Schulbil-dung zu beteiligen. Der signifikante Zusammenhang bestätigte sich für Befragte ohne Migrationshintergrund, jedoch nicht für jene mit Migrationshintergrund oder während der Schulzeit Eingewanderter. Das bedeutet, dass die Hausaufgabenbetreuung bei Befragten ohne Migrationshintergrund in Abhängigkeit des Bildungsstandes der Eltern stand und bei Befragten mit Migrationshintergrund und während der Schulzeit Eingewanderter nicht.

Bei Befragten mit Migrationshintergrund und eingewanderten Befragten ist davon auszu-gehen, dass der Bildungsstand der Eltern keine Rolle in der Hausaufgabenbetreuung der Befragten spielte – was zunächst verwundert. Der Blick auf die prozentualen Angaben zur Hausaufgabenbetreuung der Eltern verweist ebenfalls auf die Bedeutung des elterlichen

84 siehe Anhang II Tabelle: Beteiligung der Eltern an der Schulbildung - Mittelwerte

85 siehe Anhang II Tabelle: Beteiligung der Eltern an der Schulbildung und Bildungsstand der Eltern - Signi-fikanzen

86 siehe Anhang II Tabelle Hausaufgabenbetreuung durch Eltern und Bildungsstand der Eltern -

Signifikan-7. DIE QUANTITATIVEN ERGEBNISSE

Bildungsstands für die Hausaufgabenbetreuung. Von den Befragten aus bildungspragmati-schen Elternhäusern gaben 41,5 % an Hausaufgabenbetreuung durch ihre Eltern erhalten zu haben. Bei Befragten aus bildungsfernen Elternhäusern gaben dies nur 11,1 % an.87 Der Vergleich der Werte Befragter mit (46,5 %) und ohne Migrationshintergrund (25,6 %) und auch jener, die während der Schulzeit eingewandert sind (22,5 %), lässt darauf schließen, dass neben dem Bildungsstand der Eltern weitere Faktoren im Zusammenhang der elterli-chen Unterstützung bei den Hausaufgaben zu berücksichtigen sind. Sprachschwierigkeiten können als ein möglicher Faktor hierfür benannt werden. Von den Befragten mit Migrati-onshintergrund gaben 39,1 % an mit ihren Eltern in der Herkunftssprache zu kommunizie-ren und 20,3 % gaben an in Deutsch mit ihkommunizie-ren Eltern zu sprechen. Bei Befragten, die wäh-rend der Schulzeit eingewandert sind, kommunizieren nur 9,1 % in Deutsch mit ihren El-tern und 51,9 % ausschließlich in ihrer Herkunftssprache.88 Mangelnde Sprachkenntnisse im Deutschen können als eine Ursache für die Wahl der Herkunftssprache vermutet wer-den. Es kann davon ausgegangen werden, dass Eltern mit Migrationshintergrund aufgrund von Sprachbarrieren im Deutschen, unabhängig von ihrem Bildungsstand, weniger in der Lage waren den Befragten bei den Hausaufgaben zur Seite zu stehen. Zwischen dem Sprachverhalten mit den Eltern und der Hausaufgabenbetreuung durch die Eltern zeigt sich für Befragte mit Migrationshintergrund ein leicht signifikanter Zusammenhang. Für Befragte, die während der Schulzeit eingewandert sind, kann dies nicht festgestellt wer-den. Es kann daher angenommen werden, dass die Hausaufgabenbetreuung durch die El-tern, insbesondere bei Befragten mit Migrationshintergrund, in Abhängigkeit des Sprach-verhaltens mit den Eltern stand.

Weiter wurde angenommen, dass das Interesse der Eltern an der Schulbildung im Zu-sammenhang mit der schulischen Beteiligung der Eltern steht. Der Signifikanztest ergab für den Gesamtsurvey einen sehr signifikanten Zusammenhang zwischen den beiden I-tems.89 In Bezug auf Befragte bildungsferner Herkunft ohne Migrationshintergrund und während der Schulzeit Eingewanderter kann dieser signifikante Zusammenhang nicht festgestellt werden. Dies bedeutet, dass die schulische Beteiligung in Abhängigkeit zum Interesse der Eltern an der Schulbildung ihrer Kinder stand. Dies gilt jedoch nicht für Be-fragte bildungsferner Herkunft ohne Migrationshintergrund und während der Schulzeit Eingewanderter. Bei ihnen ist die elterliche Beteiligung unabhängig von ihrem Interesse an der Schulbildung zu werten.

In Bezug auf die Hausaufgabenbetreuung durch die Eltern zeigt sich ebenfalls ein sehr signifikanter Zusammenhang zum Interesse der Eltern an der Schulbildung der

87 siehe Anhang II Tabelle: Hausaufgabenbetreuung durch Eltern - Häufigkeiten

88 siehe Anhang II Tabelle: Sprachverhalten mit den Eltern - Häufigkeiten

89 Interesse und Informationen standen nur bei Befragten aus bildungsfernen Elternhäusern in keinem Zu-sammenhang. Das gleiche Bild spiegelt sich bei Befragten bildungsferner Elternhäuser auch in Bezug auf den Informationsstand der Eltern über das Schulsystem und ihrer schulischen Beteiligung wider.

Siehe Anhang II Tabelle: Interesse der Eltern an de Schulbildung und Beteiligung der Eltern an der

Schul-7. DIE QUANTITATIVEN ERGEBNISSE

ten.90 Allerdings differenziert sich diese Signifikanz hinsichtlich der untersuchungsrele-vanten Teilgruppen stärker als die generelle Beteiligung der Eltern an der Schulbildung.

So ist der Unterschied zwischen Befragten bildungsferner Herkunft und bildungspragmati-scher Herkunft am offensichtlichsten. Demnach kann für den Gesamtsurvey zunächst an-genommen werden, dass die Hausaufgabenbetreuung in Abhängigkeit des elterlichen Inte-resses an der Schulbildung steht. Bei Befragten bildungsferner Herkunft und jenen mit Migrationshintergrund, sowie bei Befragten, die während der Schulzeit eingewandert sind, ist davon auszugehen, dass das Interesse der Eltern als irrelevant für ihre Hilfestellungen bei den Hausaufgaben der Befragten zu werten ist.

Das Informationswissen der Eltern über das deutsche Schulsystem kann als ein weite-rer Faktor in der elterlichen Beteiligung an der Schulbildung angeführt werden. Dieses erweist sich als sehr signifikant im Zusammenhang zur Beteiligung der Eltern an der Schulbildung der Befragten, wie auch zur Hausaufgabenbetreuung durch die Eltern.91 Al-lerdings zeigt sich auch hier ein Unterschied zwischen Befragten bildungsferner Herkunft und Befragten bildungspragmatischer Herkunft. Bei Befragten bildungsferner Herkunft erweist sich das Informationswissen, als nicht relevanter Faktor für die Beteiligung der Eltern an der Schulbildung oder der Hausaufgabenbetreuung. Somit kann zunächst eben-falls vom Survey ausgehend, angenommen werden, dass die schulische Beteiligung und die Hausaufgabenbetreuung in Abhängigkeit des Informationswissens der Eltern über das Schulsystem standen. Demnach haben stärker informierte Eltern sich stärker an der Schul-bildung der Befragten beteiligt und sie stärker bei ihren Hausaufgaben unterstützt. Bei Befragten bildungsferner Herkunft kann angenommen werden, dass das Informationswis-sen keinen oder nur einen gering bedeutenden Faktor für die schulische Beteiligung stellte.

Die erfolgreichen Bildungswege der Befragten sind unabhängig von einer elterlichen Hausaufgabenbetreuung beschritten worden. Dies gilt für alle untersuchungsrelevanten Teilgruppen. Die Beteiligung der Eltern an der Schulbildung zeigt sich allerdings in einem sehr signifikanten Zusammenhang zu den direkt erfolgreichen Bildungswegen der Befrag-ten des Gesamtsurvey und bestätigt sich auch für die Teilgruppe Befragter bildungsprag-matischer Herkunft und jener mit Migrationshintergrund. Die indirekt erfolgreichen Bil-dungswege zeigen sich insgesamt - für den Survey und die untersuchungsrelevanten Teil-gruppen - als unabhängig von der elterlichen schulischen Beteiligung. Demnach zeigt sich eine weitere Differenz zwischen Befragten bildungsferner und bildungspragmatischer Herkunft. Befragte bildungspragmatischer Herkunft haben ihren direkt erfolgreichen Bil-dungsweg in Abhängigkeit von der elterlichen Beteiligung an der Schulbildung beschrit-ten. Befragte bildungsferner Herkunft hingegen haben ihren direkt erfolgreichen

90 siehe Anhang II Tabelle: Interesse der Eltern und Hausaufgabenbetreuung durch Eltern - Signifikanzen

91 siehe Anhang II Tabellen: Informationen der Eltern über das Schulsystem und Hausaufgabenbetreuung durch Eltern – Signifikanzen; Informationen der Eltern über das Schulsystem und Schulbeteiligung der El-tern– Signifikanzen; Informationen der Eltern über das Schulsystem und Interesse der Eltern an der

Schul-7. DIE QUANTITATIVEN ERGEBNISSE

dungsweg unabhängig von der elterlichen Beteiligung an ihrer Schulbildung beschritten.92 Damit erhärtet sich die Vermutung, dass je höher der Bildungsstand der Eltern, desto stär-ker ist der Zusammenhang zu einem direkt erfolgreichen Bildungsweg. Je geringer das Bildungsniveau der Eltern, desto weniger relevant ist dieses für das Beschreiten eines er-folgreichen Bildungsweges. Die direkt erer-folgreichen Bildungswege Befragter ohne Migra-tionshintergrund sind unabhängig von der elterlichen schulischen Beteiligung beschritten worden; die direkt erfolgreichen Bildungswege Befragter mit Migrationshintergrund sind in Abhängigkeit von der elterlichen schulischen Beteiligung beschritten worden. Es kann daher vermutet werden, dass besonders Befragte mit Migrationshintergrund beim Be-schreiten ihres direkt erfolgreichen Bildungsweges durch ihre Eltern schulisch unterstützt wurden. Dabei ist jedoch zwischen während der Schulzeit eingewanderten und nicht-eingewanderten Befragten mit Migrationshintergrund zu unterscheiden. Bei Befragten die während der Schulzeit eingewandert sind sowie bei Befragten ohne Migrationshintergrund ist anhand der Werte davon auszugehen, dass die elterliche Beteiligung weniger von Be-deutung für das Beschreiten ihrer erfolgreichen Bildungswege war.

Förderung der persönlichen Entwicklung durch die Eltern

Der Blick auf die subjektive Bewertung der Befragten der Förderung ihrer persönlichen Entwicklung durch ihre Eltern zeigt für den Gesamtsurvey einen Mittelwert von M 2,7970.93 Die empfundene Förderung der persönlichen Entwicklung durch die Eltern liegt somit im guten Mittelfeld der Bewertungsmöglichkeiten. Der differenzierte Blick auf die untersuchungsrelevanten Teilgruppen zeigt, dass Befragte bildungsferner Herkunft sich im Gegensatz zu Befragten bildungspragmatischer weniger durch ihre Eltern gefördert ge-fühlt haben (M 3,1887 zu M 2,7925). Befragte ohne Migrationshintergrund haben sich etwas stärker durch ihre Eltern in ihrer persönlichen Entwicklung gefördert gefühlt als Befragte mit Migrationshintergrund oder auch einer Einwanderungsgeschichte während der Schulzeit (M 2,4630 zu M 2,6550 bzw. M 2,5270). Interessant ist dabei, dass Befragte, die während der Schulzeit eingewandert sind, sich etwas stärker durch ihre Eltern in ihrer persönlichen Entwicklung gefördert gefühlt haben als ihre länger in Deutschland lebende Peer (M 2,5270 zu M 2,6550).

Zwischen der Förderung der persönlichen Entwicklung durch die Eltern und den di-rekt, wie indirekt erfolgreichen Bildungswegen zeigt sich für den Gesamtsurvey und für alle untersuchungsrelevanten Teilgruppen kein signifikanter Zusammenhang.94 Dement-sprechend ist davon auszugehen, dass die Förderung der persönlichen Entwicklung

92 siehe Anhang II Tabelle: Schulbeteiligung der Eltern und direkt / indirekt erfolgreiche Bildungswege - Signifikanzen

93 siehe Anhang II Tabelle: Förderung der persönlichen Entwicklung- Mittelwerte

94 siehe Anhang II Tabelle: Förderung der persönlichen Entwicklung und direkt/ indirekt erfolgreiche

Bil-7. DIE QUANTITATIVEN ERGEBNISSE

samt zweitrangig für das Beschreiten eines erfolgreichen Bildungsweges ist, bzw. für die vorliegenden Bildungswege der Untersuchungsgruppe war.

7.4.4 Bildungsmotivation der Untersuchungsgruppe

Der Blick auf das subjektive Bildungsinteresse der Befragten wurde im Fragebogen über mehrere Items erfasst. Fokussiert wurden dabei die Bedeutung der Schule für die Befrag-ten, berufliche Ziele als Jugendliche, die Bedeutung von Karriere und Karriereplänen, so-wie generelle Zukunftsaussichten. Es wurde vermutet, dass die erfolgreichen Bildungswe-ge im Zusammenhang mit Karriereplänen und beruflichen Zielen stehen. So wurde anBildungswe-ge- ange-nommen, dass jene, die bereits als Jugendliche berufliche Ziele hatten, einen erfolgreichen Bildungsweg gegangen sind. Dies wurde insbesondere für Befragte bildungsferner Her-kunft angenommen. Ebenso wurde angenommen, dass besonders jene Befragte, die einen festen Karriereplan haben und welchen die Karriere wichtig ist, eher einen erfolgreichen Bildungsweg gegangen sind. Darüber hinaus wurde angenommen, dass jene, die eher po-sitive private, berufliche und finanzielle Zukunftsaussichten haben, einen erfolgreichen Bildungsweg eingeschlagen haben.

Wichtigkeit der Schule

Die Bedeutung der schulischen Bildung wurde über die Frage nach der Wichtigkeit der Schule für die Befragten erfasst. Der Mittelwert weist einen Wert von M 2,4438 für den Survey auf.95 Am wichtigsten erwies sich die Schule für Befragte, die während der Schul-zeit eingewandert sind (M 1,8716). Am wenigsten wichtig erwies sich die Schule für Be-fragte aus bildungspragmatischen Elternhäusern (M 2,4556). BeBe-fragte aus bildungsfernen Elternhäusern empfanden die Schule als bedeutender als Befragte bildungspragmatischer Herkunft (M 2,1887). Demnach kann angenommen werden, dass die Schule von größerer Bedeutung für Kinder und Jugendliche bildungsferner Herkunft ist als für jene bildungs-pragmatischer Herkunft. Zwischen der Wichtigkeit der Schule der Befragten und den di-rekt erfolgreichen Bildungswegen lässt sich kein signifikanter Zusammenhang feststel-len.96 Dies gilt für alle untersuchungsrelevanten Gruppen. Es kann angenommen werden, dass die Bedeutung der Schule weniger relevant für das Beschreiten eines erfolgreichen Bildungsweges ist. In Bezug auf die indirekt erfolgreichen Bildungswege und die Wich-tigkeit der Schule lässt sich nur ein gering signifikanter Zusammenhang für die Wege Be-fragter mit Migrationshintergrund feststellen. Demnach sind die indirekt erfolgreichen Bildungswege unabhängig von der Bedeutung von Schule beschritten worden. Nur bei Migrantenkindern und –jugendlichen ist davon auszugehen, dass indirekt erfolgreiche Bil-dungswege in Abhängigkeit von der Bedeutung von Schule beschritten werden.

95 siehe Anhang II Tabelle: Wichtigkeit der Schule - Mittelwerte

96 siehe Anhang II Tabelle: Wichtigkeit der Schule und direkt/ indirekt erfolgreiche Bildungswege –

Signifi-7. DIE QUANTITATIVEN ERGEBNISSE

Berufliche Ziele als Jugendliche

Von den Befragten des Survey gaben 17,8 % an während der Schulzeit, als Jugendliche bereits berufliche Ziele gehabt zu haben; 9,9 % verneinten dies.97 Der Blick auf die Teil-gruppen zeigt, dass Befragte aus bildungsfernen Elternhäusern prozentual betrachtet häu-figer ein berufliches Ziel als Jugendliche hatten, als Befragte aus bildungspragmatischen Elternhäusern (25,9 % zu 20,4 %). Befragte bildungsferner Herkunft ohne Migrationshin-tergrund weisen zu ihrer bildungspragmatischen Peer die größten prozentualen Unter-schiede auf (6,7 % zu 29,3 %), als Befragte bildungsferner Herkunft mit Migrationshin-tergrund zu ihrer bildungspragmatischen Peer (34,3 % zu 32,1 %). Eingewanderte Befrag-te bildungsferner Herkunft weisen im Vergleich zu ihrer bildungspragmatischen Peer e-benfalls einen großen Unterschied auf (16,7 % zu 35,1 %). Zwischen den beruflichen Zie-len als Jugendlicher und den erfolgreichen Bildungswegen lässt sich nur für die direkt erfolgreichen Bildungswege Befragter ohne Migrationshintergrund ein signifikanter Zu-sammenhang feststellen.98 Für den Gesamtsurvey erweist sich der Zusammenhang als nicht signifikant in Bezug auf die erfolgreichen Bildungswege. Demnach kann angenom-men werden, dass die direkt erfolgreichen Bildungswege Befragter ohne Migrationshin-tergrund in Abhängigkeit von beruflichen Zielen als Jugendlicher beschritten worden sind.

Die direkt erfolgreichen Bildungswege Befragter anderer Teilgruppen sind unabhängig von beruflichen Zielen beschritten worden. Die indirekt erfolgreichen Bildungswege sind ebenfalls als unabhängig von beruflichen zielen als Jugendliche beschritten worden. Es kann angenommen werden, dass für Befragte bildungsferner Herkunft frühe Bildungs- und Berufsziele nicht bedeutend für das Beschreiten eines erfolgreichen Bildungsweges sind.

Wichtigkeit von Karriere

Die Bedeutung einer Karriere zeigt sich im Survey mit einem Mittelwert von M 2,6469 und somit stärker auf der Seite eines erstrebenswerten Ziels.99 Befragte aus bildungsfernen Elternhäusern weisen im Vergleich zu Befragten bildungspragmatischer Herkunft einen weniger karrierebewussten Mittelwert auf (M 2,8065 zu M 2,5991). Ihnen ist Karriere demnach weniger wichtig als den Befragten der anderen Gruppen. Sie weisen vergleichs-weise auch eine geringere Anzahl an festen Karriereplänen auf (11,1 % zu 12,9%).100 Inte-ressant ist insbesondere, dass eingewanderte Befragte im Vergleich der untersuchungsre-levanten Teilgruppen, das größte Karrierebewusstsein haben (M 2,2564) und am

Die Bedeutung einer Karriere zeigt sich im Survey mit einem Mittelwert von M 2,6469 und somit stärker auf der Seite eines erstrebenswerten Ziels.99 Befragte aus bildungsfernen Elternhäusern weisen im Vergleich zu Befragten bildungspragmatischer Herkunft einen weniger karrierebewussten Mittelwert auf (M 2,8065 zu M 2,5991). Ihnen ist Karriere demnach weniger wichtig als den Befragten der anderen Gruppen. Sie weisen vergleichs-weise auch eine geringere Anzahl an festen Karriereplänen auf (11,1 % zu 12,9%).100 Inte-ressant ist insbesondere, dass eingewanderte Befragte im Vergleich der untersuchungsre-levanten Teilgruppen, das größte Karrierebewusstsein haben (M 2,2564) und am